Die Saison 2017 hat ihre erste Vorentscheidungssensation hervorgebracht: wie der unermüdliche britische Perlentaucher Roy Delaney berichtet, sah sich das unter anderem mit Aram MP3 (→ AM 2014) prominent besetzte Panel der armenischen Eurovisions-Castingshow Depi Evratesil (durch welche mich durchzuquälen ich offen gesagt bislang nicht die nötige masochistische Energie aufbringen konnte) gestern mit einem Teilnehmer namens Alexander Plato konfrontiert, offenbar ein entfernter Nachfahre des berühmten griechischen Philosophen. Der trat im vorschriftsmäßigen, fast schon klischeehaften Hipster-Ornat – hautenge Jeans auf drogendünnen Beinchen, bärig behaarte Brust, imposant gepflegter Vollbart, Haardutt, dicke Retrobrille – vor die Juroren und gab ein Machwerk namens ‘Illusion’ zum Besten, das sich jeder Definition entzieht. Musikalisch vielleicht am ehesten noch im Bereich Free Jazz anzusiedeln (Alexander beschreibt es als “Rockopern-Arie voller Ernsthaftigkeit, Freude, Kummer und Sarkasmus”), begann er mit einer affektiert überakzentuierten englischen Strophe, deren Inhalt sich aufgrund der knödeligen Betonung dem Ohr des Zuhörers weitestgehend verschloss. Im – nunja, Refrain kann man es eigentlich nicht nennen – nächstfolgenden Songpart verlegte er sich dann aufs Scatten, wozu er mit weit aufgerissenen Augen und fingerfuchtelnd versuchte, die abstimmungsberechtigten Panel-Mitglieder zu seinen Gunsten zu beschwören. Mit Erfolg: auch wenn diese deutlich erkennbar nicht wussten, wie ihnen gerade geschieht und ob sie angesichts der surrealen Darbietung vor ihnen laut lachen, nach der versteckten Kamera suchen, um Hilfe schreien oder wegrennen sollen, drückten sie in einer Art kollektiver Massenhypnose einer nach dem anderen auf den Knopf vor ihnen, mit dem sie ihre platonische Liebe zum Kandidaten bestätigten. Das armenische Hipster-Bärchen ist damit eine Runde weiter – ob er nun entsprechend nachlegen kann (für kommenden Samstag hat er bereits einen ‘Monologue’ angedroht) oder ob er sein Pulver mit diesem denkwürdigen Auftritt bereits verschossen hat, wird sich zeigen. Wir sind jedenfalls um eine herrlich bizarre Episode reicher – herzlichen Dank und große Verbeugung, Herr Plato!
Push! The! Button! Alexander Plato in seiner besten Dschungelbuch-Schlangen-Imitation
Das ist so schräg, dass es schon fast wieder gut ist.
Könnte auch in irgendein Musical passen.