Am gestrigen Dienstag ging in Minsk der zweite Teil des Vorsingens für den Vorentscheid Weißrusslands über die Bühne. Noch einmal rund 30 Hoffnungslose präsentierten sich im Sendestudio von BTRC und bewiesen neben unterirdischen Englischkenntnissen und fragwürdigem Klamottengeschmack vor allem großes stimmliches Unvermögen. Oder hatte der Tontechniker einen schlechten Tag? Jedenfalls jaulte die große Mehrzahl der Bewerber/innen derartig schief, dass einem das Ohrenschmalz gerann. Wenig Ausbeute gab es diesmal für den Trashfreund, und so ist vor allem die Band Drozdy lobend hervorzuheben: ein Quartett junger Herren in schauderhaft gemusterten Leggings, die zu einem akkordeongetriebenen Turbofolkstampfer lustig über die Bühne hüpften. Wohl, um vom grottigen Gesang abzulenken, zerrte der Frontmann nach ungefähr zwei Minuten einen pikiert dreinblickenden Schwan aus einer mitgebrachten Box, den er für die restlichen 60 Sekunden an sich presste und – Schock für alle Tierschützer – gar noch am Hals würgte. Ist das ein neuer Fetisch: Sado-Sodomie?
Sind solche Hosen nicht schon seit 20 Jahren verboten?
Einen weiteren Show-Höhepunkt lieferte der blutjunge und arg nervöse Timur Pryahin mit ‘We want a Piece’, Verzeihung: ‘We wanna Peace’, ab. Wie um seinen friedensheischenden Songtitel zu konterkarieren, ließ er sich von einem schwarzgekleideten und gar nicht friedlich wirkenden Robocop begleiten, der die ganze Zeit nur bewegungslos dastand und böse dreinblickte, während der in einem T‑Shirt aus der Grabbelkiste beim Ed-Hardy-Ausverkauf angezogene Sänger so ziemlich jeden einzelnen Ton seines 80er-Sound-Billig-Elektro-Liedchens in markerschütternder Weise verfehlte. Doch dann, kurz vor Ende des Beitrags, schaltete Timur seinen grimmigen Begleiter auf der Rückseite ein, und dieser verwandelte sich eine tanzende LED-Lightshow. Doch der echte Höhepunkt kam erst mit dem allerletzten, kläglichen elektronischen Fiepen des Soundtracks, zu dem sich unser mit gleich zwei Leuchtfächern bewaffneter Friedensengel dramatisch in ide Höhe schraubte: 12 Punkte auf der Haldor-Lægreid-Skala!
Ist es ein Froschmensch? Ist es ein bayerischer Bulle in der neuen Uniform? Oder ist es gar Mister Fisto?
Im Anschluss an den Aufmarsch der Unglückseligen gab die Senderjury unter Beteiligung der belarussischen Eurovisionsbeauftragten Olga Schlager (ich kann diesen Namen nicht oft genug wiederholen!) die zehn Finalisten bekannt, die sich voraussichtlich am 15. Januar 2016 dem Urteil des Televotings stellen dürfen. Und natürlich fand sich hierunter keiner der hier Vorgestellten – auch nicht der Perlen vom vergangenen Wochenende. Was bei Fächerschwuppe Timo vielleicht verschmerzbar erscheint, im Falle der lustigen Zombies von Sweet Brain aber als skandalös gelten muss. Unter den den zehn Weitergekommenen befindet sich jedenfalls nicht ein einziger Song, der mir nicht schon nach spätestens drei Sekunden den Skip-Finger zucken lassen würde. Aber entscheiden Sie selbst: die größten Chancen auf das Ticket nach Stockholm dürfte vermutlich Alexey Gross haben, die Nummer Zwei in der Playlist.
Zehn Schattierungen von Gähn: die Finalisten aus Belarus.
Kann es sein, dass der Schwan ne Gans ist und Dir nicht Übles schwant , sonder schon gans übel ist ??
Verdammicht! Meine ursprüngliche Artikelüberschrift lautete: “Gans oder gar nicht”… aber dann dachte ich, das Tier hat einen derart langen Hals, das könnte vielleicht eher ein Schwan sein. Die Google-Bildersuche hat mich dann in dieser Annahme tendenziell bestätigt, wenn sie auch letzte Restzweifel nicht ausräumen konnte. Ich bin aber auch zugegebenermaßen ein klassisches Stadtkind, kenne diese Tiere eigentlich nur aus der Tiefkühltruhe im Supermarkt und bin mir immer noch nicht sicher, was es nun ist.
Jetzt ändere ich die Überschrift aber nicht mehr… 🙂
Aberaber, das sieht doch ein blinder mit krückstock. Dad ist ne gans. Aber bei dem gejaule wird auch ne goldene showgans nix nützen
Selbstverständlich ist das eine Gans. Erschütternd dieserlei Unkenntnis! Aber wer den lieben langen Tag diese fürchterlichen Vor-vorentscheide über sich ergehen lassen muss hat dann keine Zeit mehr für das Bildungsprogramm “Bauer sucht Frau”
Jetzt bin ich aber neugierig, welcher Supermarkt in Frankfurt tiefgefrorenen Schwan im Angebot hat. 😉
Also langsam wird’s Zeit, dass Du auch mal der österreichischen Vorentscheidungsplatform eine “Perlen”-Episode widmest.… Auch wenn wir nicht so trashig sind, wie die Weißrussen oder Schweizer, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit sollten wir schon kriegen, wenn der ORF sich schon die Mühe macht eine eigene Seite einzurichten (gut, ist “nur” Facebook, nicht so was trendiges wie der SFR, aber immerhin…)
guckst du hier: https://www.facebook.com/ESCOesterreich/
@onlime: Der Rewe in *hrch hrch* Schwanheim!