Gleich vorneweg ein Wort der Vorwarnung: vermutlich sehe ich dieses Jahr einen komplett anderen Contest als ein Großteil meiner Leser/innen. Denn ich bin seit langem erstmals wieder vor Ort, und bekanntlich sind die Eindrücke in der Halle stets völlig andere als die zu Hause an den Flachbildschirmen. So hörte ich, zumindest schon mal heute im ersten Semifinale, beispielsweise nur satten, vollen Sound und weitestgehend fehlerfreien Gesang – dies also zur Erklärung, falls das an den Rundfunkempfängern anders herüberkam. Dann ein weiteres Wort der Vorwarnung: ich bin stocksauer! Auf Europa! Und zwar, weil die fantastischen Finnen nicht weiterkamen. Nein, ‘Aina Mun Pitää’ wird als Song vermutlich keine Aufnahme in die Playlist meiner zehn Lieblingstitel aller Zeiten finden. Aber der Mut der Finnen, so etwas Authentisches (alleine schon das Staging!) und Anderes zu schicken, hätte unbedingt belohnt werden müssen. Building Bridges, my Ass! Sollte sich in den nächsten Tagen herausstellen, dass die Jurys die Punks von PKN auf dem Gewissen, könnt Ihr Euch bereits jetzt auf einen weiteren ellenlangen Rant einstellen.
Die Vier hatten echten Spaß auf der Bühne (FI).
Das bringt mich sogleich zur zweiten, wenngleich schon eher erwarteten Enttäuschung des Abends: das Ausscheiden von Eduard Romanyuta. Den jugendlich wirkenden ukrainischen Bahnhofsstricher hatte es bekanntlich nach mehreren vergeblichen Versuchen im Heimatland zur moldawischen Vorentscheidung verschlagen, die er auch prompt kaufte gewann. Seinen fabelhaft trashigen Discoschlager ‘I want your Love’ präsentierte er so, wie wir das aus den Nuller Jahren – der meiner Meinung nach zweitbesten Eurovisionsepoche nach den Siebzigern – noch kennen und lieben: nämlich nach dem Motto Style over Substance! Zwei knackige, bärtige Tänzer in enganliegenden PVC-Radlerhosen und NYPD-Uniformen verfolgten Eduard quer über die Bühne und ein bereitstehendes Baustellengerüst, ohne seiner jeder habhaft werden zu können, währenddessen er die weibliche Kollegin der Village-People-Polizisten anschmachtete. Ein fehlerfreier Sakis-Rouvas-Gedächtnisflip, eine Oberkörperentblößung und allerlei Feuerwerk komplettierten das fabulöse Showpaket, welches mal wieder die alte These belegte, dass es viel Geld kostet, billig zu wirken. Es war der einzige Beitrag des gesamtes Abends (und einer der an einer Hand abzählbaren des gesamten Jahrgangs), der nicht Schwermut und Depression verbreitete, sondern ungefilterten Spaß. Das scheint mittlerweile verboten zu sein.
Ich muss zugeben, vielleicht mit den Augen gehört zu haben (MD).
Verdient hingegen das Hängenbleiben der restlichen vier Nicht-Qualifikanten. Was Trijnte Oosterhuis ritt, das von den Schwurnalisten vor Ort unisono in der Luft zerrissene Kleid aus der ersten Probe, das tiefe Einblicke in die holländische Milchfabrikation zuließ, gegen ein tschadorähnliches, schwarzes Sackkleid auszutauschen, bleibt wohl ihr Geheimnis. Der Trauernde-Witwen-Schleier, den sie zum Songauftakt über dem Gesicht trugt, wirkte in der gezielten Nahaufnahme jedenfalls wie eine Burka: hofften die Niederländer, so Punkte aus muslimisch geprägten Ländern zu erhalten? Dann hätte sie ihn nicht nach ein paar Sekunden lüpfen dürfen! So oder so stand für das arg lahme “Ei Ei Ei Verpoorten”-Liedlein aber auch kein Weiterkommen zu erwarten, was Züglein Osterhaus wohl ahnte, wie man an ihrem Gesichtsausdruck erkannte, und dem kommerziellen Siegertitel 2014 folgte der (leider berechtigte) Absturz.
Drah di net um, der Plumpssack steht herum (NL).
