Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: Schwei­zer Trümmerholz

So lang­sam schließt sich das Zeit­fens­ter für mög­li­che Bei­trä­ge zum Schwei­zer Inter­net-Vor-Vor­ent­scheid: am Mon­tag ist Schluss mit lus­tig! Die Anzahl der Bewerber/innen ist in die­sem Jahr über­schau­ba­rer als in der Ver­gan­gen­heit, und so hält sich auch das Elend in ver­tret­ba­ren Aus­ma­ßen. Die­se bei­den Stich­wor­te füh­ren mich natür­lich zu Bar­ba­ra Ber­ta, die 1997 die hel­ve­ti­sche Flag­ge mit dem ster­bens­öden ‘Den­tro di me’ ver­trat (Platz 22). Knapp zwan­zig Jah­re spä­ter bewirbt sie sich erneut, dies­mal mit einer nicht min­der ster­bens­öden fran­ko­pho­nen Bal­la­de namens ‘Atti­tu­de’. Kann man machen, muss man aber nicht. In die Kate­go­rie “Wir waren mal Stars, die Kar­rie­re ist vor­bei” fällt auch Omar Naber. Der slo­we­ni­sche Rob­bie Wil­liams ersang 2005 für sein Hei­mat­land einen zwölf­ten Platz (‘Stop’) und ver­sucht es seit­her in immer klei­ner wer­den­den Abstän­den erneut: ‘Take me far’ ist sein dring­li­cher Wunsch an die Schwei­zer, ver­packt in eine mit­tel­schnel­le, mit­tel­net­te Gitar­ren­bal­la­de. Ob sie ihn erhö­ren? Als inter­es­san­ter erwei­sen sich indes zwei lebens­er­fah­re­ne eid­ge­nös­si­sche Rück­keh­re­rin­nen aus dem Dunst­kreis der schwei­ze­ri­schen Vorhölle.

Was haben wir getan? Inge Gins­berg haut die Welt in Trümmer

Da wäre zum einen die paten­te Bauernhoflesbe[ref]Diese scherz­haft gemein­te Bezeich­nung bezieht sich Mari­as Kurz­haar­schnitt und das von ihr immer wie­der ger­ne als Dreh­ort ver­wen­de­te agrar­öko­no­mi­sche Umfeld. Frau Van Hemel­ri­jk ist ver­hei­ra­tet, ihrem Lebens­lauf zufol­ge mit einem Mann.[/ref] Maria Chris­ti­na Van Hemel­ri­jk, eine gebür­ti­ge Flä­min, die aber schon lan­ge in der Schweiz lebt und bereits mehr­fach am hel­ve­ti­schen Vor-Vor­ent­scheid teil­nahm, unter ande­rem mit dem sen­sa­tio­nel­len ‘Super­di­va’. In die Pro­duk­ti­on ihres neu­en Titels ‘That’s what it’s all about’ und des dazu­ge­hö­ri­gen Vide­os steck­te sie (oder ein ver­mö­gen­der Gön­ner) offen­sicht­lich jede Men­ge Kne­te. Erneut am Start ist auch die groß­ar­ti­ge 93jährige Inge Gins­berg (‘Toten­köpf­chen’), die sich wie­der­um mit den US-ame­ri­ka­ni­schen Schwer­me­tal­lern Tri­to­ne­Kings zusam­men­tat. ‘Trüm­mer’, ihr dies­jäh­ri­ger Bei­trag, ist eine hart und sau­ber bret­tern­de und inhalt­lich wüten­de Ankla­ge an die Art und Wei­se, wie wir mit unse­rer selbst­zer­stö­re­ri­schen Lebens­wei­se sehen­den Auges auf den Abgrund zusteu­ern, die durch Inges stak­ka­to­haf­ten Sprech­ge­sang noch mehr Wucht gewinnt. Zum Nie­der­knien! Wer sich von so viel Düs­ter­nis erst mal erho­len muss, dem sei ein musi­ka­li­scher ‘Urlaub’ an den ver­bli­che­nen Gesta­den der Neu­en Deut­schen Wel­le mit Kon­rad Shou emp­foh­len, bevor wir zur abschlie­ßen­den und ulti­ma­ti­ven Emp­feh­lung die­ser Sai­son kommen.

Nach Hel­sin­ki zum Aprés-Ski? Nicht nötig, wie Herr Shou hell­sich­tig singt

Und nein, damit ist nicht das Tra­gik-High­light ‘Dare to Dream’ von Mar­kus Mül­ler gemeint, auch wenn es von hoher unfrei­wil­li­ger Komik ist, dem blob­för­mi­gen eins­ti­gen Die größ­ten Schwei­zer Talen­te-Teil­neh­mer mit dem Hang unfass­bar geschmack­lo­sen Glanz­hem­den mit Tef­lon-Beschich­tung zuzu­schau­en, wie er mit ent­rück­tem Blick in der Bota­nik oder auf Bahn­über­gän­gen her­um­steht und mit erdrü­cken­dem Pathos in der Stim­me abge­han­ge­nen Kitsch knö­delt, den noch nicht mal Sie­gel sich zu kom­po­nie­ren getraut hät­te. Ich spre­che statt­des­sen vom ein­zi­gen Bei­trag, mit dem die Schweiz tat­säch­lich mal wie­der vor­ne mit­spie­len könn­te beim inter­na­tio­na­len Wett­be­werb: ‘Holz vor dr Hüt­ta’ von Platz­hirsch, ent­ste­hungs­ge­schicht­lich wohl ein Wer­be­song für eine tem­po­rä­re Restau­ra­ti­on am Thea­ter­platz der Grau­bün­de­ner Metro­po­le Chur. Musi­ka­lisch ein amt­li­cher Aprés-Ski-Schla­ger mit extrem ein­gän­gi­gem und unver­meid­lich sexis­ti­schem Refrain, ver­eint das dazu­ge­hö­ri­ge Video sämt­li­che hel­ve­ti­schen Kli­schees, führt die­se in ein juve­nil-zeit­ge­nös­si­sches Umfeld und macht vor allem ohne Ende Spaß! ‘Holz vor dr Hüt­ta’ ist frag­los das schwei­ze­ri­sche Pen­dant zu ‘Oida taunz!’ von den Tracks­hit­taz, und wie auch beim öster­rei­chi­schen Vor­ent­scheid von 2011 steht zu befürch­ten, dass die Alpen­länd­ler sich die­se Chan­ce ent­ge­hen las­sen werden…

Boah, jetzt hab ich Bock auf lecker Käsefondue!

 

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