Schon des Nächtens suppte er durch, der eigentlich bis zur offiziellen Präsentation heute Abend unter Verschluss zu haltende israelische Eurovisionsbeitrag 2018. Woraufhin das Land in den Wettbüros sofort auf den Spitzenplatz schoss. Kein Wunder: Netta Barzilais feministische Hymne ‘Toy’ vereint einen außergewöhnlichen, authentischen Gesangsstil mit einem aktuellen gesellschaftspolitischen Anliegen – der in Hollywood gestarteten, aber mittlerweile globalen #metoo-Bewegung – und, am Wichtigsten, einem starken, Spaß machenden Pop-Track. Zusammengehalten wird das von Doron Medalie (‘Golden Boy’, IL 2015) komponierte und aus 140 Einsendungen ausgewählte ‘Toy’ von der naturgewaltigen Persönlichkeit der Wuchtbrumme Netta, einer Art israelischer Beth Ditto: dick, laut, talentiert und absolut fabelhaft! Die berechtigte Siegerin der vom Sender rein zur Ermittlung der Repräsentantin genutzten Eurovisions-Castingshow HaKokhav Haba scheut weder vor dem Einsatz eines Loopers noch vor ironisch eingesetztem Gackern zurück. Und unterstreicht damit nur die lässige Ernsthaftigkeit ihrer Message, dass Frauen keine Spielzeuge für Jungs sind.
Eine Hen Night der anderen Art: Netta gackert für mehr Freiheit.
Das tut sie hauptsächlich in Englisch, streut aber auch einzelne Wörter im Hebräischen ein, wie beispielsweise “Ani lo Buba” (“Ich bin keine Puppe”). Womit sie sich deutlich von (für ihre Epoche dennoch wegweisenden) Eurovisionssiegerinnen wie France Gall (→ LU 1965, ‘Poupee de Cire’) oder Sandie Shaw (→ UK 1967, ‘Puppet on a String’) unterscheidet. Und wäre es nicht fantastisch, wenn eine Powerfrau wie Netta mit einer solchen unmissverständlichen Ansage den Grand Prix gewinnen und Israel damit nach Dana International (→ IL 1998) ein weiteres unübersehbares Zeichen für sexuelle Selbstbestimmung und gesellschaftliche Freiheit setzen könnte? Freilich: die Spaßbremsen stören sich bereits am Spielerischen von Barzilais Hennen-Nacht und orakeln über ein Mei-Feingold-Ergebnis, voraussetzend, dass die Jurys sich an dem von ihnen als “Gimmick” gebrandmarkten Vocoderkästchen stören, mit dem die Interpretin ihre Stimmeffekte live selbst steuert. Dabei setzt das Beherrschen und vor allem effektvolle Einsetzen dieses Geräts künstlerische Fähigkeiten voraus, um deren Anerkennung wohl auch der verkniffenste Juror nicht herumkommt. Spannend bleibt dennoch, wie das ganze live klingt – und ob ‘Toy’ sich als mehrheitsfähig erweist.
Gackerte 2011 beim mazedonischen Vorentscheid noch vergeblich: Rok Agresori.
Ich höre es seit heute morgen immer wieder. Ist wie eine Droge. *lol*
Wow, wow, wow
Hab zwar als Spaßbremse gegen das Wunderkästchen gestimmt, aber die Frau und die Nummer sind genial!
Gerne Tel Aviv 2019!
Erinnert mich irgendwie an den irischen Puter von vor paar Jahren. Bloss professioneller. Ganz und gar nicht mein Geschmack, aber wenn es die ungarischen Brüllaffen verhindern kann solls mir recht sein.
Wumms. Das knallt. so kurz können drei minuten sein.bislang hat nur griechenland dreimal hintereinander hören bei mir geschafft. netta bringts jetzt schon auf fünf (sechs läuft gerade ‚-)) richtig geil. hashana ha ba’a biyrushalayim.
Ist ja oft genug nicht der Fall, dass nach lautem Gegackere auch tatsächlich ein Ei gelegt wird. Dieses hat sogar einen leicht goldenen Schimmer.
Klare Sache. Tel Aviv 2019.
löst natürlich sofort begeisterung aus – die frau wirkt supersympathisch, die nummer hat wumms und macht einfach nur spaß. meine befürchtung ist nur, dass der sound so live nicht zu bringen ist. am liebsten ließe ich mich aber vom gegenteil überzeugen – israel könnte mal wieder dran sein 🙂