Immer, wenn sich der NDR nach Jahren des ziellosen Herumstocherns einen Ruck gegeben und mit viel Mühe und harter Arbeit ein neues, tragfähiges Konzept für die Auswahl des heimischen Beitrags zum Eurovision Song Contest gefunden hat; eines, das einen mehrheitsfähigen Titel und eine gute Platzierung im internationalen Wettbewerb hervorbringt, dann geht er im Folgejahr hin und reißt mit dem Arsch alles wieder ein, was er gerade erst mühevoll aufbaute. Klingt harsch? Nun, anders lässt sich das Ergebnis des deutschen Vorentscheids Unser Lied für Israel vom Freitag nicht interpretieren, bei dem der Sender zunächst wie im Vorjahr in einen hochkomplizierten, mehrstufigen Künstler/innen- und Songfindungsverfahren sechs junge Talente mit einer für deutsche Verhältnisse recht breiten musikalischen Palette von Songs aushob, dann aber mangels Zutrauen ins eigene System im Nachgang unbedingt noch ein siebtes, ganz nach dem Geschmack der Hamburger unfassbar durchschnittliches Lied namens ‘Sister’ unterbringen musste, hierfür rasch ein weibliches Gesangsduo mit dem hoch imaginativen Namen Sisters zusammencastete und anschließend alle Hebel in Bewegung setzte, dass dieses auch gewinnt. Was dank der tatkräftigen Mithilfe der vom Sender eigenhändig zusammengestellten internationalen Jury, zu meiner Konsternation aber auch dank des Televotings schließlich gelang.
Es war wieder Märchenstunde beim deutschen Vorentscheid: Schneeweißchen und Rosenrot, die zwei Underdogs unter den Unbekannten, setzten sich durch. Und nein, die alberne offizielle Schreibweise ihres Bandnamens verwende ich nur über meine Leiche!
Und somit können wir das erst 2018 mittels einer eigenen Roadshow vorgestellte Verfahren bereits wieder beerdigen. Denn welche/r der mit Hilfe der beiden Vorauswahljurys gefundenen Künstler/innen sollte sich künftig noch befleißigt fühlen, bei dem vom NDR organisierten und als zentrales Element des Prozesses ausgelobten Songwritingcamp tatsächlich seine beste, emotionalste kreative Arbeit abzuliefern, wenn er damit rechnen muss, beim anschließenden Vorentscheid von einem Retortenact desavouiert zu werden? Immerhin: auch das deutsche Lied für Tel Aviv entstand in einem Liedermacherworkshop, allerdings bei einem schweizerischen: bereits im Juni 2018 verfassten die helvetischen Komponist/innen Marine Kaltenbacher und Tom Oehler das Lied gemeinsam mit der Kanadierin Laurell Barker. Und zwar für den diesjährigen eidgenössischen Vorentscheid. Dort wollte man die Nummer jedoch aus gutem Grunde nicht. Der NDR griff hingegen begierig zu, nachdem der Däne Thomas Steengard (‘Only Teardrops’) sie nochmals aufpolierte und ihr diese sandgestrahlte Durchhörbarkeit verpasste, die sie so glatt und verwechselbar macht wie just all die ganz weit hinten platzierten deutschen Eurovisionsbeiträge der Jahrgänge vor Michael Schulte.
Sehr schöner Show-Auftakt: der Vorjahressieger Michael Schulte in Begleitung der Moderationslegende Barbara Schöneberger, die jedes Jahr ein bisschen mehr aussieht, als stünde sie nicht nur “immer auf der Reeperbahn”, wie sie selbst sagte, sondern arbeite dort als Puffmutter.
