ESC-Fina­le 2021: Fünf ist Trümpf

Für alles trägt Nata­lia Gor­dien­co die Ver­ant­wor­tung. 2006, als die mol­da­wi­sche Sän­ge­rin mit ukrai­ni­schen Wur­zeln das ers­te Mal am Euro­vi­si­on Song Con­test teil­nahm, damals gemein­sam mit dem Ex-O-Zone-Mit­glied Arse­ni­um, gewan­nen, die Älte­ren erin­nern sich viel­leicht noch, die ges­tern als Star­gäs­te im Pau­sen­pro­gramm per­for­men­den Mons­ter­ro­cker Lor­di den euro­päi­schen Wett­be­werb und erschüt­ter­ten damit die Grund­fes­ten des ehe­ma­li­gen Chan­son­fes­ti­vals. Inklu­si­ve der bis dahin als unab­än­der­lich gel­ten­den Gewiss­hei­ten, dass für Hard­rock kein Platz sei beim jähr­li­chen Schla­ger­wett­streit und dass die Fin­nen nie gewin­nen. Die­ses Jahr ging Frau Gor­dien­ko erneut an den Start (über die unrühm­li­che Rol­le ihres künst­le­ri­schen Strip­pen­zie­hers Phil­lip Kirk­o­rov bei mut­maß­li­chen Ergeb­nis­ma­ni­pu­la­tio­nen im Semi­fi­na­le wird noch in einem geson­der­ten Arti­kel zu reden sein), et voi­là: mit dem ita­lie­ni­schen Glam­rock-Quar­tett Månes­kin obsieg­ten zum zwei­ten Mal in der 65jährigen Geschich­te des Con­tests Vertreter:innen die­ses beim euro­päi­schen Wett­sin­gen sonst eher spär­lich ver­tre­te­nen Gen­res. Was den so cha­ris­ma­ti­schen wie attrak­ti­ven Front­mann Dami­a­no David zur Behaup­tung “Rock’n’Roll never dies!” ver­an­lass­te. Und erneut gin­gen am gest­ri­gen Abend etli­che ehe­ma­li­ge Gesetz­mä­ßig­kei­ten über Bord.

Die völ­lig bei­läu­fi­ge Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit wel­cher Dami­a­no wäh­rend der Sie­ger­re­pri­se auf offe­ner Büh­ne den Gitar­rist Tho­mas Rag­gi abknutscht: das hat­te Gran­dez­za! (IT)

So wie bei­spiels­wei­se der noch immer bei vie­len euro­päi­schen Dele­ga­ti­ons­lei­tun­gen (und Interpret:innen) fest ver­an­ker­te Irr­glau­be, man müs­se unbe­dingt auf Eng­lisch sin­gen, um eine Chan­ce zu haben: vier der fünf erst­plat­zier­ten Songs, ein­schließ­lich des Sie­ger­ti­tels ‘Zit­ti e buo­ni’, kamen in Lan­des­spra­che daher. Auch der Fokus­sie­rung auf schein­ba­re Mas­sen­taug­lich­keit und dem in den letz­ten Jah­ren von vie­len Län­dern unter­nom­me­nen Ver­such, mit in Song­wri­tin­g­camps ent­stan­de­nen und von gleich meh­re­ren inter­na­tio­na­len Hitschreiber:innen musi­ka­lisch sand­ge­strahl­ten, mög­lichst strom­li­ni­en­för­mi­gen Euro­vi­si­ons­bei­trä­gen einen Sieg am Reiß­brett zu ent­wer­fen, erteil­te das Publi­kum eine kla­re Absa­ge: so betei­lig­ten sich gleich zehn Autor:innen, ein­schließ­lich der Inter­pre­tin Sen­hit, am voll­kom­men inhalts­lee­ren san­ma­ri­ne­si­schen Pop-Ban­ger ‘Adre­na­lina’, für des­sen Pro­duk­ti­on, Pro­mo­ti­on und Prä­sen­ta­ti­on ver­mut­lich ein Bud­get in Höhe des jähr­li­chen Brut­to­in­lands­pro­dukts des Winz­staa­tes drauf­ging. Doch nicht ein­mal der frag­los eben­falls kost­spie­li­ge Ein­satz des US-ame­ri­ka­ni­schen Rap­pers Flo Rida nutz­te etwas: mit schlap­pen 13 Pünkt­chen ver­en­de­te das abso­lut unter­halt­sa­me Spek­ta­kel auf Rang 21 in der Gunst der Zuschauer:innen und schnitt damit wesent­lich schlech­ter ab als sei­ner­zeit Dis­co-Dad­dy Ser­hat mit ‘Say na na na’.

Das gibt eine hohe steu­er­li­che Ver­lust­ab­schrei­bung für die spons­orie­ren­de ita­lie­ni­sche Kle­be­bild­chen­fir­ma Pani­ni: Sen­hit und ihr kurz­be­hos­ter Rapperbube.

Unter­des­sen gin­gen mit ita­lie­ni­schem Glam Rock, ukrai­ni­schem Tech­no-Folk, klas­si­schem fran­zö­si­schem Chan­son, fin­ni­schem Nu Metal, islän­di­schem und litaui­schem Nerd-Elek­tro-Pop, schwei­ze­ri­schen Fal­sett­ge­sän­gen und rus­si­schem Pro­gres­siv­rap sämt­li­che drei­stel­li­gen Tele­vo­tin­g­er­geb­nis­se an musi­ka­li­sche Stil­rich­tun­gen, die von deut­schen For­mat­ra­dio­ver­ant­wort­li­chen in aller Regel noch nicht ein­mal mit der Kneif­zan­ge ange­fasst wer­den wür­den. Deren Interpret:innen wie­der­um ein­te, dass sie alle einen Dreck auf ihre Con­test­taug­lich­keit gaben, dafür aber erkenn­bar an sich und ihre Musik glaub­ten. Und Månes­kin, deren Song­text ja gera­de­zu ein Mani­fest an die Unan­ge­passt­heit dar­stellt, taten dies am über­zeu­gends­ten. Wes­we­gen es bereits beim San-Remo-Fes­ti­val so ein außer­or­dent­li­ches Ver­gnü­gen berei­te­te, ihnen zuzu­schau­en, wie sie mit ihrer sexy Fickt-euch-Atti­tü­de eine auch dort hoch­klas­si­ge Kon­kur­renz aus dem Feld räum­ten. A pro­pos San­re­mo: ich kann nur hof­fen und beten, dass die Rai die Orga­ni­sa­ti­on und Mode­ra­ti­on des Euro­vi­si­on Song Con­test 2022 in die Hän­de von Ama­de­us und Fio­rel­lo legt, selbst wenn dies eine Aus­wei­tung der Sen­de­zeit auf sechs­ein­halb Stun­den (pro Show!) nach sich zieht.

Vol­le vier Stun­den lang schick­te das ESC-Fina­le 2021 ein Licht der Hoff­nung über das seu­chen­ge­schüt­tel­te Euro­pa (gan­ze Show).