Um den irre sympathischen Daniel Kajmakoski tut es mir natürlich leid. Womöglich ist es aber auch keine gute Idee, bei einer im Frühling stattfindenden Veranstaltung vom ‘Herbstlaub’ zu singen (welches auf der Projektion im Bühnenhintergrund interessanterweise von unten nach oben fiel: funktioniert in Mazedonien die Schwerkraft anders herum?). Auch dass der in Wien lebende X‑Factor-Adria-Sieger passend im tristen Herbstmantel auftrat, frischte die Nummer nicht auf. Und die als Backings / Tänzer gebuchten Reste von Blackstreet verdeutlichten mit ihrem müden Synchrontanz vor allen, dass es sich bei Herrn Kajmakoski, genau so wie bei seinem Namensgeber Daniel Popović (YU 1983) um einen Bewegungslegastheniker handelt. Dass er dann noch versuchte, seinen ohnehin nicht besonders zugkräftigen Titel durch stimmliches Modulieren aufzupeppen, brach ihm wohl endgültig das Genick.
Und die stylishen gelben Turnschuhe vom Vorentscheid trug er auch nicht! (MK)
Ein erwartbares Ergebnis auch für Weißrussland, die uns den im Songtext versprochenen Donner schuldig blieben (direkt im Anschluss ans Semi sorgte übrigens der Wiener Wettergott rund um die Stadthalle für solche, verbunden mit Blitzen und Regenschauern – auch er zeigte sich wohl über das skandalöse Ausscheiden von PKN empört. Doch zurück zum Thema:) Umami und Azzuro Uzari & Maimuna beließen es bei simplen Kondensstreifen / flatternden Klorollenbändern auf dem Bühnenhintergrund, wo die georgische Kriegerin Nina Sublatti ganze virtuelle Unwetter entfachte. Und auch den Song vergaß man bereits wieder, während sie noch sangen. Da rettete auch Uhuras Ozoras Uzaris gutes Aussehen und seine Star-Treck-Ohrringe nichts mehr.
Maimuna fiedelte übrigens nur, wenn die Kamera auf ihr drauf war. Das faule Stück! (BY)
Nicht verhehlen kann ich unterdessen meine Freude über das Ausscheiden meines (rein eurovisionär-musikalisch) Lieblings-Hasslandes Dänemark, das endlich die Quittung für das jahrelange Quälen mit liedgewordener Langeweile erfuhr. Dabei ist ‘The Way you are’ auch nicht unerträglicher als einer der letzten sieben Beiträge der Skandinavier und Anti Social Media ein verdammt cleverer Bandname. Dass deren Leadsänger aber aussah, als sei er hauptberuflich Vorsitzender der Jungen Liberalen oder des Dachverbands der Wohnungsmakler, war möglicherweise doch zuviel des Üblen. Doch wollen wir gar nicht zu viel philosophieren, sondern uns einfach der Gerechtigkeit erfreuen.
Der Drummer darf wiederkommen. Mit einer Band, die nicht so furchtbare Musik macht (DK).
So viel zu den Ausgeschiedenen. Wobei man es natürlich auch so sehen kann wie der deutsche Künstler und Journalist Tex Rubinowitz, der in seiner aktuellen, sehr empfehlenswerten Ausstellung ‘Nil Points’ im Wiener Leopoldmuseum den Finnen von PKN eine Sonderfläche gewidmet hat und sehr schön philosophiert: “Verlieren ist siegen von der anderen Seite. Wir alle siegen und sterben dann”. Und so mag man das Ausscheiden der Punks vielleicht sogar als Zeichen der gelungenen Integration werten: die Zeit der Mitleidspunkte ist vorbei, und für authentischen Punk gibt es halt nun mal einen sehr begrenzten Markt. Widmen wir uns also noch mal kurz denen, die es ins Finale geschafft haben. Am meisten erstaunt bin ich im Falle Albaniens, deren Beitrag ‘I’m alive’ von Elhaida Dani komplett an meinen Augen und Ohren vorbeizog, ohne auch nur für den Bruchteil einer Sekunde den geringsten Eindruck zu hinterlassen. Noch nicht mal einen negativen: der Song stört nicht und es gab weder schiefe Gesänge noch Trash-Effekte. Aber eben auch nichts, an das man sich drei Sekunden später noch erinnern konnte. Hier kann ich nur aufs Diasporavoting tippen.
Erinnert ein bisschen an Youddiphs (RU 1994) Bettlakenkleid: Elhaidas Batwomancape (AL).
