Kaum ist der Eurovision Song Contest 2016 abgeschlossen, geht auch schon die Türkvizyons‑Saison los. Und das erste Land, das seinen Teilnehmer für den osmanischen Liederwettbewerb benennt, ist *Trommelwirbel* Deutschland! Wie der verantwortliche Kölner Sender Düğün TV gestern Abend bekannt gab, vertritt uns der 36jährige Seyran Ismayilkhanov. Der in Baku geborene Seyran, der an der Musikakademie in Moskau studierte, lebt seit 2005 in Köln. Er nahm mehrfach an Eurovisionsvorentscheidungen in Aserbaidschan teil und versuchte es auch schon in der Schweiz. Das Multitalent spricht, singt und komponiert auf aserbaidschanisch, russisch, türkisch, englisch und deutsch: vor kurzem erschien sein Album ‘Nur die Liebe zählt’ mit selbstgeschriebenen Popschlagern, darunter so schönen Titeln wie ‘Sex auf dem Dach’. Sein (noch nicht bekannt gegebener) Türkvizyonsbeitrag stammt allerdings von Volkan Gücer, der auch den letztjährigen deutschen Beitrag von Derya Kaptan schrieb. Deutschland nimmt seit 2014 an der Türkvizyon teil, bislang mit eher mäßigem Erfolg.
Seyran beim Auftritt beim Fanclubtreffen des ECG in Köln (Repertoirebeispiel).
Als kleine Ergänzung:
Tatarstan wird, sofern die russländischen Teilrepubliken wieder mitmachen dürfen, durch die Yamle Qizlar vertreten, welche schon im letzten Jahr ausgewählt wurden.
“Nur die Liebe zählt” ist subba ;). Die orientalischen Elemente gefallen mir sehr. Das Video ist auch toll gemacht. Kommt sehr authentisch und sympathisch rüber!
Auch auf erdoganisch singt er gut. Habe gerade noch ein paar andere Videos von ihm angeschaut.
Von mir aus auch gerne für Deutschland zum ESC ;).
” vertritt uns”???
Allenfalls die türkischstämmige Bevölkerung.
Ich finde den Blick über den ESC-Tellerrand auf die Türkvizyon sehr erheiternd, zumal es hier viele unfreiwillig komische Beiträge zu bestaunen gilt, aber als Teil dieser Show von Erdogans Gnaden fühle ichmich nicht!
@Peter Edelweiß
Dass das Bullshit ist, weißt du sicher selbst, oder?
Als ob es sich bei dem Wettbewerb nur um die Türkei oder gar um Erdogan dreht…
Und ja, Seyran vertritt UNS. Er tritt ausnahmslos für die Bundesrepublik an. Genau wie Jamala beim ESC die gesamte Ukraine vertreten hat, nicht nur die dort lebenden Krimtataren.
Es ist so nervig, wenn ihr Hardcore-ESC-Fans die Türkvizyon immer wieder so verteufelt. Wenn ihr nix zu sagen habt, dann seid doch einfach still.
Na, na! Das kann man auch etwas freundlicher formulieren!
Ich habe die Türkvizyon keineswegs verteufelt. Woran wird diese Behauptung festgemacht?
Die Türkviyzon ist – sollte ich mich irren? – speziell für die Turkvölker gedacht und gemacht, der Wettbewerb fokussiert sich auf die Turkvölker und wird von TÜRKSOY in Kooperation mit dem türkischen Musiksender TMB TV veranstaltet.
Das ist ein himmelweiter Unterschied zur Eurovision, die sich um Abstammungen und Volkszugehörigkeit einen Deut schert! Zum Glück!
@Peter Edelweiß
Deine Kommentare hättest Du Dir sparen können. Du erwartest “Freundlichkeit”, auf Deinen fremdenfeindlichen Kommentar?!
Seyran vertritt Deutschland und Punkt! Er hätte auch unter der Flagge Aserbaidschans antreten können, aber das tut er nicht. Außerdem kann er ja wohl nichts für die Politik. Schließlich hat er selber sein Land verlassen und auf eine Mega Karriere in seiner Heimat verzicht und arbeitet in Deutschland, als Zumba Trainer.