Mit tie­fer Befrie­di­gung hin­ter­lässt mich zudem, mit wel­cher Ver­ve und Einig­keit das Publi­kum den dia­bo­li­schen Juror:innen den Mit­tel­fin­ger zeig­te, die in der Jury­ab­stim­mung ledig­lich viert­plat­zier­ten Italiener:innen mit einem Erd­rutsch­vo­ting ganz nach vor­ne punk­te­te und das Bevor­mun­dungs­gre­mi­um damit wir­kungs­voll ent­mach­te­te, das sich mit einer Abwei­chungs­span­ne von bis zu 170 Punk­ten (!) mal wie­der so unrett­bar weit ent­fernt von den Men­schen die­ses Kon­ti­nents prä­sen­tier­te wie die CDU von zukunfts­fä­hi­gen Kon­zep­ten zur poli­ti­schen Füh­rung unse­res Lan­des. Zumal mit dem wie frisch aus 2002 ent­führt klin­gen­den, juve­nil-nihi­lis­ti­schen Nu-Metal-Stück ‘Dark Side’ von Blind Chan­nel ein zwei­tes gitar­ren­brat­zen­des Ange­bot zur Ver­fü­gung stand und es somit Anlass zur Befürch­tung gab, die Stim­men der Freun­de der här­te­ren Gang­art könn­ten sich gleich­mä­ßig auf bei­de Num­mern ver­tei­len und sich damit selbst kan­ni­ba­li­sie­ren. Doch gegen die erfri­schend andro­gy­nen Römer:innen wirk­ten die fin­ni­schen Jungs trotz des auch im Song­text pro­vo­kant aus­ge­streck­ten Mit­tel­fin­gers und einer bedenk­li­chen Roman­ti­sie­rung des Sui­zids als Vor­aus­set­zung für die Auf­nah­me in den berühmt-berüch­tig­ten “27 Club” ver­gleichs­wei­se kon­ven­tio­nell. Und waren mit ihrem vier­ten Rang im Tele­vo­ting gut bedient.

Die tun nix, die wol­len nur spie­len: Blind Chan­nel (FI).

Der Mit­tel­fin­ger spiel­te auch im deut­schen Bei­trag ‘I don’t feel Hate’ des Ham­bur­gers Jen­drik Sig­wart eine Rol­le, hier sogar gleich in Form einer agil umher­tan­zen­den und ent­fernt an das Post­leit­zah­len­mas­kott­chen Rolf erin­nern­den Schaum­stoff­hand (Dau­men hoch übri­gens für den Humor der Niederländer:innen, Jen­drik und die Fin­nen in der Auf­tritts­rei­hen­fol­ge direkt hin­ter­ein­an­der weg zu plat­zie­ren!). Das gut gemein­te und im Gegen­satz zum Pro­ben­vi­deo aus dem Semi­fi­na­le dies­mal sogar ver­hält­nis­mä­ßig gut gesun­ge­ne, krib­bel­bunt-über­dreh­te ger­ma­ni­sche Auch-die-ande­re-Wan­ge-hin­hal­ten-Musi­cal­mär­chen ver­moch­te die Europäer:innen indes nicht zu über­zeu­gen und gehör­te zu den dies­mal gleich vier (!) Nul­poin­tern in der Publi­kums­gunst, übri­gens alle­samt Ange­hö­ri­ge der Big Five bzw. der fix fürs Fina­le gesetz­ten Gast­ge­ber­na­ti­on. Posi­tiv zu ver­mer­ken dabei immer­hin die gelas­se­ne Reak­ti­on des schein­bar uner­schüt­ter­lich fröh­li­chen Jen­driks, des­sen unter erkenn­ba­rem und von ihm auch direkt ein­ge­räum­ten Alko­hol­ein­fluss ste­hen­de Live­schal­te in die wie immer erbärm­li­che ARD-After­par­ty mit Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger uns zumin­dest einen sehr unter­halt­sa­men TV-Augen­blick bescherte.

Damen und Her­ren und alle, die sich nicht ent­schei­den möch­ten”: auch der offen schwu­le deut­sche Tele­tub­bie Jen­drik sorg­te für Gen­der-Awa­re­ness. Und er begrün­de­te die neue ESC-Sport­ka­te­go­rie “Uku­lu­le-Hoch­wurf”. Ist doch was! 

Noch sou­ve­rä­ner gestal­te­te sich der Umgang des bedau­erns­wer­ten Bri­ten James New­man, der für sei­ne trom­pe­ten­las­ti­ge, musi­ka­lisch abso­lut okaye Upt­em­po­num­mer ‘Embers’ sogar die Dop­pel­null kas­sier­te, mit sei­ner Nie­der­la­ge. Die für den gleich­zei­tig bru­tals­ten wie soli­da­rischs­ten Moment des Abends sorg­te: nach­dem das Publi­kum in der Hal­le auf die beson­ders ernied­ri­gen­de öffent­li­che Demü­ti­gung des sym­pa­thi­schen Sin­ger-Song­wri­ters vor Mil­lio­nen von TV-Zuschauer:innen durch die seit 2019 prak­ti­zier­te Form der getrenn­ten Punk­te­be­kannt­ga­be mit wüten­den Buh­ru­fen und Pfif­fen reagier­te, sprang James auf und ließ sich von sei­nen trost­ap­pl­aus­spen­den­den Konkurrent:innen im Green Room trot­zig-gelas­sen abfei­ern. Er gewann damit sicher­lich den Respekt eines gan­zen Kon­ti­nents für die­se typisch bri­ti­sche Stiff-Upper-Lip-Atti­tü­de, die nicht von unge­fähr an sei­ne unglaub­lich tap­fe­re Lands­frau SuRie und ihrem Umgang mit einem Büh­nen­in­va­so­ren beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2018 in Lis­sa­bon erin­ner­te. Für New­man tat es mir beson­ders leid, weil sein Song durch­aus einen Fort­schritt mar­kier­te im Ver­gleich zu den bri­ti­schen Rohr­kre­pie­rern der letz­ten Jah­re. Doch solan­ge die BBC die nach wie vor gül­ti­ge Gesetz­mä­ßig­keit des ESC nicht kapiert, dass selbst guter Durch­schnitt weni­ger Punk­te nach sich zieht als her­vor­ra­gen­der Trash, so lan­ge muss sich die Insel wohl wei­ter­hin im “sie has­sen uns alle” ergehen.

War es wirk­lich nötig, zur Ein­lei­tung gleich zwei Mal dar­auf hin­zu­wei­sen, dass das UK an letz­ter Stel­le im Jury­vo­ting lag? Neben James nah­men auch der sich beöm­meln­de Jen­drik, der schick­sals­er­ge­be­ne Blas und der auf­rich­tig rat­lo­se Jean­gu ihre Nul Points mit größt­mög­li­cher Wür­de entgegen.