Selbiges gilt auch für Armenien. Das Zusammenspiel der sechs sehr unterschiedlichen Stimmen klang zwar etwas harmonischer als noch in den Proben, Das ist aber schon das einzig positive, das sich über den zähen Polit-Quark von Genealogy sagen lässt. Immerhin passt ihr sich mit dem Genozid an ihren Landsleuten vor hundert Jahren befassender und Erinnerung einklagender Song sehr gut in die diesjährige Flut der düstereren Titel, zu denen beispielsweise auch das dunkel-aggressive ‘Warrior’ der angemessen böse dreinblickenden Georgierin Nina Sublatti zählt oder die ebenfalls mit passend versteinerter Gesichtern vorgetragenen Trennungsballade ‘Goodbye to Yesterday’ des estnischen Pärchens Elina & Stig. Auch die Rumänen von Voltaj befassten sich mit einem bedrückenden Thema: dem Schicksal der von ihren im europäischen Ausland nach Arbeit und Auskommen suchenden Eltern zu Hause zurück gelassenen Gastarbeiterkindern. Anscheinend gelang es, mittels Videoeinblendung und Koffern auf der Bühne das Thema trotz rumänischer Sprache zu transportieren und die Zuschauer an den Bildschirmen ebenso zu bewegen wie mich in der Halle.
Graf Zahl macht eine Reise (RU).
Wie viel effektives Staging ausmachen kann, belegte die Griechin Maria-Elena, die trotz einer sterbensöden, zu Teilen bei ‘Rise like a Phoenix’ geklauten Durchschnittsballade weiterkam – einfach, weil das Bild einer einzeln mit wehendem blonden Haupthaar im Sturm er Windmaschine stehenden und mit scheinbar letzter Kraft hohe Töne herausquetschenden Sängerin Eindruck schindet (hier tippe ich mal auf viele, viele Punkte von den Jurys). Auf ein ähnliches Konzept setzte auch Russland: Standard-Eurovisionsballade aus schwedischer Feder, extrem zynische Friedenslyrik und ein hoch effektiver Bühnenhintergrund, auf dem ein sich drehendes schwarzes Loch den russischen Satellitenstaaten subtil andeutete, welches Schicksal ihnen bevorstehen könnte, falls sie nicht genügend Punkte für Polina Gagarina raustun. Die Befürchtungen, die größtenteils schwulen Eurovisionsfans in der Halle könnten die Russin für die homofeindliche Politik ihres Staatsoberhauptes ausbuhen (es gab vorher extra noch deutliche Appelle an die Fairness gegenüber allen Teilnehmer/innen), erwiesen sich als unbegründet: Polina erhielt ebenfalls starken Hallenapplaus.
Sanna Nielsen (SE 2014) singt diesmal für Mütterchen Russland.
Bleiben noch die insgesamt etwas blass wirkende ungarische Friedenstaube Boggie, eine der gefühlt siebenhundert Acts dieses Jahr mit einer Weltkugel im Hintergrund, was sich in der Masse dann doch irgendwann mal abnutzt, und der ephebenhafte Belgier Loïc Nottet, bei dem ich im Vorfeld Bedenken hatte, ob das auf Platte hervorragende ‘Rhythm inside’, einer der zündenden Tanzflächenfüller im Euro Fan Café, live auch nur annähernd so gut klingen würde. Tat es, und mit schneeblindweißem Bühnenhintergrund und leicht bizarr-roboterhafter Tanzchoreografie konnte auch die optische Präsentation überzeugen. Dass der textlich ebenfalls leicht morbid-kryptische (“Be you, Enemy or Lover”, “If we gonna die tomorrow”) Song von Lorde geklaut ist – wen schert es, wenn uns Loïc so lieb bittet, mit ihm “Rappapapp” zu machen? Sehr gerne!
Feind oder Geliebter? Gerne auch beides! (BE)
Abschließend noch ein Lob an die Designer: wer hätte gedacht, dass man aus dem steinalten ORF-Logo eine so beeindruckende Bühne zaubern kann, die gleichzeitig einen starken visuellen Eindruck hinterlässt und die Aufmerksamkeit des Zuschauers dennoch auf die auftretenden Künstler/innen fokussiert sowie eine durchaus intime Atmosphäre zaubert, auf der auch einzelne Sänger/innen nicht verloren aussehen. Wenn es die Technik noch schafft, dass im zweiten Semi und im Finale die Ansagen von Arabella und ihren Moderationskolleginnen sowie von Green-Room-Elfe Conchita auch in der Halle zu verstehen sehen, gebührt dem Sender Applaus.
