Wegen Schul­den: pullt Maze­do­ni­en einen Ovidiu?

So lang­sam scheint es zur unver­zicht­ba­ren Folk­lo­re zu gehö­ren, dass uns jedes Jahr kurz vor der offi­zi­el­len Ver­kün­dung der Teil­neh­mer­lis­te für den Euro­vi­si­on Song Con­test durch die EBU noch ein Land ver­lo­ren geht: nach der Aus­sper­rung Rumä­ni­ens 2016 wegen offe­ner For­de­run­gen in Mil­lio­nen­hö­he und dem stra­te­gisch her­bei­ge­führ­ten Aus­schluss Russ­lands infol­ge geschickt insze­nier­ter Ver­stö­ße gegen ukrai­ni­sche Geset­ze in die­sem Jahr droht die EBU nun dem maze­do­ni­schen Fern­se­hen MKRTV auf­grund unbe­zahl­ter Rech­nun­gen mit schmerz­haf­ten Sank­tio­nen: “Lei­der hat das maze­do­ni­sche Fern­se­hen kei­nen Zugriff auf unse­re Diens­te, bis die Schul­den bezahlt wor­den sind,” so zitie­ren escx­tra und euro­fi­re die EBU-Pres­se­spre­che­rin Clai­re Rain­ford. Unbe­stä­tig­ten Gerüch­ten zufol­ge soll ein Betrag von rund einer hal­ben Mil­li­on Euro im Raum ste­hen. In dem kri­sen­ge­schüt­tel­ten Bal­kan­land ist nach einer lang­an­hal­ten­den innen­po­li­ti­schen Kri­se seit dem Som­mer 2017 eine neue Regie­rung im Amt, im Sep­tem­ber die­sen Jah­res strich die­se die Rund­funk­ge­büh­ren und ersetz­te sie durch Direkt­zah­lun­gen aus der Staats­scha­tul­le. In der sieht es aller­dings mau aus, nach­dem der abge­wähl­te Regie­rungs­chef in den ver­gan­ge­nen Jah­ren rund 700 Mil­lio­nen Euro in dem grö­ßen­wahn­sin­ni­gen Protz­pro­jekt Skop­je 2014 ver­senk­te, einem archi­tek­to­ni­schen Zucker­bä­cker­werk zur Glo­ri­fi­zie­rung der maze­do­ni­schen Geschich­te (wobei man fai­rer­wei­se zuge­ben muss: im Gegen­satz zum Flug­ha­fen Ber­lin-Bran­den­burg ste­hen hier wenigs­tens benutz­ba­re Gebäu­de). Jeden­falls: kann der Sen­der die Schul­den bei der EBU nicht recht­zei­tig beglei­chen, darf er den Euro­vi­si­on Song Con­test 2018 nicht aus­strah­len – und damit auch nicht an ihm teilnehmen.

Spielt größ­ten­teils in der absurd teu­ren Protz­ku­lis­se: der zurück­ge­zo­ge­ne maze­do­ni­sche Bei­trag von 2013.

Immer­hin kommt dies­mal der Voll­stre­ckungs­be­scheid noch recht­zei­tig: 2016 hat­te das rumä­ni­sche Fern­se­hen bereits einen Vor­ent­scheid ver­an­stal­tet, aus dem der lang­jäh­ri­ge Wie­der­ho­lungs­tä­ter Ovi­diu Anton als Sie­ger her­vor­ge­gan­gen war, als Genf die rote Kar­te zück­te und den Kar­pa­ten-Meat­Lo­af damit um die Chan­ce sei­nes Lebens brach­te. Das maze­do­ni­sche Fern­se­hen, das sei­ne Reprä­sen­tan­ten meist intern bestimmt, ließ bis­lang in Sachen Aus­wahl­ver­fah­ren oder Interpret/in noch nichts von sich hören, hier dürf­te also nie­mand düpiert wor­den sein. Scha­de wäre es trotz­dem, auch wenn die musi­ka­li­sche Sub­stanz der FYROM-Bei­trä­ge im Schnitt nicht ganz mit der des – eben­falls aus peku­niä­ren Grün­den – bit­ter­lich ver­miss­ten Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­nas mit­hal­ten kann. Der mög­li­che Aus­schluss des von eth­ni­schen Span­nun­gen zwi­schen der star­ken alba­ni­schen Min­der­heit und den in Furcht vor einer Abspal­tung leben­den Sla­wen heim­ge­such­ten Zwei-Mil­lio­nen-Ein­woh­ner-Staa­tes dürf­te sich indes leicht kon­tra­pro­duk­tiv auf die poli­ti­schen Inte­gra­ti­ons­be­mü­hun­gen der EU aus­wir­ken, die sich in letz­ter Zeit wie­der etwas mehr um die Regi­on bemüht. Vor allem, weil sie die­se als Boll­werk gegen Flücht­lin­ge zu betrach­ten scheint, wie bei­spiels­wei­se die­ses Inter­view der Deut­schen Wel­le mit dem neu­en Außen­mi­nis­ter Maze­do­ni­ens illus­triert, in wel­chem den Fra­ge­stel­ler ein­zig und allei­ne inter­es­siert, ob die Bal­kan­rou­te auch ja dicht bleibt. Doch schlim­mer als das: soll­te sich das Sze­na­rio bewahr­hei­ten, nimmt es uns Euro­vi­si­ons­fans die Aus­sicht, in Lis­sa­bon wie­der auf 43 Teilnehmer/innen – den bis­he­ri­gen Rekord – zu kom­men. Weh und Ach!

Preis­wür­dig: der ver­hin­der­te rumä­ni­sche Bei­trag von 2016 in der Betrach­tung des Overt­hin­king it!-Teams.

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