Euro­vi­si­on Death­match #21: Momen­te der Magie

Mit dem heu­ti­gen Duell geht das Publi­kums­spiel Euro­vi­si­on Death­match zu Ende. Und da das Bes­te bekannt­lich immer zum Schluss kommt, habe ich mir die här­tes­te und hoch­ka­rä­tigs­te Run­de für den heu­ti­gen Fei­er­tag auf­ge­ho­ben. Und ja, ich weiß, der ist von sei­ner reli­giö­sen Auf­la­dung her ein eher raben­schwar­zer, trau­ri­ger Tag. Das passt jedoch sehr gut, denn Trau­er wird am Ende der Abstim­mung auf jeden Fall bei mir herr­schen, tre­ten heu­te doch mei­ne bei­den abso­lu­ten Lieb­lings­ti­tel des aktu­el­len Jahr­gangs gegen­ein­an­der an, von denen ich eigent­lich kei­nen mis­sen möch­te. Doch wie beim ech­ten Song Con­test und wie im ech­ten Leben kann es nur einen Sie­ger geben. Aus der lin­ke Ecke der Kampf­are­na grüßt der aktu­el­le Favo­rit, der hin­rei­ßend char­man­te und mit sei­nem Por­no­schnau­zer extrem sexy daher­kom­men­de San-Remo-Sie­ger Fran­ces­co Gab­ba­ni. Ein ech­tes Schwer­ge­wicht im Ring, bringt er nicht nur gutes Aus­se­hen und Aus­strah­lung mit, son­dern auch einen sofort ein­gän­gi­gen, herr­lich ver­spiel­ten und trotz ori­gi­na­ler Lan­des­spra­che pro­blem­los mit­singba­ren Pop­song. Sowie einen Text, der als bedeu­tungs­schwe­rer Zita­te­fun­dus sei­nes Glei­chen sucht und sich mit bis­si­gem Spott dar­über lus­tig macht, wie inter­net­süch­ti­ge west­li­che “Sel­fis­ti” sich an öst­li­cher Mytho­lo­gie bedie­nen. Auch wenn die bes­ten Stel­len lei­der der bes­ten­falls als bru­tal zu benen­nen­den, grand-prix-kon­for­men Drei-Minu­ten-Edi­tie­rung zum Opfer fal­len. Als Sah­ne­häub­chen beglei­tet dann noch ein tan­zen­der Affe den Italiener.

Hart geschnit­ten: die Euro­vi­si­ons­fas­sung von ‘Occidentali’s Kar­ma’ (IT)

Fran­ces­cos Oppo­nent Sal­va­dor Sobral könn­te gegen­sätz­li­cher nicht sein, und doch erweist er sich als eben­bür­ti­ger Geg­ner. Der ver­schro­ben und intro­ver­tiert wir­ken­de Por­tu­gie­se, dank der Jury Sie­ger des hei­mi­schen Fes­ti­val da Can­çāo, der vie­le Zuschauer/innen durch sei­ne schein­ba­ren Tics wäh­rend des Sin­gens irri­tiert, prä­sen­tiert mit der völ­lig aus der Zeit gefal­le­nen, strei­cher­ge­schwän­ger­ten und wie die Titel­me­lo­die eines Vier­zi­ger­jah­re-Dis­ney-Strei­fens klin­gen­den Jazz­bal­la­de ‘Amar pelos Deus’ ein sehr inti­mes, zer­brech­lich wir­ken­des, hoch­gra­dig poe­ti­sches und zu Trä­nen rüh­ren­des Tren­nungs­lied, das der ein wenig schlump­fig daher­kom­men­de Künst­ler mit bei­na­he zärt­li­cher, abso­lu­ter Hin­ga­be into­niert. Wie Fran­ces­co singt auch Sal­va­dor in Lan­des­spra­che, und das macht sei­ne ein­sei­ti­ge Lie­bes­er­klä­rung für das brei­te Publi­kum noch ein wenig sper­ri­ger und unzu­gäng­li­cher, trägt aber in glei­chem Maße zu der unge­heu­ren Magie und Ver­zau­be­rung bei, die von die­sem Auf­tritt aus­geht und die den hier­für her­zof­fe­nen Zuschau­er von der ers­te Sekun­de an schier durch­strömt. Und genau um sol­che wun­der­schö­nen Momen­te der Über­wäl­ti­gung geht es ja beim Euro­vi­si­on Song Con­test. Kein Wun­der also, dass Sal­va­dor als aus­sichts­reichs­ter Kan­di­dat sei­nes an Euro­vi­si­ons­er­fol­gen nicht gera­de rei­chen Lan­des und als Geheim­tipp für Kiew gehan­delt wird.

