Semi­fi­nal-Super­sams­tag 2016: I love to hate you!

Nun liegt er hin­ter uns, der aus­schließ­lich aus diver­sen Vor­run­den (gan­ze sechs an der Zahl!) bestehen­de Super­sams­tag, an dem sich in ganz Skan­di­na­vi­en und wei­ten Tei­len des ehe­ma­li­gen Ost­blocks etli­che Sänger/innen bat­tel­ten, ohne dass eine fina­le Ent­schei­dung für Stock­holm fiel. Und natür­lich ende­te er fast über­all mit maß­lo­sen Ent­täu­schun­gen. Fan­gen wir gleich mit der schlimms­ten davon an, damit wir sie aus dem Weg bekom­men: Island! Zwölf Kandidat/innen gibt es im Söng­va­kepp­ni ins­ge­samt, sechs davon tra­ten ges­tern an, dar­un­ter die Ein­zi­ge mit einem hörens­wer­ten Bei­trag und mei­nem aktu­el­len Lieb­lings­ohr­wurm aller Zei­ten und Son­nen­sys­te­me: Sig­ga Eyrún mit ‘Krei­sí’. Der klingt, wie er heißt, also groß­ar­tigst, besteht par­ti­ell aus dem Super-Mario-Sound­track, par­ti­ell aus der Stro­phe von Era­su­res Dra­ma­pop-Meis­ter­werk ‘I love to hate you’ sowie einer fan­tas­ti­schen Büh­nen­show mit einer sym­pa­thisch-fül­li­gen Sän­ge­rin, beglei­tet von einer Drag­queen und einer auf irre geschmink­ten, video­spiel­süch­ti­gen Frau, die sich mit Tisch­ten­nis aus alten C‑64-Tagen ver­gnügt. Und allei­ne für den Cho­reo­gra­fie­ein­fall, die Mit­tel­li­nie des Spiels von einem regen­bo­gen­far­be­nen Pac­man auf­fres­sen zu las­sen, gebühr­te ihr der Sieg beim Euro­vi­si­on Song Con­test in Stock­holm. Doch dazu wird es nicht kom­men: die völ­lig geschmacksin­kom­pe­ten­ten islän­di­schen Televoter/innen lie­ßen sie noch nicht mal ins Fina­le zie­hen! Ich bin so sau­er, dass ich es nicht anders in Wor­te fas­sen kann als: die­se Insel soll bit­te im Meer ertrin­ken. Sofort!

Ab Sekun­de 28: sin­gen Sie da mal “I like to read mur­der mys­tery / I like to know the kil­ler isn’t me” drü­ber. Und, passt, oder? (IL)

Theo­re­tisch könn­te die in der Vor­run­de nicht zum Ein­satz gekom­me­ne Sen­der­ju­ry der guten Sig­ga noch eine Wild­card für das Fina­le am 20. Febru­ar zuschus­tern, mein Gefühl sagt mir jedoch, dass das nicht gesche­hen wird. Ein zwei­tes Mal kann ich die­se Ent­täu­schung aber nicht ver­kraf­ten und wer­de mich daher ab sofort vom Söng­va­kepp­ni fern­hal­ten. Außer­dem ist die­ses Land nach die­ser skan­da­lö­sen Fehl­ent­schei­dung für mich ohne­hin nicht mehr exis­tent. Ähn­lich ärger­lich ver­lief es in einer mei­ner euro­vi­sio­nä­ren Lieb­lings­na­tio­nen, in Finn­land. Dort schräg­te es die fan­tas­tisch lus­ti­gen Red­necks Pää-Äijät (öfters lässt sich der Buch­sta­be “ä” wohl in kei­nem Namen unter­brin­gen!) mit dem groß­ar­ti­gen Par­ty­stamp­fer ‘Shamp­pan­ja­tai­vas’. Und das, obwohl einer der Jungs ober­kör­per­frei auf­trat (oder viel­leicht: des­we­gen?), und die Bei­den eine amt­li­che Par­ty auf der Büh­ne abzo­gen, mit mehr als den beim ESC erlaub­ten sechs Per­so­nen. So vie­le lus­ti­ge Ein­fäl­le, so ein mit­rei­ßen­der Gute-Lau­ne-Song, so eine ver­schenk­te Chan­ce! Und auch hier waren es wie­der die Zuschauer/innen allei­ne, die das Unglück anrich­te­ten. So lang­sam scheint wohl doch die Kol­lek­tiv­ent­mün­di­gung aller Europäer/innen ange­zeigt. Außer mir natürlich…

