Während das unter Sparzwang stehende Schweizer Fernsehen gerade die TV-Entscheidungsshow streicht, erfährt einer der glücklosesten helvetischen Eurovisionsvertreter ein überraschendes subkulturelles Comeback: in den Straßen meiner Heimatstadt Frankfurt am Main verzieren seit einiger Zeit Aufkleber der virtuellen DJ Bobo Ultras Laternenpfähle, Stromkästen und U‑Bahn-Abgänge. In einem Interview mit der Frankfurter Neuen Presse erläuterte der hinter der Aktion steckenden Street-Art-Künstler Mine heute seine Beweggründe: “Bobo ist der letzte Überlebende, die härteste Sau der ganzen Eurodance-Trash-Musiker von damals”. Und tatsächlich tourt der Schweizer Künstler, der beim ESC 2007 in Helsinki mit ‘Vampires are alive’ und seinem Ausscheiden im Semifinale den vielleicht spektakulärsten Favoritensturz aller Zeiten hinlegte, aber dennoch erst kürzlich sein 25jähriges Bühnenjubiläum feierte, noch immer fleißig durch die Lande.
In der Studioversion ein süffiger Eurodance-Schlager: DJ Bobos Grand-Prix-Beitrag litt live unter der atemberaubenden Choreografie und der vermaledeiten → Sechs-Personen-Regel.
Entstanden sei die Idee zu den DJ Bobo Ultras aus einer Facebook-Kabbelei unter Freunden, wie Mine erzählt: “In den Kommentaren wurden viele Witze gerissen und natürlich auch Bobos musikalische Qualität angezweifelt. Für mich gehört DJ Bobo aber ganz klar zur Hip-Hop Kultur. Er kann auflegen, kann Breakdance, war Graffiti-Künstler und er kann rappen. Deswegen habe ich ihn ein bisschen verteidigt und eben das erste Motiv entwickelt – Chuck Norris mit zwei Uzis und dem Gesicht von DJ Bobo”. Mittlerweile haben die Aufkleber ihren Weg in die Influencer-Blogs und bereits in andere deutsche Metropolen gefunden. Und auch, wenn natürlich eine gehörige Portion Ironie mitschwingt: ein gewisser Respekt für die Leistung des multitalentierten Schweizers lässt sich schon erkennen. Ein subkultureller Ritterschlag für René Baumann, wie Bobo bürgerlich heißt, ist es auf jeden Fall.
Auch das sächsische The Fuck Hornisschen Orchestra erwies Bobo schon seine Reverenz.