Viel war in den zurückliegenden Monaten in den Medien die Rede von russischen Hackerangriffen auf den Westen. Sei es ein mögliches Eindringen ins Regierungsnetz, wie vom Spiegel vor wenigen Tagen gemeldet, oder die viel ernstere Manipulation der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen Ende 2017, mit denen Putin, so die Theorie, den ihm wohlgesonnenen (weil finanziell mit ihm verstrickten) Geschäftsmann Donald Trump im Weißen Haus installierte, um die letzten Reste der westlichen Demokratie zu untergraben. Was das alles mit dem Eurovision Song Contest zu tun hat? Nun, auch die russlandfreundliche Diktatur der Əliyevs am Kaspischen Meer benennt nun ganz offen ihre kriminellen Ziele: “I tear down the Firewalls” droht die vom aserbaidschanischen Fernsehen intern ausgewählte Aysel Mammadova alias Aisel neben allerlei harmlosem linguistischen Unfug in ihrem heute vorgestellten Grand-Prix-Lied ‘X my Heart’. Gewissermaßen als musikalischer Virus in Form eines Ohrwurms will sie also über uns kommen, die kaukasische Killerin, unsere Schutzsysteme lahmlegen und uns so verwundbar machen.
Vielen Dank für die Blumen: Aisel beschenkt ihr Kindheits-Ich.
Anfällig also für schlechte schwedische Stangen-Popware. Oder gar für Schlimmeres? Das bleibt der Spekulation überlassen. ‘Cross my Heart’, so der Songtitel in korrekter Schreibweise, klingt jedenfalls wie ein besonders gedankenloses Amalgam sämtlicher Melodifestivalen-Beiträge der letzten 20 Jahre, auch wenn tatsächlich der griechische Seriensongschreiber Dimitris Kontopoulos kompositorisch dafür verantwortlich zeichnet und die Schwedin Sandra Bjurman (‘Running scared’, AZ 2011) lediglich den von britischen Muttersprachlern bereits als schmerzvolle Attacke auf den Geist gebrandmarkten Text verbrach. Geht die Bedrohung also gar nicht von Aserbaidschan aus, sondern aus dem IKEA-Land? In eurovisionären Zusammenhängen ganz sicher! Mitleid empfinden kann man mit der Interpretin, die eigentlich im eleganten Easy-Listening-Jazz zuhause ist und unter einem derart grobmörteligen Nullachtfünfzehn-Lied sicherlich noch stärker leidet als die Zuhörer/innen. Andererseits: derzeit dankt man den Grand-Prix-Göttern auf Knien für jedes Stückchen Uptempo, sei es noch so grottig.
Sinnlos zusammengenagelte Wortfetzen erobern überall den Pop, auch bei uns in Deutschland.
Oh no,
erst wird man vorab angefixt mit einer schönen Plinker-Plonker Ballade von ihr und dann kommt sowas!
Arme Aisel!
Song von der Resterampe aus dem Hause Kontopoulos (fiel der Herr ein einziges Mal mit Qualität auf ? Ich kann mich nicht erinnern). Lyrisch eine Zumutung – selbst beim Mello hätte so ein Machwerk keine Chance. Für mich ist es schlichtweg ein Verbrechen, wenn man einer interessanten Sängerin mit Stimme so etwas hinknallt.… Haben es die Aseris nötig, uns nur noch mit solchem Quark zu langweilen ? Ich hoffe auf ein Scheitern im Semi.