Kra­jo­we Eli­mi­nac­je 2016: wer hat nur die­sen Spa­cken gewählt?

Den ver­mut­lich größ­ten Schock­mo­ment der lau­fen­den Euro­vi­si­ons­sai­son bescher­ten ges­tern Abend die pol­ni­schen Televoter/innen dem fas­sungs­los jap­sen­den rest­li­chen Euro­pa. Seit der Bekannt­ga­be des neun­köp­fi­gen Teil­neh­mer­fel­des der Kra­jo­we Eli­mi­nac­je war ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen zwi­schen der Euro­vi­si­ons­le­gen­de Edy­ta Gór­ni­ak (PL 1994) und einer gewis­sen Mar­ga­ret vor­her­ge­sagt wor­den. In siche­rer Erwar­tung des Sie­ges der letzt­ge­nann­ten Sän­ge­rin und ihres rihan­nes­ken ‘Cool me down’ lag das Land in den Wett­quo­ten bereits ganz oben – bis zur Bekannt­ga­be des Tele­vo­ting-Ergeb­nis­ses. Die allei­ne stimm­be­rech­tig­ten Anrufer/innen wähl­ten näm­lich zum kol­lek­ti­ven Ent­set­zen aller Zuschauer/innen außer­halb Polens mit knapp 36% den ehe­ma­li­gen X‑Factor-Teil­neh­mer Michał Szpak, optisch am ehes­ten als Jack-Spar­row-Par­odie in einer schlim­men Mil­li-Vanil­li-Gedächt­nis­ja­cke zu beschrei­ben, zu ihrem Reprä­sen­tan­ten. Der Herr Spack singt einen wirk­lich üblen, musi­cal­haf­ten Song­rie­men namens ‘Color of your Life’, der es an fremd­schäm­pein­li­cher Abge­schmackt­heit locker mit dem Werk von Libe­r­ace auf­neh­men kann. Oder, um in Euro­vi­si­ons­ver­glei­chen zu spre­chen, mit ‘Nomads of the Night’ von Jero­ni­mas Mili­us (LT 2008). Mal schau­en, wie schnell Polen in den Wett­quo­ten jetzt auf den letz­ten Platz fällt.

Der Preis für das bes­te Pira­ten­bärt­chen der Sai­son geht an Mich­al Spack!

Mar­ga­ret, eine bewe­gungs­leg­asthe­ni­sche, vokal ein­ge­schränk­te und cha­ris­ma­be­frei­te Blon­di­ne, lan­de­te mit 24% der Anru­fe auf dem zwei­ten Rang. Viel­leicht kann das schwe­di­sche Pro­duk­ti­ons­team ihren Titel ‘Cool me down’ noch an Ira Losco ver­kau­fen? Die hat sich ja angeb­lich noch nicht ent­schei­den, ob sie bei ‘Cha­me­le­on’ bleibt. Und um den Song, für mei­ne Ohren zwar eine Zumu­tung, aber unter all der bis heu­te gehör­ten Vor­ent­schei­dungs­wa­re der dem aktu­el­len Chart­ge­sche­hen am nächs­ten Ste­hen­de, wäre es tat­säch­lich scha­de. Die vom pol­ni­schen Fern­se­hen ver­mut­lich absicht­lich auf die letz­te Start­po­si­ti­on gesetz­te und im TVP-Stu­dio fre­ne­tisch emp­fan­ge­ne Edy­ta Gór­ni­ak dürf­te über ihren drit­ten Platz mit 18% der Stim­men ver­mut­lich nicht ‘Gra­teful’ sein. Aller­dings ließ sich in ihrer zähen, in so etwas wie Eng­lisch gejaul­ten Klang­col­la­ge auch beim bes­ten Wil­len kein Song im enge­ren Sin­ne ent­de­cken. Edy­ta, augen­schein­lich seit ihrem zwei­ten Platz beim Song Con­test von 1994 um kei­nen Tag geal­tert, ent­schied sich, den Sen­der ihres Funk­mi­kro­fons nicht, wie üblich, auf dem Rücken zu ver­ste­cken, son­dern befes­tig­te ihn vor­ne in der Gür­tel­schnal­le ihres wei­ßen Abend­klei­des, wo die bei­den Anten­nen ihr per­ma­nent in die rech­te Brust­war­ze piek­ten. Das war lus­tig anzuschauen.