Was nicht heißen soll, dass den beiden “Schwestern” Carlotta Truman (die Blonde mit der etwas piepsigen Stimme und den vielen falschen Tönen) und Laura Kästel (die dunkelhaarige, dunkel timbrierte Rampensau, welche den Auftritt rettete) nun ein Ergebnis der Preisklasse von ‘Ghost’ bevorsteht, auch wenn in den internationalen Fan-Foren überwiegend ein eben solches vorhergesagt wird. Dafür ist, jedenfalls ausgehend von den bis dato für Tel Aviv ausgewählten Titeln, das allgemeine Niveau dieses Jahrgangs insgesamt viel zu schlecht. Zudem lassen sich ihrem Beitrag ‘Sister’ einige Stärken nicht absprechen: die beiden Frauen harmonieren stimmlich im Refrain sehr schön miteinander, und das von den Zweien präsentierte Thema der (mangelnden) Frauensolidarität spricht offensichtlich weite Teile der Zuschauerschaft an. Was erklärt, warum sich nicht nur die – sehr offensichtlich gebriefte – internationale Jury mehrheitlich für den Midtemposeich entschied, sondern auch die Televoter/innen, die damit dem auch in anderen Ländern virulenten, allgemeinen Trend zur gezielten Miss-Wahl folgten. Allerdings zählte der NDR gerade mal schlappe 375.000 Anrufe bzw. SMS-Voten bei insgesamt deutlich unter 3 Millionen Zuschauer/innen, der schlechtesten Quote seit Jahren. Und das trotz der Verlegung der Sendung vom traditionellen Donnerstagabend auf den Freitag; ein Experiment, das nun ebenfalls als gescheitert gelten dürfte.
Guy Sebastian hat angerufen und will seinen Bühnenhintergrund zurück: Linus Bruhn wandelt auf der Straße in die Bedeutungslosigkeit.
Ein unangenehmes “Geschmäckle”, wie Matthias Breitinger auf Eurofire treffend analysierte, haftet indes dem mit nur einem Punkt Vorsprung arschknappen Sieg der Sisters bei der internationalen Jury an. Verantwortlich hierfür: der einzige deutsche Juror dieser Runde, nämlich Johannes Strate von der im deutlich zu umfangreichen Rahmenprogramm aufgetretenen Band Revolverheld. Der übte die gleiche Funktion, wie Breitinger schreibt, bereits 2014 in der Castingshow ‘The Voice Kids’ aus, an der Carlotta Truman teilnahm und die Strate dort protegierte. Dass er nun auch bei Unser Lied für Israel seinen einstigen Schützling mit seiner Höchstpunktzahl versorgte, lässt ein wenig an seiner Unparteilichkeit zweifeln. Und wirft die Frage auf, was er überhaupt in dem Gremium zu suchen hatte, das doch die Expertise des Auslands einsammeln soll – an sich eine richtige Idee, durch das unglückliche Handling des NDR leider ad absurdum geführt. Strates Platz wäre, wenn überhaupt, eher in der hundertköpfigen deutschen Zuschauerjury gewesen, die als einziges der drei Abstimmungsinstrumente eine fachkundige Wertung zusammenbrachte: dort landeten die vom NDR auch noch mit dem allgemein als Pimp Slot bekannten letzten Startplatz versehenen Sisters auf dem fünften von sieben Rängen, es siegte richtigerweise Aly Ryan.
Die Eine, die während der Powerpoint-Präsentation nie aus dem Bild geht: Aly Ryan.
Die bürgerlich als Alexandra Eigendorf im Frankfurter Vorort Oberursel geborene Aly, die es nach dem Tod ihres Bruders bereits als Fünfzehnjärige gen Los Angeles zog, präsentierte mit dem uptemporären Indie-Pop-Smasher ‘Wear your Love’ das modernste Stück des Abends und sorgte in den Berliner Adlershof-Studios, wo der erfreulicherweise nur draußen auf der Straße von Protesten der Anti-Israel-Liga begleitete Vorentscheid erneut stattfand, für die tosendsten Begeisterungsstürme. Den amerikanischen Einfluss merkte man Aly nicht nur bei der Aussprache der von ihr bevorzugten Musikstile im Einspieler an, sondern auch bei der Bühnenshow: mit Laufband, Trickkleid (ich wiederhole: Trickkleid! Mir standen Freudentränen in den Augen!), Tänzerinnen und kribbelbunten Visuals bombardierte sie die Sinne, vermittelte dabei persönlich jedoch einen leicht unterkühlten Eindruck, was vielleicht erklärt, warum sie bei den Anrufer/innen nicht so gut ankam. Bei der norddeutschen Prüderie des NDR darf sich hingegen ihre Konkurrentin BB Thomaz bedanken, der man nicht gestattete, die zentrale Zeile ihres Songs “So my Demons can go and fuck themselves” mit der gebührenden Akzentuierung herauszuschreien. Stattdessen musste sie das augenscheinlich mittlerweile auch bei uns anstößige F‑Wort (soweit ist es mit der Amerikanisierung der Welt gekommen) mühsam umschiffen, was der Kampfansage an die eigenen inneren Dämonen jedoch die Kraft raubte.
