Vid­bir 2018: Mélo­vin hat Feu­er unterm Arsch

Das Unver­meid­li­che ist ein­ge­tre­ten: Kon­stan­tin Miko­la­je­witsch Bocharov, bes­ser bekannt unter sei­nem Künst­ler­na­men Mélo­vin, ver­tritt die Ukrai­ne beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2018 in Lis­sa­bon. Im Vor­jahr nahm der X‑Factor-Sie­ger bereits an der Vor­ent­schei­dung Vid­bir teil, schei­ter­te jedoch an der drei­köp­fi­gen Jury, was ihn selbst “Rache” schwö­ren ließ und zu Todes­dro­hun­gen sei­ner empör­ten, haupt­säch­lich aus min­der­jäh­ri­gen Emo-Mäd­chen bestehen­den, fana­ti­schen Anhän­ger­schaft gegen­über den ver­ant­wort­li­chen Juror/innen, ins­be­son­de­re Jama­la (→ UA 2016), führ­te. Auch im gest­ri­gen Vid­bir-Fina­le waren das Tee­nie-Gekrei­sche und die “Mélo­vin! Mélo­vin!”-Sprech­chö­re nicht zu über­hö­ren. Wohl aus Angst vor einer offe­nen Publi­kums­re­vol­te füg­te man sich daher dem Schick­sal: mit dem zwei­ten Platz in der Jury­wer­tung und dem wenig über­ra­schen­den Sieg im Tele­vo­ting gewann der Zwan­zig­jäh­ri­ge, der ein biss­chen so aus­sieht wie die Haupt­fi­gur aus der US-Sit­com Mal­colm mit­ten­drin in der Gothic-Pha­se, das Aus­wahl­ver­fah­ren mit einem beson­ders ver­ges­sen­wür­di­gen Rock­song namens ‘Under the Lad­der’.

Mélo­vin: kei­ne Stim­me, kei­ne Aus­spra­che, kein Timing, kein gutes Aus­se­hen, kei­nen Fun­ken Talent, und den­noch ein Star. Die Welt ist bizarr.

Um was es dar­in geht? Kei­ne Ahnung! Es ließ sich nicht so genau aus­ma­chen, in wel­cher Spra­che Mélo­vin sang bzw. vor sich hin mur­mel­te. Dem Song­ti­tel nach zu urtei­len, soll es sich um Eng­lisch han­deln, aber das wür­den wohl nicht nur bri­ti­sche Muttersprachler/innen vehe­ment bestrei­ten. Jeden­falls ging es heiß her unter der Lei­ter: im Vid­bir-Fina­le ließ sich der Odes­saner eine rie­si­ge Show­trep­pe auf die Büh­ne bas­teln, mit einem Kla­vier oben­drauf, wel­ches er nach einem kur­zen Spurt die Stu­fen hin­auf im letz­ten Lieddrit­tel dann auch betas­te­te. Wäh­rend­des­sen ent­zün­de­te sich das klapp­ri­ge Gestell unter ihm und man war­te­te als Zuschauer/in gespannt dar­auf, dass das offen lodern­de Feu­er auf sei­ne hin­ten her­aus­hän­gen­den, extra lan­gen Hemd­zip­fel über­grif­fe. Lei­der ver­geb­lich! Die Jury hät­te übri­gens, wie schon im Vor­jahr, lie­ber Tayan­na vor­ne gese­hen, die in einem über­gro­ßen gol­de­nen Jackett sehr zap­pe­lig einen völ­lig belang­lo­sen Soul­schla­ger dar­bot. Und die sich aus den Rei­hen des Stu­dio­pu­bli­kums offe­nen Anschul­di­gun­gen aus­ge­setzt sah, sie habe zum Voll­play­back gemimt, was die Künst­le­rin nach­drück­lich demen­tier­te. Es ist aber auch ein streit­lus­ti­ges Völk­chen, die­se Ukrainer!

Fasching ist schon rum, Lie­bes! Vil­na ver­klei­de­te sich den­noch als Squaw.