Dass die­sem gera­de noch so gewen­de­ten Moment dann aller­dings noch gleich drei wei­te­re Nil-Point-Klat­schen folg­ten, neben Jen­drik auch für den tuff­haa­ri­gen Spa­ni­er Blas Can­tó und sei­ne hoff­nungs­los lah­me Schnarch­bal­la­de, wel­cher noch nicht mal die Aus­schlach­tung der an Coro­na ver­stor­be­nen Groß­mutter des Sän­gers zu einem Blu­men­topf ver­hel­fen konn­te, sowie für den Heim­bei­trag, erwies sich als unnö­tig grau­sam gegen­über den ban­gen­den Künstler:innen. Gera­de im Fal­le des für die Gastgeber:innen ange­tre­te­nen, gebür­ti­gen Suri­na­me­sen Jean­gu Macrooy und sei­ner mul­ti­kul­tu­rel­len Selbst­be­haup­tungs­hym­ne ‘The Birth of a new Age’ mit der mar­kan­ten, in sei­nem kreo­li­schen Hei­ma­t­idi­om vor­ge­tra­ge­nen, ange­sichts der nicht enden wol­len­den Brok­ko­li-Wit­ze extra noch dick auf die Lein­wand pro­ji­zier­te und eigens über­setz­te Hook­li­ne ‘Yu no man bro­ko mi’ (‘Du kannst mich nicht bre­chen’) wirk­te die Nicht­be­ach­tung des lei­der ein biss­chen len­den­lah­men Songs durch die Televoter:innen und Jurys nicht nur extrem rüde, son­dern grenz­te vor dem Hin­ter­grund der Geschich­te des offen schwu­len und vor der Homo­pho­bie in der frü­he­ren nie­der­län­di­schen Kolo­nie geflo­he­nen Sän­gers und sei­nes Ver­suchs des kul­tu­rel­len Brü­cken­schla­gens an offe­ne Ignoranz.

Der Rhyth­mus hät­te ruhig ein wenig rebel­li­scher aus­fal­len kön­nen: Jean­gu mit sei­nem eben­falls schwu­len Zwil­lings­bru­der (NL).

Dem Jury­fa­vo­ri­ten Gjon Muhar­re­maj (Gjon’s Tears) aus der Schweiz konn­te man die schmerz­li­che Ent­täu­schung, es im Zuschau­er­vo­ting “nur” auf den sieb­ten Rang geschafft zu haben, im Gesicht able­sen, aus dem in der Schluss­pha­se der Wer­tung sämt­li­che kind­li­che Freu­de ent­wich. Auch das eine unnö­ti­ge Abwer­tung sei­ner ja nun wirk­lich ergrei­fend schö­nen, ein biss­chen ver­spon­ne­nen und die ganz gro­ßen The­men Leben, Lie­be und Tod ver­han­deln­den fran­ko­phi­len Bal­la­de ‘Tout l’Uni­vers’. Zumal 165 Punk­te für einen so arti­fi­zi­ell-ver­schro­be­nen Auf­tritt und eine so unge­wöhn­li­che Stim­me ja nun wirk­lich kei­ne Schan­de dar­stel­len und der in die­sem Jahr­tau­send im Wett­be­werb doch eher min­der­er­folg­rei­chen Eid­ge­nos­sen­schaft mit einer Bron­ze­me­dail­le im Gesamt­ran­king eines ihrer bes­ten Ergeb­nis­se bescher­ten. Doch indem ihn die zur Span­nungs­er­hö­hung die­nen sol­len­de Wer­tungs­aus­zäh­lungs­re­gie zunächst zum schein­ba­ren Sie­ger kür­te und ihn dann auf den letz­ten Metern wie­der zurück ins Glied schob, raub­te sie sei­ner stol­zen Leis­tung lei­der sämt­li­chen Glanz. Die­ses Ver­fah­ren gehört eben­so wie­der gekippt wie die Zulas­sung von Chor­stim­men auf dem Back­ing Tape. Und auch die Ernen­nung ehe­ma­li­ger ESC-Teilnehmer:innen zu Punkteverkünder:innen bedarf viel­leicht der Eva­lua­ti­on: wirk­lich schlimm der Auf­tritt Ihrer schwe­di­schen Grand-Prix-Hei­lig­keit Caro­la, die uns ihre gesam­te Lebens­ge­schich­te auf­drän­gen woll­te und den Betrieb weit über Gebühr auf­hielt. Ein High­light hin­ge­gen der “Play Jaja Ding Dong!”-Mann aus der Net­flix-Kla­mot­te Euro­vi­si­on – The Sto­ry of Fire Saga als islän­di­scher Jurysprecher.

Sein Wunsch sei mir Befehl: hier ist Jaja Ding Dong.

Neben Gjon’s Tears, des­sen Eltern aus dem Koso­vo und aus Alba­ni­en stam­men, spiel­te mit der über einen ser­bi­schen Groß­va­ter ver­fü­gen­den Bar­ba­ra Pra­vi eine zwei­te fran­ko­phi­le Inter­pre­tin mit Bal­kan­be­zug um den Sieg mit, und grand­pri­x­es­ker lässt sich der Grund­ge­dan­ke der kul­tu­rel­len Bin­de­kraft Euro­pas nicht dar­stel­len. Zumal die sich in ihren Lyrics extrem ver­letz­lich machen­de Pra­vi mit der ver­dien­ten Sil­ber­me­dail­le für ihr musi­ka­lisch an die ganz gro­ßen Chan­son-Tra­di­tio­nen anknüp­fen­des ‘Voi­là’, das fran­zö­si­scher nicht hät­te sein kön­nen, wenn sie wäh­rend des Auf­tritts Gita­nes-rau­chend und rot­wein­trin­kend ein mit Camem­bert beleg­tes Baguette ins Publi­kum gewor­fen hät­te, neben den Sieger:innen gleich das zwei­te Bei­spiel dafür ablie­fer­te, dass ein Big-Five-Land mit einem im Rah­men eines öffent­li­chen natio­na­len Vor­ent­scheids mit vie­len ver­schie­de­nen Teilnehmer:innen und Musik­sti­len aus­ge­such­ten, nicht extra für den Con­test zusam­men­ge­schus­ter­ten, in Lan­des­spra­che into­nier­ten Lied euro­pa­weit gro­ßen Anklang fin­den kann. Und damit gehen mir so lang­sam die Hän­de aus zum Hal­ten der gan­zen rie­si­gen Zaun­pfäh­le, mit denen ich hier gera­de ver­zwei­felt in Rich­tung NDR win­ke. Viel­leicht liegt im anste­hen­den Wech­sel des deut­schen ESC-Ver­ant­wort­li­chen die Chan­ce zu einem kon­zep­tu­el­len Neu­be­ginn unse­res Aus­wahl­ver­fah­rens, weg von zu viel Kon­zept und dem mathe­ma­ti­schen Erzwin­gen­wol­len des Erfolgs?

Hier bin ich und hof­fe, geliebt zu wer­den, schüt­tet uns Bar­ba­ra das Herz aus (FR). Wirst du.

