Sie gehören beim Eurovision Song Contest mittlerweile zum Standardverfahren, insbesondere in den osteuropäischen Staaten: Vorwürfe über Stimmenkauf und Manipulation. Die Fetzen flogen entsprechend hoch beim moldawischen Vorentscheid am vergangenen Samstag, wie escKaz, eurofire und Eurovision Apocalypse in den letzten Tagen übereinstimmend berichteten. Dort richtete sich der geballte Zorn der Vorentscheid-Teilnehmer gegen den aus der Ukraine stammenden Eduard Romanyuta, der die Melodie pentru Europa haushoch gewann. Zu haushoch vielleicht: bereits nach dem Semifinale, als er im Televoting mehr Stimmen auf sich vereinte als alle Konkurrenten zusammen, riefen einige Acts wie z.B. das SunStroke Project (MD 2010) ihre Fans aus Protest dazu auf, sich das Geld für Anrufe und SMS zu sparen, da das Ergebnis ohnehin vorherbestimmt sei. Romanyutas Sieg im Finale quittierten die Mitstreiter mit Buhrufen und dem Verlassen des Sendestudios sowie dem Boykott der Aftershowparty.
Sah das Outfit so billig aus, weil alles Geld für Stimmenkauf draufging? Eduard Romanyuta
Vorentscheid-Dauerteilnehmerin Doinita Gherman weigerte sich öffentlich, dem Sieger zu gratulieren: “Ich verlange Gerechtigkeit, wir haben selbst genügend gute Sänger”. Pasha Parfeny (MD 2012), der mit dem Danceprojekt DoReDos vertreten war, zeigte sich ebenfalls erbost, aber wenigstens nicht xenophob: “Es ist offensichtlich, dass alles gekauft wurde. Es ist nicht so wichtig, dass er Ukrainer ist, aber diese totale Korruption!” Fischig erschienen Einigen auch die Ergebnisse der Juryabstimmung im Finale, in welcher Romanyuta den zweiten Rang belegte und sich zusammen mit den 13.500 Stimmen aus dem Televoting den Gesamtsieg sichern konnte. Im Semi der Melodie pentru Europa beurteilten ihn die Juroren noch deutlich schlechter.
Zeigt sich gern in Unterwäsche und gönnt Eduard den Sieg ebenfalls nicht: Valerie Paşa
Nun ist natürlich nichts bewiesen, und ich kann nur hoffen, dass der Sender die Vorwürfe unter den Teppich kehrt und es beim ausgewählten Beitrag ‘I want your Love’ bleibt, einem herrlich billigen Neunzigerjahre-Trashpopstück. Zumal es sich bei der Nachrückerin um die Jurysiegerin Valerie Paşa handeln würde, die mit ‘I can change all my Life’ einen außergewöhnlich zähen Riemen von Langweilerballade am Start hat, und wenn ich davon in diesem ohnehin schon extrem drögen Jahrgang noch eine einzige weitere ertragen muss, schneide ich mir die Pulsadern auf. Einverstanden wäre ich mit einer Disqualifikation des Ukrainers nur, wenn dann die Zweiten im Televoting nachrückten, Parfenys DoReDos nämlich. Da dies nicht zu erwarten steht: Korruption sei Dank!