Cascada, sieh und lerne: SO geht Showtreppe!
Dazu kam die komplett unfähige Bildregie, welche den Zuschauer/innen die entscheidenden Momente des gut durchdachten visuellen Konzepts vorenthielt. Denn in den letzten dreißig Sekunden ihres Auftritts wehrte die auf einer gigantischen, für eine massive Umbaupause sorgenden Showtreppe stehende Béatrice Thomas fortlaufend die sich immer wieder anschleichenden “Dämonen” ab, die von den Stufen auf das eigens bereitgestellte Trampolin fielen und dank der Elastizität der Sprungfedern nur Sekunden später den nächsten Angriff starten konnten. Sah vor Ort im Studio wirklich unterhaltsam aus! Am TV-Bildschirm bekam man das aber im Wortsinne nur am Rande mit, da der Fokus der Kamera währenddessen weiter auf der etwas angestrengt dreinschauenden Sängerin ruhte und das Hauptgeschehen ebenso ausblendete wie die links der Treppe stehenden Chorsänger. Hart feiern möchte ich BB jedoch dafür, dass sie als Einzige bei der vom – grandiosen – Moderationsteam aus Babsi Schöneberger und der ohne den Bremsklotz Elton deutlich witzigeren Linda Zervakis gebetsmühlenartig herbeigeredeten Friede-Freunde-Eierkuchen-Stimmung zwischen den sieben Kombattant/innen nicht mitspielte und bei der Verkündung der für sie eher ungünstigen Ergebnisse herzerfrischend säuerlich dreinschaute.
Die Eine, die ihren Namen tanzt: lilly among clouds.
Ein Händchen bewiesen die Zuschauer/innen immerhin mit ihren zehn Punkten für das sich gängigen Pop-Standards verweigernde, eher düster-sperrige, mit einer wunderbar kratzigen, haarscharf an der Grenze zwischen Außergewöhnlichkeit und Ohrenschmerz entlang schrappenden Kate-Bush-Stimme interpretierte ‘Surprise’ von lilly among clouds. Auch, wenn ich beinahe befürchte, dass das Volk weniger wegen des Songs oder der waldorfschülerinnenhaften Tanzperformance der Würzburgerin mit dem bürgerlichen Namen Elisabeth Brüchner anrief, sondern eher aufgrund der herzallerliebsten Homestory im Einspieler, in dem die kindlich-bodenständig wirkende Bayerin davon erzählte, morgens vor ihren Showauftritten oft noch im heimischen Hühnerstall Kraft und Erdung zu tanken. Da schmilzt das Herz des tierlieben Deutschen, der natürlich trotzdem weiterhin sein Qualhuhn im Discounter kauft. Ein wenig erstaunt, dass die beiden einzigen Männer im schwerpunktmäßig weiblichen Vorentscheidungscast chancenlos blieben: weder der Schwabe mit den niedlichen Stehohren, Gregor Hägele, der seinen Auftritt vor lauter Nervosität stimmlich komplett in den Sand setzte, noch sein wesentlich professioneller agierender Kollege Linus Bruhn, der seinen Allerweltssong ‘Our City’ ausgesprochen kompetent verkaufte, vermochten einen Stich zu landen.
Muss noch ein paar Jahre auf die Weide und kann dann vielleicht wiederkomme: der Gregor.
