Euro­vi­si­on Death­match #18: Ich will kei­ne Schokolade

Ging es im gest­ri­gen Euro­vi­si­on Death­match um eine der Basis­zu­ta­ten des Wett­be­werbs, näm­lich die kit­schi­ge Bal­la­de, so kom­men wir heu­te zu einer ande­ren: dem tan­zen­den Schön­ling. Auf den Geschmack der Haupt­ziel­grup­pe zuge­schnit­te­ne, gut aus­se­hen­de jun­ge Män­ner, die sich zu beat­be­ton­tem Pop anmu­tig im Gleich­schritt bewe­gen: dies ist einer der wich­tigs­ten Grün­de, war­um der Euro­vi­si­on Song Con­test sich solch gro­ßer Beliebt­heit erfreut. Auch 2017 fin­den sich eini­ge die­ser Exem­pla­re im Line-up – wenn auch, wie immer, lei­der viel zu weni­ge. Zwei von ihnen tre­ten heu­te im Zwei­kampf um Leben und Tod gegen­ein­an­der an. Zuerst steigt mit Imri Ziv der aus einer Cas­ting­show her­vor­ge­gan­ge­ne israe­li­sche Ver­tre­ter in den Ring, der neben sei­nem hin­rei­ßen­den Aus­se­hen (die Prinz-Blog­ger-Wahl zum schöns­ten Schön­ling 2017 gewann er aus dem Stand) auch Grand-Prix-Erfah­rung in die Waag­scha­le wer­fen kann: bereits 2015 und 2016 beglei­te­te er die Reprä­sen­tan­ten sei­nes Lan­des als Tän­zer und Chor­sän­ger. Mit dem zeit­ge­mäß pro­du­zier­ten, upt­em­po­rä­ren ‘I feel ali­ve’ ver­brei­tet er opti­mis­ti­schen Froh­sinn ohne all zu gro­ße text­li­che Schwe­re, kann aber trotz des som­mer­li­chen Tanz-Flash­mobs am Strand von Tel Aviv im Begleit­vi­deo nicht ganz mit dem gro­ßen Vor­bild ‘Gol­den Boy’ mit­hal­ten. Es hat lei­der etwas von einem Bei­trag aus der zwei­ten Rei­he mit einem Sän­ger aus der zwei­ten Rei­he. Ein biss­chen ist es so, als habe man bei der Los­bu­de auf dem Rum­mel nur den Trost­preis gezo­gen – wenn auch kei­nen all zu schlechten.

Dafür mag ich die Israe­lis: schö­ne Män­ner mit net­tem Upt­em­po-Pop (IL)

Con­stel­la­ti­on Pri­ze’, also Trost­preis, nennt sich pas­sen­der­wei­se auch die bis­lang erfolg­reichs­te Sin­gle des schwe­di­schen Ver­tre­ters Robin Beng­ts­son. Der lan­de­te damit beim Melo­di­fes­ti­valen 2016 auf dem fünf­ten Platz, gewann dafür aber in die­sem Jahr mit Hil­fe der Aus­lands­ju­rys, was im Lan­de für ein wenig Auf­re­gung sorg­te. Einen Top-3-Hit konn­te er mit sei­nem Titel ‘I can’t go on’ den­noch gene­rie­ren. Im Euro­club dürf­te die Num­mer wohl genau so oft lau­fen wie ‘Atem­los’ in der Schla­ger­dis­co (also min­des­tens ein­mal stünd­lich), han­delt es hier­bei doch um einen gera­de­zu pro­to­ty­pi­schen Schwe­den­schla­ger, wie die Fans – mich ein­ge­schlos­sen – ihn lie­ben. Im eben­falls lyrisch nicht all zu kom­ple­xen Text umsäu­selt Robin sei­ne Ange­be­te­te und macht ihr frag­wür­di­ge Kom­pli­men­te ob ihrer Schön­heit: “When you look this fuck­ing beau­tiful,” so singt er, dann wol­le er nur noch das Eine. Und for­dert sie daher auf: “Hands down to the flo­or” – da steht wohl jemand auf Dog­gy-Style! Falls er über­haupt eine Part­ne­rin braucht: man kann sich irgend­wie des Ein­drucks nicht ganz erweh­ren, dass der deut­lich boto­xier­te Anzug­trä­ger mit “fuck­ing beau­tiful” eher doch sein eige­nes Spie­gel­bild meint. Übri­gens, falls da grad jemand “denkt doch an die Kin­der” plär­ren will: live ersetzt Robin das anstö­ßi­ge F‑Wort durch das sinn­lo­se “fricking”. Wobei ich per­sön­lich “frack­ing” pas­sen­der fän­de, bei der Men­ge an hei­ßer toxi­scher Luft, die der Schwe­de so pro­du­ziert. Aber er tanzt schön, das muss man ihm las­sen, auf sei­nem mit­ge­brach­ten Fit­ness­ge­rät, so einer Art Minia­tur-Lauf­band, auf wel­chem er und sei­ne Begleit­boys eine aus­ge­spro­chen gefäl­li­ge Cho­reo­gra­fie dar­bie­ten. Es hat etwas von Måns Zel­mer­löw (→ SE 2015), nur mit deut­lich weni­ger Charme. Und inso­fern bil­det der Schwe­den-Schön­ling den per­fek­ten Geg­ner für Imri.