Der bekiff­te Tele­tub­bie liebt für Zwei (PT)

So, ihn Eurer Haut möch­te ich nicht ste­cken. Der tan­zen­de Affe oder der intro­ven­tier­te Hips­ter? Für wen ent­schei­det Ihr Euch? Stimmt jetzt ab – bis Sams­tag­mit­tag 15 Uhr bleibt der Poll geöffnet.

 

EDM #21: Momen­te der Magie – wer ver­zau­bert Euch mehr?

  • Ita­li­en: Fran­ces­co Gab­ba­ni – Occidentali’s Kar­ma (70%, 96 Votes)
  • Por­tu­gal: Sal­va­dor Sobral – Amar pelos Deus (30%, 42 Votes)

Total Voters: 138

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7 Comments

  • Lan­des­spra­che ist in kei­nem Fall “sper­rig”, sodern für nicht weni­ge Zuschau­er eine ersehn­te Abwechs­lung bei all der Eng­lisch­flut (von der man ja auch nicht unbe­dingt alles ver­steht). Por­tu­gie­sisch ist mir in geschrie­be­ner Ver­si­on durch­aus zugäng­lich, in gespro­che­ner tue ich mir recht schwer. Aber so einen Song wie von Sal­va­dor gibt es nur alle Jubel­jah­re mal beim ESC. Für Fran­ces­co wer­de ich aber auch die Dau­men drü­cken, dies­mal ist der Süden dran !!!!

  • Das Fina­le schon jetzt… ???? Das ist eine Schmach und ich wei­ge­re mich an der Stel­le abzu­stim­men. So! Das hast du jetzt davon!!! *grrrrrr*

  • Lie­ber Oliver,
    was haben dir denn die armen Blog­le­ser getan damit sie so ein fie­ses Duell verdienen?
    p.s. zur Landessprache:
    Es gibt nur 5 Bei­trä­ge in mehr­heit­lich nicht-eng­li­scher Spra­che. IT-PT-HU-BY-FR
    Und für mei­nen Geschmack gehö­ren sie alle min­des­tens in die Top 10.
    Hof­fent­lich wer­den sie auch in Kiev erfolg­reich abschnei­den damit Lan­des­spra­che in Zukunft wie­der mehr zum Ein­satz kommt.
    War­um es nicht auch mal wie­der bei einem deut­schen Bei­trag versuchen?

  • Sofort – schlech­ter als in den letz­ten Jah­ren (und wohl auch dies­mal) kann es eh nicht mehr kom­men, da soll­te sich Ger­ma­ni­en auch mal was trau­en.….. Spa­ni­en ist ja wenigs­tens teil­wei­se in mei­ner liebs­ten Fremd­spra­che, macht den Song aber auch nicht besser.

  • Es bricht mir das Herz, mich hier ent­schei­den zu müs­sen – und doch: ich habe für Cura­çao gestimmt – weil mich der Bei­trag in sei­ner Gesamt­heit immer noch am meis­ten von allen dies­jäh­ri­gen Bei­trä­gen berührt und ein wenig fies ist das schon, wer­ter Blog­ger – aber Du hast hier Heim­recht, gell? Ach was wür­de ich mich heu­er freu­en, wenn der ESC-Sie­ger ent­we­der Ita­li­en oder Por­tu­gal lau­ten wür­de. Vie­len Dank für die ers­te Run­de – es hat Spaß gemacht ein­mal unter die­sen Gesichts­punk­ten für die Lie­der zu werten. 🙂

  • @Thomas: Ich stim­me Dir ger­ne zu und wür­de mich auch über TOP-Plat­zie­run­gen der von Dir Genann­ten freu­en und mich auch nicht dar­über wun­dern, wenn es so käme.

  • So schwer fällt mir die Wahl dann doch nicht. Wenn ich die Wahl habe zwi­schen 2017 und Wann-war-das-ver­dammt-noch­mal-aktu­ell? ent­schei­de ich mich fürs Hier und Jetzt. Aber zumin­dest gespannt bin ich, wie die Ver­schro­ben­heit von Señor Sobral dann beim “rich­ti­gen ESC” ankommt oder ob er mehr eine Fan-Sei­fen­bla­se ist.

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