Zwei weitere Künstler/innen für Tel Aviv stehen fest, was strenggenommen gar keine Nachricht ist, denn in beiden Fällen fehlt das wirklich Entscheidende: der Song! Der Aktualität wegen sei es dennoch rapportiert: vor einigen Minuten verkündete das griechische Fernsehen ERT, dass Katerina Duska die hellenische Flagge beim Eurovision Song Contest vertreten werde. Die gebürtige Kanadierin veröffentlichte 2015 ihr erstes und bislang einziges Album mit Indie-Pop-Songs, teils in Zusammenarbeit mit einem schwedischen Songschreiber; ein Track fand in einem Werbespot von Nescafé Verwendung. Und zwar interessanterweise in Kanada und nicht in Griechenland, wo man dem Instant-Getränk deutlich intensiver zuspricht. Eine rasche Youtube-Sichtung förderte nichts extrem Eingängiges zutage, aber auch nichts wirklich Furchtbares. Was vor allem an Katerinas Stimme liegt, die irgendwo zwischen Anna Bergendahl und Amy Winehouse pendelt. Die intern ausgewählte und gegenüber dem ERT-Eurovisionsfahrplan mit deutlicher Verspätung annoncierte Duska bestätigt jedenfalls die vom Sender annoncierte Abkehr von den eher ethno-lastigen Beiträgen der letzten Jahre. Gerüchte zufolge nehme sie ihr Lied für Tel Aviv gerade in London auf, am 7. März soll es der voller Ungeduld bebenden Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Der Werbesong für den bösen, bösen Lebensmittelmulti, hier als Remix und damit zumindest musikalisch etwas fluffiger (Repertoirebeispiel).
Bereits am Dienstag fand die gefühlt seit einem guten halben Jahr vor sich hin laufende israelische TV-Castingshow Hakochav haba (Rising Star) ihr Ende und spuckte Kobi Merimi als Sieger und damit als Verteidiger der Eurovisionskrone aus. Pikanterweise zog der zwischendrin bereits ausgeschiedene 1,90 Meter große Freddie-Mercury-Doppelgänger mittels einer Wildcard wieder in die Show ein, nachdem die lange Zeit den Favoritenstatus innehabende Shalva Band, ein aus Menschen mit verschiedenen Handicaps zusammengesetztes Musikprojekt, sich aus religiösen Gründen aus der Show zurückzog. Der Grund, Sie ahnen es: der Sabbat, der es einigen strenggläubigen Bandmitgliedern verbietet, am freitäglichen Juryfinale teilzunehmen. Shalva treten nun stattdessen im zweiten Semi des ESC 2019 als Pausenact auf. Glück für den Opernsänger Kobi, der in der Show mit E‑kolorierten Pop-Klassikern für Aufsehen sorgte. Und Pech für den offen gesagt deutlich interessanteren, weil provokativen Art-Act Shefita; eine Israelin, die absichtlich in einem haarsträubenden Mix aus schlechtem Englisch und Hebräisch mit dickem arabischen Akzent spricht und singt. Sie landete im Hakochav-haba-Finale jedoch mit deutlichem Abstand hinter Merimi, für den es nun gilt, in den nächsten Wochen noch einen passenden Song zu finden.
Irgendwie anstrengend, aber auch interessant: die Zweitplatzierte Shefita (Repertoirebeispiel). Vom Sieger Kobi Merimi gibt es dank der verblödeten Copyright-Schergen des mit dem Vorentscheid beauftragten israelischen Privatsenders MakoTV kein Bewegtbild.
Also das gruselige Popera-Geknödel, welches man von Kobi Merimi zumindest akkustisch im Internet abrufen kann, lässt Böses ahnen. Anspieltips “Let it be” und auch “Fuego” – echte Schlachtfeste. Ich schüttel mich vor Furcht.…
Griechenland hingegen könnte mit Katerina Duska einen großen Wurf landen, wenn denn der Song stimmt. Bin gespannt