Wie der Nachrichtendienst Reuters heute Vormittag meldete, wolle die EBU die gastgebende TV-Anstalt des Eurovision Song Contest 2017 aufgrund der massiven Verzögerungen bei der Vorbereitung des Events und des “unkooperativen Verhaltens” der Ukraine im Zusammenhang mit dem Bann der russischen Vertreterin Julia Samoylova mit einer Geldstrafe belegen. Die Krise um die monatelangen Verspätungen bei der Organisation, die ein Einschreiten der Genfer und die Entsendung eines Rettungsteams rund um den schwedischen Melodifestivalen-Impresario Christer Björkman (→ SE 1992) notwendig machte, und das Drama um Juliagate hätten die mediale Aufmerksamkeit überlagert und die “Reputation der Marke Eurovision Song Contest gefährdet,” so die EBU in einer Erklärung. “Daher schlägt der Lenkungsausschuss in Übereinstimmung mit den Wettbewerbsregeln vor, dass UA:PBC eine empfindliche Geldstrafe erhält”. Die ursprünglich mal ins Gespräch gebrachte Eurovisionssperre für die Ukraine ist damit wohl vom Tisch. Über die Höhe der Buße schwieg sich die EBU indes wie immer aus [Nachtrag: laut UA:PBC beläuft sich die Strafe auf 200.000 €]. Das von russischer Seite sehr offensichtlich in provokativer Absicht inszenierte Juliagate hat für den sowjetischen Staatssender unterdessen keine Konsequenzen: gegenüber dem Perwy Kanal sprach man nach einer Meldung von Eurovoix lediglich einen “Tadel” aus, weil dieser nicht an den Vorbereitungstreffen für Kiew teilnahm. Durch die Verknüpfung der Geldstrafe mit den unbestreitbaren, massiven Organisationsmängeln der ukrainischen Sendeanstalt UA:PBC kann diese sich kaum gegen die Sanktion wehren [Nachtrag: anscheinend doch]. Damit geht man in Genf mal wieder den Weg des geringsten Widerstands: von den unbedingt notwendigen Anpassungen der Wettbewerbsregeln an die veränderte politische Weltlage war jedenfalls keine Rede, ebenso wenig wie von der Mitverantwortung der EBU für das Desaster um den bewusst kalkulierten Ausschluss der russischen Rollstuhlfahrerin aufgrund ihres Krim-Auftrittes, obwohl sich ein solcher Clash bereits frühzeitig angekündigt hatte, ohne dass man hierauf irgendwie reagierte.
Ist laut dem russischen Sender jetzt für 2018 gesetzt: Julia Samoylova (RU)