Dreimal vertrat Sandra Reemer die Niederlande beim Eurovision Song Contest und steuerte jedesmal überdurchschnittlich gute Grand-Prix-Lieder bei: 1972 in Edinburgh als Teil des Duos Sandra & Andres mit dem karnevalesken Schunkelschlager ‘Als het um de Liefde gaat’, in Deutschland unter dem Titel ‘Was soll ich tun’ ein Hitparadenerfolg, 1976 in Den Haag mit dem nachdenklich-schwungvollen ‘The Party’s over now’ und 1979 in Jerusalem mit dem von ihrem Ehemann Ferdi Bolland und seinem Bruder komponierten, supereingängigen Discoschlager ‘Colorado’, ebenfalls ein Hit in etlichen europäischen Ländern, hier unter dem Namen Xandra. In dieser Schreibweise hatte die auf der Insel Java (damals noch eine holländische Kolonie) geborene Alexandra ihren Vornamen ursprünglich abgekürzt. Als sie jedoch im Alter von acht Jahren nach der Unabhängigkeit der heute indonesischen Insel mit ihren Eltern in die Niederlande kam und dort eine Ordensschule besuchte, musste sie auf Druck der Schwestern auf den “teuflischen Buchstaben” verzichten und sich Sandra nennen. Teuflisch lieferte sie jedenfalls beim Song Contest ab, und das nicht nur musikalisch, sondern auch modisch: von grün gebatikten Öko-Klamotten über eine Verkleidung als türkisfarbene Chiffon-Fledermaus bis zu einem seiner Zeit vorauseilenden, schwarzen Moskitonetzüberwurf mit bunten Deko-Dreiecken wusste Frau Reemer stets auch visuell im Gedächtnis zu bleiben. 1983, beim Contest von München, kam sie nochmals als Chorsängerin für Bernadette Kraakman zum Einsatz. Später arbeitete sie als TV-Moderatorin und hatte Gala-Auftritte, unter anderem bei Gay-Pride-Veranstaltungen. Anfang der Zweitausender feierte sie gemeinsam mit den Song-Contest-Kolleginnen Marcha Bult (→ BE 1987) und Maggie McNeal (→ NL 1974, 1980) als Dutch Divas im niederländischen Sprachraum nochmals ein Comeback. 2008 gründete sie eine Stiftung, die Kindern in Entwicklungsländern eine Ausbildung ermöglichte. Anfang 2017 diagnostizierten die Ärzte bei der 66jährigen Brustkrebs. Heute starb sie in einem Krankenhaus in Amsterdam.
Auch beim Haarteil zeigte sich Xandra ihrer Zeit voraus!
Tolle Frau, so positiv in dem Video und eine leider traurige Nachricht.
Diese Musik aus den 70ern beamt mich immer in die frühe Kindheit zurück, alles ist noch magisch und unbeschwert…