Eesti Laul 2021: Der dop­pel­te Koit

War­um es viel­leicht nicht die bes­te Idee ist, im Jahr 1 nach dem seu­chen­be­dingt aus­ge­fal­le­nen Euro­vi­si­on Song Con­test zwar eine pro for­ma offe­ne natio­na­le Vor­ent­schei­dung zu ver­an­stal­ten, dazu aber auch den Vor­jah­res­sie­ger ein­zu­la­den, belegt das (erwart­ba­re) Ergeb­nis der Eesti Laul-Fina­les vom ver­gan­ge­nen Sams­tag. Der schon 2020 aus uner­find­li­chen Grün­den vom hei­mi­schen Publi­kum aus­ge­wähl­te schlei­mi­ge Schön­ling Uku Suvis­te setz­te sich näm­lich auch die­ses Mal in bei­den Abstim­mungs­run­den des est­ni­schen Aus­wahl­ver­fah­rens durch und kann sich nun zu Recht ‘The lucky One’ nen­nen. Dabei gab sich die neun­köp­fi­ge inter­na­tio­na­le Jury extra Mühe und ver­frach­te­te ihn auf den ach­ten Platz in ihrem Ran­king. Dank des über­wäl­ti­gen­den Zuspruchs der Zuschauer:innen schaff­te er es jedoch spie­lend ins Super­fi­na­le der bes­ten Drei und kas­sier­te dort knapp die Hälf­te der abge­ge­be­nen Stim­men. Immer­hin, das muss man Uku zugu­te hal­ten, erwies sich sein dies­jäh­ri­ger, von ihm mit­ge­schrie­be­ner, über­pro­du­zier­ter Mid­tem­po­s­eich im Ver­gleich zum Vor­gän­ger­mo­dell ‘What Love is’ als nicht ganz so voll­ends uner­träg­lich ran­zi­ger Klischeequark.

Dun­can Lau­rence und Chin­giz haben ange­ru­fen und wol­len ihre Unter­was­ser­se­quenz zurück: Uku Suviste.

Die Juror:innen sahen übri­gens die stimm­star­ke Sis­si Nylia Beni­ta vor­ne, die Toch­ter des eins­ti­gen Euro­vi­si­ons­sie­gers Dave Ben­ton. Die aber ran­gier­te im Tele­vo­ting unter fer­ner lie­fen. Auch der von den “Pro­fis” favo­ri­sier­te Karl Kil­ling mit ‘Kiss me’ (oder war es Karl Kis­sing mit ‘Kill me’?) und das juve­nil-crin­gi­ge Nerd-Duo And­rei Zeva­kin & Pluuto, das auf­grund eines posi­ti­ven Coro­na­tests dem Fina­le fern­blei­ben muss­te (statt­des­sen kam die Auf­zeich­nung aus dem Semi zum Ein­satz), konn­te beim Publi­kum kei­nen Blu­men­topf gewin­nen. Eini­ger zeig­te man sich da schon beim frü­he­ren Grand-Prix-Ver­tre­ter Jüri Poots­mann, der eine erstaun­lich elek­tro-ent­spann­te ‘Magus melan­hoo­lia’ (‘Schö­ne Melo­die’) prä­sen­tier­te und zur all­ge­mei­nen Über­ra­schung unter Beweis stell­te, dass er ver­dammt sexy aus­se­hen kann, wenn er sich nicht als arro­gan­ter Ver­bin­dungs­stu­dent ver­klei­det und mit bil­li­gen Kar­ten­tricks auf­war­tet. Um so ärger­li­cher, dass ihm die im Super­fi­na­le allei­ne abstim­mungs­be­rech­tig­ten Zuschauer:innen die zwei­te Chan­ce ver­wehr­ten und an sei­ner Stel­le nun doch wie­der ein unsym­pa­thi­scher Schnö­sel zum Con­test fährt. Augen­schein­lich wol­len die Est:innen um jeden Preis ver­hin­dern, von Euro­pa als cool wahr­ge­nom­men zu werden.

Zwei­ein­halb Stun­den über­wie­gend öde Musik und eine halb­stün­di­ge Unter­bre­chung für die Nach­rich­ten: das Eesti-Laul-Fina­le 2021 am Stück.

Das lässt sich natür­lich auch am Schick­sal des Elek­tro­punk­du­os Redel (est­nisch für: Lei­ter, daher auch das Büh­nen­gim­mick) able­sen, bestehend aus dem Sän­ger Indrek Vaheo­ja, ein stu­dier­ter Archäo­lo­ge und neben­be­ruf­li­cher Radio- und Game­show­mo­de­ra­tor (Das gro­ße Backen), und dem Drum­mer Krist­jan Oden. Die bei­den sind eben­falls Teil der nach wie vor bestehen­den, legen­dä­ren Band Win­ny Puuh, die 2013 beim Eesti Laul mit ‘Mei­e­cundi­mees üks Kor­sa­kov läks eile Lät­ti’ den unbe­streit­bar sen­sa­tio­nells­ten Vor­ent­schei­dungs­bei­trag aller Zei­ten ablie­fer­te und damals wenigs­tens noch Drit­te wur­de. ‘Tar­tu’, Redels aktu­el­ler Ver­such und knapp zwei­mi­nü­ti­ger Fron­tal­an­griff auf sämt­li­che Sin­ne, in dem die Bei­den haupt­säch­lich diver­se est­ni­sche Käf­fer als “höl­zern” diss­ten, lan­de­te hin­ge­gen auf einem inak­zep­ta­blen Rang 9, und dies auch nur, weil es wenigs­tens von­sei­ten des Publi­kums etwas Zuspruch gab. Die dum­men, dum­men Juror:innen ver­schmäh­ten das grenz­ge­nia­le Mach­werk hin­ge­gen fast voll­stän­dig, mit Aus­nah­me zwei­er US-ame­ri­ka­ni­scher Produzent:innen. Ach, man möch­te schier ver­zwei­feln an der pop­mu­si­ka­li­schen Inkom­pe­tenz sei­ner Zeitgenoss:innen!