ESC 1. Semifinale 2015
Eurovision Song Contest 2015 – Erstes Semifinale. Dienstag, 19. Mai 2015, aus der Stadthalle in Wien, Österreich. 16 Teilnehmer, Moderation: Mirjam Weichselbraun, Alice Tumler und Arabella Kiesbauer.# | LK | Interpret | Titel | Pkt gs | Pl gs | Pkt TV | Pl TV |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | MD | Eduard Romanyuta | I want your Love | 041 | 11 | 048 | 12 |
2 | AM | Genealogy | Face the Shadow | 077 | 07 | 090 | 06 |
3 | BE | Loïc Nottet | Rhythm inside | 149 | 02 | 124 | 03 |
4 | NL | Trijntje Oosterhuis | Walk along | 033 | 14 | 023 | 14 |
5 | FI | Pertti Kurikan Nimipäivät | Aina mun pitää | 013 | 16 | 055 | 10 |
6 | GR | María-Elena Kyriákou | One last Breath | 081 | 06 | 061 | 09 |
7 | EE | Elina Born + Stig Rästa | Goodbye to Yesterday | 105 | 03 | 136 | 02 |
8 | MK | Daniel Kajmakoski | Autumn Leaves | 028 | 15 | 022 | 16 |
9 | RS | Bojana Stamenov | Beauty never lies | 063 | 09 | 086 | 07 |
10 | HU | Boglárka ‘Boggie’ Csemer | Wars for Nothing | 067 | 08 | 050 | 11 |
11 | BY | Uzari + Maimuna | Time | 039 | 12 | 032 | 13 |
12 | RU | Polina Gagarina | A Million Voices | 182 | 01 | 151 | 01 |
13 | DK | Anti Social Media | The Way you are | 033 | 13 | 023 | 15 |
14 | AL | Elhaida Dani | I’m alive | 062 | 10 | 066 | 08 |
15 | RO | Voltaj | De la capat (All over again) | 089 | 05 | 096 | 05 |
16 | GE | Nina Sublatti | Warrior | 098 | 04 | 097 | 04 |
Ich war am Montag beim Jury Semifinale, kann das mit dem Sound nur bestätigen. Ich finde, es kamen einige Titel weiter, die ich ziemlich einschläfernd fand, aber Hauptsache, Estland und Belgien habens geschafft!
Warum bist Du auf uns wütend? Wir durften nicht anrufen in diesem Semi! Und ich bin genauso sauer wie Du, waren die Finnen doch in diesem Semi mein Liebling, dicht gefolgt von den Rumänen. Was Elhaida Dani im Finale zu suchen hat nach der “Leistung” gestern, erschließt sich mir auch nicht. Ansonsten passt es einigermaßen.
Da scheint es echt Unterschiede zwischen Halle und TV zu geben (oder in der Halle sind kreischende Fans einfach zu laut um Tonprobleme hörbar zu machen). Der Mazedonier sang gruselig, die Albanierin leblos(tolles Wortspiel, nich? :D), der Finne schien heiser, die Serbien schien mit In-Ear-Problemen zu kämpfen, der Moldawier wurde im Refrain vom Playback an die Wand gespielt, die Georgierin kreischte des Guten etwas zu viel. Hingegen die fantastischen Esten und die munteren Dänen schienen um längen besser als in ihren mauen Vorentscheiden.
Ja, da sind wir beide uns wohl uneinig. Ich mochte die Finnen, und bin übers Ausscheiden enttäuscht, aber die Dänen hätte ich ebenso gerne im Finale gehabt. Die Weißrussen wirkten solide, wahrscheinlich den Juries zum Opfer gefallen, gleichwohl ich um die nicht trauer. Im Austausch für Griechenland, Serbien und Rumänien hätte es das sein dürfen (Georgien und Albanien hielt ich für absolut unrealistisch). Den Mazedonier vermisse ich nach der Performance nicht,die anderen beiden sind jedoch tatsächlich verdient draußen.
In der Halle haben sich also auch die Beiträge von Mazedonien und Albanien so angehört, als hätten die Interpreten jeden Ton getroffen? Interessant. Die YouTube-Videos belegen das Gegenteil. 😉
Elhaida Dani muss eine riesige Fanbase haben, die sie europaweit gepusht hat. Nur so kann ich mir ihr Weiterkommen erklären. Jedenfalls schien nach dem Ende der Sendung das gesamte Gesichtsbuch vor lauter Albanern überzuquellen, die überall ihre Elhaida in den höchsten Tönen lobten und jeden beleidigten, der es wagte, sie zu kritisieren.