Schöns­te Stel­le: der Schnitt ins Publi­kum bei Minu­te 2:14 und die herr­lich indi­gnier­ten Gesich­ter auf den Rän­gen (FI)

Immer­hin einen Trost boten die Fin­nen: zu den drei, die es ins Fina­le schaff­ten, zählt die ado­rie­rens­wer­te Schla­ger­schach­tel Eini mit ihrem vor­schrifts­mä­ßig mit Tän­zern und Wind­ma­schi­ne insze­nier­ten ‘Draa­maa’ (öfters lässt sich ein Doppel‑A wohl kaum in einem Song­ti­tel unter­brin­gen!). Auch, wenn die jugend­li­chen KFZ-Mecha­ni­ker aus ihrem Vor­schau­vi­deo fehl­ten: Spaß mach­te die Num­mer den­noch. Davon mal abge­se­hen fol­gen die rich­tig gro­ßen Knal­ler ohne­hin erst in den nächs­ten bei­den Run­den des Uuden Musii­kin Kil­pai­lu (UMK). Und wo wir schon bei ober­kör­per­frei­en Sän­gern und Schla­ger­schach­teln sind, machen wir doch gleich einen Sprung ins benach­bar­te Schwe­den, wo die ers­te Vor­run­de des von vie­len Fans unver­ständ­li­cher­wei­se als hei­lig ver­ehr­ten Melo­di­fes­ti­valen statt­fand. Hier ent­pupp­te sich aus­ge­rech­net ein dis­qua­li­fi­zier­ter Bei­trag als bes­ter (im Sin­ne von: als ein­zig nen­nens­wer­ter) des Abends. Wie unter ande­rem Euro­fi­re berich­te­te, muss­te der Sen­der SVT den für die­se Mel­lo-Run­de vor­ge­se­he­nen Schwe­den­schla­ger ‘Him­mel för två’ von Anna Book  aus dem Ren­nen neh­men, da die Autoren des Songs ihn unter dem Titel ‘Taking Care of a bro­ken Heart’ bereits vor zwei Jah­ren beim mol­da­wi­schen Vor­ent­scheid ein­reich­ten. Dort flog er in der Vor­qua­li­fi­ka­ti­on raus, wes­we­gen ihn das Song­schrei­ber­team um Sven-Inge (!) Sjö­berg fürs Mel­lo recy­cel­te, dabei aber die Rech­nung ohne die Euro­vi­si­ons-Fano­raks mach­te, die den Regel­ver­stoß umge­hend mel­de­ten. Scha­de für das lie­bens­wer­te Schla­ger­schlacht­schiff Anna Book, der allei­ne schon für das unsterb­li­che ‘Sam­ba Sam­be­ro’ (2007) mei­ne nie­mals enden­de Ver­eh­rung gebührt!

Die Hebe­fi­gur nen­ne ich aber mal mutig! (SE)

Oder viel­leicht auch gar nicht so scha­de für sie, denn der Sen­der ließ Anna den­noch am Sams­tag auf­tre­ten, nun halt außer Kon­kur­renz als Pau­sen­act. Eine rie­si­ge Sym­pa­thie­wel­le bran­de­te der Düpier­ten ent­ge­gen, sowohl in Form eines ste­hen­den Applau­ses als auch kom­mer­zi­ell: zur Zeit toppt sie die schwe­di­schen iTu­nes-Charts. Dass es ihr hoff­nungs­los alt­mo­di­scher, herr­lich nost­al­gi­scher Schla­ger zum Con­test geschafft hät­te, kann ohne­hin aus­ge­schlos­sen wer­den. Also das Bes­te her­aus­ge­holt. Ins Mel­lo-Fina­le kamen Ace Wil­der, lei­der mit einem sehr viel schwä­che­ren Titel als ihrem 2014er Bei­trag ‘Busy doin’ not­hing’ (einem wei­te­ren aus der Rei­he der vom Publi­kum ver­hin­der­ten Euro­vi­si­ons­songs, denen ich noch heu­te nach­traue­re), und ein gewis­ser Robin Beng­ts­son, von des­sen Auf­tritt vor allem das per­sil­wei­ße, pass­ge­nau sit­zen­de Hemd in Erin­ne­rung bleibt. Im Gegen­satz zu sei­nem pas­send beti­tel­ten, völ­lig ega­len Song ‘Con­stel­la­ti­on Pri­ce’ (‘Trost­preis’). Inter­es­san­ter schon die zwei männ­li­chen Duos, die in der Andra Chan­sen lan­de­ten. Oder, genau­er gesagt, eines davon: Samir & Vik­tor mit ‘Bada nak­na’ (doch, Sie ver­mu­ten rich­tig: ‘Nackt­ba­den’). Auch ihr Lied erwies sich als deut­lich schwä­cher als ihr (auch schon wenig inno­va­ti­ver) Vor­jah­res­bei­trag ‘Grou­pie’, dafür aber klau­ten die Jungs Jed­wards (IE 2012) Zim­mer­spring­brun­nen, mach­ten sich (lei­der nur) oben­rum frei und plantsch­ten fröh­lich her­um. Was sehr erfolg­reich vom äußerst schwa­chen Gesang ablenkte.

