Island 2021: Keeps get­ting better

Uff, was fällt mir gera­de ein zent­ner­schwe­rer Stein vom Her­zen! Seit der Direkt­no­mi­nie­rung mei­nes islän­di­schen Lieb­lings­pop­stars, letzt­jäh­ri­gen Sie­gers des Söng­va­kepp­nin und hei­ßen Favo­ri­ten auf den Euro­vi­si­ons­sieg 2020, Daði Freyr, für 2021 ver­folg­te mich die Angst, dass mir sein neu­er Bei­trag weni­ger gut gefal­len könn­te als sein dama­li­ger Genie­streich ‘Think about Things’. Heu­te Abend stell­te der Sen­der RÚV den Nach­fol­ge­ti­tel ’10 Years’ zum denk­bar ungüns­tigs­ten Zeit­punkt der gesam­ten Vor­ent­schei­dungs­sai­son vor, näm­lich par­al­lel zum Fina­le des schwe­di­schen Melo­di­fes­ti­valen. Was mei­nen hys­te­ri­schen Ver­dacht nähr­te, RÚV wol­le den Bei­trag womög­lich absicht­lich ver­ste­cken. Die Video­pre­mie­re begann sogleich mit einer Schreck­se­kun­de in Form eines Rudels schwel­ge­ri­schen Vio­li­nen: er wird doch nicht etwa das Undenk­ba­re getan haben und eine, man wagt es kaum aus­zu­spre­chen: Bal­la­de…? Doch nach weni­gen Sekun­den folg­te die Erlö­sung durch die ver­trau­ten, schnel­len elek­tro­ni­schen Beats. Puh!

Fin­de einen Mann, der dir so schö­ne Lie­bes­lie­der schreibt wie Dad­dy Fire.

Daðis neu­es Werk über­zeugt mit all den Ingre­di­en­zi­en, die man von dem Hips­ter kennt und schätzt: eine super­ein­gän­gi­ge, star­ke Hook, intel­li­gent-ver­spiel­te Melo­dien sowie eine sen­sa­tio­nell läs­si­ge, eige­niro­ni­sche Syn­chront­anz- und Hand­mo­ve-Cho­reo­gra­fie, der zwar unver­meid­ba­rer Wei­se das Über­ra­schungs­mo­ment fehlt, die aber den­noch schon beim ers­ten Zuschau­en immens die Lau­ne hebt. Als Kir­sche auf dem Sah­ne­häub­chen fun­giert der inti­me Song­text, eine abso­lut hin­rei­ßen­de Lie­bes­er­klä­rung an sei­ne in der Begleit­band Gag­na­ma­gnið spie­len­de Frau, die gera­de aus dem lako­ni­schen Vor­trag ihre tota­le Glaub­wür­dig­keit und Ernst­haf­tig­keit zieht und zumin­dest mein Herz zutiefst berührt. Daði setzt damit die Linie per­sön­li­cher Lyrics fort: von ‘Is this Love?’ (Söng­va­kepp­nin 2017) über das für sei­ne Toch­ter geschrie­be­ne ‘Think about Things’ bis nun eben zu ’10 Years’ schöpft der in Ber­lin leben­de Islän­der krea­ti­ve Kraft aus sei­ner Fami­lie. Ob sein neu­es­ter Titel nun noch ein­mal das­sel­be Momen­tum zu ent­fal­ten ver­mag wie 2020, muss sich wei­sen. Man kann ihm aber nicht vor­wer­fen, ein Abklatsch zu sein, und er ent­zieht sich bei aller Ver­traut­heit der Ele­men­te der direk­ten Ver­gleich­bar­keit zum Vor­jah­res­bei­trag. Und dafür schon lie­be ich ihn.

Bereits 2017 ein ähn­li­ches Rezept, und doch klingt jeder Song frisch: Daði.