Was der für ein Euro­vi­si­ons­fi­na­le außer­ge­wöhn­lich viel­fäl­ti­ge und hoch­klas­si­ge Abend außer­dem zeig­te: man muss die Mode­ra­ti­on der Vier-Stun­den-Show nicht durch gescrip­te­te Stand-up-Come­dy auf­lo­ckern, um als Gast­ge­ber zu glän­zen, son­dern kann auch durch pro­fes­sio­nell-freund­li­che Serio­si­tät und ein durch­dach­tes Rah­men­pro­gramm bril­lie­ren. Und die unfrei­wil­li­ge Zwangs­pau­se im Vor­jahr sorg­te nicht, wie von mir zunächst befürch­tet, für einen nicht mehr zu kit­ten­den emo­tio­na­len Bruch, son­dern ließ einen nur noch mehr wert­schät­zen, auf was man für ein Jahr ver­zich­ten muss­te und ließ den Abend noch hel­ler fun­keln (wie übri­gens auch das wun­der­schö­ne sil­ber­ne Lamett­akleid­chen, das ges­tern augen­schein­lich von Sän­ge­rin zu Sän­ge­rin wei­ter­ge­reicht wur­de und das natür­lich haupt­säch­lich bei den erfreu­li­cher­wei­se wei­ter­hin in ange­mes­se­ner Zahl ver­tre­te­nen Trash-Dis­co­pop-Num­mern zum Ein­satz kam). Gefühlt mar­kier­te das gest­ri­ge ESC-Fina­le die so lan­ge ersehn­te Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät. Auch, wenn ich bezweif­le, dass es die jemals geben wird. Den Preis dafür zah­len aller­dings die in Rot­ter­dam posi­tiv auf Covid getes­te­ten Dele­ga­ti­ons­mit­glie­der aus Polen und Island sowie der nun­mehr ent­trohn­te Euro­vi­si­ons­re­gent Dun­can Lau­rence, denen natür­lich ein mög­lichst mil­der Ver­lauf und eine schnel­le und voll­stän­di­ge Gene­sung zu wün­schen ist.

Muss­ten vom Hotel­zim­mer aus zuschau­en: Dad­dy Fire und sei­ne Gang, von wel­cher sei­ne Frau Árný Fjó­la Ásmunds­dót­tir (die Klei­ne mit der Bril­le) die abso­lut cools­te ist (IS).

ESC 2021, Finale

Fina­le des Euro­vi­si­on Song Con­test 2021. Sams­tag, der 22. Mai 2021, 21 Uhr, aus der Ahoi-Are­na in Rot­ter­dam, Nie­der­lan­de. 17 Teil­neh­mer­län­der. Mode­ra­ti­on: Chan­tal Jan­zen, Edsilia Rom­bley, Jan Smit und Nik­kie de Jager.
#LandInter­pre­tenSong­ti­telTele­vo­tingJurySum­mePlatz
01CYEle­na TsigranouEl Dia­blo04405009416
02ALAnx­he­la PeristeriKar­ma03502205721
03ILEden Ale­neSet me free02007309317
04BEHoo­ver­pho­nicThe wrong Place00307107419
05RUManiz­haRus­si­an Woman10010420409
06MTDesti­ny ChukunyereJe me casse04720825507
07PTThe Black MambaLove is on my Side02712615312
08RSHur­ri­ca­neLoco Loco08202010215
09UKJames New­manEmbers00000000026
10GRSte­fa­nia LiberakakisLast Dance07909117010
11CHGjon’s TearsTout l’Uni­vers16526743203
12ISDaði Fryr + Gagnamagnið10 Years18019837804
13ESBlas Can­tóVoy a querdame00000600624
14MDNata­lia GordiencoSugar06205311513
15DEJen­drik SigwartI don’t feel Hate00000300325
16FIBlind Chan­nelDark Side21808330106
17BGVic­to­ria GeorgievaGro­wing up is get­ting old03014017011
18LTThe RoopDis­cote­que16505522008
19UAGo_AShum26709736405
20FRBar­ba­ra PraviVoi­là25124849902
21AZSami­ra EfendiMata Hari03303206520
22NOTixFal­len Angel06001507518
23NLJean­gu MacrooyBirth of a new Age00001101123
24ITMånes­kinZit­ti e buoni31820652401
25SETus­seVoices06304610914
26SMSen­hitAdre­na­lina01303705022

22 Comments

  • Ach, das haben Sie ja mal wie­der schön geschrieben!

    Ein groß­ar­ti­ger Abend! Zwar hät­te ich lie­ber Bar­ba­ra Pra­vi am Ende als Sie­ge­rin gese­hen, aber Månes­kin war­tet in mei­nem Ran­king gleich dar­un­ter. Bis auf die Style-over-sub­s­tance Grie­chin auf Rang 10 und mei­nen Hass­ti­tel 2021 aus Mol­da­wi­en auf Platz 13 bin ich mit dem Gesamt­ergeb­nis sehr zufrie­den. Vier mal Lan­des­spra­che in der Top 5 ist ja mal auch der Ham­mer! Und dann auch noch mit UK ein neu­er Ein­trag in die Nul Points Hall of Shame des ESC! Wobei ich auch die Reak­ti­on von allen vier Nullern rich­tig cool fand. 

    Und zu guter Letzt noch ein dickes, fet­tes Dan­ke­schön an den Haus­herrn für die unter­halt­sa­me und teil­wei­se sehr lus­ti­ge Bericht­erstat­tung über das ESC-Gesche­hen auch in der Sai­son 2021. Mir ist abso­lut bewusst, dass dies nicht selbst­ver­ständ­lich war nach der Absa­ge im letz­ten Jahr und dem Nicht­zu­las­sen der Wett­be­werbs­ti­tel von 2020 für 2021. 

    Soll­te es noch einen Arti­kel über den dies­jäh­ri­gen Jury-Tele­vo­te-Split in den Semi’s geben (mit dem Flam­me­ga­te, das mich auch etwas wütend macht) freue ich mich schon­mal drauf. Ansons­ten an den Haus­herrn, allen Lesern und Kom­men­tar­schrei­bern die­ses Blogs und mir selbst eine hof­fent­lich erträg­li­che PED! Mai­land 2022!

  • @ Oli­ver: Jen­drik sagt im Lied: “Damen und Her­ren und die, die sich nicht ent­schei­den möch­ten” und nicht “… die sich nicht ent­schei­den kön­nen”. Ist ein klei­ner aber wich­ti­ger Unterschied.

    Ansons­ten schlie­ße ich mich ger­ne noch­mal dem Dank an dich an.

    Und zum gest­ri­gen Ergeb­nis hab ich in mei­nem letz­ten Kom­men­tar zum 2. Halb­fi­na­le bereits alles Wich­ti­ge aus mei­ner Sicht gesagt…

  • Ich ver­ste­he Euro­pa nicht. Ich sit­ze hier am frü­hen Mon­tag­mor­gen und fra­ge mich immer noch, war­um zum Teu­fel aus­ge­rech­net der stärks­te Jahr­gang seit 2014 vier Tele­vo­te-Nul­poin­ter hervorbringt.