Bleibt noch die Zweitplatzierte, Makeda Michalke, die es getreu des Prinzips “steter Tropfen höhlt den Stein” nach zwei erfolglosen Versuchen in den Vorjahren heuer im dritten Anlauf in den deutschen Vorentscheid schaffte. Ihre ruhige, mit Lichtkegel und Goldkleid so sparsam wie effektiv präsentierte Ballade ‘The Day I love you most’ versammelte als einziges entsprechendes Angebot des Abends die Stimmen der Freunde getragenen Liedguts (also der Jurys), die hierfür ausgesprochen gnädig über eine Vielzahl von eher ruppig geschrieenen als melodisch gesungenen Tönen hinweg hörten. Insofern bin ich froh, dass zumindest dieser Kelch an uns vorüberging, denn ich weiß jetzt schon nicht, wie ich den diesjährigen Jahrgang ohne chemische Stimmungsaufheller überleben soll. Nun gilt es, Frau Truman und Frau Kästel (übrigens die Tochter der im Februar 2017 viel zu früh verstorbenen Frankfurter Straßenfest-Legende Teresa Kästel, die über viele, viele Jahre auf keinem Regenbogen-Event meiner Heimatstadt fehlen durfte und in unseren Herzen weiterlebt) viel Glück für Tel Aviv zu wünschen, wo allerdings alles andere als eine Mittelfeldplatzierung für ‘Sisters’ an ein Wunder grenzen dürfte. Und uns innerlich schon einmal für zirka fünf Jahre erneuter Planlosigkeit hinsichtlich des deutschen Vorentscheids ab 2020 zu wappnen, nachdem der NDR sein funktionierendes Konzept für diesen einen Song mutwillig opferte. Schade, zumal der Sender in Sachen Inszenierung und musikalischer Vielfalt gerade ein wenig in Richtung des internationalen Standards aufgeschlossen hatte!
Das Goldmariechen: Makeda.
Vorentscheid DE 2019
Unser Lied für Israel. Freitag, 22. Februar 2019, aus den Adlershof-Studios in Berlin, Deutschland. Sieben Teilnehmer:innen. Moderation: Barbara Schöneberger und Linda Zervakis.# | Interpreten | Songtitel | Televote | Jury Int. | Jury DE | Platz |
---|---|---|---|---|---|---|
01 | Gregor Hägele | Let me go | 26.053 | 100 | 592 | 06 |
02 | Aly Ryan | Wear your Love | 39.503 | 125 | 991 | 04 |
03 | Makeda Michalke | The Day I loved you most | 39.480 | 186 | 840 | 02 |
04 | BB Thomaz | Demons | 20.697 | 117 | 566 | 07 |
05 | lilly among clouds | Surprise | 83.677 | 158 | 789 | 03 |
06 | Linus Bruhn | Our City | 71.490 | 167 | 782 | 05 |
07 | Sisters | Sister | 93.413 | 187 | 640 | 01 |
Zuletzt aktualisiert: 01.02.2022
Sehr schöne, sehr gelungene und leider sehr wahre Betrachtung des Abends! Danke dafür.
S!isters! Ich hasse beide. Ich hasse den Song und ich hasse ihre Klamotten, die dilettantischen Extensions der Blonden, den billigen Look, den manipulativen NDR, Babsi, die inzwischen aussieht wie ein olles Schrapnell, die öden Langweiler von Revolverheld, Udo das alte Wrack und überhaupt alle, die für S!isters angerufen haben. Der ESC 2019 ist bis dato nichts als eine einzige Katastrophe.
uuuuuh. Herr Edelweiss.…. da haben Sie wohl einen böse-bissigen-Beisser – Tag?!
Das wird aber besser, wenn Sie passendere Unterhaltungssendungen für sich finden .
Peter, Hatari kommt doch erst im März an die Reihe!
Also, wenn schon “Sister”, dann bitte so:
https://www.youtube.com/watch?v=eOTyfceOwAw
Oliver, ich weiß, Du kannst das Ding nicht ausstehen, aber Hass ist immer noch besser als Gleichgültigkeit.
In diesem Sinne: Wäre ich gezwungen, mich zwischen “You let me walk alone” und dem Sisters-“Sister” zu entscheiden, würde ich tatsächlich ersteres nehmen. Daran konnte ich mich letztes Jahr wunderbar abarbeiten. In diesem Jahr ist mir unser Beitrag einfach nur sch***egal und ich finde im Gegensatz zu Levina und Jamie-Lee noch nicht mal die Sängerinnen sympathisch – und auch im Gegensatz zu Ann-Sophie, dere superprofessionelle Haltung mir nach wie vor Respekt abnötigt.
Ich hoffe nur, dass insbesondere Carlotta das im Mai auf der großen Bühne auch hinbekommt und nicht total am Rad dreht. Und ansonsten hoffe ich, dass dieser Jahrgang noch was Schönes hervorbringt, dem ich die Daumen halten kann. Völlig fehlende Begeisterung für irgendeinen Song hatte ich schon lange nicht mehr – das soll so bleiben!
