Es etabliert sich mittlerweile als dennoch extrem ärgerlicher Standard, den immer mehr Eurovisionsnationen in der Hoffnung auf doppelte Aufmerksamkeit für sich nutzen: die getrennte Akklamation von Interpret/in und Lied. Gleich zwei Länder gaben heute bekannt, wer für sie in Tel Aviv antritt, und den größeren Coup landete zweifelsfrei Finnland. Der Sender YLE nominierte nämlich den DJ und EDM-Produzenten Ville Virtanen. Kennen Sie nicht? Kennen Sie doch: unter seinem Künstlernamen Darude landete er 1999 mit seiner ersten Single ‘Sandstorm’ einen europaweiten Top-Hit und erreichte sogar die unteren Ränge der US-Charts. Auch ein paar Nachfolgetitel konnte der mittlerweile 43jährige noch in den Verkaufslisten platzieren. Allerdings liegt Darudes letzter Hit in Deutschland mittlerweile 16 Jahre zurück, in Finnland gelang ihm zuletzt 2015 mit dem Album ‘Moments’ ein Chart-Erfolg. Auf besagtem Longplayer arbeitete Darude bereits bei einigen Stücken mit dem Frontmann der Rockband Giant Leap, Sebastian Rejman, als Gastsänger zusammen, der ihm auch in Tel Aviv die Stimme leihen wird.
Vom Sandsturm zum Schneesturm: Darude und Sebastian Rejman brettern gemeinsam dahin.
Beziehungsweise zunächst einmal in Helsinki, denn mit welchem Song die beiden Herren nach Israel reisen, entscheidet das finnische Publikum am 2. März 2019 im Vorentscheid Uuden Musiikin Kilpailu (UMK). Wie eurofire meldet, sollen die drei potentiellen Beiträge ab dem 8. Februar 2019 im wöchentlichen Abstand auf dem Youtube-Kanal des Senders veröffentlicht. Dass man mit der Paarung DJ plus Sänger beim Eurovision Song Contest gut abschneiden kann, stellten zuletzt 2017 JoWSt und Aleksander Walmann mit einem zehnten Platz für Norwegen unter Beweis. Für die musikalische Vielfalt beim Wettbewerb ist es jedenfalls eine Bereicherung. Und dass tatsächlich mal jemand mit einem europaweit bekannten, großen Namen beim ESC antritt, kann ihm keinesfalls schaden. Zumal Darude sogar dem ein oder anderen nach 2000 Geborenen ein Begriff sein könnte: geriet sein eingangs erwähnter, größter Hit ‘Sandstorm’ doch über die Jahre zum selbst von Youtube als Aprilscherz verwendeten Internet-Meme und hat mittlerweile mehr als 140 Millionen Klicks auf der Uhr.
Kann sich in Sachen Internet-Fame mit Rick Astleys ‘Never gonna give up’ messen: Darudes ‘Sandstorm’.
Über nicht ganz so viel internationale Bekanntheit verfügt die in der Steiermark unter dem bürgerlichen Namen Gabriela Horn geborene Elektropop-Elfe Pænda. Noch, denn mit ihrer heutigen Nominierung durch den ORF als österreichische Vertreterin in Tel Aviv könnte sich das ändern. Ihren Beitrag ‘Limits’, an dessen abschließendem Feinschliff die blaublonde Songwriterin und Produzenten derzeit noch werkelt und der erst in paar Wochen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, beschreibt der Sender als “atmosphärisch aufgeladene Electronic-Pop-Ballade”. Das hilft mir jetzt erst mal nicht weiter; eine kurze Werkschau auf Pændas bis dato drei Clips umfassendem Youtube-Kanal liefert aber einen ganz guten Einblick, auf was wir uns einstellen können. Und das klingt ziemlich spannend! Die Zielgruppe hat die 31jährige schon im Blick: “Ich find’, dass das eine super Veranstaltung ist,” sagte sie heute früh in der Sendung Zeit im Bild, “die für so tolle Themen wie Gleichberechtigung und Liebe steht und jedes Jahr aufs Neue ein Zeichen setzt”. Ihr Angebot, auf dem queeren Wiener Straßenfest andersrum ist nicht verkehrt aufzutreten, lehnten die Macher/innen letztes Jahr indes noch ab, weil ihre Musik dafür zu “alternativ fad” sei. Tja, die Prophetin im eigenen Land!
Alternativ fad oder atmosphärisch verspielt? Urteilen Sie selbst! (Repertoirebeispiel)