Ansonsten bin ich mit dem Ergebnis vollauf zufrieden. Und auch wenn der Hausherr mich jetzt verprügeln will: Finnland ist vollkommen zu Recht nicht weitergekommen. Das Lied ist nun mal schlicht und einfach scheiße, und der gesamte Hintergrund der Band war Rest-Europa in der kurzen Zeit nicht zu vermitteln.
Herr Rau, waren Sie das mit den Regenbogenfahnen, die zu Beginn des russischen Auftritts deutlich von der Kamera eingefangen wurden? 😉
Volle Zustimmung zu Finnland und Moldawien!
War der finnische Auftritt der vielleicht größte Müll der ESC-Geschichte? Ja, aber das ist egal, denn PKN waren die Besten gestern Abend.
Hat der Frontmann an ein oder zwei Stellen seinen Text vergessen? Ja, aber das ist egal, denn PKN waren die Besten gestern Abend.
Ich glaube aber, dass dies die Anrufer wahrscheinlich auch verschreckt hat. Der Zuschauer will halt nur leichte Kost.
Noch verstörender war aber für mich Holland, gerade am Anfang. Ich bin echt erschrocken, weil ihr Gesicht so aussah, als ob es verdreckt und voller Spinnen wäre.
Ich hätte echt nicht gedacht, dass Moldawien rausfliegt. Jetzt sind die schon zum zweiten Mal hintereinander draußen! Und zum dritten Mal insgesamt! Ich habe vor dem TV mit den Ohren zugehört und habe nichts zu Bemängeln. Normalerweise kommt man als osteuropäischer ESC-Kandidat mit so etwas immer durch. Mal sehen, wie viele Punkte Rumänien gegeben hat. Also ob sie auch heuer wieder zwölf gegeben haben oder weniger, weil der Typ Ukrainer ist. Heieieiei, gestern Abend wurden bestimmt so viele Brücken gesprengt wie seit 70 Jahren nicht mehr.
Dass der Hausherr über das Ausscheiden Dänemarks erfreut ist, überrascht mich nicht. Drei Minuten lang schaute der Sänger mit festgefrorenem und verkniffenem Gesicht in die Kamera und sang so, als ob seine Stimme zersägt worden wäre.
Mich überrascht die dänische Niederlage nicht wirklich. Das Todesurteil war schon gefällt, als “Anti Social Media” direkt hinter Russland gesetzt wurde. Und nach dem russischen Auftritt, der fast schon wie ein Siegerauftritt aussah, auch wenn Polina stimmlich leicht enttäuschend war, konnte der dänische Beitrag nur unbeholfen und amateurhaft wirken.
Sowohl Albanien als auch Armenien haben in Sachen live-Gesang vergeigt – hätte mitAlbanien daher auf keinen Fall und mit Armenien nur mit wohlwollender Jury im Finale gerechnet. Holland hatte vom Song her schon keine gute Ausgangsbasis – ayayay in finnischer Songlänge hätte auch genügt. Show und outfit gingen auch daneben. Ist leider verdient ausgeschieden. Finnland hätte ich gerne weiter gesehen weil das so authentisch rüberkam. Meine Favoriten gestern waren Belgien und Estland, , beide mit guten Songs und überzeugendem Auftritt. Leider hat die russische Gaga das Ding auch perfekt gemacht. Nach wie vor bekomme ich spontane Komaatacken bei Griechenland und Ungarn. Die hätte ich beide gerne am Samstag nichtmehr wiedergesehen. Das Weiterkommen von Bojana hingegen saucool und verdient. Schade ist es um Belarus…
Dass ich das noch mal erleben durfte, dass nach einer ESC-Auftaktveranstaltung nicht sofort sämtliche meine Favoriten rausgeflogen sind, erfüllt mich doch mit einem wohligen Glücksgefühl.
Offenbar lebe ich tatsächlich in einer anderen Welt als die meisten der hier Kommentierenden, und zwar nicht nur deswegen, weil ich die Show, vor dem Fernseher erlebt habe.
Natürlich hat jeder seinen eigenen Geschmack, und meiner ist offenbar meist sehr verschieden von dem der Majorität, aber dass hier indirekt Werbung dafür gemacht wird, für Songs zu voten, obwohl man sie eigentlich selbst nicht mag (Beispiel: Finnland), finde ich schon sehr daneben, zumal das eigentlich gemau das Gleiche ist, was beim Vorwurf des “Blockvoting” geschieht (wobei ich jetzt nicht darüber diskutieren möchte, ob es dieses real gibt).
