Litauen und Lettland: zwei benachbarte Baltikums-Republiken, die ich aufgrund ihrer namentlichen Ähnlichkeit öfters miteinander verwechsele. Die beiden Länder machen es einem aber auch nicht leicht: nicht nur, dass sie beide mit “L” anfangen und beim Eurovision Song Contest meist eher um die hinteren Plätze mitspielen. Sie schicken auch gerne mal ähnlich abstruse Beiträge, die selbst der geneigteste Fan nach einmaligem, pflichtbewussten Anhören schulterzuckend auf den Stapel mit dem Aufschrift “Auch. Das… auch” legt und so schnell wie möglich vergisst. 2017 bildet da keine Ausnahme: da ging aus dem gefühlt vierhundertwöchigen litauischen Vorentscheidsmarathon ein Künstlerkollektiv namens Fusedmarc als Sieger hervor, dem die meisten Nicht-Balt/innen wohl klammheimlich ein gedankliches “Kon-” vor den Namen setzten, ob ihres ziemlich wirren Titels ‘Rain of Revolution’, der musikalisch ziellos vor sich hin mäandert und sich nicht entscheiden kann, welche Richtung er einschlagen möchte. Verwirrt zeigte sich auch die Band ob ihrer Ernennung zu Eurovisionsrepräsentanten: trotz vonseiten der EBU bereits zweifach verlängerter Abgabefrist konnten sie bis zum vorigen Samstag noch immer keine Studiofassung ihres Grand-Prix-Beitrags abliefern, was nun den Produktionsprozess des diesjährigen ESC-Samplers ins Schlingern bringt.
Revolutionär unkommerziell: Fusedmarc (LT)
Anders als das lettische Elektro-Quartett Triana Park, deren stumpfes Dancebrett ‘Line’ in der bereits vorliegenden Studiofassung deutlich weniger in den Ohren schmerzt als live. Zumindest im Finale der Riga-Biber-starken Supernova, wo die Frontfrau des mit Schwarzlichtspielereien und dem wohl saugeilsten Drummer der Eurovisionsgeschichte nur mit mäßigem Erfolg von der lyrischen Einfallslosigkeit ihres Titels ablenkenden Kapelle sang, als habe sie die letzten drei Wochen zuvor auf Drogen durchgefeiert. Was sie bis Kiew mit einer guten Therapie und ordentlich Salbeihonig vielleicht noch in den Griff zu bekommen vermag, anders als den Refrain ihres Beitrags, der schlichtweg aus der vier Mal wiederholten Zeile “Tell me, baby, where we draw the line?” besteht. Und damit die äußert berechtigte Frage aufwirft, wo genau wir die nicht zu überschreitende Grenze für textliche Redundanz ziehen wollen. Auch musikalisch zeugt die Nummer von beschränkter Varianz, weiß aber im Gegensatz zu den litauischen Kombattanten wenigstens, wo sie hin möchte. Und das ist ja schon mal was.
Wo ist die Grenze der Eintönigkeit? (LV)
Und so geht die Frage an meine Leser/innen, von welcher der beiden baltischen Beiträge sie sich weniger genervt fühlen? Revolutionär unkommerzieller Regen oder →________? Haardutt oder Rastalocken? Geschrei oder Geröchel? LED- oder Schwarzlicht-Spielereien? Eure Entscheidung, wie immer in den nächsten 24 Stunden bitte, also bis Mittwoch 15 Uhr!
EDM #4: von durchgeknallten Balten. Wer nervt weniger?
- Lettland: Triana Park – Line (86%, 115 Votes)
- Litauen: Fusedmarc – Rain of Revolution (14%, 19 Votes)
Total Voters: 134
Ergebnis: das nenne ich zur Abwechslung mal eindeutig! Mit weit über 80% können die Letten ihre baltischen Nachbarn sehr klar schlagen und ziehen in die nächste Runde. Mal sehen, ob sie die auch überleben. Vielen Dank an alle Abstimmenden – hier geht es weiter im ersten Zweikampf der stimmstarken Diven (derer noch etliche folgen werden…)
Für mich dieses Jahr Not gegen Elend… die könnten beide wech. Aber was solls… ich nehm die Revoluzzer
Wie kann der Hausherr nur die gute Aminata so sehr hintergehen, dass er lettische Beiträge unter der Rubrik unter “abstrus’ ” und “auch… das auch” ablegen will? In den letzten beiden Jahren traf dieses Etikett jedenfalls überhaupt nicht zu.
Das Schöne an diesen beiden Beiträgen hier im aufrechtgehn-Contest ist vor allem, dass beide dann spätestens in der nächsten Runde weggeräumt sind.
Jo mei, was soll man da entscheiden.….…..Triana Park
Wenn schon, dann “Riga-Biber-stark” und nicht “Riga-Bären-stark” bitteschön!
Oh weh… die Vorboten der Alzheimer. Vielen Dank für den Hinweis, ich hab’s korrigiert.
In den letzten beiden Jahren, ja. Ein blindes Huhn findet halt auch einmal ein Korn. Wenn man den Durchschnitt der lettischen Beiträge seit der Erstteilnahme nimmt, dann stimmt’s aber wieder.