Auch 2016 wollen uns die Isländer offensichtlich mit Gewalt von ihrer schönen Insel fernhalten: diesen Samstag entschieden sie sich mit María Ólafsdóttir für eine barfüßig auftretende Piepsmaus und eine tausend Mal gehörte Midtempoballade von der Stange. Dass Marías Performance wirkte, als habe Kristina Pelakova (SK 2010) ‘Only Teardrops’ (DK 2013) inszeniert, und sie mit dem Songtitel ‘Unbroken’ gar wortkompositorische Anleihen bei Sanna Nielsen (SE 2014) nahm, dürfte ihr in Wien nichts nützen: auch wenn seit 2011 alle zwei Jahre seichtes Mittelmaß gewinnt, langweilt der isländische Beitrag so sehr, dass es weh tut. Gerade, weil der Song so verzweifelt versucht, bloß niemandem weh zu tun. Die Wiener Drogenhändler dürfen schon mal ihre Vorräte an Wachmachern aufstocken, im Mai besteht erhöhter Bedarf!
Es grünt so grün, wenn Island Elfen glühn: María Ólafsdóttir
Lediglich sieben Titel fanden sich im heutigen Finale des Söngvakeppnin, davon drei leidlich anhörbare und vier mal Ödnis bis zum Abwinken. Selbstredend schaffte es keiner der drei akzeptablen Beiträge ins Superfinale der letzten Zwei, in dem sich María immerhin dankenswerterweise gegen Friðrik Dór durchsetzte, einen leicht feisten Anzugträger, der aussah, als habe er kurz vor dem Auftritt Igor Cukrov (HR 2009) gefressen, ständig das linke Auge zukniff und einen Schmachtfetzen sang, der einem die Tränen in die Augen trieb, und das nicht im guten Sinne. Zu den leider bei Publikum und Jury durchgefallenen Songs gehörten eine hübsch getanzte, wunderbar billige Uptemponummer namens ‘Fly’ und dazu passend ein ganz spannender Elektrokracher namens ‘Feathers’, der allerdings deutlich darunter litt, dass er als Budgetversion von ‘I feed you my Love’ (NO 2013) inszeniert wurde.
So süß, dass sie Diabetes verursacht: Elín
Und schließlich das wirklich anrührende ‘Dance slow’ von Elín Sif Halldórsdóttir, die in ihrem roten Kleidchen mit umgeschnallter Wanderklampfe wirkte wie eine Kreuzung der besten Eigenschaften der deutschen Grand-Prix-Gewinnerinnen Nicole (1982, reine Unschuld) und Lena Meyer-Landrut (2010, Stimme und Schalk), angereichert mit ganz viel islandtypischem superniedlichem Elfencharme. Ihr hätte ich in Wien zu Füßen gelegen, und ich denke mal, ganz viele Zuschauer und Juroren ebenso. Aber dann hätte ja die Gefahr des Sieges bestanden, und das wollte man bei RÚV offenbar vermeiden.
Hat Island Chancen aufs Finale?
- Nicht nur das: die Dänen haben mit so was gewonnen! (44%, 12 Votes)
- Verdient hätten sie es nicht, aber irgendjemand muss ja weiterkommen. (33%, 9 Votes)
- Mit diesem müden Aufguss? Sicher nicht! (22%, 6 Votes)
Total Voters: 27

Elín fand ich auch ganz bezaubernd. Das war auch der einzige Titel bei dem der Wechsel von Isländisch auf Englisch nicht störte. Fly klang auf Isländisch einfach besser.
Sorry, ich meinte nicht Fly sondern Feathers klang auf Isländisch besser.
Feathers/Fjadrir hätte ich extrem cool gefunden. Leider haben sie es sich durch ihre lahme Performance verdorben. An dem Auftritt hätte man noch einiges herumschrauben und verbessern können/müssen und es wäre was ganz großes dabei herausgekommen.
Naja, das ist dann ja doch gerade mal noch gutgegangen. Favorisiert hatte ich zwar auch “Feathers” (wenngleich es mir als Fjadhrir einen Tick besser gefallen hatte), aber der letztliche Siegertitel wäre mein zweiter Platz gewesen. Schlimm nur, dass im Superfinale noch dieser Knilch stand, den ich noch scheußlicher fand als “Fly”.
Elin fand ich ja ganz süß, aber sanglich doch nicht überzeugend.