Jedenfalls bin ich mit dem gestrigen Ausgang extrem zufrieden, da ausnahmslos ALLE Ausscheider sich bei mir in der rechten Hälfte der (40er-) Tabelle befanden, insbesondere tatsächlich meine drei Letztplatzierten dabei sind, als da sind:
Moldawien: Dieses Jahr für mich das einzige Lied in der Kategorie “zum Kotzen”, und diesmal doch tatsächlich im Semi ausgeschieden und nicht wie 2009 dann als Sieger endend …
Dänemark: strunzlangweilig
Finnland: ich liebe Punk, ich liebe Metal, die Perttis mögen ja auch ganz nett und authentisch sein, aber das Stück ist und bleibt nun einmal Müll.
Von meinen “Top 10” Dieses Semis sind doch tatsächlich 8 weitergekommen. Das hatte ich noch nie (meist waren es so 3 bis 4), und um die beiden dann doch ausgeschiedenenWeißrussland (meiner Meinung nach immerhin der beste weißrussische Beitrag seit Jahren) und Makedonien t(meine Plätze 9 und 7 bzw. 24 und 22 in der Gesamtwertung) ut es mir nicht wirklich leid, zumal Daniel K. wirklich schlecht gesungen hat, das stattdessen weitergekommene Russland eh mein Platz 11 gewesen wäre und Polinas Auftritt mich gestern ebenso überzeugt hat wie der von Bojana und Maria Elena. Bei letzterer bin ich besonders froh, dass sie weiterkam. Erstens war der Auftritt super, und zum anderen ftreut es mich, dass Griechenland endlich auch mal was Anständiges abseits von OPA, Sakis-Rouvas-Seligkeit und ähnlichem Schmonz sendet (wozu ich sogar My number one zählen würde). Belgien rangierte auf meiner Liste anfangs ganz weit unten, mittlerweile gefällt es mir immer besser, so dass ich auch damit leben kann.
Also alles bestens. Und auch nicht wirklich überraschend. Wenn ich meine persönlichen Faves zur Seite tue und mir meine Tippliste anschaue, sehe ich 9 von 10 Treffern.
Ich hatte als sichere Weiterkommer vermutet: Estland, Belgien, Albanien, Russland, Griechenland, Armenien, Georgien, Ungarn. So kam es dann auch.
Als sicher draußen wähnte ich Weißrussland, Makedonien, Dänemark und Moldawien. Und auch das hat gestimmt.
Von den verbleibenden 4 (Niederlande, Rumänien, Finnland, Serbien) hätte ich auf NL und RO getippt und somit in einem Fall danebengelegen, was mich aber natürlich freut, weil ich Bojana viel besser fand als Trijntje (oder zumindest deren Lied).
Ach so, falls es irgendwen interessieren sollte, hier meine vollständige Wertung des gestrigen Semis (vorher; in Klammern Gesamtplatzierung in meinem Ranking), mit Anmerkungen zur Entwicklung währenddessen:
Sparte: finde ich echt toll:
1 (3). Armenien: haben gehalten, was ich erwartet habe. Gute, stimmige Show, gesanglich bis auf wenige Passagen gut, Musikstil mag ich sehr (insbesondere die rockigen E‑Gitarren-Fills und en Bombast).
Sparte: finde ich gut
2 (5). Estland: stimmlich wieder besser als während der Proben.
3 (9). Ungarn: vielleicht etwas dürftig, hat aber was.
4 (12). Georgien: sehr gut gesungen, stilistisch toll, stimmige Show.
5 (17). Griechenland: würde ich nach dem gestrigen Auftritt eher noch höher einstufen.
6 (18). Rumänien: wie erwartet überzeugend.
Sparte: ist mir eigentlich egal
7 (22). Makedonien: hat mich echt enttäuscht. Vom Flair des ursprünglich mal makedonischen Songs ist ja schon längst nichts mehr übriggeblieben, nun auch noch diese stimmlichen Probleme. Verdient raus.
8 (23). Serbien: Sehr guter Auftritt, rangiert jetzt bei mir wohl höher.
9 (24). Weißrussland. Wie gesagt meiner meinung nach der beste weißrussische Beitrag seit langem, aber auch nichts, was ich vermissen werde.
