Wie Fans in verschiedenen Foren berichten, plauderte der schwedische Eurovisionsteilnehmer von 1992, Christer Björkman, langjähriges Mitglied der EBU-Lenkungsgruppe und Melodifestivalen-Impresario, gestern Abend im Rahmen einer Eurovisions-Preview-Show auf SVT aus, dass der NDR 2016 den Wettbewerb veranstalten werde, sollte Australien in Wien gewinnen. Das Land der Kängurus und Didgeridoos nimmt bekanntlich aus Anlass der 60-Jahr-Feier erst- und angeblich einmalig an der europäischen Musiksause teil. Bereits bei der Bekanntgabe dieses Events Anfang März hieß es jedoch, dass sich das australische Fernsehen SBS für den Fall eines Sieges mit einem europäischen Sender zusammentun muss, der dann 2016 den Event auf heimischem Grund, aber mit finanzieller und organisatorischer Beteiligung von SBS, durchführt. In diesem Fall dürfte Down Under auch noch ein zweites Mal mitmachen. Laut Björkman sei der NDR jener Back-up-Sender, entsprechende Verträge seien bereits unterzeichnet (was die EBU mittlerweile dementiert, siehe Nachtrag). Die Chancen, dass somit der Wettbewerb 2016 in Deutschland stattfindet, stehen gar nicht schlecht: laut Wiwibloggs liegt der australische Vertreter Guy Sebastian nach seinem Auftritt bei Eurovision in Concert letzten Samstag mittlerweile auf Rang 3 bei den Wettquoten, hinter Måns Zelmerlöw (Schweden) und Il Volo (Italien).
https://www.youtube.com/watch?v=xdnUjRzseV4
Holt er uns “den Schaß” nach Deutschland?
Nachtrag: Beim NDR scheint man über das schwedische Plappermäulchen not amused. Heute Nachmittag verschickte der Sender eine Stellungnahme des Vorsitzenden der Eurovisions-Lenkungsgruppe der EBU, Dr. Frank-Dieter Freiling (ZDF), zu den vom Mello-Mann gestreuten Gerüchten. Der bezeichnet Björkmans Äußerungen als “unglücklich” und “voreilig” und betont, dass der NDR im Falle eines australischen Sieges “neben anderen Sendern” zwar grundsätzlich als Organisationspartner von SBS in Frage komme. Wer aber letzten Endes den Zuschlag erhalte, darüber mache man sich aber erst dann Gedanken, wenn Guy Sebastian die Schale tatsächlich holt. Klingt ein wenig danach, als ob es zwar schon informelle Gespräche gegeben haben mag, aber eine endgültige Entscheidung erst dann fällt, wenn sie wirklich notwendig wird. Was ja Sinn macht. Strategisches Voten für Guy, in der Hoffnung, dass die Show dann 2016 in Deutschland stattfindet, ist also überflüssig. Aber das sollte sich für einen echten Grand-Prix-Fan ohnehin verbieten.
Kann der Björkmann mit dererlei Verkündungen nicht warten bis es wirklich dazu komnt? Ist doch leicht wettbewerbsverzerrend, da Deutschland ja nun indirekt doch für sich selbst bzw. dafür voten kann, das der contest nächstes Jahr im eigenen Land stattfindet. Und vielleicht auch der ein oder andere Nachbar könnte versucht sein, dies bei den votes einzubeziehen.
Auf die Gefahr hin, in diesem Jahr langsam aber sicher zum Troll zu werden: Guy oder Monz.
Und was das Christergebabbel angeht, kann ich mich Liane nur anschließen. Ist das denn überhaupt schon sicher? Ich habs jetzt an mehreren Stellen gelesen, aber stimmt es denn auch?
Klar dürfte lediglich sein, dass es im Falle eines nicht so richtig unwahrscheinlichen australischen Sieges ein Big 5‑Land ausrichten wird (sonst wird es mit der Semi-Verzerrung zu heftig), und dass das eher nicht Italien oder Spanien sein wird, ist auch nicht schwer vorauszusagen. Bleibt ja dann nicht mehr viel über. Ich bin trotzdem etwas verwundert, ich hätte eigentlich gedacht, dass einerseits die BBC sich das nicht nehmen lassen würde, und andererseits die Franzosen, die ja seit 38 Jahren dann nicht mehr ausgerichtet hätten, auch ein Interesse daran gehabt hätten. Deutschland hat ja erst.
Edit (wenig später): Scheint wohl wirklich amtlich zu sein.
Die BBC hat ja schon die Jubiläumssendung ausgerichtet. So war der Rückzieher des NDR beim Jubiläum im Hinblick auf den möglicherweise eintretenden Sonderfall im nächsten Jahr ganz vorteilhaft.
Wieso richtet denn nicht einfach der 2. Platz den ESC 2016 aus?
Ganz einfach: Weil dann ein eigentlich nicht dazu berechtigtes Land plötzlich einen sicheren Finalplatz hätte, gesetzt den Fall, Platz 2 hinter Australien ginge nicht an einen der Big Five – man kann schlecht den Gastgeber durch die Semis jagen.
Außerdem ist es vermutlich sowieso so, dass es einen oder mehrere “Reservesender” für den Fall gibt, dass ein Sieger nicht ausrichten will oder kann (letztmalig beim ESC 1980 passiert, aber das waren ganz andere Zeiten). Und dass zu dieser Gruppe auch der NDR gehört, ist vermutlich einfach der geographischen Lage sowie der Finanzkraft Deutschlands geschuldet – es gibt vermutlich nicht viele Sender in Europa, die einfach mal so einen ESC in ihre Programmplanung quetschen können, ohne dass ihnen ihr Budget um die Ohren fliegt. Deutschland, Großbritannien, vielleicht Frankreich (wobei es da eher am Wollen als am Können scheitern dürfte), und dann wird es schon eng – Spanien oder Italien dürften da eher nicht dazu gehören.