Mit nur fünf Jahren Verspätung entdeckt die ehemals führende Popnation Großbritannien das Musikphänomen Electroswing: nachdem Deutschland bereits 2009 mit Alex swings, Oscar sings beim Eurovision Song Contest baden ging, versucht es die Big-Five-Nation in Wien nun ebenfalls mit der Musikgattung, die mit Yolanda Be Cools Megahit ‘No speak Americano’ vor fünf Jahren ihren kommerziellen Höhepunkt fand. Dennoch sollten wir uns in Demut üben: im Gegensatz zu ASOS’ eher blassem Eurovisionsbeitrag überzeugt ‘Still in Love’ von Electro Velvet durch sofortige Eingängigkeit und süffige Melodik. Viel wichtiger aber: England schenkt uns damit einen richtigen Uptemposong! Was zum Tanzen im Euroclub! Einen Song, bei dem einen nicht die Füße einschlafen (wie bei etwa 95% der bislang für Wien ausgewählten Titel – einschließlich des deutschen)! Ich schreibe diese Zeilen mit von Tränen der Dankbarkeit benetztem Gesicht.
Und so bunt alles hier! Club-Glückseligkeit mit Electro Velvet
Das von der BBC intern nominierte Duo besteht aus Alex Larke (35) und Bianca Nicholas (26), von der es der Sender für mitteilenswert hält, dass sie an der Erbkrankheit Mukoviszidose leidet. Die Sängerin, die 2011 schon mal eine Top-100-Single auf der Insel hatte, bewarb sich letztes Jahr für die Castingshow The Voice, schied dort aber im Vorfeld aus. Alex steht einer Band mit dem selbsterklärenden Namen Rolling Clones vor. Den Song wählte, wie schon im Vorjahr, die Nachwuchsförderungsabteilung der britischen Sendeanstalt aus hunderten von Einsendungen aus, unter denen sich allerdings auch Etliches befunden habe, das “allenfalls für Werbejingles” getaugt hätte, so der Sender. Nun gut, üben wir für Wien also schon mal den Hüftschwung. Mal sehen, welche hippe Stilrichtung die BBC nächstes Jahr ausgräbt: Dubstep?
Electroswing für Großbritannien. Damit schafft das Königreich im Finale…
- …einen Mittelfeldplatz. Für den Contest ist das hip genug. (33%, 43 Votes)
- …einen der hinteren Plätze und die Totalblamage. (33%, 42 Votes)
- …nichts, aber zumindest Stimmung im Euroclub. Und dafür danke! (22%, 29 Votes)
- …einen Spitzenplatz. Es ist der einzige echte Uptemposong 2015, der kann nur oben landen! (12%, 15 Votes)
Total Voters: 129

Vier Wörter:
“Only Dance von Muzzart!!!”
Genau! Sehr schön, dass es die Nummer jetzt also doch noch nach Wien geschafft hat!
Den kleinen Satchmo-Einsprenkler finde ich ja sogar gelungen – ja, mal was Flotteres – völlig okay ! Aber es ist schon arg schwach interpretiert mit dieser Max-Raabe-Stimmung. Aber nun, es ist das UK 🙂
Jetzt mal wieder flott rüber nach Lissabon, da ist Fado-Time ^^
Also ich lese den Blog echt total gerne, bisher habe ich jedoch nie etwas kommentiert.
Meinst du das ernst? Ich meine, Geschmäcker sind ja durchaus unterschiedlich, aber Still in Love finde ich wirklich grausig, wohingegen Muzzart echt Laune macht… Im Gegensatz zu den anderen Big 5‑Nationen ist die UK wieder dabei sich furchtbar zu blamieren.
Jetzt drehen die Insulaner völlig durch! Sehr, sehr bizarr, aber andererseits auch etwas, das dem ESC 2015 bis jetzt gefehlt hat. Und es ist etwas ganz anderes.
Wobei ich mich frage, wo beim deutschen Beitrag die Füße einschlafen. Also meine Füße schlafen nicht ein, sondern rebellieren. Sie drängen mich zur Flucht. Schon wieder ein ESC ohne große Erwartungen an den deutschen Beitrag!
Aber zurück nach England. Man merkt diesem Beitrag wirklich an, dass der ESC in London als Witzveranstaltung wahrgenommen wird. Ein großer Schritt zurück zu Scooch. Aber das heißt nicht, dass ich mich irgendwie beklage. Denn mit Mittelmaß wird ja nicht gegeizt. Wobei es aber natürlich auch einige Kracher gibt. In diesem Sinne: Go UK, Lithuania, Moldova !
Leider nicht diese Nummer. Schon schwach, wenn selbst Weißrussland so etwas besser kann als das Mutterland des Pop.
Mehr Elektro und weniger Trash und die Nummer wäre geil.
Tja, Electroswing kann richtig geil klingen, aber nicht so halb-ausgeroren wie es die Briten hier versuchen. Das hätte man lieber dem Experten, dem österreichischen Kollegen Parov Stelar, überlassen sollen.
Ehrlich gesagt finde ich, dass die Elektroelemente (insbesondere die ersten paar Sekunden, die irgendwann nochmal auftauchen) wie Fremdkörper wirken. Als simple Uptempo-Swing-Nummer hätte der Song vermutlich besser funktioniert.
Bei dem Yolanda-Song hast du ein Wort im Titel unterschlagen. Das Teil heißt “We No Speak Americano”.
Ich sag ja: Es ist noch zu wenig Elektro.^^
Zuviel, zuwenig, tomayto, tomahto… 😉
So, ich habe mir das jetzt zum zweiten Mal angehört und gerade geschockt gemerkt, wie sehr mich die bisherige Auswahl für dieses Jahr auf 0815 gepolt hat. Da wirkt dann ein Lied wie “Still in love with you” schon wie ein Schlag in die Fresse (für mich zumindest).
Ich bleibe zwar dabei, dass Großbritanniens diesjähriger Beitrag bizarr ist und in Sachen Ernsthaftigkeit in einer Liga mit “Flying the flag” spielt, aber hübsch ist dieses Lied schon. Und eben etwas Anderes.
Trotzdem aber bewegt sich die BBC auf dem selben Nullniveau wie der NDR. Wenn das Mutterland der Popmusik für den ESC etliche Lieder in der Hinterhand hat, die allenfalls für die TV-Werbung taugen, dann wirft das meiner Meinung nach schon Fragen auf.
Kommt auf das Gleiche heraus. Egal ob zu viel oder zu wenig, momentan ist es jedenfalls absolut unausgegoren. 😉
Ich mag den Song, und Bianca ist mir sehr sympathisch. Könnte sogar was geben. Ich finde es wesentlich unterhaltsamer als Mollys lahme Allerweltsnummer (die vom letzten Jahr, nicht die wunderbare Irin 😀 )