Kei­ne Chan­ce hin­ge­gen für Vil­na, die mit einem eth­no­las­ti­gen Lied­chen namens ‘Forest Song’ star­te­te und sich ent­spre­chend scha­ma­nisch kos­tü­mier­te. Wobei die an ihre India­ne­rin­nen­tracht ange­näh­ten, fran­si­gen Trod­deln zugleich ein biss­chen an den mal­te­si­schen Grand-Prix-Ver­tre­ter von 1975 erin­ner­ten, den tra­gisch ver­an­lag­ten Rena­to und sei­nen selbst gehä­kel­ten, sil­ber­me­tal­lic-blau­en Pull­over. Aber auch im Büh­nen­hin­ter­grund ging der Fasching fröh­lich wei­ter: Vil­na brach­te zwei mit Fell­um­hän­gen und Horn­mas­ken als Fabel­we­sen ver­klei­de­te Tromm­ler mit, die dem Gan­zen einen mys­ti­schen Anstrich ver­lei­hen soll­ten. Nutz­te nichts: dazu war der Song zu flach. Kei­nen Kom­men­tar abge­ben kann ich zum Auf­tritt des Duos Kad­nay, auch sie Vid­bir-Wie­der­keh­rer: aus einem uner­find­li­chen Grund will mir beim Betrach­ten ihres Clips stets sämt­li­ches Blut aus dem Gehirn wei­chen, ab in tie­fer gele­ge­ne Kör­per­re­gio­nen. Ich könn­te ihnen tage­lang zuschau­en, ohne mich hin­ter­her an irgend­et­was zu erin­nern, außer an mei­ne schmut­zi­gen Gedan­ken. Daher schlie­ßen wir die Betrach­tung die­ses Vor­ent­scheids lie­ber schnell ab, zumal aus­nahms­los alles musi­ka­lisch auch nur eini­ger­ma­ßen Inter­es­san­te ohne­hin bereits in den Vor­run­den gezielt ent­sorgt wurde.

Eine Iko­ne der Mas­ku­li­ni­tät: Dima Kad­nai, Front­mann des gleich­na­mi­gen Duos.

Vor­ent­scheid UA 2018 (Fina­le)

Vid­bir. Sams­tag, 24. Febru­ar 2018, aus dem Kul­tur­pa­last der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät in Kiew, Ukrai­ne. 6 Teilnehmer/innen. Mode­ra­ti­on: Ser­hiy Prytula.
#Inter­pretTitelTVJuryGesamtPlatz
01Kad­nayBeat of the Universe33.392 | 0511 | 030803
02Tayan­naLey­la29.830 | 0415 | 061002
03Eri­sedHeroes11.682 | 0107 | 020306
04LaudWai­ting20.744 | 0213 | 040604
05Vil­naForest Song23.192 | 0303 | 010405
06Mélo­vinUnder the Ladder60.609 | 0614 | 051101

Sechs Bei­trä­ge in vier Stun­den Sen­de­zeit: soll mal einer sagen, die ARD zöge den Vor­ent­scheid in die Länge!

Hat Mélo­vin Chan­cen aufs ESC-Finale?

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6 Comments

  • Oh, I think Melo­vin will climb the lad­der. For sure. Best choice. Very cur­rent. Gre­at magi­cal per­for­mance. Radio-fri­end­ly song. Big uni­que plus for his pro­vo­ca­ti­ve style and atti­tu­de – and its not too pro­vo­ca­ti­ve not to be lik­ed by the mas­ses. And thx too Ver­ka sear­ching for a tea­cher to get his pro­nun­cia­ti­on right. It just a mat­ter of prac­ti­ce. This can be fixed easily.

  • Tja, so man­ches Uni­ver­sum ist schwer zu ergrün­den.….. Für mich eine voll­kom­men unin­spi­rier­te Pop­num­mer, zudem ver­steht man eh die Hälf­te nicht. Für die Tee­nie­frak­ti­on sicher­lich geeig­net, von mir gibt es 2/10.

  • Bin ja froh,dass ich nicht der ein­zi­ge bin, der die ähn­lich­keit zu mal­com sieht. Der song ist belang­los, hat aber zumin­dest eine gewis­se melodie.

  • Nor­ma­ler­wei­se müs­sen ukrai­ni­sche Jungs, die über­haupt nicht sin­gen kön­nen, doch nach Bela­rus ausweichen?!

  • Bil­li­ger Song und Bil­li­ger Inter­pret, aber trotz­dem gefällt es mir bes­ser als der deut­sche Bei­trag. Hier sind wenigs­tens eini­ge Beats, die mich am Ein­schla­fen hindern.

  • Also ich bin den­ke ich die ein­zigs­te hier die das sagt aber ich fin­de dass er sehr viel talent hat und KEIN bil­li­ger Inter­pret ist.Und sein Style geht euch ja mal über­haupt nichts an.Wenn er euch nich so gefällt wie er ist dann guckt ihn euch nich an.Ist nur mei­ne Meinung.Das war für mich der bes­te Auf­tritt beim ESC 2018 im Lissabon.

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