Rank and File 2019: Platz 38 – On a Sunday

Wenn zwei sich strei­ten, freut sich die Drit­te: die rumä­ni­sche Euro­vi­si­ons­ver­tre­te­rin 2019, Ester Peo­ny, erhielt im Tele­vo­ting der Vor­ent­schei­dung Sel­ecția Națio­nală gera­de mal 365 Anru­fe und damit weni­ger als ein Zwölf­tel (!) der Publi­kums­fa­vo­ri­tin Lau­ra Bre­tan. Doch die sechs­köp­fi­ge inter­na­tio­na­le Jury woll­te die erz­kon­ser­va­ti­ve Chris­ten­toch­ter gott­lob um jeden Preis ver­hin­dern und schau­fel­te in einem über­ra­schen­den Move Frau Crețu (wie das Peo­ny bür­ger­lich heißt) die Punk­te zu.

Platz 38: Rumä­ni­en – Ester Peo­ny: On a Sun­day (An einem Sonntag)

Und so gesellt sich das Land der Kar­pa­ten in der aufrechtgehn.de-Wertung Seit’ an Seit’ mit dem nur einen Rang wei­ter unter plat­zier­ten Bru­der­staat Mol­da­wi­en. Wobei ‘On a Sun­day’ für sich genom­men sogar eine Kate­go­rie höher spie­len könn­te, in der Abtei­lung “Ver­zicht­bar”. Der bol­le­ri­ge Mid­tem­po­song mit dem mage­ren “Hey hey hey”-Refrain klingt in der Stu­dio­fas­sung gut pro­du­ziert und löst zumin­dest kei­ne akti­ve ästhe­ti­sche Abwehr­re­ak­ti­on aus, fließt jedoch schlicht an mei­nen Ohren vor­bei, ohne sich irgend­wo fest­zu­ha­ken. Er wirkt kalt und ste­ril, frei von Emo­tio­nen und voll­kom­men zweck­los. Auch der Tren­nungs­schmerz-Text kommt ohne all zu vie­le kit­schi­ge Kli­schees aus, hin­ter­lässt jedoch kei­nen authen­ti­schen Ein­druck und klingt irgend­wie auf­ge­sagt. Der mit dra­ma­tisch düs­te­ren Bil­dern aus einer Burg­rui­ne auf­war­ten­de Video­clip beschwört Geis­ter, Wöl­fe und Fabel­we­sen, erzählt aber genau so wenig eine Geschich­te, die mich erreicht.

Am Mor­gen nach der Abrisspar­ty: der offi­zi­el­le Video­clip zu ‘On a Sunday’.

Esters optisch ein­drucks­vol­ler Live-Auf­tritt bei der Sel­ecția Națio­nală, bei der sie im auf­merk­sam­keits­star­ken roten Spit­zen­kleid auf einem Fau­teuil dahin­ge­rä­kelt mit den Armen fuch­tel­te wie eine Schlan­gen­be­schwö­re­rin im Akkord­ar­beits­mo­dus, ver­mag zumin­dest ein biss­chen zu erklä­ren, war­um die Juro­ren sie dem inter­na­tio­na­len Fan-Lieb­ling Bel­la Sant­ia­go und ihrer cam­pen Dis­co-Hym­ne ‘Army of Love’ vor­zo­gen: Frau Peo­ny strahl­te mas­sen­haft Selbst­be­wusst­sein und Kön­nen aus. Den­noch ist es genau jene Jury-Ent­schei­dung, die ‘On a Sun­day’ für mich in die Kate­go­rie der Hass-Lie­der beför­dert: ich delek­tie­re mich beim Song Con­test vor allem am Trash. Des­we­gen schal­te ich die Sen­dung ein. Wenn mir die­ser, wie hier, ver­wehrt wird und man mich statt­des­sen mit (in die­sem Jahr weiß Gott nicht nur) einer belang­lo­sen, nicht zün­den­den Durch­schnitts­num­mer lang­weilt, dann neh­me ich das übel. Sehr übel. Unge­recht gegen­über der Inter­pre­tin, die dafür ja nichts kann? Ganz gewiss! Aber fair ist ein Ran­king ohne­hin nie.

