Na, wenn sie bei der Aktion mal nicht ertrinkt! Donnerstag Abend präsentierte die bereits im Januar 2016 ausgewählte maltesische Vertreterin Ira Losco der mit angehaltenem Atem wartenden Welt ihren neuen Eurovisionsbeitrag ‘Walk on Water’. Die Zweitplatzierte von 2002 war beim Maltasong mit gleich zwei anderen Titeln angetreten und gewann den Vorentscheid mit dem Lied ‘Chameleon’. Das verwarf die offenbar von berechtigter Panik, schlechter als seinerzeit abzuschneiden, erfasste Künstlerin jedoch flugs wieder, um sich auf die Suche nach einem neuen, konkurrenzfähigeren Song zu machen. Den sie nun glaubt, in dem von einem fünfköpfigen, zu 80% schwedischstämmigen Komponistenteam geschriebenen ‘Walk on Water’ gefunden zu haben, an dem neben der Interpretin selbst auch die Mello-Teilnehmerin Molly Pettersson-Hammar mitstrickte. Und der wie der verzweifelte (wenn auch teils gelungene) Versuch wirkt, um jeden Preis modern und zeitgemäß zu klingen. Wie gefühlt 45 der 43 diesjährigen Eurovisionsbeiträge erweist sich auch der ausgetauschte maltesische Song als im Grundton melancholische Midtempoballade mit verhältnismäßig starken Strophen, die im (um ein Vielfaches schwächeren) Refrain in eine elektrolastige, beatgetriebene Nummer umkippt, glattgebügelt von unzähligen Autotune-Stimmoperationsmaßnahmen. In zwei Worten: kompetentes Mittelmaß.
Im Video lebt Ira ihren Moses-Komplex aus. Ob das auch auf der Bühne gelingt?
Ob es Frau Losco mit dem aus neun möglichen Alternativen zu ‘Chameleon’ ausgesuchten Ersatzbeitrag tatsächlich gelingt, über die tückische See der Qualifikationsrunde zu wandeln, ohne dabei wie so viele andere Mittelmeerüberquerer/innen elend zu ertrinken, bleibt abzuwarten: im Vergleich zum völlig nichtssagenden ‘Chameleon’ ist ‘Walk on Water’ deutlich stärker und auch als Titel einprägsamer. Wie das Ganze live klingt, steht aber noch auf einem anderen Blatt. Der Songtausch erhitzte nach Meldung der Tageszeitung Times of Malta vom Mittwoch auf der Sonneninsel jedoch die Gemüter: einzelne erboste Fans bezeichneten den Vorentscheid als “Schiebung” und verlangten vom Sender das Geld[ref]Allerdings hatte PBS im Vorfeld des Maltasong darauf hingewiesen, man behalte sich das Recht vor, sowohl Lied wie Sänger/in auszutauschen.[/ref] für ihren Anruf zurück, verbunden mit der Drohung, sich künftig an der Publikumsabstimmung beim Maltasong nicht mehr zu beteiligen. Da dürften sich die Senderverantwortlichen bei PBS sicher in die Hosen machen – nein, nicht vor Angst: vor Lachen. Schließlich zählt bei dieser zweitägigen Veranstaltung, die wohl hauptsächlich den Zweck erfüllt, so viele Werbeblöcke wie möglich zu verkaufen, die Stimme der Zuschauer traditionell ohnehin nur zu einem Sechstel, den Rest besorgt eine internationale Jury. Wie nun auch bei der Auswahl von ‘Walk on Water’, an welcher der Zeitung zufolge Juroren aus 13 europäischen Ländern beteiligt waren. So ein gigantischer Aufwand, möchte man da ausrufen, und dann für so etwas…
Frau Losco, das Chamäleon der Popmusik. Die Malteser hätten sie sicherlich auch gewählt, hätte sie auf der Bühne drei Minuten lang gefurzt, statt ein Lied zu singen
Kann Ira Losco über Wasser gehen und trockenen Fusses das Semi erreichen?
- Auch die Inselheilige kann kein siebtes Wunder vollbringen. Sie wird im Seichten ertrinken. (44%, 36 Votes)
- Das hängt hauptsächlich von der Live-Performance ab. Und ich traue Ira zu, mit ihrer Stimme die See zu teilen. (32%, 26 Votes)
- Natürlich. Sie verfügt über Stimme und Ausstrahlung: Und einen guten, modernen Song. Finale ist sicher. (23%, 19 Votes)
Total Voters: 81
Oha, da will es aber jemand mit aller Gewalt ganz, ganz doll. Und das merkt man der Nummer an. Und genau deswegen funktioniert es nicht.
Sie wird auch um den 15. platz mit 20 anderen Telnehmern kämpfen
Vielen Dank für die schöne Titelzeile, die nun auch den bisher nur vermuteten und im Lied gar nicht weiter thematisierten Bezug zur Flüchtlingsdebatte herstellt. 😉