Net­te Bau­ern­ma­le­rei auf (lei­der) epi­lier­ten, ein­ge­öl­ten Mus­keln: mit Samir gin­ge ich ger­ne Nackt­ba­den! (SE)

Ins­ge­samt also ein extrem schwa­ches musi­ka­li­sches Niveau beim ers­ten Mel­lo-Abend, es bleibt zu hof­fen, dass sich die­ses an den nächs­ten Sams­ta­gen deut­lich stei­gert! Von Skan­di­na­vi­en aufs Bal­ti­kum: in Litau­en stieg die fünf­te von ins­ge­samt zehn Run­den der Euro­vi­zi­ja. Wie­der­um flo­gen nur zwei Songs her­aus – kein Wun­der, dass das so lan­ge dau­ert bei die­sem Tem­po! Getrof­fen hat es unter ande­rem die hier bereits vor­ge­stell­te Bai­ba mit dem Madon­na-am-Kar­rie­re­start-Gedächt­nis­ti­tel ‘May­day’. Scha­de drum, auch wenn sie natür­lich ohne­hin kei­ne Chan­ce hat­te. Ein wenig rural ging es ges­tern in Ungarn zu, wo die letz­ten zehn von ins­ge­samt 30 Kandidat/innen ins Ren­nen gin­gen. Als ein­deu­ti­ger und ver­dien­ter Sie­ger die­ser Run­de zog der pos­sier­li­che, voll­bart­tra­gen­de Hips­ter András Petrus­ka mit der hüb­schen Folk­wei­se ‘Trou­ble in my Mind’ ins Fina­le, mit einer von Gitar­re und Gei­ge gestütz­ten Melo­die, die mir selt­sam ver­traut vor­kommt und die ich als gar nicht mal so unge­fähr­lich für die A‑Dal-Schwer­ge­wich­te wie András Kál­lay-Saun­ders ein­schät­ze. Im Gegen­satz zur Zigan­ka­pel­le Par­no Graszt mit dem har­mo­ni­ka­sat­ten ‘Már nem szé­dülök’, das zwar ganz flott und mit etli­chen ner­vi­gen Tem­po­wech­seln daher­kam, sich aber auch von einer nicht zu leug­nen­den, sanf­ten Melan­cho­lie durch­zo­gen zeig­te. Wes­we­gen der Lead­sän­ge­rin Helé­na Oláh wohl auch stets ein Trän­chen im Auge schwamm.

Erstaun­lich, dass so ein Bei­trag die Medi­en­zen­sur des ras­sis­ti­schen Orban-Regimes über­steht (HU)

Auch nicht feh­len durf­te (war­um bloß?) etwas klas­si­scher Rock’n’Roll, bei­tra­gen von der For­ma­ti­on B the First (‘You told me that you loved me’). Soll­ten sol­cher­art spie­ßi­ge Schau­der­haf­tig­kei­ten nicht schon seit 50 Jah­ren auf dem Musik­fried­hof ruhen? Dop­pel­tes Pech ereil­te die Bal­la­desse Viki Singh, die im Ren­nen um den letz­ten Final­platz im Jury­vo­ting punkt­gleich mit ihrer Kon­kur­ren­tin Móni­ka Veres (Nika) und dem sin­gen­den Pär­chen Oli­vér Ber­kes & Andi Tóth abschloss. Zunächst zog die Jury in der Stich­wahl Nika vor, anschlie­ßend ret­te­te das Publi­kum mit sei­ner Veto-Stim­me das sich auf der Büh­ne glaub­haft anschmach­ten­de Hete­ro­pär­chen. Viki blick­te in die Röh­re. Egal war es um alle drei Titel. Alles rich­tig mach­te hin­ge­gen das nach einem Jahr Kriegs­pau­se wie­der zum Con­test zurück­keh­ren­de Euro­vi­si­ons­schwer­ge­wicht Ukrai­ne. Dort tra­ten die ers­ten neun von ins­ge­samt 18 Kombattant/innen an, dar­un­ter die gebür­ti­ge Ukrai­ne­rin und rus­si­sche Ver­tre­te­rin von 2009, Ana­sta­sia Pri­hod­ko. Die schrie sich, wie es im ehe­ma­li­gen Ost­block so Sit­te ist, laut­stark und dis­har­mo­nisch durch ihre äußerst zähe Selbst­be­frei­ungs­bal­la­de ‘I am free now’, ver­moch­te damit aber weder die Jurys noch das Publi­kum zu über­zeu­gen: Rang 7 und damit aus­ge­schie­den. Da zürn­te man ihr wohl noch ob des Fremd­ge­hens. Wei­ter kam hin­ge­gen die Band Hard­kiss, bestehend aus einer als Hei­li­gen­fi­gur ver­klei­de­ten Lead­sän­ge­rin, einem Block­upy-Akti­vis­ten an der Trom­mel und einer Hand­voll sinis­ter drein­bli­cken­der, schwarz­ge­klei­de­ter Musiker.

Den Haar­schmuck muss ich haben! (UA)

Ihre kraft­voll-düs­te­re Schmer­zens­bal­la­de ‘Hel­p­less’ ver­fing sowohl bei den Juro­ren wie beim Publi­kum und lan­de­te (zu Recht) auf dem zwei­ten Rang. In die Kate­go­rie “Stoff, wie man ihn nur bei Euro­vi­si­ons-Vor­ent­schei­den sieht” fiel hin­ge­gen das Stück ‘Tin Whist­le’ von Tonya Mat­vi­en­ko, einer im wei­ßen Kleid mit Orchi­deen­hals­ket­te ange­ta­nen blon­den Schön­heit, die in einem Sci-Fi-Film-haft wabern­den Tro­cken­eis­ne­bel­feld zu einem sphä­risch-äthe­ri­schen, mit Vogel­ge­zwit­scher und scha­ma­ni­schen Gesän­gen ange­rei­cher­ten Sound­track mit schril­ler Ober­ton­stim­me schein­bar wie zufäl­lig vor sich hin sang. Nach dem irgend­wie aus­blu­ten­den Fina­le ihres Songs ver­harr­ten gro­ße Tei­le des Publi­kums zunächst in einer zwei­se­kün­di­gen Schock­star­re, bevor sie sich zu einem tosen­den Gott-sei-Dank-es-ist-vor­über-Applaus hin­rei­ßen lie­ßen. Und auch mei­ne Wenig­keit blieb eini­ger­ma­ßen rat­los zurück: was zur Höl­le soll­te das? Was hat sie sich dabei nur gedacht? Wel­che Psy­cho­phar­ma­ka muss man in wel­cher Dosie­rung ein­wer­fen, um auf so etwas zu kom­men? Und war­um kann es so einen herr­li­chen WTF-Moment nicht auch mal in einem deut­schen Vor­ent­scheid geben?

Genau das ist der Grund, war­um ich so lie­bend ger­ne Vor­ent­schei­de schaue! (UA)