Was ich übrigens absolut nicht verstehe: WARUM sollten die Sisters eigentlich so unbedingst durchgeboxt werden? Dass es so war, steht wohl kaum in Frage, aber WARUM?
Danke fürs Erwähnen. 🙂
Und eine treffende Analyse und Bewertung der Show. Ich habe mir auch nochmal den Auftritt von Aly Ryan angesehen… eine Kameraführung/Regie wie von den “Kamerakindern” früher bei “1,2 oder 3” mit Michael Schanze. Dass zu einer vernünftigen Choreografie/Inszenierung auch ein durchdachter Ablauf an Kamera/Regie gehört, hat man beim NDR offenkundig noch nicht gehört. Bei BB Thomaz das gleiche. Wirklich erschreckend schlecht!
Aly wurde lichttechnisch geradezu massakriert, hat sich aber auch ziemlich ungelenk auf der Bühne bewegt. Aber wenn das Mädel aus Oberursel in die weite Welt nach LA zieht und danach wieder zurück nach Germany für ein ESC Ticket kommt hätte ich mir auch ne bessere Show von ihr erwartet.
Schade, das war in der Studioversion noch ganz vielversprechend und mein einziger Lichtblick dieses VE.
Ein Finale mit den ausgeschiedenen Semifinalisten aus Frankreich hätte mir besser gefallen…
Danke für diese Worte!
*unterschreib jedes einzelne*
In den Details war es zu finden! Kameraarbeit!
Wie setzte ich meinen eigenen Favoriten durch?
In dem ich 6 völlig verhunze und den siebsten dann nur ein bisschen, damit es nicht so auffällt.
Ach… ich fand Ann-Levina haben das doch “ganz nett” gemacht… ?
Danke für diesen so treffenden satirischen Artikel! Genau das ist es was mich so stört – nicht das wir wieder weit hinten landen werden oder wir uns für den schlechteren Titel entschieden haben (sowas kann immer passieren), sondern dass der Sturkopf NDR gleich im zweiten Jahr sein eigenes Konzept, dem aber zumindest die richtige Idee zugrunde liegt, in vielen Bereichen bewusst niederreißt und eine “Show” anbietet, die neben diversen fabrizierten Geschmäckle (wiwiblogger im Panel? Altersschnitt der internationalen Jury, Startreihenfolge, usw…) anscheinend die Kamerakinder der ehemaligen Michael Schanze-Show reaktiviert hat.
Ich hatte in der Nacht eine Vision, in der jemand beim NDR mit der gestrigen Veranstaltung seinen eigen inneren ESC-Vorentscheid gefeiert hat und in voller Genugtuung dabei die Bestätigung gespürt zu haben, den richtigen Riecher für einen Winner-Song zu besitzen und somit das quälende Emmelie-Gate ausgemerzt und gleichzeitig den lästigen ESC-Fans im Eurovision-Panel und sonstigen Fanforen mal so ordentlich vor den Karren zu gefahren zu sein um ihnen zu zeigen, in wessen Händen eigentlich die Entscheidungsgewalt liegt.
Funktionierendes Konzept? Nur weil man mal einen überbewerteten Kandidaten im Rahmen eines viel zu komplizierten Vorentscheidungskonzepts gefunden hat, den man mit einer internen Auswahl genau so hätte haben können?
Also ehrlich, ein einzelner Glückstreffer ist überhaupt nicht aussagekräftig dafür, ob das Konzept funktioniert. Oder um es anders zu sagen: die Konzepte davor hätten genau so funktioniert, wenn man darauf geachtet hätte, dass die Kandidaten authentische Lieder bekommen und man das Abstimmungsverfahren so gestaltet, dass ein international konkurrenzfähiger Beitrag gewinnen kann, anstatt aus Angst vor einem Aufschrei der Bubble 100% Televoting bei einer Auswahl aus mehr oder weniger bekannten Namen mit mittelmäßigen Beiträgen zu machen.
Den Sisters kann man beim besten Willen keinen Vorwurf machen. Sie haben eine ESC-erfahrene Fach-Jury und die TV-Zuschauer überzeugt. Und selbst wenn man die befangene Stimme aus der Jury raus rechnet, hätten die Sisters gewonnen. Wenn dieser Beitrag von Jurys und Zuschauern in trauter Einigkeit für besser befunden wurde als alles, was die anderen Kandidaten in einem komplizierten und übertrieben aufwändigen Auswahl- und Songwriting-Verfahren zusammen bekommen haben, dann spricht das doch Bände, wie gut dieses Konzept funktioniert. Und das, obwohl ich der Meinung bin, dass das Angebot an Beiträgen dieses Jahr um Klassen besser war als alles, was wir letztes Jahr geboten bekommen haben.
Es wäre nur folgerichtig, wenn der NDR nächstes Jahr – und zwar unabhängig vom Ergebnis dieses Jahr – wieder ein paar interessante Kandidaten auswählt (allerdings ohne dieses aufwändige Verfahren, das kaum einen Mehrwert bietet) und mit diesen passende Beiträge erarbeitet und die einer internationalen Jury und den Zuschauern zur Wahl stellt und daraus den besten Beitrag wählt. Dieses ESC-Fan-Panel braucht kein Mensch. Letztes Jahr hätte es ohne kein anderes Ergebnis gegeben und dieses Jahr war es zwar anderer Meinung, aber ob dessen Wahl die bessere war, werden wir nie erfahren.
Besser kann man’s nicht auf den Punkt bringen.
Ich würde mir übrigens mal wünschen, dass ein paar der früheren VE-Acts es nochmal versuchen würden. Also: gern nächstes Jahr nochmal Makeda und Linus, dazu z.B. Laing, Xavier Darcy, Axel Feige, Alexa Feser… was macht eigentlich MarieMarie?
Wer den Werdegang von Laurita und Carlotta nicht kennt, sollte die Fre… halten. Auch die Verschwörungstheorie vom Song durchboxen und gebrieften Jury Mitgliedern ist völliger nicht belegter Schwachsinn. Auch Makeda hätte das Rennen machen können.
Was Carlottas Gesang angeht, Sie war noch krank.
Ich kann immer noch nicht verstehen, warum dieser amerikanisch angehauchte ESC Klischee Abklatsch von Aly so viele Fans hat. Unabhängig von der unglücklichen Kameraführung ist der Song auch nur … Auch die Person Aly ist dermaßen künstlich …
Dann hätte ich mir lieber Lilly als Siegerin gewünscht. Das war wirklich eigen …
Kann man die Blondine nich durch was anderes, fähigeres ersetzen ? Der Song ‑ok. Aber bitte erspart uns diesen Grinseplunzen ohne Stimme, dafür aber mit ordinären Billigklamotten. Eine Schande ist das !!
Kontrapunkt: Volle Zustimmung dafür, dass man noch nicht sagen kann, ob das Konzept funzt oder nicht!
alle anderen: Könnte mir nochmal irgendwer erklären, was das Emmelie-Gate war? Irgendwas hab ich da anscheinend nicht mitbekommen… Wurde “Only Teardrops” in Deutschland angeboten und abgelehnt?
Zu Aly Ryan
Besser hätte ich es nicht schreiben können lieber Thomas darum klaue ich mir mal deinen Anfang …
.….aber wenn das Mädel aus Oberursel in die weite Welt nach LA zieht und danach wieder zurück nach Germany für ein ESC Ticket kommt hätte ich mir auch ne bessere Show von ihr erwartet – als eine recht billige Kopie von Sibil Tüzün 2006 .
Bin ich echt der Einzige der diesen Flashback
vorm Fernseher hatte? Nur Sibils Walk of Fame Stern im Haar fehlte ansonsten hätte sie als Zugabe „Superstar“ singen können. !
Ja, also die Geschichte, dass “Only Teardrops” auch dem NDR angeboten wurde, die aber abgelehnt haben (warum auch immer), habe ich auch gehört. Vielleicht klebt man daher so an dem Songwriter/Komponisten Thomas S.
Die Lichttechnik hat meiner Meinung nach Alys Auftritt komplett zerstört. Das war einfach zu viel des Guten. Schade, um den schönen Song. Habe zwar trotzdem für Aly angerufen, da ich en Song sehr gut finde. Am Rest hätte man ja noch arbeiten können. Kann aber verstehen, dass diese ganze Inszenierung für den deutschen TV-Zuschauer “too much” war.
