Seit vielen Jahren ist beim Eurovision Song Contest das interessante Phänomen zu beobachten, dass der Heimbeitrag, also das Wettbewerbslied des jeweiligen Gastgebers, in schöner Regelmäßigkeit geradezu um den letzten Platz bettelt. Ein oftmals auch direkt erfüllter Wunsch, hinter dem wohl meist die (unbewusste) Strategie steht, das teure Festival um keinen Preis ein zweites Mal in Folge austragen zu müssen.
Platz 28: Israel – Kobi Marimi: Home (Nach Hause)
Noch nie betrieb ein Land dies jedoch so augenfällig wie Israel. Kein Wunder, steht dessen beim despotischen Regierungschef verhassten öffentlich-rechtlichen Sender doch sowohl politisch wie finanziell das Wasser bis Oberkante Unterlippe. Also wählte man einen großgewachsenen, schnauzbärtigen Opernsänger und schneiderte ihm einen vor Pathos nur so triefenden Torch Song auf den Leib, in welchem der Sieger des Freddie-Mercury-Ähnlichkeitswettbewerbs von 1984 mit schmachtbebender Stimme einfordert, jemand sein zu wollen. Kobi trägt die rundheraus campe Nummer mit einer derartig knochentrockenen Ernsthaftigkeit vor, dass sie innerhalb kürzester Zeit ins Tragische abgleitet. Auch sein verzicktes Augenrollen und sein Gestus suggerieren, dass er von seinem Anliegen und seiner eigenen Grandezza zutiefst überzeugt ist, und dies sorgt bei entsprechend prädisponierten Connaisseuren unfreiwilliger Komik für langanhaltende Lachsalven. Insofern ist das vom Sender auch noch im Titel hilfreich als Heimbeitrag gekennzeichnete ‘Home’, das schon jetzt für immer einen Platz im Schatzkästlein meines Herzens hat, in der Abteilung “Verzichtbares” eigentlich grundfalsch. Und doch auch wieder richtig: freiwillig anhören möchte man sich das gruselige Machwerk nämlich keinesfalls.
Sein Vorbild lief übers Wasser, er umarmt es: Kobi im offiziellen Video.
Finalchancen: seinen vorgesehenen Zweck, das Gastgeberland vor einer erneuten Austragung des Wettbewerbs zu bewahren, wird der Song erfüllen. Ob es für den angestrebten letzten Platz reicht, ist eine andere Frage – es gibt schließlich, gerade in den Jurys, genug tragisch veranlagte Menschen.
Beste Liedzeile: kommt ganz am Ende mit “Now, I’m done, I’m coming”. Nach drei Minuten musikalischer Masturbation hat sich Kobi das aber auch redlich verdient.
In welche Kategorie fällt ‘Home’ für dich?
- Unerträglich. (45%, 47 Votes)
- Verzichtbar. (31%, 32 Votes)
- Ganz nett. (18%, 19 Votes)
- Absolut geil. (6%, 6 Votes)
Total Voters: 104
“Sieger des Freddie-Mercury-Ähnlichkeitswettbewerbes” ist aber beleidigend; der Junge hat nämlich im Gegensatz zu Freddie null Sex Appeal oder sonstige Ausstrahlung und sein Sakko ist etwa 3 Größen zu eng.
Welch schreckliches Machwerk. Damit könnte Israel die Rote Laterne davontragen, und würde somit das Schicksal vom letztjährigen Gastgeber Portugal ereilen. Gar nicht so dumm, so muss man die Austragungskosten nicht zwei Jahre hintereinander tragen.
Och, das Lied hab ich mir inzwischen ziemlich schöngehört. Ist auch nicht viel schlimmer als Sergeys Musicalnummer und hat nur etwa 2 Zentner Pathos mehr. Könnte gut im Soundtrack von „Les Miserables 2“ auftauchen…
Nach seinem auftritt in amsterdam. Top20
Ist ja eigentlich eine ziemlich gute Idee von den Israelis. Damit laufen sie jedenfalls nicht Gefahr den Wettbewerb ein zweites mal auszurichten. Der Song selber ist so dermaßen schmalzig, dass dagegen selbst “My Heart Is Yours” aus dem Jahr 2010 wie eine richtig coole Nummer dagegen wirkt. Die Stimme an sich ist ganz nett, aber dennoch fühle nach dem Song das gleiche Gefühl wie nach dem Verzehr einer Pizza Quattro Formaggi, man ist einfach nur geplättet.
Ich glaube nicht dass dies der letzte Platz sein wird, da es genügend geschmacksamputierte Juroren/Zuschauer gibt, aber der fünfte Sieg wird es auf gar keinen Fall!!
Platz 28 ist noch deutlich zu gut bewertet (ich liebe übrigens “Sebi”…).
Ganz gruseliges Geschleime, könnte glatt eine Parodie sein. Ich nenne es mittlerweile “Opera Part 2” angelehnt an den legendären Cetin Alp.
Immerhin ist damit gewährleistet, daß Israel nächstes Jahr schon wieder den ESC austragen muß.…
Ich will ein Tauschkonzert! Er singt “Sebi”, und die Slowenen singen das hier. Wen muss man dafür bestechen, dass die das machen?