Noch fehlen eine ganze Reihe von Songs für den diesjährigen Eurovision Song Contest in Wien, da reichen die ersten Länder schon ihre Remixe ein. Am interessantesten hierbei natürlich der Krieg der Kriegerinnen: legte Maltas ‘Warrior’ Amber Bodin mit einer orchestral bombastisch aufgemotzten Überarbeitung ihres leider nach wie vor völlig melodiefreien Kriegsgesangs vor, so konnte das ihre Kontrahentin Nina Sublatti aus Georgien natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie präsentierte nur kurze Zeit später einen ebenfalls deutlich hörbar aufgepumpten Remix und verwies ihre Gegenspielerin damit erneut deutlich in die Schranken.
Kann man noch prätentiöser singen als Amber (MT)?
Denn während Ambers Song weiterhin verhalten, fast delikat beginnt und erst gegen Ende mit immer dramatischer werdenden Streicherwällen so richtig aufdreht, während die maltesische Möchtegern-Mariah alles mit ihrem gekünstelten, affektierten Gesang zunichte macht und ihr am Schluss nur noch ein heiseres Hundebellen übrig bleibt, fährt Frau Sublatti ganz andere Geschütze auf. Sie inszeniert sich (und ihre Mitstreiterinnen im Video) mit Wolfsfellen, antiken Schilden und Pfeilen und ähnlichem optisch als zu allem entschlossene Nachfolgerinnen Ruslanas (UA 2004) – und gegen die ist bekanntlich kein Kraut gewachsen, wie zuletzt die Rumänen erfahren durften. Interessanterweise haben auch Inga & Anush (AM 2009) einen Gastauftritt im Clip. Musikalisch legt sie vor allem bei der Percussion noch ein paar Schippen drauf. So gewinnt sie das Kriegerinnen-Duell ohne Problem.
Mit ihr ist nicht zu spaßen: Ninas Blicke können töten (GE)
Über deutlich mehr Schub verfügt auch die Remixversion des weißrussischen Beitrags ‘Time’ von Uzari & Maimuna. Das Duo (oder seine Produzenten) spendierten der halbgaren Nummer ebenfalls einen starken Rhythmustrack, der die Zuhörer wachhalten soll, wo schon der Song an sich eher einschläfert. Auch die Instrumentierung klingt etwas aufgeföhnter. All das täuscht aber nicht über die schweren strukturellen Probleme bei der Melodik und der unerträglichen Ziegenstimme des Leadsängers hinweg. Immerhin wird das Songthema im Clip visuell stimmig umgesetzt: mit einer gigantischen Sanduhr, in der Maimuna zu ersticken droht (der Wink des weißrussischen Despoten, für den Fall, dass das Duo im Semifinale rausfliegt?).
Ihre Zeit ist bald abgelaufen: Uzuari & Maimuna (BY)
Einen gänzlich anderen Weg wählte die ungarische Neo-Nicole (DE 1982) Boggie: sie bietet uns im heute vorgestellten offiziellen Videoclip zu ihrer Antikriegshymne ‘Wars for Nothing’ eine abgespeckte Akustikversion ihres Liedes dar, “live” eingespielt in der Fußgängerzone und natürlich umrundet von “zufälligen” Passanten, die ebenso selbstverständlich in den Chor mit einstimmen. Auch wenn es sich nicht so liest, wirkt diese Inszenierung im Gegensatz zur Präsentation mit den beschrifteten Videowänden bei der ungarischen Vorentscheidung A Dal um ein Vielfaches weniger zynisch und deutlich authentischer, fast schon gänsehauterzeugend.
Ich dachte, in Ungarn gäbe es keine Versammlungsfreiheit mehr?
Die orientalisch gekleideten Frauen erinnerten mich weniger an Inga & Anush, sondern an die Backgroundtänzerinnen von Züleyha Kakayeva (Turkmenistan Türkvizyon 2014). 😉
Die Sanduhrtötungsmethode durch Ersticken wäre doch eher was für SAW Teil 8: Maimuna kommt nur aus der Sanduhr raus, wenn sie die Geige spielt und durch dadurch einen elektronischen Schlag auslöst, der sowohl die Sanduhr öffnet, aber gleichzeitig Uzari im Nebenraum tötet, weil der sich in ihrem elektrischen Feld befindet und durch das Spielen der Geige und den elektrischen Impuls…getötet wird. 🙂