    Es freut mich für Ita­li­en, Frank­reich und die Schweiz (wie Nul­points auf Twit­ter fest­stell­te: die ers­te Top 3 aus­schließ­lich aus ESC-Grün­der­na­tio­nen seit 1986), aber die Demü­ti­gung der Sän­ger bei der Punk­te­ver­ga­be hat in die­ser Form beim Wett­be­werb nichts zu suchen. Back­ground­ge­sang vom Band hin oder her, *das* war der Moment, bei dem mich der dies­jäh­ri­ge Wett­be­werb kom­plett ver­lo­ren hat. Frü­her konn­te der ange­hen­de Nul­poin­ter wenigs­tens bis zur letz­ten Wer­tung hof­fen – jetzt darf er die gesam­te Ver­kün­dung der Tele­vo­tes lang da sit­zen und sich fra­gen, was schief gelau­fen ist. Zumal mir spon­tan fünf Dut­zend Bei­trä­ge aus den letz­ten zehn Jah­ren ein­fal­len – dar­un­ter eini­ge extrem erfolg­rei­che und min­des­tens einer aus dem glei­chen ver­damm­ten Fina­le (hal­lo Mol­dau!) – die die­ses Schick­sal eher ver­dient hat­ten als *jeder ein­zel­ne* der dies­jäh­ri­gen vier. 

    I *do* feel hate, the embers have died, you have bro­ken me, I’m not staying. 

    Denkt euch eine neue Mög­lich­keit aus, euch zu finan­zie­ren, EBU. Das Modell der Big Five ist mit die­sem Abend gestor­ben (nach­dem die unters­ten Rän­ge der Wett­be­wer­be seit 2008 es ohne­hin schon auf die Inten­siv­sta­ti­on ver­legt hat­ten). Schickt Deutsch­land, Spa­ni­en und Groß­bri­tan­ni­en in die Semis oder lasst es gleich ganz blei­ben. So macht das kei­nen Spaß (was ich sehr scha­de fin­de, weil Manes­kin ver­dien­te Sie­ger eines eigent­lich groß­ar­tig besetz­ten ESC waren – aber nicht über 500 Punk­te bes­ser als Spa­ni­en, Deutsch­land, Groß­bri­tan­ni­en und die Nie­der­lan­de zusammen).

    Ich woll­te nie einer die­ser Frü­her-war-alles-bes­ser-Mecke­rer wer­den. Ich has­se mich selbst dafür, dass aus­ge­rech­net der Come­back-ESC 2021 mich zu genau der Sor­te Fan macht, deren Kom­men­ta­re ich nor­ma­ler­wei­se mit Augen­rol­len über­le­se. Aber genau das ist pas­siert. Herz­li­chen Glück­wunsch, Euro­pa. Dei­ne uner­klär­li­che Lie­be zum lang­wei­ligs­ten Lied des Jahr­gangs 2017 hat das nicht geschafft, aber das Jahr, in dem es wie­der auf­wärts gehen soll­te, schafft es. Ich fra­ge mich zum ers­ten Mal seit 25 Jah­ren, war­um ich eigent­lich mit die­ser Trash­par­ty mei­ne Zeit ver­geu­de, bei der der schlech­tes­te Bei­trag des Fina­les (Ukrai­ne) Zwei­ter im Tele­vo­ting wird und die Mei­nung sich Bahn bricht, “Sugar” hät­te 63 Punk­te mehr ver­dient als die Final Four zusammen.

    Ich will ein­fach nur noch hier weg. Ich wer­de wahr­schein­lich auch 2022 wie­der da sit­zen und zuse­hen, wie es in Turin, Mai­land oder Bolo­gna bere­chen­ba­re 0 Punk­te für deut­sche, spa­ni­sche und bri­ti­sche Bei­trä­ge gibt, weil die Dep­pen bei BBC, RTVE und ARD es ein­fach nicht auf die Ket­te krie­gen, wäh­rend Plas­tik­pop aus schwe­di­scher Mas­sen­fer­ti­gung Mit­tel­feld­plät­ze abräumt und sich ein paar wirk­lich mit Herz­blut und Lei­den­schaft vor­ge­tra­ge­ne Lie­der um die Medail­len prügeln. 

    Soll­te das Gan­ze nicht mal Spaß machen?

  • Und wie­der ein­mal möch­te ich Oli­ver für eine Rezen­si­on dan­ken, wie sie tref­fen­der nicht sein könnte.
    Auch für mich ist die „Eng­lisch-Bes­se­sen­heit“ der betei­lig­ten Sen­de­sta­tio­nen, allen vor­an der Schwe­den, Nor­we­ger und Deut­schen schon lan­ge nicht mehr Nachvollziehbar.
    Nun sind ja auch end­lich die Fran­zo­sen aus die­ser Star­re erwacht, deren mit reich­lich Eng­lisch gepansch­ten Bei­trä­ge der letz­ten 5 Jah­re sicher auch (noch) bes­ser abge­schnit­ten hät­ten, wären sie kom­plett in Fran­zö­sisch gewesen.
    Das Lan­des­spra­che allei­ne natür­lich kein Erfolgs­re­zept sein muss, bewei­sen die Spa­ni­er jedes Jahr aufs Neue. Man braucht auch noch eine gewis­se Qua­li­tät (Ita­li­en seit 2011 fast jedes Jahr oder Frank­reich die­ses Jahr), eine gute Por­ti­on Sinn für Sku­ri­li­tät (Russ­land und Ukrai­ne) oder bedient ein­fach Kli­schees (Ser­bi­en und viel­leicht noch Alba­ni­en), die aber in aus­rei­chend benach­bar­ten Staa­ten und von einer weit ver­brei­te­ten Dia­spo­ra gut ver­stan­den wird. Tra­gisch dage­gen das Bei­spiel Däne­mark, die mit geball­ter skan­di­na­vi­scher und deut­scher Nach­bar­schafts­hil­fe im Fina­le sicher gut ange­schnit­ten hät­ten (an die­ser Stel­le: ich freue mich schon auf Dei­nen „Gordienko-Gate“-Bericht).
    Auch zum deut­schen Abschnei­den und der Qua­li­tät des Auf­tritts ist von Oli­ver alles gesagt und rich­tig eingeordnet.
    @Oliver: Ich habe hier auch noch ein paar Zaun­pfäh­le und win­ke flei­ßig mit, wohl­wis­send, das wir wie immer igno­riert werden.
    @Ospero: Einem Teil Dei­ner Aus­füh­run­gen kann ich sehr gut fol­gen und fin­de sie auch Nach­voll­zieh­bar. In einem Punkt wider­spre­che ich aber ganz ent­schie­den, denn Spaß gemacht hat der Sams­tag und auch die gan­ze ESC-Woche sehr. Es war ein tol­ler Jahr­gang, in dem eini­ge Big5-Län­der das Momen­tum hat­ten, wie wir 2010 und sich Qua­li­tät deut­lich vor die schwe­disch-bul­ga­risch-kirk­o­row­sche Mas­sen­wa­re gesetzt hat. Allei­ne das feie­re ich ab und freue mich schon tie­risch auf den nächs­ten Wettbewerb.