10 (26). Albanien: Albanien schickt ja eigentlich IMMER hervorragende Sänger, die normalerweise unter meinen Top3 sind. Auch Elhaida ist eine sehr gute Sängerin, aber ich fand bereits Diell nicht so gut, und nach dem Wechsel zu dem jetzigen nichtssagenden 0–8‑15-Song, der zwar gesangliche Höchstleistungen fordert, aber Null Wiedererkennungswert hat (ich höre ja immer alle 40 Lieder im Auto in Endlosschleife und hatte bis zuletzt Schwierigkeiten, zu identifizieren, welcher Song das denn wieder wäre) konnte ich damit leider nicht mehr viel anfangen (eben bis auf den Top Gesang). Von daher war ich schon sehr verwundert (und fand es unfair), dass das in vielen Umfragen viel höher bewertet wurde als frühere (m.E. bessere) albanische Beiträge von Juliana Pasha, Olta Boka, Aurela Gace usw.
11 (27). Russland: Ist nach diesem Auftritt bei mir definitiv gestiegen. Natürlich halte auch ich ein Friedenslied aus Russland für mehr als verlogen, aber das Paket stimmt einfach.
Sparte: mag ich nicht
12 (31). Niederlande: nichtssagendes Lied, gut gesungen.
13 (36). Belgien: Mochte ich erst gar nicht, jetzt gefällt es mir ein wenig besser.
14 (38). Finnland: bei aller Liebe, das ist Müll.
15 (39): Dänemark: absolut nichtssagend.
Sparte: echt furchtbar
16. Moldawien: der einzige beitrag dieses Jahres, der mich wirklich zum Erbrechen bringen könnte.
Jetzt bin ich mal gespannt, ob ich nach dem zweiten Semi genauso entspannt bleiben kann. Aber immerhin kann ich ja für meine Nummer Eins (Schweiz) aktiv anrufen und Nummer Zwei (Frankreich) ist ja schon fürs Finale gesetzt …
Oben muss es 2008 statt 2009 heißen. Ich meine natürlich Dima Bilan mit meinem Hasstitel “Believe”, der dann zu meinem Entsetzen gewonnen hat.
Alexander Rybak war 2009 zwar auch nicht mein persönlicher Siegr, aber so schmierig wie Dima ist der nun wirklich nicht. Sorry Alexander für sie Verwechslung.
Das Ergebnis gestern fand ich letztendlich nicht überraschend. Einzig Albanien kann ich mir nicht im Finale erklären. Persönlich und nach allen Auftritten hätte ich da lieber Weißrussland gesehen.
Schade, dass Finnland raus ist, wäre im Finale ein interessanter Tupfer gewesen, aber die Songqualitäten sind schlichtweg nicht vorhanden. Albanien? Unerträglich! Rumänien? Klanglich via TV eine Katastropge! Georgie? Ich krieg Angst!Ungarn? wer hat diesen Magerquark gewählt? Überzeugend allein: Belgien und Estland. Nicht schade ist es um die Niederlande – gesanglich und liedmäßig dürftig.
Peter Urban: Jetzt reicht es aber! Zweimal “dem” statt “des”. Dann soricht er immer. So abgehakt und macht, Satzteichen, Wo grade. Platz ist.
Ein Conquita-Overkill, to much! Die drei Damen vom Grill (Bühnengestänge!): Zwei sind übeflüssig, Die einig multilinguale würde vollkommen ausreichen. Breit ausgewalztes Defilée zu Beginn bitte sofort wieder streichen: Braucht kein Mensch.
Gaaanz schlecht: Die Postkarten. Tourismuswerbung durch die Hintertür, wie langweilig!
Warum niemand das Weiterkommen Albaniens versteht, verstehe ich nicht. Ich war angenehm überrascht von dem Lied (ich muss dazu sagen, dass ich mir wie immer kein Lied im Voraus angehört habe, um möglichst unvoreingenommen zu werten). Sie sang vielleicht manchmal mit etwas zu viel Inbrunst, was sich negativ auf den Gesang auswirkte, aber alles in allem finde ich, dass sie zurecht im Finale ist.
Demhingegen kann ich die Qualifikation Armeniens überhaut nicht verstehen. Das Lied ist vollkommen verwirrend, keine richtige Ballade, aber auch nicht Midtempo, zu viele unterschiedliche Sänger, die meiner Meinung nach nicht gut harmonieren und der Gesang war auch einer der schlechteren gestern. Aber gut, hohe Punktzahlen von den lieben Nachbarn und Freunden Georgien, Russland, Weißrussland, Moldau und Estland und die tatkräftige Unterstützung von vor allem in Belgien, den Niederlanden und Frankreich lebenden Armeniern (und wahrscheinlich ein paar jurymäßige Geschmacksverirrungen) haben sie ins Finale gespült.
