Alles vermischt sich auf das Schönste: während der Eurovision Song Contest seinen Wirkungskreis seit geraumer Zeit immer weiter in den Kaukasus und zuletzt sogar nach Ozeanien hinein erweitert und neben der zweimaligen Einladung Australiens derzeit über ein Mitmachen Kasachstans und mittelfristig sogar Chinas diskutiert wird, geht der osmanische Gegenentwurf zum europäischen Gesangswettbewerb, die Türkvizyon, einen ähnlichen Weg. Nach Deutschland, das seit drei Jahren beim musikalischen Wettstreit der Turkvölker mitwirkt, nehmen an der vierten Ausgabe der Türkvizyon im Dezember 2016 erstmals auch die Niederlande und das Eurovisions-Powerhouse Schweden teil, wie eurovoix berichtet. Dem Portal zufolge existierten zudem Gerüchte, dass auch Lettland und Polen bereit stünden. Wie für Deutschland geht auch für die Holländer bei der Türkvizyon ein gebürtiger Aserbaidschaner an den Start: Elcan Rzayev kam – ebenso wie unser Abgesandter Seyran – in Baku zur Welt, wo er Gesang studierte. Er lebt seit 2000 in den Niederlanden und veröffentlichte bereits drei Studioalben, lässt sich aber auch für Hochzeiten buchen. Seinen Titel ‘Ana vətən’ (‘Mein Mutterland’) schrieb er selbst.
Der niederländische Türkvizyons-Repräsentant Elcan (Repertoirebeispiel).
Anders die schwedische Vertreterin Arghavan. Die gebürtige Iranerin, deren Eltern mit ihr nach Skandinavien flohen, als sie drei Jahre alt war, und die sich ehrenamtlich als Botschafterin der Vereinten Nationen für Frauenrechte einsetzt, ließ sich ihren Titel ‘Dirçəliş’ (‘Abhilfe’) von den Zwillingsschwestern Ylva und Linda Persson schreiben, die es selbst schon des Öfteren bei diversesten Eurovisions-Vorentscheidungen versucht haben und die in Grand-Prix-Fan-Kreisen Kultstatus für ihre mitreißenden Auftritte mit Eurovisionsmedleys und selbst komponierten Tanzflächenfüllern genießen. Da können wir wohl auf eine westlichen Standards genügende Produktion hoffen – und gespannt darauf schauen, ob die Schweden die Türkvizyon genau so erfolgreich unterwandern, wie sie das bereits seit Jahren mit der Eurovision tun. Und ob sich auch noch andere westeuropäische Nationen anstecken lassen. Wo bleibt zum Beispiel der österreichische Türkvizyonsbeitrag? Türkischstämmige Wiener/innen gibt es doch genug! Jedenfalls vermischen sich die Kulturen bei beiden Wettbewerben immer weiter, und das ist natürlich auf das Schärfste zu begrüßen!
Die schwedische Türkvizyonsvertreterin Arghavan (Repertoirebeispiel).
Also Eurovisionsvertreterin ist Arghavan leider keine…
Whoops! Na, da kann man schon mal durcheinanderkommen im Eifer des Gefechts. Danke für den Hinweis, hab’s korrigiert.
Zu erwähnen ist noch, dass die schwedische Teilnehmerin iranische Aserbaidschanerin ist.
Mehr oder weniger glaubwürdigen Gerüchten zufolge sollen ca. 51 Nationen an dem Wettbewerb teilnehmen. Diese müssen nicht unbedingt eine Verbindung zur turksprachigen Welt aufweisen, lediglich ein Lied in einer Turksprache entsenden können.
Dass noch keine Gastgeberstadt bekannt gegeben wurde, liegt an der heiklen politischen Situation. TMB TV muss sich 100%-ig bei den Behörden rückversichern.
Auf jeden Fall wird es der größte Türkvision Song Contest, dennoch wünsche ich mir, dass dieses Jahr vorerst das letzte Mal sein wird, dass die Türkei bzw. TMB TV den Wettbewerb organisiert.
Astana, Baku oder auch Hamburg 2017 wäre doch toll.
Und nächstes jahr gibts dann nen swissvision-songcontest. Alle länder, die jemanden finden, der gerne schoggi oder käse isst, oder ein konto in der schweiz hat, dürfen mitmachen.
Ich hab ja den Türkvizyon Song Contest noch nie so richtig ernstgenommen, aber jetzt kann ich ihn überhaupt nicht mehr ernstnehmen. Was sollen Teilnahmen Schwedens, Deutschlands und sogar Lettlands und Polens (?!) bewirken oder was will man damit aussagen?
Angesichts der Großmachtträume, die in Ankara immer offener ausgelebt werden, bin ich von diesem Wettbewerb nicht ganz so begeistert wie der Hausherr. Für mich ist das so als ob man beim (momentan auf Eis liegenden) “Bundesvision Song Contest” Kasachstan und Kirgisistan mitmachen lassen würde, nur weil dort noch einige Russlanddeutsche leben, dessen Vorfahren im Zweiten Weltkrieg zwangsumgesiedelt wurden.
Aber auf der anderen Seite passt das irgendwie. China beim ESC? Hört doch auf, Leute! Wie groß soll die Blase noch werden?
@deutscheland
Warum wird hier die Regierung der Türkei schon wieder missbraucht, um den Wettbewerb bzw. die rechtmäßigen und berechtigten Teilnahmen einiger Länder zu hinterfragen oder schlecht zu reden?
Ja, der Wettbewerb findet dieses Jahr wieder in der Türkei statt – allein diese Tatsache macht es den Organisatoren schon schwer genug.
Nochmal zum Mitschreiben:
Der Wettbewerb wurde geschaffen, um eine Art Zugehörigkeitsgefühl der turksprachigen Völker zueinander zu schaffen.
Nicht mehr und nicht weniger. In Schweden oder auch in Deutschland gibt es nun mal turksprachige Minderheiten, machen somit einen Teil des Landes aus, und offenbar dürfen sie dann auch teilnehmen. Fertig.
Wenn dich also der Wettbewerb nicht juckt, dann ist das okay. Viele Menschen interessiert er aber, ebenso den Betreiber dieser Seite (dafür nochmal danke!), also ist es doch unnötig hier irgendwelche Meinungen zu schreiben, die ohnehin völlig unbegründet sind.
Na, ernst nehmen muss man die Türkvizyon nun auch wirklich nicht. Genau so wenig wie den Eurovision Song Contest. Es sind beides nur TV-Shows, wenn auch sehr, sehr tolle. 🙂