Her­aus­ra­gen­de Leis­tun­gen in den Kate­go­rien schie­fer Gesang und ver­pass­te Ein­sät­ze erziel­te die aus Kiew stam­men­de Poprock­band Bru­net­tes shoot Blon­des, die den­noch vom Publi­kum von der Jury (!) in die Fina­lis­ten­run­de gewählt wur­de. Viel­leicht, weil sie zwei als Play­boy-Bun­nies ver­klei­de­te Chor­sän­ge­rin­nen mit auf die Büh­ne brach­te. Über­ra­gen­de Sie­ge­rin die­ses Semis (und ver­mut­lich auch des Fina­les der ukrai­ni­schen Vor­ent­schei­dung) mit der Höchst­wer­tung der Jury und rund der Hälf­te der Zuschau­er­stim­men wur­de jedoch Jama­la. Ja, exakt die Jama­la, die uns 2011 das fan­tas­tisch durch­ge­knall­te ‘Smi­le’ bescher­te – und einen Jury-Mani­pu­la­ti­ons-Skan­dal ers­ten Ran­ges. Dies­mal jedoch bot sie kei­nen schril­len, hoch­un­ter­halt­sa­men Trash dar, son­dern eine düs­te­re, sphä­ri­sche Bal­la­de mit arme­nisch-ori­en­ta­li­schen Unter­tö­nen, die sich mit der von Sta­lin ange­ord­ne­ten, tod­brin­gen­den Depor­ta­ti­on der Krim­ta­ta­ren im Jah­re ‘1944’ als Rache für die Kol­la­bo­ra­ti­on der tür­kisch­stäm­mi­gen Volks­grup­pe (der die Sän­ge­rin selbst ange­hört) mit den deut­schen Welt­kriegs­be­sat­zern aus­ein­an­der­setzt. Har­ter Stoff, der natür­lich auf sub­ti­le Wei­se auch als Kri­tik an der erneu­ten Annek­tie­rung der Insel durch Russ­lands neu­en Allein­herr­scher Putin gele­sen wer­den kann, im Gegen­satz zum geor­gi­schen ‘We don’t wan­na put in’ (2009) aber nicht platt daherkommt.

Sankt Mar­tin hat ange­ru­fen und will sei­nen hal­ben Man­tel zurück (UA)

Das von der optisch ein wenig an Cher erin­nern­den Inter­pre­tin in einem Mix aus eng­lisch, tür­kisch und ori­en­ta­li­schem Kla­ge­ge­sang vor­ge­tra­ge­ne Lied wirkt zu glei­chen Tei­len melan­cho­lisch, ankla­gend und ver­stö­rend, vor allem aber bit­ter ernst­haft. Auch wenn man den Text nicht ver­steht (im Refrain sagt sie: “Ich konn­te mei­ne Jugend nicht dort ver­brin­gen, weil ihr mir den Frie­den nahmt”), merkt man schon anhand ihrer Dar­bie­tung, dass es um etwas exis­ten­ti­ell Wich­ti­ges geht. Und auch Jama­las Stimm­akro­ba­tik scheint hier kein Selbst­zweck zu sein, son­dern stützt die Aus­sa­ge des Songs. Ein im bes­ten Sin­ne poli­ti­scher Bei­trag, wie ihn die Euro­vi­si­on viel öfters braucht, wie ich ihn mir für Stock­holm wün­sche und wie er mich am Ende wie­der ein biss­chen mit die­sem schau­er­li­chen Semi­fi­nal-Super­sams­tag und sei­nen Fehl­ent­schei­dun­gen zu ver­söh­nen mag. Ein ganz, ganz klei­nes bisschen.

Und hier zum Abschluss noch­mal der bes­te Vor­ent­schei­dungs­bei­trag aller Zei­ten und Wel­ten in der Stu­dio­fas­sung (IS)

5 Comments

  • Die Abwahl von Sig­ga – sowie ihren Mit­strei­tern Oli­via Jones an einem Bad-Hair-Day und der gro­ßen Schwes­ter von Chu­cky, der Mör­der­pup­pe – macht die­sen Jahr­gang noch schlim­mer als er ohne­hin schon ist! Das war doch geil, Men­schen­s­kind! Aber sowas sor­tie­ren die Islän­der ja immer frü­her oder spä­ter aus (s. a. Fja­drir im letz­ten Jahr). Sehr, sehr schade!

    Und Anna Book hät­te ich bei der “Kon­kur­renz” ges­tern auch ger­ne direkt ins Fina­le geschickt.

  • Tja, wie ich es mir schon den­ken konn­te, habe ich den ers­ten “Super­sams­tag” natür­lich völ­lig anders erlebt. Viel­leicht mit Aus­nah­me der Ukrai­ne, wo ich Jama­la und Hard­kiss auch in der obe­ren Kate­go­rie gese­hen habe, auch wenn mir tat­säch­lich Aida Niko­la­jchuk noch einen Tick bes­ser gefal­len hat, aber das ist unwesentlich.
    Übri­gens: “Bru­net­tes shoot blon­des” sind NICHT durch das Publi­kum nach oben gehievt wor­den. Von den Zuschau­ern erhiel­ten sie nur 5 Punk­te (und damit Platz 5). Nein, es war die Jury, die sie unver­ständ­li­cher­wei­se trotz mehr­fach aus­ge­spro­che­ner (berech­tig­ter!) Kri­tik an den San­ges­leis­tun­gen auf Platz 2 (!!) platzierte,was dann ins­ge­samt für Platz 3 reichte.