  • Vie­len Dank lie­ber Oli­ver für die wie­der ein­mal wun­der­bar poin­tier­te Bericht­erstat­tung die­ser Sai­son und die­se sehr gelun­ge­ne Final­ab­schluss­be­trach­tung. Per­sön­lich hät­te ich viel lie­ber Frank­reich, Schweiz oder Island als Gewin­ner gese­hen (Månes­kin war bei mir auf dem dritt­letz­ten Platz…), aber nun ist es so und ich kann mich zumin­dest nächs­tes Jahr auf eine Show aus Bel­la Ita­lia freuen. 

    Die vier­fa­che 0 fand ich auf der einen Sei­te schon etwas amü­sant auf der ande­ren Sei­te aber auch furcht­bar pein­lich und unwür­dig gegen­über den Künst­lern. Hier zeigt sich wie­der ein­mal die Schwä­che des 12-Punk­te-Wer­tungs­sys­tems, das die Plät­ze 11 bis 26 gleich schlecht bewer­tet. Als der Con­test ledig­lich um die 10 Teil­neh­mer hat­te, war die­ses Sys­tem noch aus­rei­chend aus­sa­ge­kräf­tig, aber bei 26 Inter­pre­ten im Fina­le fin­det ein­fach ein viel zu gro­ßer Infor­ma­ti­ons­ver­lust statt.

    Ich hat­te dafür ges­tern aus Lan­ge­wei­le eine Voting­si­mu­la­ti­on gemacht (Goo­g­le­Doc im Link), die die voll­stän­di­ge Rang­rei­hen­fol­ge von Jury- und Tele­vo­ting im Fina­le abbil­det und sie­he da: Frank­reich hät­te knapp gewon­nen, Deutsch­land wäre “immer­hin” auf Platz 23 gelan­det und Mol­da­wi­en hat­te es von 13 auf 21 gesetzt. Durch eine kom­plet­te Rang­be­trach­tung könn­ten zudem auch Block- und Dia­spo­ra­vo­ting abge­schwächt werden.
    Das Pro­blem dabei ist ver­mut­lich, dass der “12 Points”-Claim zu sehr in der Euro­vi­si­ons­mar­ke ver­an­kert ist und in mei­ner Simu­la­ti­on 1–25 Punk­te ver­ge­ben wer­den (Nicht-Fina­le-Län­der ver­ge­ben 0–25 Punkte).
    Ich hof­fe wirk­lich, dass die EBU in irgend­ei­ner Form das Voting­sys­tem noch­mal über­denkt oder anpasst, damit eine fai­re­re und rea­li­täts­na­he Abbil­dung von Publi­kums­wil­len und Jury“fachkenntniss” erstellt wird.
    (Und natür­lich, dass durch Schrei­bers Rück­zug vom NDR irgend­ein fri­scher Wind in die deut­sche Bei­trags­fin­dung kommt.)

  • Was für ein ESC! Ich muss das erst­mal alles sacken las­sen und wer­de mich spä­ter noch sehr aus­führ­lich bei mir zu Hau­se (Klick auf mei­nen Namen) zu Wort melden.

    Des­halb erst­mal das Wich­tigs­te in “Kür­ze”:

    - Herz­li­chen Glück­wunsch an Ita­li­en! Guter Sie­ger, wenn auch nicht mei­ner und auch nicht der bes­te ita­lie­ni­sche Bei­trag der letz­ten Jah­re. Aber ver­dient, geht in Ord­nung, wie auch die gesam­te Top 5, dazu gleich mehr.

    - Herz­li­chen Dank an die Nie­der­lan­de! Wenn auch der Mulm ob der gesteckt in der Hal­le sit­zen­den Leu­te immer noch nicht gewi­chen ist, das war eine wun­der­ba­re Show mit wirk­lich allem Zick und Zack und hat sooooo unend­lich gut getan nach der lan­gen Pau­se! This is, in fact, big­ger than us. 

    - gute Bes­se­rung und mil­den Ver­lauf an Dun­can, Ste­fán, Jóhann und die bei­den ande­ren betrof­fe­nen Mit­glie­der der pol­ni­schen und der islän­di­schen Dele­ga­ti­on! Ich hof­fe, es kom­men nicht noch mehr dazu!

    - zu der Qua­dru­ple-Null hat Ospe­ro oben schon alles gesagt, ich schlie­ße mich an und bin beson­ders bei UK und Nie­der­lan­de fas­sungs­los. Btw: Ospe­ro, toll, Dich end­lich mal wie­der zu lesen!

    - Jen­drik: Kopf hoch. Und lass die Fin­ger vom Alko­hol, wenn Du Inter­views gibst. Du tust Dir und uns kei­nen Gefal­len damit.

    - NDR: Gebt end­lich die Ver­ant­wor­tung ab, wenn Ihr kei­nen Bock mehr habt! Hier­zu gibt es dem­nächst auf dem Six­tus-Blog noch einen aus­führ­li­chen Rant, aber das, was Ihr die­ses Jahr abge­lie­fert habt, unter­trifft alles bis­her dagewesene.

    - Wel­cher Voll­pfos­ten hat die Final­start­rei­hen­fol­ge fest­ge­legt? Es ist ja schön, wenn man ein biss­chen rum­trollt (die Rei­hen­fol­ge 15–16-17, UK auf der 9, die bei­den Fema­le Empower­ment Songs direkt hin­ter­ein­an­der, Efen­di und Tix direkt hin­ter­ein­an­der), aber wenn man dafür aus­sichts­rei­che Bei­trä­ge ver­senkt, obwohl die hand­ge­klöp­pel­te Start­rei­hen­fol­ge genau das Gegen­teil bewir­ken soll, dann ist das nicht hin­zu­neh­men. Und das sagt jemand, der mit jedem Sie­ger aus der TOP 9 hät­te leben kön­nen – außer eben Mal­ta. Aber die Mal­te­se­r­in wur­de von der Start­rei­hen­fol­ge ver­senkt. Die Rei­hung der Num­mern 16–20 sowie 11 und 12 ist eben­falls indis­ku­ta­bel, wobei zumin­dest letz­te­re kei­nem der bei­den ernst­haft gescha­det hat. Aber so geht es nicht. Wenn das so abläuft, soll­te das Los­ver­fah­ren wie­der zurückkommen.

    - apro­pos: Die Top 5 ist ja wohl die bes­te, seit es Euro­vi­si­on gibt! Mei­ne Rei­hen­fol­ge sieht etwas anders aus, ich habe die Ukrai­ne und (natür­lich) Island ganz vor­ne, aber jeder von denen hät­te einen wun­der­ba­ren Sie­ger abgegeben.

