So macht man Bloggern Stress: nur eine Stunde vor dem Beginn des deutschen Vorentscheids gab das französische Fernsehen heute Abend seine Vertreterin für Kiew bekannt. Es handelt sich um die 28jährige Newcomerin Alma, laut der Werbeprosa des Senders ein “aufgehender Star auf den digitalen Plattformen” und eine der “vielversprechendsten Künstlerinnen 2017”. Ihr Debütalbum steht für Mai 2017 in den Startlöchern und enthält etliche Titel aus der Feder von Nazim Khaled, der schon Amirs Vorjahresbeitrag ‘J’ai cherché’ mit verfasste und auch Almas Eurovisionsbeitrag ‘Requiem’ schrieb. Und anders, als es der Titel vermuten lässt, handelt es sich – zumindest musikalisch – nicht um eine weitere düstere, deprimierende Ballade, sondern um einen Uptemposong. Uptempo! So richtig mit Beats! Ich vermag die Glückstränen kaum zurückzuhalten. Merci, Grande Nation, merci bien! Inhaltlich vermag Alma (bürgerlich: Alexandra Maquet) erst recht zu bestechen: es geht natürlich um den Tod, der uns aus dem Leben pflückt wie eine besonders schöne Blume, ob wir das wollen oder nicht. Weswegen wir in seinem Angesicht dennoch tanzen und feiern sollten, was das Zeug hält. Und dazu liefert sie uns ja auch den passenden Song. Obschon es einen sehr professionellen Videoclip mit der aktuellen, druckvoll vor sich hin bouncenden Studiofassung gibt, in dem Alma durch die Straßen von Paris wandelt, während im Hintergrund ein Pärchen auf den Dächern und Hauswänden der Metropole tanzt und dabei bravourös der Schwerkraft trotzt, soll das Lied in den nächsten Wochen nochmals überarbeitet werden. Vielleicht findet sich bis dahin ja sogar noch ein Refrain?
Muss wohl Superklebstoff auf den Absätzen haben: Alma
Doch viel wichtiger scheint mir die Suche nach einer guten Backingsängerin zu sein. Am besten so eine von der Preisklasse, wie Samra (→ AZ 2016) sie hatte, die also unauffällig die komplette stimmliche Arbeit übernehmen kann, während das offizielle Aushängegesicht vorne steht und so tut als ob. Denn live klingt der modern produzierte Song dann nicht mehr ganz so überzeugend, vor allem bei höheren Tönen kommt die gute Alma doch ziemlich schnell an ihre Grenzen, wie ein Auftritt in einer TV-Show vor wenigen Tagen bewies, bei der – wie der Zufall es will – auch Amir ♥ seine neue Single ‘On dirait’ vorstellte. Viel gewonnen dürfte auch schon sein, wenn Alma ihr schickes Tänzerpärchen, dass sie auch bei dieser Gelegenheit auf der Bühne begleitete, dort allerdings auf dem Boden der Schwerkraft blieb, mit nach Kiew nimmt. Das sorgt zumindest optisch schon mal für etwas Ablenkung. Wenn sie dann noch etwas selbstsicherer in die Kamera schaut, fallen die schiefen Töne vielleicht gar nicht mehr so krass auf. Dennoch, ich kann es gar nicht oft genug betonen: vielen Dank dafür, dass es nicht noch ein Ballade geworden ist!
Live müssen wir noch ein bisschen dran arbeiten, Liebes!