Sein Vorname bringt in mir unweigerlich den präpubertären Zehnjährigen zum Kichern: gestern gab das spanische Fernsehen bekannt, dass der 27jährige Blas (hihihi) Cantó Moreno beim Eurovision Song Contest 2020 die iberische Halbinsel vertreten wird. Der schmucke junge Mann versucht bereits seit 15 Jahren vergebens, sein Land zu repräsentieren: 2004 bewarb er sich zum ersten Mal, damals noch für den Junior-ESC, scheiterte aber im Vorentscheid. Dasselbe Schicksal ereilte ihn 2011, wo er es als Teil der populären Boyband Auryn zwar ins Superfinale der Destino Eurovisión schaffte, dort aber den Kürzeren gegen Lucía Pérez zog. Diesmal verzichtete der Sender RTVE vorsichtshalber gleich ganz auf ein öffentliches Vorauswahlverfahren und nominierte Blas (hihihi) direkt. Der aus einem Tausend-Seelen-Dorf in der südspanischen Provinz stammende Künstler veröffentlichte nach der Auflösung von Auryn im Jahre 2018 sein erstes Soloalbum ‘Complicado’ mit sommerlich-luftigem Radiopop, das in der Heimat die Albumcharts toppte und aus dem bereits mehrere Hitsingles hervorgingen. Begleitet übrigens von Videoclips, in denen der nur 1 Meter 70 große Sänger einen auffälligen Hang zum Tragen überaus futtiger Jacken zeigte. Auf sein Lied für Rotterdam werden wir wohl noch einige Zeit warten müssen; derzeit sichten Blas (hihihi) und RTVE geeignetes Song-Material, mit dem das beim europäischen Musikwettbewerb chronisch unterbewertete Land hofft, endlich das Tal der Tränen hinter sich lassen zu können.
Wer würde ihn da schon rauswerfen wollen: Blas (hihihi) mit seiner Solo-Debüt-Single ‘In your Bed’ (Repertoirebeispiel). Doch auch, wenn er Englisch für einen Spanier erstaunlich gut beherrscht: in seiner Muttersprache klingt er sexier.
[Nachtrag 31.01.2020]: Ganze vier Monate später präsentierte man der ungeduldig wartenden Öffentlichkeit nun auch endlich den in Zusammenarbeit mit dem Künstler ausgewählten Song für Rotterdam. Ganze fünf Komponisten und Textdichter, einschließlich des Interpreten, werkelten an dem mittelmäßigen Midtempomachwerk ‘Universo’ mit herum, und wie immer, wenn viele Köche beteiligt sind, kam ein ziemlich zäher Brei dabei heraus. Kein Wunder, dass Blas die Nummer mit den Worten “Perdóname, perdóname” (“Vergib mir, vergib mir”) beginnt, plätschert diese doch ganze drei Minuten lang mehr oder minder sachte vor sich hin, ohne sich irgendwann mal zu entscheiden, wo es nun hingehen soll. Immerhin reflektiert die musikalische Ziellosigkeit sehr genau den transportierten rein spanischen Text, in dessen spärlichen Strophen der zu glitzernden Outfits neigende Sänger vage andeutet, dass er sein wahres Ich aus Angst versteckt und seine Stimme zum Verstummen bringt, um sich nicht “schuldig” zu machen. Klingt klar nach dem Hilferuf eines Schrankschwulen, der leider immer noch kein öffentliches Coming out zuwege bringt. Blas, der sich bereits mit 12 Jahren erstmals (vergeblich) für den Junior-ESC bewarb, sei daher unbedingt empfohlen, dem diesjährigen Contestmotto “Open up” zu folgen und sich endlich öffentlich zu bekennen. Dann wäre uns allen auch ein derartig saft- und kraftloses musikalisches Geschwurbel erspart geblieben.
Versteckt man sich zu lange, verliert man sich irgendwann in den Weiten des Universums. We feel you, Bro.
Blas ist ein ganz normaler Name in Spanien. Anderweitige Assoziationen sind dann doch eher blass…
Danke für das Einstellen des englischsprachigen Videos. Sehr netter Song, der hoffen lässt. Bitte bloss keine spanischsprachige Schnarchballade – es sei denn, man will wieder Letzter werden.
Also, der englischsprachige Titel von Blas (hihihi) gefällt mir ausgesprochen gut.
Im Vergleich zu den spanischen Titeln (von denen ich zugegebenemaßen auch nur vier kenne), hat das weniger weinerlichen Latinoschmalz und das, finde ich, tut seiner Stimme gut (genauer gesagt, meinen Ohren)
Oder ist das Blas(hihihi)phemisch??
im deutschen Sprachraum kann man sich den Namen schön auf der Zunge zergehen lassen..Ich erwarte bei diesem Namen vielleicht auch eine neue Gesangstechnik.