Dafür lie­be ich das Melo­di­fes­ti­valen: fluf­fi­ger, hübsch getanz­ter Pop (SE)

Wer bekommt in die­sem sicher­lich hart umkämpf­ten Duell nur den Trost­preis? Wer darf als strah­lend schö­ner Sie­ger vom Platz gehen? Ihr ent­schei­det – bis Mitt­woch 15 Uhr ist der Poll geöffnet.

EDM #18: Ich will kei­ne Scho­ko­la­de – son­dern lie­ber wel­chen Mann?

  • Isra­el: Imri Ziv – I feel ali­ve (57%, 82 Votes)
  • Schwe­den: Robin Beng­ts­son – I can’t go on (43%, 63 Votes)

Total Voters: 145

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Ergeb­nis: Im Zwei­kampf der hüb­schen Jungs konn­te sich der Israe­li rela­tiv knapp durch­set­zen – bei­na­he erstaun­lich, wo doch Euro­vi­si­ons­fans all­ge­mein als beson­ders schwe­do­phil gel­ten. Doch Robin Beng­ts­son “Can’t go on” und muss vom Platz. Im nächs­ten Duell tref­fen eine Bal­la­de und eine Upt­em­po­num­mer auf­ein­an­der (Du kannst auf­at­men, Fré­dé­ric!) – geeint durch eine Unter­schied­lich­keit. Stimmt wie­der mit, ich wür­de mich freuen!

9 Comments

  • Hier muss ich wider­spre­chen: “pro­to­ty­pi­scher Schwe­den­schla­ger” ist Robin Beng­ts­sons Ban­ger sicher­lich nicht, aber nichts­des­to­we­ni­ger ein­gän­gig. Und deut­lich char­man­ter als “Heroes”. Aber mei­ne Stim­me geht trotz­dem an den genau­so wenig wie Herrn Beng­ts­son lächeln kön­nen­den Imri und sein leich­ter daher­kom­men­des Mittelmeer-Popstück.

  • Mir ist der Herr Beng­ts­son zu sehr plas­tik… daher aus vol­lem Her­zen mei­ne Stim­mi an Imri. Gut anhö­ren und mit­groo­ven kann man aber in der Tat zu bei­den Bei­trä­gen ganz gut.

  • Gefällt mir bei­des nicht. Aber wäh­rend der Imri bei nur einen der “fer­ner lie­fen …” Plät­ze ein­nimmt, ist Beng­t­sons Stück ganz nahe dran am “Hass­ti­tel” (kommt nur noch Est­land und Spa­ni­en hin­ten­dran). kann über­haupt nicht ver­ste­hen, wie sich irgend­je­mand für dowas begeis­tern kann …
    Da waren mir die Bal­la­den aus der letz­ten Run­de aber sowas von lie­ber, vor allem die tsche­chi­sche. Aber ich weiß ja, dass mein Musik­ge­schmack nicht main­strem­taug­lich ist. Blei­be trotz­dem beharr­lich dabei.

  • Bei Imri kommt mir der som­mer­li­che gute Lau­ne Song zu ange­strengt rüber. Der Sprung aus der zwei­ten Rei­he ins Ram­pen­licht über­zeugt mich nicht.
    Dann doch lie­ber der aal­glat­te Schwe­de mit dem per­fekt-arro­gan­ten Auftritt!

  • Also ich will AUCH Scho­ko­la­de dazu. Und da bei­de Lie­der nicht so der Bur­ner sind, lege ich Imri oben drauf. Oder begie­ße ihn damit.

  • Kann ich auch den Mann aus Isra­el mit dem Lied aus Schwe­den bekom­men? Den­noch bil­det “I can’t go on” für mich bis­her das stim­migs­te Gesamt­pa­ket des Jah­res und ist der­zeit noch ganz knapp mein Jahrgangsfavorit.

  • Also, ich wür­de bei­de nicht von der Bett­kan­te… ach so, sehe schon, so spie­gelt sich das auch im Votum wider. Imri ist defi­ni­tiv ein biss­chen more natu­ral, aber gegen ein biss­chen Poser Sex ist auch nichts ein­zu­wen­den… ein fie­ses Duell!

  • Womit noch vier Bal­la­den sowie zwei in Fan­krei­sen höchst­fa­vo­ri­sier­te Upt­em­po-Stü­cke übrig blei­ben. So span­nend eine Abstim­mung zwi­schen letz­te­ren bei­den wäre, fän­de ich das in der ers­ten KO-Run­de dann doch deut­lich mehr als fies und ich hof­fe, dass es noch nicht dazu kom­men möge – ist mir sogar mei­nen ers­ten Kom­men­tar wert!

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