Gott sei Dank trug Mar­gret ein Höschen!

Auch frisür­lich ganz die Alte: Edy­ta Górniak.

Der Abend bot noch mehr bizar­re Unter­hal­tung. Sei es ein merk­wür­di­ger Nos­fe­ra­tu namens Tara­ka oder die weiß­rus­si­sche Band Napo­li, die sich zu Hau­se mit nur zwei­ein­halb Pro­zent Abstand im Tele­vo­ting knapp dem Ivan geschla­gen geben muss­te und es nun mit dem sel­ben, ent­fernt an ‘Gra­vi­ty’ (UA 2013) erin­nern­den Titel im Nach­bar­land erneut ver­such­te, dies­mal von noch weni­ger Erfolg gekrönt. Auch lus­tig: eine erwach­se­ne Frau namens Alek­san­dra Gin­trows­ka, die uns auf der Büh­ne eine wenig über­zeu­gen­de Dar­bie­tung der Klei­nen Meer­jung­frau (viel­leicht nicht ganz die rich­ti­ge Rol­le für ihr Alter) gab und dazu ‘Miss­ing’ sang. Bezie­hungs­wei­se, in ihrer leicht lis­peln­den Aus­spra­che: “Mit­hing”. Was sie ver­miss­te, war sehr schnell klar: ihre Stim­me näm­lich, die sie irgend­wo auf dem Weg vom Kos­tüm­ver­leih ins Sen­de­stu­dio ver­lor. Zugu­te hal­ten muss man dem pol­ni­schen Fern­se­hen das per­fek­te Timing ihrer Kra­jo­we Eli­mi­nac­je, deren Sen­de­be­ginn auf die Minu­te pas­send an die gera­de zu Ende gegan­ge­ne Eesti Laul anschloss. Was aller­dings um so schmerz­li­cher den musi­ka­li­schen Niveau­ver­lust zwi­schen den bei­den Vor­ent­schei­den emp­fin­den ließ. Viel­leicht soll­te TVP doch bes­ser bei der inter­nen Aus­wahl blei­ben, wenn es weder qua­li­ta­tiv akzep­ta­ble Künstler/innen zum Mit­ma­chen bei einem öffent­li­chen Vor­ent­scheid bewe­gen noch sich auf die geschmack­li­che Zurech­nungs­fä­hig­keit sei­nes Publi­kums ver­las­sen kann…

Die Play­list mit allen Bei­trä­gen. Enjoy!

Hat Polen mit ‘Color of my Love’ eine Chan­ce aufs Finale?

  • Natür­lich nicht, aber irgend­wie muss ich den Polen Respekt zol­len, so sehr auf die Erwar­tun­gen Rest­eu­ro­pas und auf ihre Chan­cen zu schei­ßen. (41%, 40 Votes)
  • Ganz ohne Spas­set­teln: so furcht­bar, wie Du tust, ist das Lied nicht. Das könn­te schon was wer­den. (39%, 38 Votes)
  • Klar! Klas­se Song, gut gesun­gen, Mich­al hat Cha­ris­ma. Das kommt… ach was, wen will ich hier ver­ar­schen? Natür­lich nicht! (20%, 20 Votes)

Total Voters: 98

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11 Comments

  • Ich hat­te ges­tern echt so was ähn­li­ches wie einen Schock, mal ehr­lich, wie kann man nur so eine Fehl­ent­schei­dung tref­fen. Ich ver­suchs mal kuli­na­risch zu erklä­ren: Wer ein Sechs-Gän­ge-Menü vom Ster­ne­koch haben kann, isst ja schließ­lich auch kei­ne zwei Wochen alte Currywurst.