Wie wenig “sich der ESC um Volkszugehörigkeit schert”, konnten wir dieses Jahr am Besten sehen. Selbst die 16 jährigen Zwillinge wurden einst ausgebuht, als ob sie was verschuldet hätten. Ein rein politisches Lied gewinnt, dafür übersieht man sogar, dass es früher veröffentlicht wurde.
Es gibt auch auch andere Festivals, die bestimmte Kulturen feiern, wie den Slavianski Bazar. Dort kann jeder teilnehmen, sollte aber auf einer slawischen Sprache singen. Deshalb vertreten sie dennoch das Land im Gesamten. Was denn bitte daran so schlimm? Auch in den USA feiern die einzelnen Völker ihre Abstammung. “Celebrate the heritage”.
Erstens: Es ist den Turk- und allen anderen Völkern unbenommen, ihre Herkunft mit Musikwettbewerben zu feiern. Das habe ich mit keiner Silbe in Abrede gestellt.
Zweitens: Ich habe weder Polina Gagarina noch die Tolmachevy Sisters ausgebuht!
Drittens: Die Türkviyzon wurde ins Leben gerufen, weil sich die “Erdogan”-Türkei beim ESC ungerecht behandelt sah. Die Türkviyzon ist Plattform für Interpreten aus Ländern und Regionen mit Turksprachen und großer Anzahl an Einwohnern, die einem der Turkvölker angehören.
Viertens: Ich kenne Türken, denen die nationalistischen Bestrebungen ihrer derzeitigen Regierung größte Sorgen macht. Sie wollen, dass ihr Land wieder am ESC teilnimmt, das Format Türkviyzon, das im Zusammenhang mit Erdogangs stramm nationalen Kurs zu sehen ist, wird kritisch gesehen bzw. gar nicht verfolgt.
Fünftens: Seyran vertritt die Deutschland lebenden Türken. Das darf er gerne tun, ich habe dagegen überhaupt nichts einzuwenden.
@ESC_Freak
Erkläre mir doch bitte, was an meinem Kommentar “fremdenfeindlich” sein soll?
Diese Erklärung bist du mir schuldig!
@ Peter Edelweiß
Punkt drei ist genau das, was ich mit Bullshit meinte.
Der Wettbewerb ist keine Reaktion auf den ESC.
Seit 2012 vergibt TÜRKSOY den Titel “Kulturhauptstadt der turksprachigen Welt”, TÜRKSOY veranstaltet zudem viele kulturelle Events. Dass ein Song Contest nach Vorbild des ESC dazu kam war logisch. Erdogan hat mit alldem nichts zu tun. TÜRKSOY ist nicht gleich Türkei, zumal Kasachstan ein nicht weniger großes Interesse an einem internationalen Musikwettbewerb hat.
Und nein, der Wettbewerb ist nicht exklusiv für turkstämmige Künstler gedacht.
Nehmen wir an, du könntest singen und sprichst außerdem Türkisch, Tatarisch, o.ä., könnte selbst ein Peter Edelweiß am TSC teilnehmen.
Und mit verteufeln meine ich genau diese hohle Gleichsetzung des Wettbewerbs, mit der Politik eines Teilnehmerlandes. TMB TV ist kein Staatssender und auch Erdogan hat mit dem Wettbewerb so wenig zu tun wie du.
Ich wünsche Seyran viel Erfolg, aber bislang habe ich mich noch nicht bei der Türkvizyon von irgendjemandem vertreten gefühlt. Die Türkei hatte schon immer eine Sache, die mir das Land nur bedingt sympathisch macht und immer stärker von Erdogan verkörpert wird: nämlich der verstärkte Chauvinismus von El Presidente RTE und seiner recht agressiven Anhängerschaft. Sie sind die Gründe dafür, warum ich seit Jahren mit der Türkei und den Türken fremdele. Zum Glück sind nicht alle so (das türkische Volk kommt mir aus der Ferne betrachtet extrem in Pro-Erdogan und Contra-Erdogan gespalten vor), aber viel zu viele Türken eifern den deutschen Nazis von 1933/1945 nach und sind von der Erdogan-Propaganda dermaßen verblendet, dass sie gerade in Internetforen so auftreten, als ob sie hier die Chefs wären. Außerdem kommt mir die Türkvizyon wie der Song Contest einer isolierten osmanischen Parallelwelt vor, was auch durch die Teilnahmen von Baschkortostan, Jakutien, Sandschak und Tuwa deutlich wird. Deswegen kann ich mit der Veranstaltung herzlich wenig anfangen.
