Die Eurovisionsnews reißen nicht ab heute: wie Eurovoix unter Berufung auf das schwedische Portal DN berichtet, wolle der ausrichtende Sender SVT der EBU vorschlagen, den Eurovision Song Contest um eine Stunde auf 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit vorzuverlegen. Seit Menschengedenken fängt die Show um 21 Uhr MEZ an. Seit sich die Eurovision immer weiter östlich ausdehnt, zeigt sich die Schwierigkeit dieses Sendebeginns, der 1957 mit Rücksicht auf das Programmschema der BBC installiert wurde: in Russland oder am Kaukasus, die in einer anderen Zeitzone liegen, beginnt die Show derzeit teils erst um Mitternacht. Die Schweden argumentieren nun, dass insbesondere das jüngere Publikum, das extrem wichtig für die Zukunft des Contests sei, so nicht erreicht werden könne. Martin Österdahl, der ausführende Produzent des ESC 2016, sagte: “Besonders in den neuen Ländern ist es schon spätnachts, wenn die Ausstrahlung endet. Da ist es für die Kinder schwer, wach zu bleiben. Wenn wir weiter wachsen und auch in den nächsten 50 Jahren die größte TV-Show der Erde bleiben wollen, müssen wir aber das Zuschaueralter senken, wie das in Schweden bereits der Fall ist”.
https://youtu.be/nz_JyKIey‑8?t=40s
From Midnight to Noon: der ESC startet zu spät in Russland (RU 2000)
Ein durchaus berechtiges Argument, und in der Tat wäre es nur angebracht, nach der geografischen Ausdehnung des Wettbewerbs nun endlich auch die daraus resultierenden Anpassungen vorzunehmen. Allerdings sehe ich wenig Chance auf Durchsetzung dieses Vorschlags, der alleine schon an zwei der Big-Five-Länder scheitern dürfte, nämlich Großbritannien und Deutschland. Das Vereinigte Königreich, wo die BBC derzeit gerade unter besonders hartem (auch finanziellen) Beschuss durch die Konservativen steht und der Contest ohnehin nicht den besten Ruf genießt, klinkt sich bekanntlich auch zeitlich aus der Europäischen Union aus: hier begänne die Show dann bereits um 19 Uhr, mithin vor der Primetime. Noch unvorstellbarer indes, dass die ARD aus irgendeinem Anlass außerhalb eines wichtigen Fußballspiels auf die 20-Uhr-Tagesschau verzichtet, die gewissermaßen ihr innerstes Selbst darstellt. Auch wenn diese zeitgleich auf jedem der gefühlt 800 ARD-Spartenkanäle läuft, sodass Nachrichtenjunkies dennoch ihre Dosis erhielten, auch wenn sich Das Erste ausklinkt. Weiterer Vorteil: wir könnten auf die quälende Grand-Prix-Party von der Reeperbahn verzichten, mit der zurzeit das Sendeloch von 20:15 Uhr bis zum Showbeginn gestopft wird. Und auf das Wort zum Sonntag. Hallelujah! Dennoch wird dies nicht geschehen, denn man stelle sich vor, am Eurovisionssamstag fiele in China ein Sack Reis um und Sigmund Gottlieb könne keinen kurzfristig eingeschobenen ARD-Brennpunkt dazu moderieren. Schlichtweg undenkbar!