  • Das Ergeb­nis hat die pol­ni­sche in jedem Fall zu einer der unter­halt­sams­ten Vor­ent­schei­dun­gen der Sai­son gemacht. Und wenn zwei sich strei­ten, freut sich der Drit­te. Etwas alt­ba­cken, aber den­noch ein ange­nehm zu hören­der Song und sin­gen kann er auch. Bei Mar­ga­ret stimm­te die Per­for­mance nicht und bei Edy­ta das Lied. Im Nach­hin­ein also weder so über­ra­schend noch so unver­dient, wie man im ers­ten Moment denkt.

  • …oh Gott, ich bin ganz bestürzt über mich selbst, aber ich fin­de den Song gar nicht mal so schlecht. Aller­dings erin­nern er und sein Song mich aber weni­ger an “Nomads…” son­dern eher an Con­chi­ta Wurst für Arme.

  • Da Arash an Cool Me Down mit­ge­schrie­ben hat, muss sich Aser­bai­dschan eigent­lich gezwun­gen füh­len, die­ses Meis­ter­werk abzu­kau­fen! Gewin­nen wol­len sie ja.

  • Nach­trag zum Kleid von Edy­ta: wie Mar­co Schif­fer mich gera­de infor­mier­te, wur­de das von Frau Gór­ni­ak eigent­lich für den Auf­tritt aus­ge­wähl­te gel­be Kleid vor­her wohl ver­se­hent­lich mit Saft besu­delt, so dass sie auf das wei­ße Teil aus­wei­chen muss­te, an dem der Sen­der nur vor­ne befes­tigt wer­den konnte.

  • Ich weiß gar nicht, was die meis­ten hier haben. Der Song mag zwar ein wenig alt­ba­cken sein, aber das Gesamt­pa­ket war trotz­dem immer­hin eines der bes­se­ren an die­sem Abend. Ich per­sön­lich fand zwar ins­ge­samt Frau Szroe­der am bes­ten (unter ande­rem auch, weil sie pol­nisch gesun­gen hat, aber auch sonst fand ich alles stim­mig), aber dann folg­ten eigent­lich genau die 3, die letzt­lich auf die Topp­lät­ze kamen und sich ins­ge­samt wenig nah­men. Vom Song her fand ich Mar­ga­rets Bei­trag von den drei­en am bes­ten, aber stimm­lich war sie unter aller Kano­ne, bei Edy­ta war es genau umge­kehrt. Also bleibt nur noch der Szpak …

  • Für mich ist es eine Zumu­tung, was der Autor in sei­nem Arti­kel von sich gibt. Alle Leu­te, die in mei­nem Umfeld den Song von Mich­al Szpak gehört haben, sind nicht nur wegen sei­ner stimm­li­chen Dar­bie­tung begeis­tert son­dern auch von der Tat­sa­che, dass Rock­mu­sik eben noch nicht tot ist, auch wenn die hal­ben Charts voll ein­tö­ni­ger Hip Hop- oder Main­stream-POP domi­niert wer­den. Alle sin­gen zu einem gut gemix­ten Beat, der sowohl die stimm­li­chen Fehl­trit­te als auch die teils unmu­si­ka­li­schen Ent­glei­sun­gen gera­de­bü­geln. Hier ist end­lich mal ein jun­ger Künst­ler, der eben mit Stim­me und gutem Rock­sound begeis­tert. Wenn ich mir alle 43 ESC-Songs anse­he, stel­le ich erleich­tert fest, dass dar­un­ter min­des­tens 8 rocki­ge Songs zu fin­den sind und damit klar anzei­gen, dass Tot­ge­sag­te län­ger leben 🙂 Viel­leicht lie­ber Autor fol­gen Sie nicht nur dem Wischi-Waschi-Pop-Gedu­del, son­dern besin­nen sich mal auf ande­re Ele­men­te von Unter­hal­tungs­mu­sik. Aber Musik ist nun­mal Geschmack­sa­che. Übri­gens, so ganz neben­bei: Musi­cal bedeu­tet, auf der Büh­ne mit Stim­me und Dar­stel­lung zu über­zeu­gen und nicht völ­lig talent­frei an die Tech­nik zu glau­ben, die selbst aus musi­ka­li­schen Flach­pfei­fen Super­stars produziert!