    - noch apro­po­ser: Lie­ber Daði, dan­ke, dan­ke, dan­ke, dass wir im Chor Dei­nes Bei­trags mit­sin­gen durf­ten! Das war wirk­lich was ganz, ganz Beson­de­res und bedeu­tet mir per­sön­lich sehr viel. VIER­TER! So toll!

    - jetzt bin ich gespannt auf 2022 in Ita­li­en! Deutsch­land und Däne­mark haben es vor­ge­macht, wie man die Schar­te eines schlecht ver­an­stal­te­ten ESCs wie­der aus­wetzt. Das schafft Ihr auch!

    - und, ganz wich­tig: Lie­ber Olli, vie­len Dank für Dei­ne wie immer sehr tref­fen­den und unter­halt­sa­men Nach­be­trach­tun­gen vom Fina­le und den Semis!

  • @DonCato: Inter­es­san­te Lek­tü­re. Wobei ich auch glau­be, dass die Dou­ze Points inzwi­schen so im Sys­tem ver­an­kert sind, dass es einen kom­plet­ten Ver­fall des Publi­kums­in­ter­es­ses wie Mit­te der 90er bräuch­te, um da irgend­was zu bewe­gen. Es wür­de wahr­schein­lich zumin­dest wei­te­re Null­punk­te-Ergeb­nis­se ver­hin­dern, wenn man die feh­len­den Zah­len in die Rei­hen­fol­ge ein­fü­gen wür­de (also an 12 Län­der Punk­te ver­gibt anstatt an 10). Und es braucht eine Neu­auf­stel­lung der Punk­te­ver­ga­be in der Show selbst. Die Tele­vo­ting­stim­men qua­si aus dem Eimer über die Teil­neh­mer aus­zu­schüt­ten war schon 2016 Bull­shit, und die letz­ten fünf Jah­re haben es nicht bes­ser gemacht (immer­hin haben sie 2019 gemerkt, dass es der Show am Ende kom­plett die Luft raus­lässt, wenn man die Punk­te in auf­stei­gen­der Rei­hen­fol­ge ver­liest, aber das ist so hilf­reich wie ein Pflas­ter für eine Ver­bren­nung drit­ten Gra­des). Viel­leicht wäre es sogar hilf­reich, die Zahl der Fina­lis­ten zu redu­zie­ren, aber auch da wird sich nichts tun, solan­ge die EBU damit Geld ver­dient. Das Ergeb­nis von San Mari­no scheint zumin­dest anzu­deu­ten, dass es nicht son­der­lich hilf­reich ist, als 26. von 26 anzu­tre­ten (wenn man nicht gera­de Ita­li­en heißt, deren Bei­trä­ge aus irgend­ei­nem Grund gegen die­se Ermü­dungs­er­schei­nun­gen immun sind, sie­he auch 2018 oder 2015).

    @Tamara: Ein Grund, war­um ich hier län­ger nicht aktiv war (neben der Tat­sa­che, dass Vor­ent­schei­de und der gan­ze Klatsch rund um den Wett­be­werb für mich so inter­es­sant sind wie die jähr­li­che End­aus­schei­dung im Kampf­ta­pe­zie­ren mit Rauh­fa­ser weiß), ist, dass Oli­vers Web­sei­te mich über län­ge­re Zeit nur sehr unre­gel­mä­ßig rein­ge­las­sen hat. Ich muss­te das blaue Ding mit den wabern­den wei­ßen Strei­fen via uBlock sper­ren, ansons­ten bekam ich hier in etwa drei Vier­tel der Fäl­le nur besag­tes blau­es Ding, das ein­fach nicht weg­ge­hen woll­te. Und die Idee, das zu blo­cken, hat­te ich erst vor zwei Tagen. Aber dan­ke. Ich bin auch (trotz allem) gespannt, was der wohl am wenigs­ten am Wett­be­werb inter­es­sier­te teil­neh­men­de Sen­der nächs­tes Jahr draus macht. Und dass ein Land, das immer wie­der am Thron kratzt, letzt­end­lich mit einem nicht ganz so star­ken Bei­trag gewinnt, pas­siert ja lei­der auch des Öfte­ren (oh, hal­lo, Russ­land 2008!)

  • @Ospero: könn­te das am Brow­ser lie­gen? Ich hat­te die Pro­ble­me mit FF auch, mit Edge (jaaaaa ich weiiiiß) ging es dann irgend­wann immer, nach­dem das Ding sich aus­ge­tobt hat.

    But it’s good to have you back!

  • @Ospero, Tama­ra: das blaue Ding ist ein soge­nann­ter Prel­oa­der, der eigent­lich nur die War­te­zeit bis zum Laden der Sei­ten bzw. der ein­ge­bun­de­nen Bil­der über­brü­cken soll. Ich habe den jetzt mal abge­schal­tet. Ich wür­de mich über Rück­mel­dun­gen freu­en, ob es dadurch jetzt ins­ge­samt bes­ser funk­tio­niert oder ob es nur dazu führt, dass die Sei­te sich gar nicht auf­baut (die Rück­mel­dung hat­te ich näm­lich auch schon). Es ist aber wohl tat­säch­lich vom Brow­ser abhängig.

  • Also bei mir (fire­fox und Ope­ra getes­tet) läuft es jetzt deut­lich schnel­ler ohne den Preloader.

    Zum Arti­kel star­te ich mal von hinten:
    Ich möch­te mit dem Zaun­pfahl mit win­ken, auch in Rich­tung ORF: Die Jah­re 2019 bis 2021 soll­ten dort eben­falls alle Alarm­glo­cken rin­gen lassen.
    Und was haben 8 von 9 der dies­jäh­ri­gen inno­va­tiv-krea­ti­ven Tele­vo­te-Best­plat­zier­ten gemeinsam?
    Sie muss­ten sich 2020 und/oder 2021 in einem natio­na­len Vor­ent­scheid durchsetzen!
    Den will ich im ORF und ARD nächs­tes Jahr auch wie­der sehen und zwar min­des­tens auf dem Niveau und so viel­fäl­tig wie Frank­reichs DE war. 

    Zum Sie­ger Maneskin:
    Mit den ers­ten Bil­dern der Pro­ben haben Sie mich kom­plett weg­ge­bla­sen und es konn­te für mich kei­nen ande­ren Sie­ger mehr geben. Beim Voting hab ich so gelit­ten, was die EBU da bei der Aus­zäh­lung an Kunst­pau­sen macht grenzt an Folter!
    Aber ist ja alles gut aus­ge­gan­gen, mei­ne SMS waren nicht umsonst. Mei­ne übri­gen SMS an Finn­land und die Ukrai­ner haben sich ja auch gelohnt.
    Es war ein tol­ler Jahr­gang, 0 Punk­te hat­te da am Ende nie­mand ver­dient. Aber that´s life.…

    Gra­tu­la­ti­on noch an die nie­der­län­di­schen Gast­ge­ber, es war unglaub­lich wie­viel Ener­gie und Herz­blut sie in die­sen ESC gesteckt haben um ihn in die­ser Form mög­lich zu machen. Das ist wirk­lich alles nicht selbstverständlich.

