Schweiz 2019: die Kalbs­ha­xe Florida

Ceci n’est pas le Mer. © Luca Hänni

Dass das sin­gen­de Form­fleisch­schnit­zel Luca Hän­ni die Eid­ge­nos­sen beim ESC 2019 in Tel Aviv ver­tritt, geis­ter­te bereits seit einem gefühl­ten hal­ben Jahr durch die Grand-Prix-Gerüch­te­kü­che. Die Ex-Prin­zen haben den bis­he­ri­gen musi­ka­li­schen Wer­de­gang des gebür­ti­gen Ber­ners vom DSDS-Sieg 2012 inklu­si­ve der übli­chen Halb­werts­zeit mit ste­tig sin­ken­den Plat­ten­ver­käu­fen bis zu sei­nem letzt­jäh­ri­gen Come­back­ver­such als Schla­ger­sän­ger sehr schön zusam­men­ge­fasst und anspre­chend bebil­dert. Was sich in Lucas Fall beson­ders lohnt, neigt der durch­trai­nier­te Twink doch dazu, sich bei jeder Gele­gen­heit aus­zu­zie­hen, was natür­lich nur begrüsst wer­den kann! Bedau­er­li­cher­wei­se zeigt er sich jedoch aus­ge­rech­net im heu­te Abend vom SRF ver­öf­fent­lich­ten Video­clip sei­nes Euro­vi­si­ons­bei­trags ‘She got me’ gera­de­zu hoch­ge­schlos­sen, was den Genuss des gewis­ser­ma­ßen auf Trink­stär­ke her­ab­ge­setz­ten ‘Des­pa­ci­to’-Abklat­sches, an dem neben den schwe­di­schen Häll­gren-Brü­dern auch die Kana­die­rin Lau­rell Bar­ker (‘Sis­ters’) kom­po­si­to­risch betei­ligt ist, ein wenig min­dert. Wenn auch nicht all zu sehr: zumin­dest die ers­ten zwei­ein­halb Minu­ten unter­hält die lati­no-fla­vo­ri­sier­te Upt­em­po­num­mer ziem­lich gut, dann ver­fällt sie ein biss­chen ins Repetitive.

Eigent­lich besteht der Refrain aus­schließ­lich aus den Wor­ten “Dir­ty Dancing”. So lau­te­te wohl auch der Arbeits­ti­tel des Songs. Befürch­te­te man Copyright-Klagen?

Es ver­wun­dert also nicht, dass das Schwei­ze­ri­sche Fern­se­hen den ihm für den dies­jäh­ri­gen, inter­nen Vor­ent­scheid eben­falls ange­dien­ten Song ‘Sis­ter’ zuguns­ten die­ser schaum­ge­brems­ten ‘Fue­go’-Vari­an­te fal­len ließ. In der dies­jäh­ri­gen Nebel­wand der Mid­tem­po-Mala­desse und der faden Schrei-Bal­la­den sticht ‘She got me’, von dem ich kaum glau­ben mag, dass es tat­säch­lich aus der bis­lang meist durch Drög­heit auf­ge­fal­le­nen Eid­ge­nos­sen­schaft stammt, qua­si als hoff­nungs­vol­ler Son­nen­strahl her­vor. Ob die Num­mer in ihrem Semi­fi­na­le reüs­sie­ren kann, dürf­te nun haupt­säch­lich von den Live-Qua­li­tä­ten des Inter­pre­ten abhän­gen, der sich schon ganz schön wird anstren­gen müs­sen, die Zuschauer/innen gera­de in den medi­ter­ra­nen Län­dern zu über­zeu­gen, war­um sie für einen Emi­nem (oder, für die älte­ren Leser/innen: einen Elvis) des Lati­no-Pop anru­fen soll­ten. Ist aber kei­ne unlös­ba­re Auf­ga­be: Luca kann sehr gut tan­zen und char­mie­ren, und falls er beim Auf­tritt in Tel Aviv wie­der zu sei­ner alten Strip­stär­ke zurück­fin­det, könn­te es mit dem Final-Ein­zug klap­pen. Was aller­dings bedeu­tet, dass er und die für Zypern star­ten­de Tamta sich dort gegen­sei­tig die Stim­men weg­neh­men könnten.

Nach­dem sei­ne 2017er Sin­gle ‘Pow­der’ flopp­te, recy­cel­te Hän­ni die Stro­phen eins zu eins für den Schla­ger ‘Bei mir’, für den er sich hier von der deut­schen Schla­ger­kö­ni­gin nackig machen und ansprin­gen lässt (Reper­toire­bei­spiel).

9 Comments

  • Also nur weil sich jemand ger­ne nackig macht ist das noch lan­ge kei­ne gute Num­mer. Mir geht die­ses drö­ge Gewum­me jeden­falls ziem­lich auf die Ner­ven. Und der Video­clip ist echt peinlich.

  • Fue­go” für Bau­spa­rer und in hal­ber Geschwindigkeit.
    Du kannst den Jun­gen aus der Schweiz bekom­men, aber die Schweiz nicht aus dem Jungen.

  • Der Jahr­gang braucht drin­gend noch ein paar gute Upt­em­po Num­mern, nur lei­der ist das eben kei­ne. Und um den Fon­si-Fou­rei­ra Mas­hup ins Fina­le zu hie­ven, muss Luca Hän­ni den feu­ri­gen Lati­no schon sehr gut auf die Büh­ne bringen.
    Aber alles Gute auf die­sem Weg an mei­ne west­li­chen Nachbarn!

  • @Maxi
    “Du kannst den Jun­gen aus der Schweiz bekom­men, aber die Schweiz nicht aus dem Jungen”
    Gut gesagt, das fürch­te ich lei­der auch! 😉

  • Kann mir mal jemand erklä­ren, war­um die schweiz in deutsch­land so oft ange­fein­det bzw. sogar gehasst wird? Ich ver­stehs nicht…hab das auch wie­der in ber­lin bei ulfi gemerkt. Haben wir euch etwas ange­tan? Oder nur der neid?

  • Wenn’s live gut rüber­ge­bracht wird – wofür bei Luca Hän­ni eine gute Chan­ce besteht – wird das die bes­te Schwei­zer Plat­zie­rung seit gefühlt 30 Jah­ren Jah­ren. Kann Top 10 mit Ambi­tio­nen wei­ter oben werden.
    Inter­pret und Lied sind mehr als eine okay­ige Wahl. Gut gemacht.

  • @Rainer1
    Ich kann dir ver­si­chern, dass in Deutsch­land alle Natio­nen in glei­chem Maße ange­fein­det wer­den. Mögen tun wir nie­man­den und Rum­stän­kern liegt in unse­rer Natur. 😀

  • Aber sowas von Schwei­zer Käse!
    Ich glau­be nicht das die­ser “VON­AL­LEN­WAS­DRIN” Tel­ler im Fina­le gereicht wird.
    Ein Blick auf das 2 Semi reicht da aus.
    Das Lied passt über­haupt nicht zu Ihm.
    Mir kommt es so vor als ob der jun­ge Mann in sei­ner frühs­ten Jugend nur Lou Bega und Ricky Mar­tin Pos­ter an der Wand hat­te und nun unbe­dingt “indie­Rich­tung” was sin­gen möchte.…
    @ILOVESWITZERLAND

  • Guter und flot­ter Song, der die Schweiz ins Fina­le end­lich mal brin­gen kann. Das ein­zi­ge Pro­blem sehe ich dar­in, ob die Zuschau­er und die Juries dem schwei­zer Büb­li Lucas Hän­ni den feu­ri­gen Latin Lover abkaufen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert