Während sich im Zuge der aktuellen Eurovisionskrise in der Ukraine sicherlich einige Fans wünschen, die EBU möge dem Land den Wettbewerb wegnehmen und in letzter Minute woandershin transferieren (was nicht geschehen wird: wer soll das jetzt noch so schnell aus dem Boden stampfen können? und vor allem: wollen?), zeichnet sich bei seinem osmanischen Gegenentwurf, der Türkvizyon, etwas Ähnliches ab. Der seit 2013 immer gegen Ende des Jahres stattfindende Musikwettbewerb der Turkvölker sollte 2016 eigentlich in Istanbul (oder einer anderen türkischen Stadt, so genau stand das bis zuletzt nicht fest) über die Bühne gehen, wurde aufgrund der aktuellen politischen Umwälzungen in Erdogans Sultanat aber bis auf Weiteres verschoben. Nun vermeldet Eurovoix, dass die Türkvizyon stattdessen 2017 in der kasachischen Hauptstadt Astana stattfinden solle. Eine offizielle Bestätigung fehlt indes noch, und auch ein genaues Datum gibt es noch nicht. Allerdings heißt es, dass die Show in die prunkvolle Weltausstellung Expo eingebunden werden solle, die zwischen dem 10. Juni und dem 10. September 2017 in der ehemaligen russischen Republik ihre Zelte aufschlägt und heuer unter dem Motto “Nachhaltige Energie” steht. Kasachstan gewann die Türkvizyon im Jahre 2014 mit dem fantastischen ‘Іzіn kөrem’ von der hinreißenden Zhanar Dugalova. 21 Nationen, Republiken oder Turkvölker hatten bislang ihre Teilnahme für 2016 zugesagt. Darunter Deutschland, das von dem in Köln lebenden Seyran vertreten wird, den die Gäste des Fanclubtreffens des EC Germany bereits im November 2016 kennenlernen durften. Auch das Mutterland der Eurovision, Schweden, soll heuer erstmals vertreten sein. Wenn denn die ausgewählten Künstler/innen auch alle im Sommer 2017 noch können und wollen. Bestätigt sich diese Meldung, entpuppt sich die neue Terminierung allerdings als Glücksfall: fiele der herrlich skurrile Gegen-Wettbewerb dann genau in die klassische Phase der PED (Post Eurovision Depression), der Zeit zwischen dem Finale der europäischen Festspiele und dem Saisonauftakt der nachfolgenden Vorentscheidungsrunden für 2018. Wie wunderbar!
Präsidententreu: die Türkvizyonssiegerin von 2014 aus Kasachstan