  • Hal­lo,
    da Oli­ver, der “Haus­herr”, um Rück­mel­dung bat: Jetzt, wo der Prel­oa­der weg ist, kann ich die­se wirk­lich tol­le Sei­te end­lich auch wie­der im Fire­fox anse­hen, den ich stan­dard­mä­ßig benut­ze. Denn in 9 von 10 Fäl­len ging der Prel­oa­der gar nicht weg, und ich konn­te nichts sehen. Habe mir mit Goog­le-Chro­me geholfen.

  • Bei mir geht es jetzt mit bei­den Brow­sern alles super­schnell. Oli­ver, wenn Du das Ding nicht brauchst, lass es weg. Es geht viel bes­ser ohne. Du kriegst im Lau­fe der Woche auch noch eine Mail von mir, weil ich noch einen Wunsch an Dei­ne Sei­te habe 🙂

    Und den Zaun­pfahl hab ich selbst­ver­ständ­lich eben­falls in der Hand.

  • Die Sei­te funk­tio­niert auch bei mir ohne Schwie­rig­kei­ten. Aller­dings muss ich dann doch auf eine Art Sur­vi­vor Bias hin­wei­sen – wenn die Sei­te gar nicht mehr lädt, kann die betrof­fe­ne Per­son natür­lich auch nicht kommentieren…

  • @ag9: dan­ke für den Hin­weis, ist im Text kor­ri­giert. Und allen ande­ren Dank für Lob und Rückmeldungen. 🙂

  • @ Oli­ver: Und an dich von mir eben­falls der Hin­weis, dass ich dich bzw. die Sei­te ohne die­sen Prel­oa­der jetzt auch wie­der über Fire­fox laden kann und nicht mehr auf Bing aus­wei­chen muss (ich hat­te dich dies­be­züg­lich ja vor eini­ger Zeit auch schon mal kon­tak­tiert). Also wenn du uns nicht wei­ter hyp­no­ti­sie­ren willst (oder das Teil noch zu was ande­rem gut ist) bit­te ger­ne weglassen…

  • Es wur­de bereits alles erwähnt, ich kann mich den Kom­men­ta­ren hier nur anschlie­ßen. Für mich sowohl von der Orga­ni­sa­ti­on, dem Song­an­ge­bot und den “dra­ma­ti­schen Momen­ten” her einer der bes­ten Jahr­gän­ge über­haupt. Die Meß­lat­te liegt hoch, der Trend weg vom Euro­pop hin zu ori­gi­nel­len und unge­wöhn­li­chen Bei­trä­gen (auch in Lan­des­spra­che) könn­te sich ger­ne nächs­tes Jahr so fort­set­zen. Wir sehen uns also auf dem Stie­fel 2022 !
    Ich hät­te die Punk­te wie folgt vergeben:
    1 Punkt Schweiz
    2 Punk­te Island
    3 Punk­te Niederlande
    4 Punk­te Albanien
    5 Punk­te Finnland
    6 Punk­te Belgien
    7 Punk­te Italien
    8 Punk­te Litauen
    10 Punk­te Frankreich
    12 Punk­te Ukraine

    Ganz hin­ten in mei­ner Lis­te: Aser­bai­dschan, Por­tu­gal, Zypern und Moldau.

  • @ Gerd Geomax

    Dan­ke für die­sen Ein­trag der Extra­klas­se – ich könn­te es nicht bes­ser formulieren !

  • @Mariposa
    Das könn­te auch mei­ne top10 sein, das waren alles klas­se Songs…

    Nach dem ich gera­de Vent´anni mit eng­li­schen Unter­ti­teln gehört habe:
    Das hat mich textlich/inhaltlich an die wun­der­ba­re Bar­ba­ra Pra­vi erin­nert, écou­tez moi!
    Was war das doch für ein tol­ler Jahrgang!

  • In der Tat einer der bes­ten Jahr­gän­ge über­haupt, fast auf dem Niveau wie vie­le in den Sieb­zi­gern, 2005 und 2007.

  • Grund­sätz­lich war es ein tol­les Fina­le. Ich hät­te Frank­reich oder die Schweiz als Sie­ger gese­hen und die Ita­lie­ner Drit­ter. Erheb­lich getrübt war mei­ne Freun­de über den ESC 21 durch das schlech­te Ergeb­nis von Deutsch­land. Ich moch­te Jen­driks Bei­trag. Mir war schon vor­her klar, das er auf kei­nen Fall gewin­nen wür­de, aber Top 10 sah ich als nicht unrea­lis­tisch an. Ich bin der Mei­nung das man das Voting­kon­zept grund­sätz­lich behal­ten soll­te. Aller­dings wird dem Jury­vo­ting zu viel Auf­merk­sam­keit zu teil. Ich fin­de es müss­te umge­kehrt sein, das Jury­vo­ting müss­te schon zusam­men­ge­rech­net auf dem Dis­play erschei­nen. Und das Tele­vo­ting wird dann durch ganz Euro­pa abge­fragt. Schließ­lich bezah­len die Anru­fer ja Gebühren.

  • @escfan05
    Sehe ich ähn­lich, bzw., es wäre zumin­dest mal inter­es­sant, wenn sie den Spieß umdre­hen wür­den und die Tele­vo­ting­punk­te nor­mal durch­ge­ben. Letzt­lich dürf­te die momen­ta­ne Prä­sen­ta­ti­on aber der Tat­sa­che geschul­det sein, dass die Jury­punk­te ja schon vor dem TV-Fina­le fest­ste­hen und so die diga­me-Rechen­zen­tren die Zeit der Jury­ver­ga­be nut­zen, um die Tele­vo­ting­punk­te aus­zu­wer­ten, sodass das Tele­vo­te direkt auf das Jury­vo­te fol­gen kann. Was ich mir von der EBU in die­sem Bezug wün­sche wäre die Ver­schlan­kung des Voting­fens­ters auf erneut 15 Minu­ten wie von 2007 bis 2014 prak­ti­ziert. Dann könn­te näm­lich der Inter­val-Act wie­der nach dem Voting­fens­ter kom­men und die Rech­ner könn­ten wäh­rend­des­sen das Tele­vo­ting aus­wer­ten und nach ca. 15 Minu­ten nor­mal prä­sen­tie­ren, gefolgt von den Jury­vo­tes. Und ganz wich­tig: Die 8 und die 10 Punk­te müs­sen wie­der vor­ge­le­sen wer­den. So viel Zeit muss sein.

  • @Tamara

    jetzt bin ich gespannt auf 2022 in Ita­li­en! Deutsch­land und Däne­mark haben es vor­ge­macht, wie man die Schar­te eines schlecht ver­an­stal­te­ten ESCs wie­der aus­wetzt. Das schafft Ihr auch!”

    Nun sind wir lei­der schlauer!

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