    Dass in schwe­di­schen Mel­los größ­ten­teils Schrott antritt und dann auch noch völ­lig kran­ke Volks­ent­schei­dun­gen gefällt wer­den, dar­an habe ich mich inzwi­schen gewöhnt. So traf es mich nicht ganz unvor­be­rei­tet, dass selbst­ver­ständ­lich die ein­zi­gen für mich über­haupt anhör­ba­ren Bei­trä­ge (Mimi Wer­ner und Per­nil­la Anders­son) auf den hin­te­ren Rän­gen 5 und 6 lan­de­ten, also aus­schie­den. Der Rest inter­es­siert mich einen feuch­ten Kehricht,auch wenn es irgend­wie klar war, dass Ace Wil­der und Robin vorn lie­gen würden.

    Da konn­te ich dann rich­tig auf­at­men, als ich fest­stel­len konn­te, dass Islän­der (wie meist) und Fin­nen (wie manch­mal, das scheint stark zu wech­seln) ver­nünf­tig urtei­len. In Finn­land fand ich Stel­la Chris­ti­ne und vor allem Saara Aal­to abso­lut spit­ze, und sie sind zu recht wei­ter (dür­fen mei­net­we­gen auch das Gan­ze gewin­nen). Eini ist ver­dien­ter drit­ter Platz. Alles wie es sein soll also. Ich habe ja nichts prin­zi­pi­el­les gegen Spaß­bei­trä­ge, aber Pää-Äijät waren wirk­lich grottig.

    Auch in IS hat­te ich zwei kla­re Favorit(inn)en: Gre­ta Saló­me und Kar­lot­ta Sigurd­har­dot­tir. Und zu mei­ner hel­len Freu­de kamen tat­säch­lich bei­de wei­ter, wie toll ist das denn. Um Kreisi ist es tat­säch­lich ein biss­chen scha­de, wäre mein Platz 3 gewe­sen, da ich aber eh nicht auf Sieg gehofft hät­te, ist das Aus­schei­den auch hier nicht wei­ter schlimm.

    Bis­lang feh­len mir im gesam­ten Auf­ge­bot bis­her aber noch Tit­rel, die mich so wirk­lich fes­seln. Saara Aal­to ist hier am nächs­ten dran, aber es könn­te doch hof­fent­lich noch mehr kommen.

    PS: nur aus Neu­gier: wie schaust Du denn die unga­ri­schen Vor­ent­schei­de? Ich hat­te das in frü­he­ren Jah­ren immer im Fern­se­hen gese­hen, aber Unity­me­dia hat Duna aus dem frei­en Kabel­an­ge­bot gestri­chen. Beim auf esc­to­day ange­ge­be­nen Web­link muss man sich anschei­nend regis­trie­ren, was ich ungern tun wür­de, weil ich Unga­risch so gut wie gar nicht lesen kann, und überhaupt.

  • @der: Den unga­ri­schen Vor­ent­scheid ver­fol­ge ich nicht live, son­dern schaue mir die ein­zel­nen Clips von den Auf­trit­ten auf dem Web­an­ge­bot von Mediak­likk an:
    http://www.mediaklikk.hu/a‑dal/

    Und dan­ke für den Hin­weis mit den Bru­net­tes, ich hat­te das auch so auf esc­to­day gele­sen, woll­te es aber ein­fach nicht glau­ben, weil es über­haupt kei­nen Sinn macht. Ich hab’s korrigiert.

  • zu den Bru­net­tes: ver­stan­den habe ich es auch nicht, habe auch das Gesche­hen nicht wirk­lich kapiert, aber zumin­dest stan­den die Punk­te so am Schluss auf der Wertungstafel.

  • Streng genom­men war der Gesang von Jama­la nicht auf Tür­kisch, son­dern auf Krim­ta­ta­risch, denn sie kommt ja schließ­lich von dort.

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