Nur knappe anderthalb Stunden Geschnatter, Einspieler und Stargäste mussten wir bei der Songpräsentation des bosnischen Fernsehens am heutigen Freitagabend über uns ergehen lassen, bis wir ihn hören durften: den sehnsüchtig erwarteten Beitrag des drei Jahre lang abtrünnigen und nun endlich in den Schoß der Eurovisionsfamilie zurückgekehrten Balkanlandes. Und das Warten hat sich gelohnt! ‘Ljubav je’ heißt der Titel, übersetzt wohl so viel wie ‘Liebe ist’… dieses Lied! Es beginnt mit einem wunderbaren Vorspiel aus donnerndem Trommelschlag und sehnsüchtigem Geigenspiel, dargeboten von der Cellistin Ana Rucner. Gefolgt von einem Gesangsduett in Landessprache (!) von Contest-Rückkehrer Deen (BA 2004), der mit seinen aufgespritzten Lutschlippen und dem plastiniert wirkenden Gesicht sowie seiner fuchtelnden Gestik beim besten Willen nicht schwuler aussehen könnte, und Dalal Midhat Talakić. Die beiden halten sich nicht all zu lange mit der Strophe auf und eilen flugs zum herrlich dramatischen Refrain, um sich dann erneut von Ana ablösen zu lassen, die den Geigenbogen über eine Art Alien-Skelett fliegen lässt. Sie bekommt später überraschenden Besuch vom supersexy aussehenden Rapper Jala Brat, dessen Part den insgesamt eher klassischen Balkanschlager ins aktuelle Jahrtausend holt, den ersten Fan-Reaktionen zufolge bei 99% der Eurovisionsschwuppen aber die unvermeidlichen allergischen Reaktionen auslöst (Kinder, das Genre existiert jetzt seit dreißig Jahren, ihr solltet Euch dran gewöhnt haben!). Gerade als der Song so richtig schön in Fahrt kommt, sind die drei Minuten leider schon um und es kommt zu einem etwas abrupten Ende. Davon mal abgesehen bietet ‘Ljubav je’ aber exakt das, was ich von einem Balkanbeitrag möchte. Und führt mir einmal mehr vor Augen, warum ich Bosnien beim Contest so liebe und über die Rückkehr des Ex-Jugo-Landes so froh bin!
“Eine Schlampe, ein Schrankschwuler, und – in einem merkwürdigen Twist – ein bosnischer IS-Kämpfer, der uns verbal attackiert. Ich liebe es!” (Jordy, ESC Nation)
Hat Bosnien mit ‘Ljubav je’ Final-Chancen in Stockholm?
- Auf jeden Fall. Der Song ist sterbensschön! (35%, 35 Votes)
- Ich find’s zwar furchtbar, aber es ist Bosnien. Die kommen damit durch. (26%, 26 Votes)
- Nur, wenn der Rapper rausfliegt. Funktioniert beim ESC einfach gar nicht. (22%, 22 Votes)
- Niemals. Zu vollgestopft, zu hektisch, zu viel in zu kurzer Zeit. Und Deen sieht schlimm aus. (17%, 17 Votes)
Total Voters: 100
Ich hatte mir diese endlose Sendung angeschaut und fast bis zum Schluss immer gedacht, dass die da immer von Stock Homo gesprochen haben und dachte so: Hoppla, sieh mal einer an, die ganz offen mit der sexuellen Orientierung von Deen um. Oder sollte es sich die ganze Zeit um die Ankündigung der zum Mann mutierten Molitva-Marija sein? Erst zum Schluss stelle ich dann fest, die sprachen da die ganze Zeit von Stockholmo !! Huch, ist mir das jetzt aber peinlich. Ach ja der Song: zwei Lieder in einem, naja geht so.
Also mir bietet der Song alles, was ich von einem Balkanbeitrag nicht möchte, weil ich das mittlerweile schon viel zu oft gehört habe. Irgendwann ist es auch mal gut mit dem Joksimovic-Balkan-Sound. Und der Rapper reißt es auch nicht heraus.
Und abstimmen kann ich auch nicht. Ich hätte gerne noch die Auswahlmöglichkeit “Auf jeden Fall. Aber der Song ist sterbenslangweilig!” 😉
“Ljubav je” bedeutet: “Liebe ist”.
Und ich bin Bosnien-Herzegowina dankbar für diesen Beitrag. Wenigstens bleiben die Bosnier der Landessprache treu. Und man hört auch, von woher der Beitrag kommt. Südosteuropa war schon 2015 stark vertreten. Seit der VE-Saison 2015 hoffe ich verstärkt, dass der ESC mal wieder in dieser Region stattfindet. Wobei es 2017 aber wohl kaum nach Sarajevo gehen wird. Dennoch ist “Ljubav je” eine Bereicherung, auch wenn es ein weiteres Beispiel dafür ist, wie schwer man sich auf dem Balkan mit der Drei-Minuten-Grenze tut (nach Bulgarien 2010 und Montenegro 2014).
@deutscheland: Danke für den Hinweis, ist korrigiert!
@porsteinn: Zu Diensten. Ich habe eine hoffentlich adäquate Antwortmöglichkeit ergänzt. 🙂
Ein guter Beitrag für die Türkvison. Das Fake-Cello geht ja gar nicht! Hören wir in Stockholmo offentlich nur einmal!
Es ist prima dass Bosnien wieder dabei ist. Einige meiner liebsten Eurovisionsbeiträge kommen aus diesem Land. 2016 wird aber nicht dazugehören. Das ist leider dicker, grüner Rotz
Den Rapper hätte man für meinen Geschmack auch draußen lassen können. Ist einfach nicht meins. Aber ansonsten gefällts mir gut.
@porsteinn: Das ist halt der Sound, der auf dem Balkan gehört und geliebt wird. Das hat erstmal nicht viel mit Joksimovic zu tun- er hat es nur einem breiteren Publikum zugänglich gemacht…
@ aufrechtgehn
Danke! 🙂
Schön, dass sie wieder dabei sind. Und hoffentlich dabei bleiben, in Landessprache zu singen. Der Song ist zwar jetzt nicht gerade eine Meisterleistung, aber durchaus ok. (Und natürlich finde ich auch, dass der Rapper stört).