Von den 33 Nachwuchshoffnungen, die der NDR bislang für den deutschen Eurovisionsvorentscheid Unser Song 2017 castete, kam heute einer abhanden. Wer es von den restlichen 32 ins Fünf-Personen-Finale am 9. Februar 2017 schafft, steht noch nicht fest, genauso wenig wie die Songs für die fantastischen Fünf. Liedvorschläge forderte der NDR bekanntlich bei heimischen und internationalen Komponisten an. Und zwar mit strikten Genre-Vorgaben: “Organischer und authentischer Pop mit englischen Texten” sei erwünscht, so heißt es in einer Mail an ausgewählte Songschreiber und Verleger, die letzte Woche ihren Weg ins Netz fand. Auch möglich: “Alternative Mainstream, Singer-Songwriter-Pop oder ein zeitgemäßer Dance-Pop-Track”. Ebenso klar weiß der NDR, was er nicht haben will: “Kein R&B oder Soul”! Mit anderen Worten: das, was die Sender-Jury schon in den letzten Jahren bevorzugte – Variationen von beige, kredibel-einschläfernde Dudelfunkmusik, mit der man nirgends aneckt und sich auf keinen Fall blamiert. Die Angst vor etwas Schrägem scheint besonders tief zu sitzen: “Nothing cheesy!”, lautete der imperative Nachsatz. Was nach Rückfrage in Hamburg allerdings nicht als Absage an Schlagerpop zu verstehen sei: man möchte einfach keine “Quatsch-Songs”, so Pressesprecherin Iris Bents gegenüber aufrechtgehn.de. Im Moment befänden sich (noch) deutschsprachige Lieder in der Auswahl für die Show, eine endgültige Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen. Macht Sinn, denn schließlich müssen am Ende die Songs zu den ausgewählten Kandidat/innen passen bzw. diese sich damit wohl fühlen.
https://youtu.be/1ZEs9VI9HZw
An Rap-Quatsch wie diesem (1999) werden sich die Lästertaschen beim deutschen Vorentscheid 2017 nicht erfreuen können. Schade!
Kein R&B, kein Soul, kein Quatsch beim deutschen Vorentscheid. Das ist…
- …bevormundend. Ich würde mir eine breite Auswahl an Genres wünschen. (38%, 56 Votes)
- …langweilig. Immer dieses mutlose, fade Einheitsgedudel. Man will wohl wieder 0 Punkte! (27%, 40 Votes)
- …richtig, was den “Quatsch” angeht. Trash war in den Neunzigern, ich bin froh, dass das vorbei ist. (18%, 26 Votes)
- …gut so! Beim ESC sollte Zeitgemäßes zu hören sein, also macht so eine Vorgabe Sinn. (10%, 15 Votes)
- …mir egal. Viel wichtiger finde ich, dass auch was auf deutsch Gesungenes in der Auswahl ist. (7%, 11 Votes)
Total Voters: 148
Sicherlich gibt es Genres, die beim ESC eventuell nicht so gut laufen wie andere. Aber ob ein Song einen packt, hängt nicht allein vom Genre ab. Hauptsache sollte auf jeden Fall sein, dass die Kandidaten sich mit ihren Songs wohlfühlen, dass sie sie auch singen können und dass sie authentisch herüberkommen.
Es bestätigt einen Trend, der auch beim internationalen Finale seit einigen Jahren immer stärker wird und zuhöchst zu bedauern ist. Es gibt kaum noch was, was einen wirklich flasht und kaum noch was, woran man sich so wirklich abarbeiten kann. Auch wenn ich für die mir ersparten Scheußlichkeiten durchaus froh bin: Ein bisschen mehr Mut zum Risiko darf schon sein. Angsthasenfußball does not win Weltmeisterschaften. Und Angsthasenlieder (genau das ist es nämlich) gewinnen auch keinen ESC. Wobei ich hier gar nicht von “gewinnen” reden will, aber ein bleibender Eindruck wäre schon mal wieder sehr nett. *seufz*
Diese Gängelei läuft doch bereits seit Jahren oder mit anderen Worten, an Thomas Schreibers Wesen soll der ESC genesen. Jedenfalls scheint er das zu glauben.
Hat hoffentlich bald ein Ende.