Und die Saga um die Frage, in welcher ukrainischen Stadt der Eurovision Song Contest 2017 stattfinden wird, nimmt kein Ende: wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtet, habe der Generaldirektor des verantwortlichen Senders NTU, Zurab Alasania, die Entscheidung hierüber heute in die Hände des Staatspräsidenten Petro Poroschenko und des Premierministers Wolodymyr Hrojsman gelegt, nachdem das ursprünglich beauftragte Senderkomitee noch immer zu keinem Ergebnis gekommen sei. “Meiner Meinung nach ist die Frage, welche Stadt den Gastgeber für die Eurovision 2017 geben soll, eine politische Angelegenheit,” sagte Alasania gegenüber Interfax. “Was jetzt passiert, wie der Stand ist – das wissen nur diese beiden Personen”. Die Entscheidung müsse aber Anfang nächster Woche bekannt gegeben werden, da dann in Berlin das Treffen der EBU-Lenkungsgruppe für den Song Contest stattfinde. Dass bislang noch immer nicht klar sei, wo es nun hingehe, bezeichnete Alasania selbst als “verrückt”. Hinter den Kulissen mehren sich die Anzeichen, dass ein erbittertes Tauziehen der beiden Politiker Vitali Klitschko (ja, der Boxer!) und Michaeil Saakaschwili die Entscheidung blockiert. Auch Poroschenko befindet sich hier in der Zwickmühle: der ehemalige georgische Präsident Saakaschwili kämpft als Gouverneur des Regierungsbezirks Odessa um politische Stabilität in der nicht allzuweit von der Krim gelegenen Region mit ihrem hohen russischstämmigen Bevölkerungsanteil. Klitschko hingegen, der 2004 noch an der Seite von Ruslana in der Orangenen Revolution agierte, ist amtierender Oberbürgermeister der Hauptstadt Kiew – und Vorsitzender der Petro-Poroschenko-Partei, zu dessen Gunsten er 2014 auf eine eigene Präsidentschaftskandidatur verzichtete. Das könnte also noch knifflig werden! Allerdings seien die ungeduldigen Fans, die jetzt wieder aufstöhnen mögen, daran erinnert, dass die ARD die Entscheidung für Düsseldorf 2011 erst im Oktober fällte, ohne dass deswegen die Welt unterging. Und dass die EBU selbst mit ihrer bislang einzigartigen Forderung nach einer in Geld hinterlegten Sicherheit und ihren für ein weniger begütertes Land schwer zu erfüllenden Anforderungen an die Infrastruktur von Halle und Stadt den Prozess erschwerte. Natürlich ist in einem sich im Kriegszustand befindlichen Staat die Entscheidung über den Austragungsort für eine derartig prestigeträchtige internationale Veranstaltung politisch. Solange sie aber bis zum Jahresende noch fällt, gibt es keinen Grund, zu hyperventilieren.
Da steht uns noch ein wildes Tänzchen bevor!
Ich denke auch, dass noch nichts für die Ukraine verloren ist. Ja, auch andere Austragungsländer haben länger gebraucht. Aber heutzutage einen Eurovision Song Contest auszurichten ist halt sehr viel komplexer als noch vor vielleicht 10 Jahren. Die Zeit rennt, für welchen Gastgeber auch immer.
Ja, natürlich rennt die Zeit. Deswegen macht der Senderchef ja jetzt auch Druck, in dem er die Verantwortung auf die Politik abschiebt. Hat er ja Recht mit. Wahrscheinlich muss jetzt, wie 2004, die EBU noch mal drohen, dass sie den Ukrainern die Show wegnehmen – dann müssten sie sie allerdings nach Russland geben – und dann wird das schon laufen. 🙂