Euro­vi­zi­jos 2018: Der Berg kraist… und gebiert eine Zasimauskaitė

Über zehn Wochen erstreck­te sich das noto­risch über­lan­ge litaui­sche Vor­ent­schei­dungs­ver­fah­ren, die Euro­vi­zi­ja, auch 2018 wie­der. 50 Songs (!) nah­men ursprüng­lich dar­an teil, die man für das gest­ri­ge Fina­le, übri­gens das letz­te die­ser Sai­son (fühlt Ihr bereits den Ent­zugs­schmerz?), in einem epi­schen, hoch­kom­pli­zier­ten Ver­fah­ren auf sechs redu­zier­te, mit denen der Sen­der LRT dann, anders als die in die­ser Bezie­hung die Ner­ven ihrer Zuschauer/innen nicht über Gebühr stra­pa­zie­ren­de ARD, noch­mals gute drei Stun­den in der Prime­time füll­te. Es sieg­te, nach­dem die Litauer/innen in den Vor­run­den bereits sämt­li­che guten Bei­trä­ge bis auf einen her­aus­ge­wählt hat­ten, lei­der nicht die­ser, son­dern wie erwar­tet die kla­re Favo­ri­tin Ieva Zasi­maus­kai­tė mit der stimm­lich aus­ge­spro­chen zart dahin­ge­hauch­ten Lie­bes­bal­la­de ‘When we’­re old’, mit wel­cher der Euro­vi­zi­ja-Dau­er­gast es im fünf­ten Anlauf schaff­te. Und zwar mit dem Segen und der Unter­stüt­zung ihres eige­nen Ehe­man­nes, der beim Final­auf­tritt mit auf die Büh­ne hin­zu­trat, um sie ver­liebt anzu­schmach­ten, was die Authen­ti­zi­tät des Crowd-Plea­sers unge­mein erhöh­te. Denn mer­ke: das Hete­ro­pär­chen siegt immer!

Kon­kur­renz für das spa­ni­sche Pär­chen in Sachen Gefühls­kitsch: die Ieva.

Ob Ieva den Tipp mit dem Ehe­mann vom islän­di­schen Ver­tre­ter Ari Ólaf­s­son erhal­ten hat­te, der neben der Fin­nin Saara Aal­to als Star­gast in der Show auf­trat und der eben­falls in alter Cas­ting­show-Manier sehr ger­ne sehr inten­siv auf die Trä­nen­drü­se drückt? Einen wei­te­ren Tipp gibt es kos­ten­los hier: die von Ieva wäh­rend der Sie­ger­re­pri­se into­nier­te, litaui­sche Fas­sung klang deut­lich herz­er­wär­men­der und weni­ger lang­wei­lend als die doch etwas ste­ri­le eng­li­sche Ver­si­on. Erstaun­li­cher­wei­se lag Frau Zasi­maus­kai­tė bei den Jurys mit einem Punkt hin­ter Jur­gis Brūz­ga, einem sin­gen­den Sol­da­ten, der mit Hil­fe yup­pie­haft gestyl­ter Tän­zer ver­such­te, sei­nen inne­ren Robin Beng­ts­son (→ SE 2017) zu chan­neln. Wofür er aber ein­fach nicht aal­glatt bzw. boto­xiert genug aus­sah. Deut­li­che Unei­nig­keit herrsch­te auch beim zweit­plat­zier­ten Act im Publi­kums­vo­ting mit dem bereits erwähn­ten ein­zi­gen guten Bei­trag des Abends, der Band The Roop mit ihrem spi­ri­tu­ell anmu­ten­den Man­tra ‘Yes, I do’. Das hat­te die unter ande­rem mit Sasha Song (→ LT 2009) und sei­nem neu trans­plan­tier­ten Haar bestück­te Jury lei­der nur auf Rang 4.

Sag es Dir immer und immer wie­der selbst vor. Solan­ge, bis Du es glaubst. 

Das Elek­tro­stück mag dem ein oder ande­ren im Refrain beim unvor­be­rei­te­ten Anhö­ren viel­leicht ein wenig repe­ti­tiv anmu­ten. Doch genau das war die Stär­ke des Titels, der dem Ver­neh­men zufol­ge vom Front­mann der Band als kraft­vol­les posi­ti­ves Selbst­be­stä­ti­gungs­man­tra ver­fasst wur­de, mit des­sen Hil­fe er sich einen Weg aus der tie­fen Nacht­schwär­ze sei­ner Depres­sio­nen zu bah­nen ver­such­te. Dass er beim Final­auf­tritt vor Auf­re­gung ein win­zi­ges biss­chen zu hoch sang, mag man ihm da nach­se­hen. Scha­de, dass die Litauer/innen das plat­te Lie­bes­ge­sül­ze von Ieva die­sem Titel mit Tief­gang vor­zo­gen, der ab sofort zum ver­bind­li­chen Pflicht­pro­gramm für sämt­li­che Früh­stück­ra­di­os gehö­ren soll­te. Für ein wenig Auf­se­hen sorg­te die Letzt­plat­zier­te Pau­la, die bei ihrer Per­for­mance einen Stuhl auf der Büh­ne zer­schmet­ter­te. Und zwar von Hand – die ursprüng­lich von ihr geplan­te Spren­gung lehn­te LTR ab, weil bei der Pro­be Tei­le in den Zuschau­er­raum geflo­gen waren. Star­gast Saara Aal­to übri­gens per­form­te live und dies­mal deut­lich bes­ser als bei ihrem desas­trö­sen Auf­tritt beim fin­ni­schen UMK. Es gibt also noch Hoff­nun­gen aufs Fina­le – wenn auch nicht für Litau­en, dann zumin­dest für Finnland!

Weni­ger Brim­bo­ri­um, mehr Stim­me: so klingt das schon eher nach Qualifikation.

Vor­ent­scheid LT 2018

Euro­vi­zi­ja. Sonn­tag, 11. März 2018, aus der Žal­gi­rio Are­na in Kau­nas, Litau­en. 6 Teilnehmer/innen. Mode­ra­ti­on: Man­t­as Ston­kus und Ugnė Skonsmanaitė.
#Interpret/inTitelTVJuryGesamtPlatz
01Moni­ka MarijaThe Truth08 | 13.75508 | 621604
02Kotry­na JuodzevičiūtėThat Girl06 | 01.36006 | 461205
03The RoopYes, I do10 | 16.49107 | 501703
04Pau­la1, 2, 305 | 01.16005 | 381006
05Jur­gis Brūzga4 Love07 | 05.38212 | 711902
06Ieva Zasi­maus­kai­tėWhen we’­re old12 | 20.35510 | 702201

Kann sich Ieva in Lis­sa­bon ins Fina­le jaulen?

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