Griechenland war auch überhaupt nicht meins, aber die sind ja standardmäßig immer im Finale.
Und schließlich habe ich das Gefühl, dass die große Favoritin Polina aus Russland am Samstag nicht gewinnen wird. Klar wird sie ganz weit vorne landen, aber das ist doch eigentlich nur ’ne schnöde Ballade, die man schon tausendmal gehört hat…ich hab mich bei ihrer Performance dabei ertappt, dass ich abgeschweift bin und mich nicht wirklich auf den Auftritt fokussieren konnte. Alles solide, aber letztendlich ist das doch kein Gewinner?!
Nun zu den Finalisten:
Ich habe mir große Sorgen um Belgien gemacht, bezüglich der starken osteuropäischen Präsenz. Unbegründet! Der Junge war der Hammer! Ich weiß nicht, wie es in der Halle rüberkam, aber im TV war das großes Kino.
Estland war sehr solide und Stig stimmlich einwandfrei (anders als im “Eesti Laul”), aber nach Tallinn geht es nächstes Jahr nicht. Estland startet am Samstag in der ersten Hälfte und kommt nicht an Russland ran. Die Trennungsgeschichte wird aber in den Top 10 enden.
Sieger vorgestern war Russland. Auf der Platte klingt das zwar zu dick aufgetragen, aber live war das TOP. Mal sehen, was heute Schweden und am Samstag Australien und Italien so abliefern. Wehe, Il Volo gewinnt!
Aber ich glaube andererseits leider, dass sich die homosexuellen Fans schon mal auf drei ESC-Abende im eigenen Wohnzimmer oder bei gemeinsamem Gucken in der Bar einstellen müssen. Ein ESC im nächsten Jahr in Moskau liegt im Bereich des Möglichen.
Sehr vernünftig, dass man wenigstens nicht gebuht hat. Da sind die Regenbogenfahnen doch wesentlich gescheiter!
Die drei blassen Moderatorinnen kann man von mir aus direkt rauswerfen. Ich hab die überhaupt nicht wahrgenommen. Und dann noch die Finalistenverkündung im Zeitraffertempo!
Ich war zwar mal für Andi Knoll und Kati Bellowitsch, aber mittlerweile denke ich, dass Conchita Wurst es hätte alleine machen sollen.
Sehr zufrieden war ich mit Rumänien! Ich hege insgeheim den Wunsch, dass Rumänien gewinnt und habe auch fünf Euro auf Voltaj gesetzt. Sollten sie gewinnen, kämen 480 Euro raus, aber so weit kommt es leider nicht.
Bestätigt wurde aber die Stärke des Südostens. Dass Bojana Gas gibt, war vorher klar, aber das war richtig gut. Da kann Stefan Raab über das Aufplustern ihres Kostüms ablästern, wie er will.
Es hat mich stark gewundert, dass er gestern Abend bei TV Total kein Wort über Finnland verloren hat. Dafür bemerkte er aber, dass Elhaida Dani Töne traf, die es gar nicht gibt. Ich will ihm da nicht widersprechen.
NJARRRRRRRRR ICH HABE SCHAUM VORM MUND!!!
Heute Nacht bin ich überhaupt erst mal dazu gekommen, mich mit dem Spiltvoting der Semis zu beschäftigen, und was muss ich da sehen? Die Finnen wären bei reinem Televoting im Finale gewesen. Schlimm genug, dass sie rausgeflogen sind. Das ist aber noch nicht alles: Statt der genialen Finnen (die beim Semi nochmal eine Schippe draufgelegt haben) kommt dieses grauenhafte Kirchentagsgeseier aus Ungarn ins Finale, das bei reinem Televoting rausgeflogen wäre – mein Hassbeitrag der letzten zehn Jahrgänge kommt ins Finale auf Kosten meines Lieblingsbeitrags in diesem Semi. Jurys, Ihr seid echt das Allerletzte!!!!! AAAAAAAAARGH! Ich bin leider grad ein GANZ KLEINES BISSCHEN angefressen.
So, Olli. Jetzt hätte ich gerne den oben angekündigten Rant. Ausführlich, wenns geht. Danke.