Wie eurofire auf Nachfrage von der EBU erfahren hat, werden beim Eurovision Song Contest 2016 tatsächlich nur die ersten zehn Plätze im Televoting vorgelesen. Die Ränge 26 bis 11 sollen lediglich auf dem Scoreboard angezeigt werden. Immerhin will man die Ergebnisse wohl nicht gebündelt auf einmal einblenden, sondern so, dass sie vom Zuschauer noch nachvollzogen werden können. In welchem Tempo das vonstatten gehen soll, ließ die EBU jedoch offen, wie eurofire schreibt. Zu vermuten steht, dass die nationalen Kommentatoren die kumulierten Zuschauerpunkte für das eigene Land gesondert erwähnen, wenn dieses nicht unter den Top Ten landet, also beispielsweise Peter Urban die zu erwartenden zirka 23 Punkte für Jamie Lee Kriewitz ansagt. Insgesamt bleibt das Verfahren damit aber aus meiner Sicht völlig inakzeptabel – warum die Gastgeber Petra Mede und Måns Zelmerlöw nicht einfach alle 26 Ergebnisse verlesen, kann ich nicht nachvollziehen. Zumal dies im Vergleich zur Gesamtsendedauer des Finales von dreieinhalb Stunden nur Bruchteile von Zeit kostet und man das wesentlich irrelevantere Juryvoting zuvor in epischer Breite mit der persönlichen Abfrage bei 43 Ländersprechern zelebriert. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit von Anpassungen an sich verändernde Sehgewohnheiten und eine bessere Show-Dramaturgie: hier überschreitet die EBU für mein Empfinden eine Grenze. Ich kann daher nur auf eine breite, laut geäußerte kollektive Entrüstung hoffen, damit die verantwortliche Reference Group diesen Unfug wenigstens 2017 wieder korrigiert.
Dürften sang- und klanglos in der Tabelle verschwinden: die Punkte für Jamie Lee (DE)
Wo wir gerade beim Thema “Unfug” sind: die epische Geschichte um die Ausladung des Rumänen Ovidiu Anton geht in die nächste Runde. Nach dem vom Sänger abgelehnten Angebot des Bruderlandes Moldawien, als Duettpartner von Lidia Isac unterzuschlüpfen, will nun der rumänische Privatsender Pro TV, selbst kein Mitglied der EBU, die Senderechte für die Ausstrahlung des 2016er Contests in dem Balkanland erwerben und nach Möglichkeit auch den Rock-Musical-Barden gen Stockholm entsenden. Die EBU wies dieses erstmals kurz nach der Verkündung des Ausschlusses Rumäniens gemachte Ansinnen zwar bereits zurück, dennoch lässt die im Vergleich zum Staatssender TVR im Lande wohl wesentlich erfolgreichere kommerzielle Station nicht locker: heute Morgen gab Pro TV eine Pressekonferenz in Anwesenheit von Ovidiu Anton und veröffentlichte einen offenen Brief an die Genfer. Darin schreibt man dem Beitrag des geschassten Repräsentanten gar eine wichtige gesellschaftliche Botschaft zu: “ ‘Moments of Silence’ handelt von der Wichtigkeit eines fairen und unparteiischen politischen Systems; was im derzeitigen Kampf Rumäniens gegen die Korruption eine entscheidende Rolle spielt,” so der Privatsender in dem an die EBU-Generaldirektorin Ingrid Delrente gerichteten Appell, “eine schnelle und praktikable Lösung zu finden, um Ovidius Teilnahme an dem Event in Stockholm zu ermöglichen und die rumänische Eurovisionstradition fortzusetzen”.
