Euro­vi­si­on Death­match #17: Nur noch Gefühl

Die Bal­la­den­flut, sie ist beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2017 nicht zu leug­nen: fast jeder zwei­te Song für Kiew gehört zur Gat­tung der lang­sa­me­ren Lie­der, frag­los eine Fol­ge des unheil­vol­len Ein­flus­ses der → Jury. Und so tref­fen auch im heu­ti­gen Euro­vi­si­on Death­match wie­der zwei gefühls­be­ton­te, kei­nes­falls zum aus­ge­las­se­nen Tan­zen oder fröh­li­chen Fei­ern auf­for­dern­de Songs auf­ein­an­der. Unser ers­ter Kom­bat­tant bedient zudem eine wei­te­re, heu­er beson­ders aus­ge­präg­te Grand-Prix-Tra­di­ti­on, näm­lich die des Rück­keh­rers. Schon beim letz­ten Wett­be­werb aus Kiew, dem aus 2005, ging Omar Naber, der slo­we­ni­sche Rob­bie Wil­liams, für sein Land an den Start. In die­sem Jahr konn­te er die hei­mi­sche EMA gegen den Wil­len der Zuschauer/innen dank der mehr als akti­ven Mit­hil­fe der bereits erwähn­ten Jury gewin­nen und sülzt uns nun mit dem äußerst pom­pö­sen Stück ‘On my Way’ die Ohren voll. Hier­zu greift er kom­po­si­to­risch so tief in den Schmalz­topf, dass selbst ein alt­ge­dien­ter Croo­ner wie Engel­bert Hum­per­dinck (→ UK 2012) ver­mut­lich Reiß­aus näh­me. Was der Slo­we­nen-Schnu­ckel übri­gens auch tut: er singt uns vom Auf­bruch in die Fer­ne und dem Ver­las­sen sei­ner Hei­mat. Und er hofft, nein betet, dass die­je­ni­gen, die er hin­ter sich lässt, dar­ob nicht wei­nen müs­sen. Ja, klar, Omar! Als ob Du nicht genau dar­auf hoff­test! Lass es Dir gesagt sein: die Slo­we­nen wer­den erst dann wei­nen, wenn Du nach dem Aus­schei­den aus dem Semi wie­der heimfliegst!

John­ny Bra­vo hat ange­ru­fen und will die Fri­sur zurück: Omer Naber (SI)

Gegen Omar tritt die haupt­säch­lich in deut­schen Bar-Jazz-Kapel­len ihre Bröt­chen ver­die­nen­de, vom tsche­chi­schen Fern­se­hen intern als Ver­tre­te­rin aus­ge­wähl­te Mar­ti­na Bár­ta an. Wie auch ihre san­ma­ri­ne­si­sche Kol­le­gin Valen­ti­na Monet­ta ver­lässt sie für ihre Euro­vi­si­ons­teil­nah­me ihr ange­stamm­tes Métier und bringt uns mit ihrer Macy-Gray-haf­ten, leicht quä­ki­gen Stim­me eine sehr sanft säu­seln­de – böse Zun­gen wür­den sagen: ele­gant ein­schlä­fern­de – Kla­vier­bal­la­de zu Gehör. Die über­zeugt vor allem auf der lyri­schen Ebe­ne: geht es in ‘My Turn’ doch vor allem dar­um, Bezie­hungs­ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und für den oder die Liebs­ten da zu sein; zurück­zu­ge­ben, was der­je­ni­ge einem selbst Gutes ange­tan hat. Die­se wun­der­ba­re Bot­schaft unter­streicht Mar­ti­na mit einem optisch – so wie das Lied – eben­falls sehr blas­sen, den­noch anrüh­ren­den Video, in dem sie im Krei­se vie­ler ver­schie­de­ner, mehr oder min­der nack­ter Men­schen steht, von denen sich eini­ge klei­ne­re und grö­ße­re Ges­ten der Zärt­lich­keit erwei­sen. Was so eine alte Kit­schel­se wie mich immer wie­der zum Heu­len bringt. Ob die Bal­la­de aller­dings auch ohne die visu­el­le Unter­stüt­zung in Kiew zün­den kann, ist eine ande­re Frage.

Sie frag­ten sich schon immer, wer haut­far­be­ne Unter­wä­sche kauft? Die Men­schen in Mar­ti­nas Video tun es! (CZ)

Zwei­mal gefühls­du­se­li­ge Bal­la­den also, und ihr, mei­ne lie­ben Leser/innen, ent­schei­det, wel­che davon weni­ger ver­zicht­bar ist. Slo­we­nen-Rob­bie oder Tsche­chen-Macy? Kraft­vol­ler Kitsch oder sanf­tes Gesäu­sel? Bis Diens­tag 15 Uhr ist die Abstim­mung geöffnet.

EDM #17: Nur noch Gefühl. Wer ver­ur­sacht die schö­ne­ren Gefühle?

  • Tsche­chi­en: Mar­ti­na Bár­ta – My Turn (68%, 96 Votes)
  • Slo­we­ni­en: Omar Naber – On my Way (32%, 46 Votes)

Total Voters: 142

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Ergeb­nis: mit einer punkt­ge­nau­en Zwei-Drit­tel-Mehr­heit zieht Macy Gray, Ver­zei­hung, Mar­ti­na Bar­tá, eine Run­de wei­ter, für den sül­zen­den Slo­we­nen-Rob­bie ist an die­ser Stel­le Schluss. Deut­lich flot­ter wird es in der nächs­ten Abstim­mung: hier tan­zen zwei hüb­sche Jungs um Eure Gunst. Stimmt mit!

2 Comments

  • Als es bei Frank­reich vs. Finn­land hieß, es folg­ten noch ande­re fie­se Duel­le, hoff­te ich nicht auf DIE­SE Form der Fiesheit!
    Wo ist die UN, wenn man sie braucht?

  • Es ist schon ganz beson­ders fies vom Haus­herrn, dass er uns dazu zwingt, eines von die­sen Lie­dern wei­ter­kom­men zu lassen.

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