It’s a Fami­ly affair: Irland schickt den Neffen

Erin­nern Sie sich noch an den Euro­vi­si­on Song Con­test von 2001? Das Jahr, in dem Irland nach dem Ende sei­ner spek­ta­ku­lä­ren Sie­ges­se­rie in den Neun­zi­gern bereits zum zwei­ten Mal so rich­tig eins auf die Fres­se bekam und auf dem dritt­letz­ten Platz lan­de­te; völ­lig zu Recht übri­gens, da es einen cha­ris­ma­be­frei­ten, haupt­be­ruf­li­chen Rasen­mä­her­ver­käu­fer namens Gary O’Shaugh­nes­sy mit einer der schlech­tes­ten jemals dar­ge­bo­te­nen Schnarch­bal­la­den schick­te? War­um ich Ihnen so merk­wür­di­ge Fra­gen stel­le? Nun, wie das iri­sche Fern­se­hen RTÉ heu­te bekannt gab, ent­sen­det es 2018 Garys Nef­fen Ryan O’Shaugh­nes­sy nach Lis­sa­bon. Mit, man ahnt es bereits, einer von ihm mit­kom­po­nier­ten Bal­la­de namens ‘Tog­e­ther’. Der 25jährige Sin­ger-Song­wri­ter erlang­te 2012 Bekannt­heit, als er zur glei­chen Zeit an zwei Cas­ting­shows par­al­lel teil­nahm, näm­lich The Voice of Ire­land und Britain’s got Talent, wo er mit dem selbst geschrie­be­nen Lie­bes­lied ‘No Name’ und der dazu­ge­hö­ri­gen Geschich­te für geschmol­ze­ne Her­zen sorg­te und einen Hit sowohl auf der Grü­nen Insel als auch im König­reich landete.

https://youtu.be/6KdviedF9iM

Weiß jemand, ob er das Mädel damit rum­ge­kriegt hat? Ryan O’Shaugh­nes­sy beim bri­ti­schen Super­ta­lent (Reper­toire­bei­spiel).

Augen­schein­lich wit­tert man in Irland nach dem Sieg von ‘Amar pelos dois’ in Kiew Mor­gen­luft und gibt sich dem Glau­ben hin, dass nun die guten alten Zei­ten der hand­ge­mach­ten Bal­la­de wie­der zurück sei­en, gewis­ser­ma­ßen der Kern­kom­pe­tenz der Grü­nen Insel beim Grand Prix. Auch Ryan, der “einen Song und eine Per­for­mance” androht ver­spricht, wie wir sie “seit den Tagen der ‘Rock’n’Roll Kids’ nicht mehr gese­hen” hät­ten, bezieht sich für sei­nen spe­zi­fisch für den Song Con­test geschrie­be­nen (und der­zeit noch nicht ver­öf­fent­lich­ten) Bei­trag direkt auf den por­tu­gie­si­schen Bar­den: “Der letzt­jäh­ri­ge Sie­ger­song von Sal­va­dor Sobral war ein wun­der­schö­nes, melo­di­sches Stück, und ich den­ke, er hat den Weg frei­ge­räumt zurück zu einem Wett­be­werb, wo wirk­li­che Lie­der erblü­hen kön­nen”. Das von man­chen Fans bereits im Mai 2017 an die Wand gemal­te Schre­ckens­sze­na­rio, dass wir in Lis­sa­bon mit 43 Sülz­bal­la­den zu Tode gelang­weilt wer­den könn­ten, es scheint lang­sam doch Gestalt anzunehmen.

Ach ja, die gute alte Zeit: in nost­al­gi­scher Ver­klä­rung sind die Iren wirk­lich führend!

Mit sei­ner intern getrof­fe­nen Ent­schei­dung schlägt der Sen­der jede Chan­ce in den Wind, mit etwas Unge­wohn­tem und Fri­schem zu über­ra­schen. Denn bekannt­lich hat­te sich auch die Punk-Legen­de John­ny Rot­ten (ex Sex Pis­tols) um das iri­sche Euro­vi­si­ons­ti­cket bewor­ben, mit dem sti­lis­tisch als “Cow­punk­song” bezeich­ne­ten ‘Plea­sed to meet you’. Laut dem Bou­le­vard­blatt The Irish Sun habe er es auch auf die fina­le Aus­wahl­lis­te des Sen­ders geschafft, doch dann setz­ten sich wie­der die Ängst­li­chen und Kon­ser­va­ti­ven durch, die mein­ten, er sei “nicht der Rich­ti­ge” für den Con­test. Statt­des­sen bemüh­te sich RTÉ um das aus den Schwes­tern Loui­se und Ellie Macna­ma­ra bestehen­de Indie-Duo Hea­thers. Doch die bei­den sich als Song­wri­te­rin­nen ver­ste­hen­den Irin­nen woll­ten mit einem selbst kom­po­nier­ten Bei­trag antre­ten, wel­chen die Sen­der-Obe­ren der Irish Sun zufol­ge eben­falls als “nicht das rich­ti­ge Lied für die Euro­vi­si­on” ablehn­ten und ihnen lie­ber etwas Fremd­ge­schrie­be­nes auf­hal­sen woll­ten – näm­lich Ryans ‘Tog­e­ther’. Für die Macna­ma­ras ein “Dealb­rea­k­er”. Ach, die ver­pass­ten Chancen!

Dan­ke, dass es mal jemand sagt: die Hea­thers mit ihrem 2012er Hit ‘It’s alright not to feel okay’ (Reper­toire­bei­spiel).

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