Clap Clap! Ein Song mit doppelten Handklatschern ist in meinem Buch ja automatisch ein guter. Doch im Falle Mahmoods kommen noch weitere Qualitäten hinzu.
Platz 2: Italien – Mahmood: Soldi (Geld)
Der junge, bildschöne Alessandro Mahmoud steuert mit ‘Soldi’ einen weiteren Vätersong zum Geschehen bei. Das ist schon mal eine gute Idee, denn Lieder, die eine persönliche Geschichte erzählen, wirken auf natürliche Weise authentisch. Und Authentizität ist nicht nur beim Song Contest stets ein gesuchtes Gut. Es ist eine bittere, wütende Anklage, die Mahmood mit dunkler, zwischen Zorn, Stolz und Verletzlichkeit changierender Stimme und angemessen verärgertem Gesichtsausdruck vor uns verliest; eine von Verlassensein, Gier und Verrat. Dass er seinen Unbill in druckvolle Hip-Hop-Beats und einen poppigen, auch von nicht des Italienischen Mächtigen leicht mitsingbaren, weil repetitiven Refrain verpackt, trägt entscheidend mit bei zum Instant Appeal seines Beitrags, der zu Recht zu den Mitfavoriten um den Sieg in Tel Aviv zählt und beispielsweise beim Voting des EC Germany am vergangenen Freitag in Frankfurt am Main mit großem Abstand vorne lag. Dass sich der junge Mailänder aufgrund der Verwendung einer im Kontext sinnstiftenden arabischen Redewendung in seinem exquisiten Songtext und seines der Jury zu verdankenden Siegs beim traditionsreichen San-Remo-Festival zu Hause xenophober Anfeindungen von höchster politischer Stelle ausgesetzt sah, bringt ihm – ähnlich wie Bilal Hassani – automatisch einen Solidaritätsbonus ein. Den er gar nicht braucht: ‘Soldi’ ist auch so der beste italienische Eurovisionsbeitrag seit der Rückkehr des Stiefellandes zum ESC.
Geschickt: der hier als Sinnbild für die Abstammung vom Vater verwendete Akt des Tätowierens gibt Mahmood zudem die Gelegenheit, sich oberkörperfrei zu präsentieren.
Chancen im Finale: alles andere als eine Top-Drei-Platzierung wäre ein Skandal. Ein Sieg scheint im Rahmen des Möglichen und mehr als angemessen.
Beste Textstelle: “È difficile stare al Mondo / Quando perdi l’Orgoglio” (“Es ist schwierig, da zu bleiben / wenn du deinen Stolz verlierst”) kommt gleich zwei Mal in den Strophen vor und lässt sich sowohl als Grund für das Verschwinden des Vaters in Mahmoods Kindheit lesen als auch als Anlass für die überstürzte Rückkehr des Sohnes nach seinem Besuch bei ihm in Ägypten.
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Ich liebe den Song
Mein absoluter Favorit für den Sieg
Mille grazie Italia!! Dast ist einfach der Knaller!! Normalerweise stehe ich mit Sprechgesang ja eher auf Kriegsfuß, aber die Stimme und der Rhythmus haben mich dermaßen in den Bann gezogen dass ich den Song neulich sechsmal hintereinander gehört habe!!
Kommt hoffentlich ziemlich weit nach vorne, auch mit einen Sieg könnte ich mehr als gut leben. Frage ist nur ob die Italiener überhaupt Lust haben den ESC auszurichten?? Der letzte Wettbewerb 1991 in Rom ist ja eher wegen seiner chaotischen Organisation und den nicht vorhandenen Fremdsprachenkenntnisse der Moderatoren in Erinnerung. Hoffe mal da hat sich was getan.
Jetzt weiß ich aber auch wer auf dem ersten Platz liegt, und ich sage schonmal im Voraus dass mein morgiger Kommentar nicht wohlwollend ausfallen wird.
Ich fand den Song schon beim ersten Hören gut.
Viele Wochen später, nach dem – mehr oder weniger – Genuss aller anderen Beiträge, beim zweiten Mal Hören, hat er dann so RICHTIG reingeknallt. Da passt einfach alles. Und mein Dank dafür, dass es sich bei diesem Titel nicht um die so oft schon gehörte Italo-Pop-Grütze handelt. Nicht nur der beste italienische Eurovisionsbeitrag seit der Rückkehr, sondern einer der drei besten überhaupt seit Bestehen des Wettbewerbs.
Einzig die Frage bleibt noch, wo die ca. 10 Sekunden weggestrichen werden, die das Lied Überhang hat.
Für mich gar keine Frage, dass hier der Song steht, der in jeder Hinsicht der Anwärter für den Sieg ist. Ohne Versuche der Anbiederei an alle möglichen bekannten, weichgespülten Trends besticht er durch musikalische Qualität, Inhalt und den Sänger selbst. Ich habe ihn von Anfang an einfach nur toll gefunden, habe dann doch auf Anderes gewartet, in der Hoffnung, wirkliche ernsthafte Konkurrenten zu finden. Ausser Portugal (!!!) und Island habe ich keinen gefunden. Das Einzige, was seinen Sieg noch verhindern könnte, ist der Hang vieler Esc Fans, dem Bekannten den Vorzug zu geben und den Anspruchsvolleren einen ehrenwerten Platz unter den ersten 5 zu geben . ( Italien kann ein mehrjährige Lied davon singen…) .Aber ich habe mich dann in den letzten Jahren wohl doch getäuscht. Wäre schön, wenn es dieses Mal wieder so wäre!
Jawoll ja. Stimmt alles. Und ich weiß auch schon, wer morgen den hiesigen Thron besteigt. Das bereitet mir feuchte Träume. Aber zurück zum Mahmood.…
Das hat mich sofort mitgenommen und ich danke den Italienern für das etwas undurchsichtige Abstimmungssystem. Das ist eine Perle. Und der Sieg wäre mehr als verdient. Auch ein bisschen als Revanche für die letzten beiden Jahre. Finde ich
Soldi ist nicht schlecht und kann von mir aus auch gewinnen. Er dürfte wie in san remo von der jury super bewertet werden. Bei den zuschauern bin ich mir ziemlich sicher das er mager abschneidet, zumal er nicht auf anhieb symphatisch wirkt. Und die zuschauer, im gegensatz zur jury, nicht immer politisch korrekt abstimmen.
Mein Tipp:
Jurys Duncan, John und Leonora
Televote Hatari, Mahmood und Sergey
Und dann kommt alles in den Würfelbecher…
obwohl mit abstand das beste lied von allen, wird italien nicht gewinnen. ganz einfach weil es aus dem ehemaligen (oder noch bestehenden) ostblock so gut wie keine publikumspunkte geben wird. ich tippe auf einen platz zwischen 10 und 15
Mir gefällt der Song eigentlich sehr gut. Und Mahmood ist auch wirklich ansehlich. Nur sollte der Kerl mal während des Auftritts nicht so ernst in die Kamera schauen. Mal ein bisserl zugänglicher wirken und etwas lächeln. Das könnte auch noch den einen oder anderen Punkt mehr geben.
Meine Nummer 1 dieses Jahr! Und auch ich habe nach San Remo auf ernstzunehmende Konkurrenz gewartet. Mit MARUV hatte ich die dann gefunden, aber leider wieder verloren.
Wenn der ESC sich zeitgemäß zeigen will, führt kein Weg an Italien vorbei. Gedanklich stelle ich mich aber schon auf Platz 4 oder 5 ein, wo solche poprelevanten Songs in den letzten Jahren immer gelandet sind.