Mit Sitz­mö­beln hat’s die Ester irgend­wie: der Live-Auftritt.

Semi­fi­na­le: 2. Final­chan­cen: wie schon auf hei­mi­schem Boden erwar­te ich einen mas­si­ven Stim­men­split zwi­schen har­ter Jury-Lie­be und völ­li­gem Des­in­ter­es­se beim Publi­kum. Nur, dass Letz­te­res hier zu 50% zählt und nicht nur zu 14% wie in Rumä­ni­en. Also: bye-bye, Ester.

Bes­te Lied­zei­le / bes­ter Ver­hö­rer: “Loving you is a hard: Press to play” im Refrain. Hat das Sex­t­oy Ladehemmung?

In wel­che Kate­go­rie fällt ‘On a Sun­day’ für dich?

  • Ver­zicht­bar. (45%, 39 Votes)
  • Uner­träg­lich. (24%, 21 Votes)
  • Nett. (24%, 21 Votes)
  • Abso­lut geil. (6%, 5 Votes)

Total Voters: 86

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6 Comments

  • Das ist bis­her der ers­te Song in der Rei­he der mei­ner Mei­nung nach kein Total­aus­fall ist. Der Stim­me fin­de ich sogar ganz gut, stim­me dem Haus­herrn aber zu dass das ein­fach zu unauf­fä­lig ist. Der Song bleibt mir selbst nach fünf­ma­li­gen Hören hin­ter­ein­an­der nicht im Kopf, und ich glau­be das wird den Zuschau­ern genau­so gehen. Tja Rumä­ni­en, ich fürch­te dass wird auch die­ses Jahr nichts mit dem Finaleinzug.

  • Die Sän­ge­rin ist ganz gut, aber der Song ist zu unauf­fäl­lig. Nee, auch kein Song, den ich öfter hören muss.

  • Ich tip­pe hier mal auf den Blan­che-Effekt und den­ke, dass das mit einer Per­for­mance wie im Vor­ent­scheid durch­aus Chan­cen hat, beim Publi­kum (und nicht nur bei einer wie auch immer gear­te­ten Jury) anzu­kom­men. Der Song ist kein Total­aus­fall à la Sebi, son­dern hat sei­nen ganz eige­nen Reiz, was ja auch der Haus­herr zäh­ne­knir­schend zuge­ben muss­te. Und allein ein Ver­dikt auf­grund der – naja, sagen wir mal merk­wür­di­gen – Jury­ent­schei­dung aus­zu­spre­chen, ist doch etwas dünn. Hier hät­te ich dem Haus­herrn zu ger­ne die vom Vol­ke ver­ehr­te Bet­schwes­ter an den Hals gewünscht.

  • Mein vor­letz­ter Platz, ich hof­fe instän­dig dass die Jurys das nicht ins Fina­le hieven.
    Im Tele­vo­te wird das zu Recht völ­lig chan­cen­los sein.

    Lau­ra Bre­tan, die in Chorus/Refrain Ihres Songs zwi­schem unschul­di­gem Mäd­chen und vom Teu­fel beses­se­ner Non­ne hin und her­wech­selt, war dage­gen sehr unter­halt­sam für mich.
    Ist als evan­ge­li­ka­les Pro­mo-Werk eigent­lich ein abso­lu­tes No-Go, aber ich hät­te es trotz­dem so ger­ne eine Start­num­mer vor Hat­a­ri im Fina­le gesehen 🙂

  • Hau mich ab mit dem Quark! Neben­bei: In wel­cher Spra­che singt die gute Frau eigent­lich? Eng­lisch kann es ja wohl nicht sein, oder?

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