So langsam füllt sich das Teilnehmerfeld für die vierte Ausgabe des osmanischen Liederwettstreits Türkvizyon, der im Dezember 2016 stattfinden soll – auch wenn bislang noch immer kein konkreter Termin für die Sendung feststeht und noch nicht einmal Istanbul als (erneuter) Austragungsort hundertprozentig sicher ist. Dessenungeachtet fanden gestern in der autonomen moldawischen Region Gagausien und in der russischen Republik Chakassien Vorentscheidungen statt. In der gagausischen Hauptstadt Comrat setzte sich bei der reinen Interpretenauswahl nach einer Meldung von Eurovoix die Sängerin Julia Arnaut gegen elf Konkurrent/innen durch. Ihr wird nun ein speziell für die Türkvizyon komponierter Song auf den Leib geschneidert. In Abakan, der Metropole Chakassiens, gewann die Folkrockband Irenek Khan die Wahl. Ihr Song steht bereits fest: er heißt ‘Kukushka’ (‘Kuckuck’), kann aber leider nicht an die musikalische Güte des gleichnamigen ukrainischen Vorentscheidungsbeitrags von 2011, gesungen von der fabelhaften Zlata Ognevich (→ UA 2013), anschließen. Damit kennen wir bislang die Namen von acht Repräsentant/innen und von zwei Beiträgen für die Ersatz-Eurovision der Turkvölker. 22 Länder, Regionen oder Ethnien haben bislang zugesagt, darunter Deutschland, das vom Kölner Seyran Ismayilkhanov vertreten wird.
Lenny Kuhr trifft Yüksek Sadakat: die chakassische Band Irenek “Chaka” Khan vertritt die Republik bei der Türkvizyon 2016.
Für die von vielen Fans (wie auch dem Blogbetreiber) heißen Herzens herbeigesehnte Rückkehr der Türkei zum Eurovision Song Contest sieht es unterdessen düster aus. Zwar sorgte der Sieg der Krimtatarin Jamala mit dem von der Vertreibung des turksprachigen Volkes handelnden Song ‘1944’ in Stockholm für eine breite mediale Beachtung am Bosporus, da zwischen den beiden Ethnien enge sprachliche und kulturelle Bindungen bestehen und die meisten Krimtataren heute in der Türkei leben. Angeblich sollen daraufhin mehrere Lobbygruppen von der geschichtsträchtigen Halbinsel sowie türkische Fans versucht haben, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Verantwortlichen beim Sender TRT zum Umdenken zu bewegen, allerdings ohne Erfolg: laut der den ESC 2017 veranstaltenden ukrainischen TV-Station NTU habe man in Ankara die Einladung aus Kiew ausgeschlagen. An der Türkvizyon nehmen die Krimtürken seit der ersten Ausgabe 2013 regelmäßig teil, 2015 mussten sie aufgrund der angespannten russisch-türkischen Beziehungen allerdings auf Druck aus Moskau aussetzen. Diesmal sind sie wieder dabei: den Vertreter für (voraussichtlich) Istanbul bestimmen sie am 29. Oktober 2016.