  • Kann jemand bes­ser sin­gen, ale Mich­al Szpak? Er ist immer noch auf der 8. Stel­le, Deutsch­land ist auf der letz­te. Alle sind am kri­ti­sie­ren, aber ent­we­der ist das pure Neid, oder null Ahnung von Musik. Er ist ein gros­ses Talent, darf man nicht ver­ges­sen, siehr super aus, Mensch, seid nicht so nei­disch Leute.
    Gros­se Sprü­che, aber ncihts dahin­ten. War­um seid Ihr so nega­tiv zu den Nach­bars­län­dern ein­ge­stellt? Guck doch Euch an wie Ihr aus­sieht und was Ihr könnt!
    Immer gros­se Klap­pe und Neid, ich has­se es.
    Mich­al hat suoer gesun­gen, super Song, Weltklasse!

  • Du kack wich­ser! Was fällt dir ein so über ihn zu reden! Du tust das nur, weil Deutsch­land mal end­lich eins aufs MAUL bekom­men hat, nh?! Außer­dem: Was hat er dir getan? Unrecht? Ich den­ke nicht. Also: Wenn du mal kei­ne Ahnung hast dann ein­fach mal die Fres­se halten!

  • Liebs­te Julia,
    nein, ich rede nicht so über Mich­al Szpak, weil er bes­ser abge­schnit­ten hat als Jamie-Lee. Den Arti­kel, den Du hier, nun­ja, kom­men­tierst, schrieb ich direkt nach der pol­ni­schen Vor­ent­schei­dung Anfang März, was Dir eigent­lich hät­te auf­fal­len müs­sen, wenn Du ihn auch nur ansatz­wei­se gele­sen hät­test, anstatt nur die Über­schrift, bevor Du Dich hier in die Kom­men­tar­spal­te erkü­belt hast. Ich hof­fe trotz­dem, es geht Dir jetzt besser.
    Also: Mich­al hat mir nichts getan. Ich gebe ger­ne zu, dass er ein guter Sän­ger ist. Ich gra­tu­lie­re ihm und den Polen von Her­zen zum her­vor­ra­gen­den Ergeb­nis und es tut mir leid, dass die Jurys ihn so run­ter­ge­vo­tet haben. Ich mag nur ein­fach per­sön­lich sei­nen Song nicht und habe mir das Recht her­aus­ge­nom­men, dies hier, in mei­nem Blog, auch so kundzutun.
    Der letz­te Platz für Deutsch­land (oder, wie Du es so hübsch beschreibst, “aufs MAUL”) geht völ­lig in Ord­nung, auch wenn mir per­sön­lich ‘Ghost’ bes­ser gefällt als ‘Color of my Life’ – unser Song war nicht beson­ders, Mich­al konn­te mehr Men­schen anspre­chen, freut mich für ihn! Noch mehr wür­de ich mich freu­en, wenn Polen auch nächs­tes Jahr wie­der beim ESC dabei ist. Wenn ihr dann einen Song schickt, den ich mag, schrei­be ich auch was Posi­ti­ves drü­ber, versprochen.
    Dir noch einen schö­nen Abend.

  • Also mir hat sowohl der Titel von Mich­al Spzak wie auch der Sän­ger selbst aus­ge­spro­chen gut gefal­len. Dass er auf dem 8. Platz gelan­det ist, zeigt ja wohl auch, dass die meis­ten Men­schen das auch so sehen. Viel­leicht haben die übri­gen Euro­pä­er eben einen ande­ren Geschmack als die meis­ten Deut­schen (das kann man übri­gens auch dar­an erken­nen, dass deut­sche Titel meis­tens auf dem letz­ten Platz lan­den). Mich­al Spzak hat Cha­ris­ma, ist sexy und hat eine tol­le Stim­me. Er ist aus­ser­dem sen­si­bel und sehr emo­tio­nal. Da könn­ten sich eini­ge deut­schen Spa­cken mal eine Schei­be abschneiden.

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