Egal, wie mild du bist, Egert ist mil­der (plus alle ande­ren Final­bei­trä­ge als Playlist).

Sehr hübsch mit anzu­schau­en war die Inter­ak­ti­on zwi­schen dem erneut ange­tre­te­nen zwei­fa­chen est­ni­schen Euro­vi­si­ons­ver­tre­ter Koit Too­me, der mit ‘We could have been beau­tiful’ eine eher so mit­tel­präch­ti­ge, melan­cho­li­sche Kla­vier­bal­la­de am Start hat­te, die er aller­dings mit tie­fen Bli­cken in die Kame­ra extrem gut ver­kauf­te, und sei­nen bei­den Chor­damen Kai­re Vil­gats und Dag­mar Oja. Die tra­ten näm­lich unter dem sehr pas­sen­den Pro­jekt­na­men Suured tüd­ru­kud (Gro­ße Mäd­chen) selbst an, mit einem herr­lich alt­mo­di­schen, von Koit und dem bereits erwähn­ten Mit­be­wer­ber Karl Kil­ling geschrie­be­nen, Pop­schla­ger namens ‘Heaven’s not that far tonight’. Der erin­ner­te im bes­ten Sin­ne an frü­he­re Melo­di­fes­ti­valen-Bei­trä­gen aus den gol­de­nen Zei­ten des schwe­di­schen Vor­ent­scheids und mach­te ein­fach nur Spaß. Zumal die bei­den fabel­haf­ten Schla­ger­tan­ten sich erkenn­bar selbst nicht all zu ernst nah­men, aber den­noch eine über­zeu­gen­de Cho­reo­gra­fie ablie­fer­ten. Und Koit wie­der­um bei ihnen im Chor sang! Wie toll war das denn? Ab sofort bit­te jedes Jahr, bis es mit dem ESC-Ticket klappt!

Fabel­haf­tig­keit im Dop­pel­pack: mit den zwei Gro­ßen Mäd­chen kann man garan­tiert jede Men­ge Spaß haben!

Vor­ent­scheid EE 2021

Eesti Laul. Sams­tag, 6. März 2021, aus der Saku Suur­hall in Tal­lin. 12 Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Karl-Erik Tau­kar und Tõnis Niinemets.
#Inter­pre­tenSong­ti­telTele­vo­teJurySuper­fi­na­lePlatz
01Egert Mil­derFree again012412
02Suured Tüd­ru­kudHeaven’s not that far tonight063407
03Hans Nay­naOne by one004710
04Ivo Lin­na, Robert Lin­na, SupernovaMa olen siin021811
05Karl Kil­lingKiss me006108
06Uku Suvis­teThe lucky One124224.08101
07Sis­si BentonTime037315.35702
08Jüri Poots­mannMagus melan­hoo­lia085912.77603
09RedelTar­tu071709
10Koit Too­meWe could have been beautiful104304
11And­rei Zeva­kin + PluutoWing­man046305
12Kadri Voor­andEner­gy054406

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3 Comments

  • Och, ich kann die Esten sehr gut ver­ste­hen. Er hat doch so tol­le blaue Augen und ist so gefühl­voll, hat so eine war­me sam­te­ne Stim­me und das ihm ver­ton­te Lied ist die viel­leicht bes­te Bal­la­de seit es den ESC gibt.….…..NICHT!!!
    Lei­der war es so zu erwar­ten und wie toll war Jüri, wie mit­rei­ßend Sis­si und wie unter­halt­sam Suured Tüdrukud.
    Aber nein, es muss­te natür­lich der „ach-was-bin-ich-doch-so-hete­ro“ Uku Suvis­te sein. Beson­ders schlimm fin­de ich, dass er auch in die­sem Jahr nicht viel bes­ser Eng­lisch kann, wie noch im letz­ten Jahr.…ich mag es echt nicht hören.

  • Est­land, wie könnt ihr nur? Die Mädels von Suured Tüd­ru­kud hät­ten es machen sol­len. Wegen mir auch noch der Koit oder Juri… aber Uku? An Belang­lo­sig­keit kaum zu über­tref­fen. Schade…

  • Die­ser Uku ist bis hin zum Song­ti­tel eine Mischung aus Sehr­gay Lazarev 2016 in ganz schlecht und dem (an sich schon schlech­ten) letz­ten Gewin­ner. Platz 15–20 und jetzt schon vor­ge­merkt zum Klogang.

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