Die 22jährige Victoria Georgieva wird beim Eurovision Song Contest 2020 Bulgarien vertreten, wie der verantwortliche Sender BNT heute annoncierte. Bekanntheit erlangte die intern bestimmte Repräsentantin durch ihre Teilnahme an der Castingshow X Factor Bulgaria, wobei sie sich durch Beharrlichkeit auszeichnete: schon bei der Erstausstrahlung des Formats in ihrem Heimatland im Jahre 2011 bewarb sie sich, schaffte es aber – auch aufgrund ihres Alters – nicht in die Sendung. Was sie nicht davon abhielt, es so lange immer wieder zu versuchen, bis sie Ende 2015 in der vierten Staffel endlich antreten durfte. Übrigens unter Jurorenschaft von Lucy Diakovska von den No Angels und in Konkurrenz zu Kristian Kostov, dem ESC-Vertreter von 2017. Der belegte bei X Factor den zweiten Rang, Victoria hingegen schied als Sechstplatzierte aus. Trotzdem gelang es ihr, einen Plattenvertrag klar zu machen, und ihre Singles zeigen, warum: Stimme hat das Mädel, Ausstrahlung ebenfalls. Hinzu kommt ein Hang zur dekorativen Düsterkeit, wie er sich auch in dem knapp vierminütigen, leicht ans Prätentiöse grenzenden Promo-Clip manifestiert, mit dem BNT heute die Sängerin vorstellte. Victorias Label jedenfalls glaubt an sie, schließlich finanziert es die kompletten ESC-Teilnahmekosten. Könnte sich rechnen: wenn ihr Eurovisionsbeitrag, auf welchen wir allerdings noch bis März 2020 warten müssen (buh!), qualitativ mit ihren bisherigen Veröffentlichungen mithalten kann, stehen die Chancen gut, dass Bulgarien erneut ganz vorne mitmischt.
Man fragt sich, was die beiden “bösen Buben” im LKW aus Victoria herausprügeln wollten: welchen Abdeckstift sie benutzt? (Repertoirebeispiel)
[Nachtrag 07.03.2020]: Kennen Sie das, liebe:r Leser:in? Wenn man manchmal nur noch elendiglich müde ist? Müde der Hinhaltetaktik von immer mehr Eurovisionsnationen, die wie Bulgarien ihre Repräsentantin für Rotterdam bereits im November letzten Jahres bekanntgaben, sich aber, unterbrochen von ständigen nutzlosen Teasern, bis heute früh Zeit ließen mit der vollständigen Veröffentlichung des Wettbewerbsbeitrags? Müde der Flut von deprimierenden Jammerballaden, zu denen das vom Symphonix-Kollektiv und der Interpretin Victoria Georgieva selbst geschriebene ‘Tears getting sober’ einen weiteren Tropfen beiträgt? Müde der Texte, die sich nach offizieller Darstellung mit wichtigen, zeitgemäßen Themen wie psychischen Erkrankungen befassen, sich tatsächlich aber in einer lyrischen Beliebigkeit und Unbestimmtheit verlieren, die keine fassbare inhaltliche Aussage erkennen lässt? Und von denen man als Zuhörer:in ohnehin kaum ein Wort versteht, weil sich die Sängerin und der sie durch das gesamte Lied begleitende, elektronisch verfremdete Engelschor in einer säuselnd-verwaschenen Betonung gefallen? Müde der zwischen sparsam und süßlich-schwelgerisch changierenden orchestralen Instrumentierung, die aus dem bulgarischen Beitrag eine Art musikalischer Zuckerwatte mit Bittermandelgeschmack macht? Ja, kennen Sie? Dann können Sie vielleicht nachempfinden, wie dringend ich jetzt was zum Wachwerden bräuchte. Koffein- oder Koksspenden werden gerne entgegen genommen.
Selbst Victoria schaut ganz verschlafen drein.
Didn’t have a dime but I always had a vision
Always had high, high hopes!
Good luck Bulgaria and welcome back!
Wieso ist dieser Beitrag eigentlich mit “Unsubstantial Blues” überschrieben? Das war der großartige Beitrag von Magdi Rúzsa im Jahre 2007 – und zwar für Ungarn.
@ Ulrich
Ein Verschreiber und es sollte “Unsubstantial News” heißen? Richtige Substanz kommt ja erst, wenn wir auch den Song kennen.
@Porsteinn
Alles klar. Aber danke für den Verschreiber. Ich habe mir den tollen Beitrag von Magdi erstmalig nach langer Zeit wieder angehört.….
@P&U
Ich habe die Überschrift als Bezug auf die prekäre finanzielle Lage von BNT interpretiert.
Und danach kamen mir die im ersten Post zitierten Textzeilen von Panic at the disco in den Sinn.…