In einer Rede vor Führungskräften aus der Musikindustrie im Rahmen einer Veranstaltungsreihe rund um den schwedischen Polar-Musikpreis las der schwedische Eurovisionsverantwortliche Christer Björkman am Freitag in London der BBC in Bezug auf ihren Umgang mit dem Eurovision Song Contest kräftig die Leviten. Die seit der Jahrtausendwende durchweg eher miserablen Ergebnisse des Vereinigten Königreichs beim europäischen Wettsingen führte er auf die chronische Geringschätzung des Wettbewerbs durch die Briten zurück, die sich auch in den beißenden Sottisen der Anfang diesen Jahres verstorbenen Eurovisionslegende Terry Wogan manifestiert hätten. “Wogan sprach 25 Jahre lang den Kommentar und machte sich in einer Tour lustig,” zitiert das britische Onlinemagazin iNews den Schweden. Wogans Nachfolger “Graham Norton hat nun auch diesen schnippischen Ton drauf. So funktioniert es nicht. Witze zu reißen geht sehr viel einfacher, als zu gewinnen”. Auch die von der Insel-Presse gerne vorgebrachten Verschwörungstheorien, das Blockvoting sei Schuld am schlechten Abschneiden des Königreichs, wies er barsch zurück: “Das habt Ihr Euch ausgedacht. Ihr klingt schon wie die Franzosen. Wir alle lieben Euch. Wir alle wollen, dass Ihr in diesem Wettbewerb gut seid. Ihr schickt nur nie etwas wirklich Gutes. Warum macht Ihr das nicht mal”?
Nicht unbedingt die Speerspitze des zeitgenössischen Pop-Geschehens: Schmalzbarde Engelbert Humperdinck vertrat das Land 2012
Den aktuellen britischen Beitrag ‘You’re not alone’ von Joe & Jake nannte er “einen Schritt in die richtige Richtung,” schränkte aber gleichzeitig ein, dass auch dieser “nicht gewinnen” werde. Wenig überraschend schlug er vor, die BBC solle ihren Vorentscheid am Vorbild des schwedischen Melodifestivalen orientieren, um einen wettbewerbsfähigen Song zu finden. Gegenüber iNews äußerte er gar die Idee, die Briten könnten ihren Status als Big-Five-Land aufgeben und sich ebenfalls über die Semis qualifizieren, denn damit sei eine höhere Aufmerksamkeit für den Titel verbunden. Als Beispiel führte er die österreichische Siegerin von 2014, Conchita Wurst, an: “Vor dem Semifinale zählte sie nicht zu den Favoriten”. Durch den starken Auftritt in der Qualifikationsrunde habe sie sich aber noch vor dem Finale “zum Shooting Star” entwickelt. Die Briten sollten akzeptieren, was die Eurovision sei – Björkman zufolge weder ein Gesangswettbewerb noch ein Liederwettstreit, sondern schlichtweg “Musik-Unterhaltung”. Nun mag der schwedische ESC-Impresario mit vielen seiner Aussagen zwar Recht haben. Ob es allerdings besonders klug ist, sich als verantwortlicher Produzent des aktuellen Jahrgangs über die Siegeschancen eines teilnehmenden Beitrags öffentlich zu äußern (über dessen Startplatz im Finale er noch zu entscheiden hat, womit er Joe & Jakes Chancen selbst ein Stück weit mit beeinflusst), darüber lässt sich sicher streiten. Und, wo wir gerade dabei sind: welchen Platz haben Sie 1992 nochmal belegt, Herr Björkman?
“Die Jungs haben Charme,” sagt Björkman. Im Gegensatz zu ihm.
So eine Ansage konnte der NDR auch dringend gebrauchen.
Diesem Mann und nicht nur den Briten sollte man mal die Leviten lesen…
Unrecht hat er allerdings tatsächlich nicht.
Was für ein arrogantes (…) !!!
Zweimal Bronze und zweimal Gold haben Herrn Björkman wohl ziemlich größenwahnsinnig gemacht. Und so toll ist das Melodifestivalen auch wieder nicht, dass man es im Ausland kopieren müsste – Top-Produktion hin, Top-ESC-Ergebnisse her. Die BBC weiß schon selber, wie sie ihre ESC-Teilnahmen gestaltet, da braucht sie keine unnötigen Belehrungen von einem Mann, dessen Vorentscheid einem Millionenpublikum mit so niveauvollen Beiträgen wie “Bada nakna” über sechs Wochen hinweg eine ordentliche Portion “Kizunguzungu” gibt!
Er hat Recht!
Nicht gerade sehr diplomatisch als ESC-Verantwortlicher solche Sprüche zu klopfen. Disqualifiziert sich damit auch selbst.
Der Mann ist für mich ein rotes Tuch. Her mit ihm, damit ich ihm endlich mal genüsslich meinen ausgestreckten Mittelfinger in die Nase rammen kann. Dass er teilweise recht hat, tut nichts zur Sache, aber das zu diesem Zeitpunkt in dieser Funktion zu sagen ist absolut indiskutabel.