16 Comments

  • Wie unter­schied­lich so ein Bei­trag doch wahr­ge­nom­men wer­den kann. Ich bin schon eini­ger­ma­ßen ent­täuscht, da dem guten Dadi hier nicht viel Neu­es ein­ge­fal­len ist und mir das Gan­ze selt­sam glatt­ge­bü­gelt vor­kommt. Ich war im Vor­jahr auch nicht der aller­größ­te Fan von sei­nem Bei­trag, weil ich fand, dass er den doch vom recht knuf­fi­gen Song mit dem nied­lichs­ten Text seit „Save your Kis­ses for me“ mit sei­nen, „ach…jetzt ver­ar­sche ich aber mal so rich­tig den ESC“-Mätzchen ablenkt. Trotz­dem gehör­te trotz­dem zu Recht zu den Favo­ri­ten. Jetzt beschränkt er sich auf eine kur­ze Sal­va­dor Sobral Remi­nis­zenz und im Refrain klingt das für mich teil­wei­se ein wenig wie Alex­an­der Rybaks „that‘s how you wri­te a Song“. Nichts des­to trotz, ins Fina­le wird er damit kom­men, denn schlecht ist das Gan­ze natür­lich trotz­dem nicht, aber eben­so wie Vic­to­ria wird er im Gegen­satz zum vor­jäh­ri­gen Bei­trag nicht um den Sieg mitkämpfen.

  • Ja! Ja! Ja! Das passt, wackelt und hat Luft! Ich fin­de es groß­ar­tig, aller­dings flasht es mich (noch?) nicht so sehr, dass Meta / Moro vom All­time-Thron gesto­ßen wer­den. Aber das soll­te mich sehr wun­dern, wenn das in Rot­ter­dam nicht gut läuft. Ob es für den Sieg reicht, muss man sehen, es ist kein Über­flie­ger à la Rybak, aber auch das muss ja alles gar nix hei­ßen: Der letz­te Bei­trag, wo ich Haus und Hof drauf ver­wet­tet hät­te, dass er gewinnt, war “Occi­den­ta­lis Kar­ma”, und wir wis­sen ja, wie die Geschich­te aus­ging. Die Boo­kies las­sen Island gera­de nach unten rut­schen, aber auch die wis­sen ja abso­lut nix (Cesar Sampson? Eugent Bush­pe­pa? Ryan O’Shaugh­nes­sy?). Im den Kom­men­ta­ren bei esc kom­pakt ist die Ent­täu­schung gera­de ziem­lich groß, weil der Novel­ty-Fak­tor von Think about Things fehlt. Seh ich aber nicht so kri­tisch. Wir wer­den sehen, was passiert.

    Etwas ganz Beson­de­res ist die­ser Bei­trag für mich aber den­noch, ich hab noch nie der Ver­öf­fent­li­chung eines Bei­trags so sehr ent­ge­gen­ge­fie­bert. War­um? Nun, viel­leicht hat sich schon rum­ge­spro­chen, dass Dadi bei die­sem Bei­trag Unter­stüt­zung bekom­men hat – ich mei­ne die Stel­le bei 2:21. Dort ist auf ein­mal ein Chor zu hören, aber nicht der, den man dort im Vor­der­grund sieht, son­dern einer aus ca. 1000 (genau wohl 1135) Euro­vi­si­ons­fans aus der gan­zen Welt. Eine davon bin ich.

  • Für mich auch die­ses Jahr wie­der ein Favo­rit, auch wenn das Lied für mich nicht so ein­gän­gig ist wie “Think about Things”. Wenn man es ein paar Mal gehört hat, ent­wi­ckelt es schon sei­nen Charme. Drü­cke jeden­falls fest die Damen, dass es ihm gelingt, auch in die­sem Jahr wie­der vor­ne mit­zu­spie­len! Wür­de Island den Sieg so sehr gönnen!

  • kein ver­gleich mit “tat”. Ich kann mir sogar vor­stel­len, dass dadi im semi­fi­nal hän­gen bleibt

  • Mir ging es ja bei “Think About Things” schon so, dass ich anfangs dach­te: nett, aber eigent­lich das glei­che wie 2017; hab es mir dann aber im Lauf der Zeit doch recht schöngehört.
    Mal sehen, ob das beim drit­ten Auf­guss auch wie­der klappt, bin mir aber nicht sicher, den Refrain fand ich letz­tes Jahr etwas ein­gän­gi­ger – dafür hab ich damals nicht selbst mit­ge­sun­gen (sie­he auch Tamara)…

  • @ag9: Das nimmt uns kei­ner mehr! Egal, wie es ist und egal, wie es abschnei­det! Von daher bin ich auch bei Island in die­sem Jahr nicht objektiv.