Dass Lilly beim TV-Zuschauer so gut angekommen ist, hat mich sehr gefreut. Das wäre auch ein sehr cooler Beitrag für Tel Aviv gewesen. In Sachen Makeda muss ich Dir Recht geben. Den Song fand ich schon recht dünn und dann hat sie stellenweise schon mehr geschrieen als gesungen. Dann dieser Goldregen, das Kleid, unfassbar. Dann lieber S!sters. Die beiden jungen Frauen tun mir echt leid, hoffentlich halten die Nerven. Der Song, na ja, klingt ziemlich siegelesk, aber ich kann damit leben. Den Auftritt fand ich allerdings gar nicht gelungen, weshalb mich der Sieg, gerade bei der int. Jury doch ziemlich überrascht hat. Da gibt es noch viel zu tun bis Mai. Der Jahrgang ist bis jetzt nicht sehr stark, und deshalb glaube ich jetzt nicht an den letzten Platz. Dafür gibt es wesentlich schlechtere Beiträge, meiner Meinung nach.
Ich bin mit unterirdischen Erwartungen an die Sache rangegangen, 16 jährige Gitarrenmädchen in Wollpullovern, 17 jährige Jungs mit schulteartigen Balladen und mit BB Thomaz, dies wohl machen wird.
Dann kamen die ersten berichte über die Proben und meine Erwartungen stiegen, besonders zu Aly Ryan.
Von der gesamten Show war ich dann tatsächlich leicht beeindruckt. Der NDR hat wenigstens versucht mal ein bisschen Show zu machen. Die Beiträge waren unterschiedlich “herausgearbeitet” die meisten hatten Ausstrahlung und konnten singen. Künstlerauswahl also top. YeaH O.k. die Kamerarbeit war allerdings übel.
Ich hatte auch von dieser Sist!ers-Nachnominierung-Geschichte gehört und gönnte denen klar den letzten Platz. Oder noch besser – einen knappen Zweiten. Das ich für sie anrufen würde, hätte ich niemals gedacht.
Nach den Beitragen hat mir Si!ster aber klar und herausstechend am Besten gefallen. D.h. für mich, dass die 6 anderen Titeln, die ja übrigens auch mit professionellen Songschreibern entstanden sind, einfach zu schwach waren. Lilliy among clouds wäre meine 2te Wahl gewesen. Und somit war die Nachnominierung eher ein Segen. Darum ist das Konzept oder das Writing Camp noch lange nicht abgeschafft. Im nächsten Jahr kann dennoch ein geiler Song bei rauskommen. Durch dieses Hintertürchen der Nachnominierung oder Wildcard kann es immer auch mal ein “Star” in den VE schaffen. Deutschland , seit mal flexibel.
Für mich erweckte eher das Voting der 100 Experten Jury den Eindruck der Absprache. Gegen Sister!s. Der ryansche Auftritt war echt nicht gut. Aly und die Tänzerinnen wirkten sehr statisch, viel zu lahm für den schnellen Song. Das mit dem Licht funktionierte nicht. Die Ukraine und Cypern haben ziemlich ähnliche Sounds, und das in besser.
Sist!er ist ein guter Song, ja ein wenig rund – ist aber beim ESC auch so erwünscht, gute Lyriks, dieser SpielUhrsound macht neugierig und gibt etwas skurriles. Es gibt Höhen und Tiefen, Höhepunkte und derbere Töne. Die beiden Mädels machen das echt gut und geben alles. Toll
Am Ende muss ich nochmal loswerden, das es sich hier lediglich um eine TV Show handelt, wenn auch die größte der Welt! Es ist aber keine Weltmeisterschaft und kein Wettbewerb in dem Sinne, es ist nur eine TV Show! Also locker bleiben und einfach mal genießen!
Ich freue mich auf den Auftritt in Tel Aviv – Viel Glück
@Felix
Nein, Du bist nicht der einzige. War auch einer der ersten Kommentare meines Sohns, der 2006 das erste mal mitguckte – das prägt!
@Chris Cross
Zustimmung! Ging mir sehr ähnlich.