Schaffte es heute sogar schon in die Bild: die steinalte Story vom nackten Ivan (BY)
Es steht jedoch kaum zu erwarten, dass Pro TV die noch offenen Außenstände Rumäniens bei der EBU in Höhe von 16 Millionen Schweizer Franken übernimmt. Weswegen die vermutlich eher aus PR-Gründen begonnene Mission zum Scheitern verurteilt ist, denn es liegt kaum im Interesse der Europäischen Rundfunkunion, den kommerziellen Rivalen ihres Mitgliedes TVR zu stärken, in dem sie diesem erlaubt, für den maroden Staatssender einzuspringen und diesem seine letzte erfolgreiche Sendung wegzunehmen. Zumal die chronisch unterfinanzierte Anstalt angeblich ohnehin schon auf der Abschussliste etlicher heimischer Politiker steht und die Genfer ihre offenen Forderungen dann vollends in den Wind schreiben können. Der Plan besteht ja gerade darin, durch den Entzug der Senderechte für den prestigeträchtigen Song Contest Druck auf die rumänische Regierung aufzubauen, um diese dazu zu bewegen, TVR endlich unter die Arme zu greifen, die Schulden zu begleichen und die Finanzierung des Staatssenders (der von 15 Euro pro Jahr pro Gebührenzahler leben muss) auf solide Füße zu stellen. Wozu kein Anlass mehr besteht, wenn die Show zu Pro TV wechselt und TVR endgültig dicht macht.
Highway aus Montenegro haben einen Club-Mix ihres Beitrags vorgelegt. Kann man daraus noch schnell die ESC-Version machen? Bitte?
Etwas, das zu 50 % das Ergebnis bestimmt und letztes Jahr sogar den Televoting-Sieger gekippt hat, als irrelevant zu bezeichnen, ist mutig.^^
mich macht es richtig traurig, was die EBU aus dem contest macht! ich hätte niemals gedacht, dass meine liebe, mein brennen für diese veranstaltung solchen schaden nehmen könnte, aber leider ist meine vorfreude auf den 14-mai unsäglich getrübt!!!
1. die punkte-vergabe ist die seele des contests!
ich hatte mich mit dem verlesen der big-points ja abgefunden, aber nun diese neue wahllose regelung, dass nur noch die 12 punkte der jury (WTF?) verlesen werden – schlimm!
und dass nun nur noch die ersten zehn plätze des televotes verlesen werden? unfassbar! warum???
2.der schäbige rausschmiss rumäniens!
wie kann man ein land erst einen vorentscheid veranstalten lassen und dann 20 tage vorm finale sich entscheiden, das land mit einem ausschluss zu bestrafen? hätte man das nicht bereits im november oder dezember anders regeln können? das ist so mies von der EBU! schämt euch!
3.die zensur der flaggen!
ich kann ja mittlerweile nachvollziehen, dass zu große fahnen die kameras stören und die fans daher etwas auf größe ihrer flaggen achten sollten!
aber nun auch noch einzelne flaggen zu verbieten (kosovo, palästina, etc) ist ein weitere trauriger höhepunkt der diesjährigen missgriffe der EBU
ich kann grad gar nicht sagen, ob ich einfach nur traurig oder schon richtig wütend bin…
doch! ich bin wütend!!!
ich habe in meinem leben nur drei leidenschaften:
1. der ESC
2. jungs
3. reisen
eine verliere ich gerade!
fick dich, EBU!!!!
Man das ja leicht für sich selbst stoppen, wie lange jeweils ein Abschnitt “Ländername, XY Points – Publikum applaudiert” dauern würde. Sagen wir mal 5–10 Sekunden pro Land. Dann wäre man in etwa zwei Minuten bei Platz 11 angelangt und würde es für die Top 10 etwas langsamer angehen. Und auf die zwei Minuten mehr oder weniger kommt es doch nun wirklich nicht an!
Hoffentlich werden die Plätze 26–11 in nachvollziehbarer Geschwindigkeit angezeigt und animiert, vielleicht 3 Sekunden pro Land, ohne dass man sie namentlich nennt, dann wäre das noch halbwegs zu verschmerzen.
Und vielen Dank für das Aufmerksammachen auf den Overthinking-Kanal. Da habe ich ja jetzt was, womit ich meine Zeit verplempern kann. 😉