Nur echt mit der BanAnanas: wie schon weiland bei der Eurovisionszypresse Eleni Foureira sponsort die in Irland beheimatete Fruchtimportfirma Fyffes in diesem Jahr die bereits vor gut einem Monat intern als Repräsentantin Griechenlands beim Eurovision Song Contest 2020 ausgewählte Sängerin Stefania Liberakakis. Und wie bei jener Eleni macht sich dies bemerkbar an der völlig unpassenden Platzierung eines Tellers mit gelabelten Südfrüchten im heute Nachmittag veröffentlichten Videoclip zu Stefanias Song ‘Supergirl’. Der erzählt eine hochgradig unterhaltsame, anrührende Geschichte, bei welcher der ehemaligen niederländischen Junior-Eurovisions-Teilnehmerin ihre Erfahrung als Schauspielerin zugute kommt. Die in Utrecht geborene und aufgewachsene 17jährige spielt im Clip sehr überzeugend die Rolle einer mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Teenagerin, die ihre Gaben hauptsächlich einsetzt, um Mitschüler:innen oder niedliche kleine Kätzchen vor alltäglichem Unheil zu bewahren und die für diese Gesten der Empathie von der alles mit dem Handy filmenden Meute angegafft und ausgegrenzt wird. Eine Allegorie also auf unseren heutigen, vergifteten gesellschaftliches Umgang, bei dem man sich bereits verdächtig macht, wenn man am Schicksal Anderer Anteil nimmt oder gar zu helfen versucht, was einen in Zeiten wie diesen eben schon zum ‘Supergirl’ werden lässt.
Folgt dem unheilvollen Pfad der deutschen Sisters und verwendet ebenfalls das Ausrufezeichen als Buchstaben: Stefania Liberakakis.
Es ist ein hervorragend gemachter Videoclip, der sehr effizient von dem eigentlichen Lied ablenkt. Das besteht in erster Linie aus einem hart wummernden Bollerbeat, der mit eisernem Griff recht erfolgreich einen ziemlich fragilen Vers und einen sehr dominanten, wenngleich musikalisch eher notdürftigen und hochgradig repetitiven Refrain zusammenhält. Stefania intoniert dazu mit dunkel timbrierter Stimme, offenbart allerdings vor allem in den leiseren Teilen des Songs eine geradezu grauenhaft labberige Aussprache (“Ei gadd da Bauer” = “I got the Power”), so dass man den Text hier größtenteils erraten muss. Die hierfür erforderliche Konzentration will sich allerdings angesichts des dröhnenden Basses nicht richtig einstellen. Und schon sind wir beim Chorus angelangt, in dem die zarte Holländerin uns anbrüllt, als seien wir alle taub. Ohne das ganze visuelle Drumherum wirkt die Nummer schnell eintönig; allerdings können wir, wie schon bei Frau Foureira, wohl damit rechnen, dass das hellenische ESC-Team in Rotterdam einen effektiven multimedialen Gesamtangriff auf unsere Sinne inszeniert, so dass der griechische Beitrag recht gute Chancen besitzen dürfte. Zumal im diesjährigen, vanillelastigen Umfeld, in dem man über jedes Lied heilfroh ist, das wenigstens einen Puls hat.
Stefania (Mitte) als Teil des niederländischen Trios Kisses beim Junior-ESC 2016.
Der Moment, wenn man den eigentlich ganz okayen Videoclip als um viele Klassen besser empfindet als das Lied selbst…
Muss man denn krampfhaft, komplett bezugslos zur Komposition, schrecklich trötende, total nervende Ethnoelemente einbauen, um “kulturelle” Eigenständigkeit vorzugaukeln? Zwei griechische Totalausfälle hintereinander. Und die Jahrgänge davor waren auch nicht viel besser.
Ich hab als Österreicher ja Verständnis für alle Teilnehmer, die ein hartes B nicht ordentlich prononcieren können. (Gruß an die Franken) 😉
Aber selbst wenn sie mit Ihren Superkräften noch eine ordentliche Aussprache hin bekommt, rettet das das Lied leider auch nicht.