@Lin
Danke für die Aufklärung.
Aber zum Kuckuck, warum wird das dann immer “falsch” kommuniziert?
Wikidingens ist ja nie eine zuverlässige Quelle, aber wo gibt es belastbare Informationen in deutscher Sprache?
“Osmanischen Liederwettbewerb” – ja oder nein?
@Peter Edelweiß @Deutscheland
Lieber Peter, nix für ungut, aber Dein sarkastischer Unterton, ist unüberlesbar. Statt aus 2000 km Entfernung zu unken, wäre dem Volk in der Türkei, oder sonstwo, eher mit Solidarität und Rückhalt geholfen. Weshalb denkst Du, gab es die Gezi-Park Proteste? In der Türkei leben auch viele Kemalisten, die mit Erdoğan und seinen Visionen, von der “neuen Türkei”, nichts anfangen können.
So läuft das – in der alten Heimat nicht mehr akzeptiert (Die Deutschen), in der neuen nie richtig angekommen (Kanacken, Kümmeltürken) und angenommen. Daraus resultiert Ghettobildung. So entsteht auch Radikalisierung.
Seyran vertritt UNS. Nicht die in Deutschland lebenden Türken. Er ist ja noch nicht einmal Türke. Was schreibst Du da? So ein Quark. Er vertritt UNS. Unser Germanisches Volk und und unser Deutsches Land – da-da-da-da-da-da – er liebt Deutsches Land!
Ich bin mir sicher, keiner mag diesen unliebsamen Tayyip, mit seiner Emine. Dafür können aber die einfachen Bürger nichts.
Ich gebe gut und gerne zu – ich habe früher auch anders gedacht. Aber ich habe mit den Jahren viele nette Türken kennengelernt, die selber gegen dieses Regimes sind. Aber, als kleiner Mann kann man wenig tun. Die Gefängnisse und Folterkammern sind voller Regimesgegener.
Vor nicht allzu langer Zeit, hatten wir auch einen verrückten an der Macht. Nur vergessen dies die Menschen viiiiiel zu schnell. Doch, doch … das kann man nicht oft genug hervorkramen. So industrialisiert und durchdacht, gab es das in der Menschheitsgeschichte noch niemals. Kriege und Masaker gab es oft und überall, aber nirgends so grausam und abscheulich, wie bei uns, in Deutschland.
Auch können die russischen Bürger nichts für Putin. Die Serben konnten wenig gegen Milošević unternehmen.
Übrigends … diese Krimtataren, von denen Jamala singt – die waren Nazikollaborateure. Deshalb wurden sie auch von Stalin deportiert. Das wird in den westlichen Medien immer gerne unterschlagen.
Was den Wettbewerb angeht, dort haben auch bereits interpreten aus Albanien, Bosnien und Herzegowina … teilgenommen. Das sind definitiv keine Turkvölker. Der Wettbewerb ist offen, für alle interessierten Künstler. Einzig zu kritisieren wäre, dass dahinter kein Sender, wie beim ESC, steht, sondern sich jeder eigenständig anmelden kann und, dass quasi-Staaten, die es eingentlich und uneigentlich gar nicht gibt, teilnehmen können.
Zur Big 5 Regelung – die finden fast Alle unfair. Du wirst, wenn Du ehrlich bist, selber zugeben müssen, dass sie das auch ganz klar ist.
Deutschland, Spanien und England, schicken jedes Jahr einen derartigen Atommüll dorthin, und können direkt ins Finale. Ich würde dann lieber einen etwas bescheideneren Wettbewerb anschauen, aber dafür mit durchweg guten Titeln. Frankreich hat wenigstens gelegentlich einen guten Titel. Nur Italien ist konstant gut.
Was man dagegen halten kann, wäre, dass ohne die Big 5 Länder, im Finale, der potenzielle, große Absatzmarkt, für den Sieger, wegbräche. Das ist ein sehr wichtiges Argument. Die Interpreten wollen ja auch von ihrer Musik leben können und als Sänger arbeiten. In den osteuropäischen Staaten, die meistens verdammt gute Titel im Rennen haben, ist es schwerer Fuß zu fassen. Die Wirtschaftslage ist zu instabil. Leider.