Herzlich willkommen zurück in den Siegelesken Zeiten – “Sister” hört sich nämlich genau so an.
Ist mir zwar immer noch lieber, als von einem Justin-Bieber-Abklatsch vertreten zu werden, aber mir geht diese Mutlosigkeit hierzulande dermaßen auf den Keks.
Leider gab es mit “Surprise” für mich nur einen wirklich interessanten Song am Freitag, da wir mir aber klar, daß damit nicht wenige überfordert sein werden.
Für nächstes Jahr wünsche ich mir mehr musikalische Vielfalt, auch mit bekannteren Namen und vor allem auch Songs in Deutsch.
Für Tel Aviv rechne ich bestenfalls mit Platz 15 und dann sollten Schreiber und Co. zurücktreten und kompetenteren Leuten Platz machen.
Deutschland 2 von 10 Punkte
Tja.….hm.….ich fühle mich gegen meinen Willen zwangsverschwestert.…
Nein, der Siegersong ist nicht wirklich meins. Und mitfiebern beim ESC-Finale dafür ist Stand jetzt für mich unvorstellbar. Trotzdem bin ich froh, dass der Bericht über den Vorentscheid etwas spät kommt, sodass auch ich wieder runterkommen, Abstand gewinnen konnte. Ich muss zugeben – wofür ich das Lied und mich selbst hasse -, dass die Melodie sich schnell wie Kaugummi in meinem Hirn festsetzt. Das ist nicht unclever komponiert/produziert. Genauso wenig wie der Text – Thematik wird ja hier im Blog groß geschrieben -, der ein sehr breites Publikum anspricht.
Ich halte es für überhaupt nicht ausgeschlossen, dass das Ding, obwohl mir Verstand und Musikgeschmack was ganz anderes sagen, überraschend gut abschneidet in Tel Aviv. Mal sehen.
Vorentscheid 2020:
100 zufällig von Thomas Schreiber persönlich ausgewählte NDR-Mitarbeiter bilden das Eurovision-Panel
Die 50 mitwirkenden Komponisten stellen hingegen die Expertenjury dar. Leider lagen am Ende hier alle Lieder platzgleich…
Um größtmögliche Objektivität zu gewährleisten, werden die Auftritte professionell in den Bereichen Kameraführung, Lichttechnik und Regie ausschließlich von in dem Eurovision-Panel mitwirkenden Kameraleuten, Regisseuren und Beleuchtern umgesetzt.
Um Manipulationen auszuschließen wird ferner die Auslosung der Startreihenfolge durch T. St. aus DK durchgeführt. Dies geschieht 5–7Mal, bis vollkommen zufällig ein Lied von T. St. aus DK an letzter Stelle ins Rennen geschickt wird.
Das Publikum entscheidet weiterhin – natürlich völlig autark – aufgrund der vom NDR freigegebenen Bilder.
Gewinnen wird am Ende ein grandioses Machwerk, welches bei der 1989er Vorentscheidung von San Marino keine Berücksichtigung fand, weil niemand dieses Lied singen wollte.
Beim ESC erreicht Deutschland einen guten letzten Platz mit großartigen ‑10 Punkten. Barbara Schöneberger steht einmal mehr im Regen auf dem Hamburger Kiez und vertritt vehement die Meinung, dass es ruhig 1–2 Pünktchen mehr hätten sein müssen.
Peter Urban berichtet wie gewohnt live aus der Halle und lobt, wie gut doch der Act vor Ort angekommen ist und wie sympathisch sich der Delinquent die ganze Zeit gab…nun aber nicht mehr für ein Interview zur Verfügung steht.
Hinweis zum Jahrgang 2021:
Die Rundfunkgebühren werden um 20€/Haushalt angehoben, um die Anzahl der Experten und der Mitglieder des NDR-Panels zu verzehnfachen. Ferner wird das Songwritingcamp auf 12 Monate ausgedehnt um noch mehr Vielfalt bei den Songs von T. St. aus DK zu erreichen. Es werden 500 Songs entstehen, von denen 499 in die engere Auswahl kommen.
In diesem Sinne.…
@Marbeau
Endlich mal ein ein konstruktiver Beitrag anstelle des ewigen Gemeckers! 😀
MAKEDA hatte für mich den besten Song.