  • Der Dadi rockt das schon, so ent­spannt-läs­sig wie er ist sonst kei­ner. Und das trotz die­sem immensem Erwar­tungs­druck, der sonst höchs­tens noch auf the Roop gelas­tet ist. Freut mich, wie gera­de die­se bei­den Bands auch die­ses Jahr abge­lie­fert haben. Und das alles ganz ohne 100-Köp­fi­ger Exper­ten­teams und 12 Co-Autoren

  • Alles halb so wild – bei The Roop kam aus­ser mehr Dis­co und Fin­ger-Yoga eigent­lich auch nichts neu­es und natür­lich gab’s da genau­so Gegen­wind wie jetzt bei Daði & Co. Aller­dings haben letz­te­re mit dem noch fol­gen­den Video womög­li­ches ein wei­te­res Ass im Ärmel, dass rich­tig aus­ge­spielt auch den Favo­ri­ten­sta­tus fes­ti­gen wür­de. Auf der ande­ren Sei­te kann ich mir auch gut vor­stel­len, dass es Daði so im erwei­ter­ten Favo­ri­ten Kreis ohne Sieg­zwang (≠ RUS’16) viel bes­ser gefällt.

  • Wahr­lich nicht schlecht. Swingt sehr schön und ist daher ein Farb­tup­fer im Teil­neh­mer­feld, obwohl das The­ma Elek­tro­pop heu­er bei nicht gera­de weni­gen Bei­trä­gen eine gro­ße Rol­le spielt. Aller­dings fehlt mir bei 10 Years im Ver­gleich zu Think about Things so ein biss­chen das gewis­se Etwas.

  • Wann kommt denn die Review von GE, MT und AZ, wer­ter Haus­herr? Oder müs­sen wir uns noch bis zur Ver­öf­fent­li­chung von Lukaschen­kos neu­es­tem Mach­werk gedulden?

  • ich ver­mis­se ihn auch und schaue jeden tag rein, ob es was neu­es von ihm gibt.
    Ob er den fast schon obli­ga­ten esc-blues hat?
    Freu mich auf neue arti­kel von ihm, im spe­zi­el­len natür­lich auf sei­ne ” lobes­hym­nen??” über den schwei­zer beitrag.

  • Ist er tot? :O

    But you know he did­n’t die – he had crystal­li­zed (Katya: “oooohh”) and now he is a glama­zon b**ch, rea­dy for the run­way. – Ken­ne­dy Daven­port, RPDR sea­son 7, 2015

    May he rise like a phoenix…

  • Ich hab ihn neu­lich mal ange­schrie­ben, aber noch kei­ne Ant­wort. Er twit­tert aber immer­hin regel­mä­ßig, was hof­fent­lich heißt, dass er wohl­auf ist.
    Kann ja auch ein­fach sein, dass man in der momen­ta­nen Situa­ti­on ande­res im Kopf hat … könn­te ich bes­tens verstehen.

  • Aber selbst nach der Absa­ge des ESC 2020 hat er noch die rest­li­chen damals feh­len­den Bei­trä­ge kom­men­tiert, z.B. Mal­tas “All Of My Love”. Aber jetzt? etli­che kurz der Dead­line ein­ge­reich­te Songs sind seit vie­len Wochen bekannt, die Büh­ne in Rot­ter­dam steht und es pas­siert hier rein gar nichts. Fin­de ich schon SEEE­EHR unge­wöhn­lich. Und mal ehr­lich: genug Zeit für so etwas müss­te doch im aktu­el­len Lock­down eigent­lich jeder haben…

  • @Patrick Schnei­der
    Also soweit ich mich erin­nern kann, hat­te er zum Zeit­punkt der Absa­ge 2020 Mal­ta und Russ­land noch nicht bespro­chen gehabt. Bei sei­nem “Deutsch­land ret­tet den Grand Prix”-Artikel hat er Mal­ta nur als “meh” bezeich­net und zu Russ­land einen klei­nen Kom­men­tar unter dem Musik­vi­deo abgegeben.

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