Geld stinkt nicht: Kirk­o­rov-Kor­rup­ti­on bleibt ohne Konsequenzen

Die EBU sieht anschei­nend kei­ne Not­wen­dig­keit, das mehr als fischi­ge Ergeb­nis des mol­da­wi­schen Euro­vi­si­ons­bei­trags ‘Sugar’ im zwei­ten Semi­fi­na­le zu unter­su­chen, wie Euro­voix heu­te mel­de­te. Für die bet­tel­ar­me Bal­kan­na­ti­on ging in die­sem Jahr bekannt­lich die vom Sen­der TRM intern nomi­nier­te Sän­ge­rin Nata­lia Gor­dien­co an den Start, nach dem die­se bereits 2020 den hoch­klas­sig besetz­ten natio­na­len Vor­ent­scheid O Melo­die pen­tru Euro­pa mit einer ster­bens­öden Bal­la­de aus der Pro­duk­ti­ons­werk­statt des bul­ga­risch-rus­si­schen Grand-Prix-Kom­po­nis­ten Phil­lip Kirk­o­rov gewin­nen konn­te. Auch dies geschah bereits unter merk­wür­di­gen Umstän­den, konn­te das gräus­li­che ‘Pri­son’ damals im hei­mi­schen Tele­vo­ting mit etwas über 3.000 Anru­fen knapp dop­pelt so vie­le Calls erzie­len wie der zweit­plat­zier­te Pasha Par­fe­ni. Und damit unge­fähr das Zehn­fa­che der in dem ein­kom­mens­schwa­chen Land übli­chen Zuschauer:innenbeteiligung. Auch beim upt­em­po­rä­ren ‘Sugar’ han­del­te es sich erneut um ein Pro­dukt des soge­nann­ten Dream­teams um Kirk­o­rov und sei­nen grie­chi­schen Kol­le­gen Dimit­ris Kon­to­pou­los. Der bizar­re Rus­se ließ denn auch im Rah­men des ESC 2021 kei­ne Gele­gen­heit aus, sich auf Kos­ten der stets mit einem gru­se­li­gen Gefrier­lä­cheln ope­rie­ren­den Nata­lia in den Vor­der­grund zu drän­gen, sei es bei Gast-Gig im rus­si­schen Vor­ent­scheid, auf dem tür­ki­sen Tep­pich in Rot­ter­dam oder selbst noch im Green Room.

Nata­lia Gor­dien­co (MD): künst­le­ri­sche Kol­la­bo­ra­teu­rin oder Gefan­ge­ne des rus­si­schen Irren?

Und obschon Gor­dien­co im zwei­ten Semi­fi­na­le am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag kei­ne all­zu über­zeu­gen­de stimm­li­che Leis­tung prä­sen­tie­ren konn­te (sieht man mal vom schät­zungs­wei­se 95prozentigen Anteil der “Hin­ter­grund­stim­men” auf dem Back­ing Tape ab), qua­li­fi­zier­te sie sich mit einem vier­ten Platz im Tele­vo­ting und einem sieb­ten Rang im Gesamt­ergeb­nis spie­lend für das Fina­le. Dabei über­rasch­te ins­be­son­de­re, dass sie aus gleich acht der ins­ge­samt 19 dort zur Abstim­mung berech­tig­ten Natio­nen die Maxi­mal­punkt­zahl erhielt. Und zwar größ­ten­teils aus ver­hält­nis­mä­ßig klei­nen Län­dern. Dou­ze Points gab es aber auch aus Frank­reich, wo im Semi­fi­na­le erfah­rungs­ge­mäß sehr weni­ge Men­schen abstim­men. Die Jurys hat­ten weni­ger als halb so vie­le Punk­te für ‘Sugar’ übrig, wobei auch hier die bei­den Höchst­wer­tun­gen aus Bul­ga­ri­en, dem Geburts­land Kirk­o­rovs, und Grie­chen­land ins Auge ste­chen. Ganz ähn­lich lief es beim eben­falls im zwei­ten Semi ange­tre­te­nen und eben­so von Kon­to­pou­los geschrie­be­nen hel­le­ni­schen Bei­trag ‘Last Dance’, des­sen Final­qua­li­fi­ka­ti­on ange­sichts des ver­krampf­ten Auf­trit­tes von Ste­fa­nia Libe­r­aka­kis nicht nur beim deut­schen Kom­men­ta­to­ren Peter Urban und in der Nach­be­spre­chung von Ste­fan Spie­gel und Ali­na Stiegler für erheb­li­che Ver­wun­de­rung sorgte.

Wirk­te auch nicht sehr glück­lich: Ste­fa­nia (GR) mit ihren tan­zen­den Hosen.

Ste­fa­nia erhielt zwar deut­lich weni­ger Punk­te im Tele­vo­ting und auch “nur” aus einem Land die Dou­ze Points (näm­lich, ach schau ein­mal an: aus Mol­da­wi­en). Dafür erfuhr sie viel Lie­be von der Jury, unter ande­rem eben­falls wie­der aus Mol­da­wi­en und Bul­ga­ri­en. Im Fina­le am Sams­tag, wo sich deut­lich mehr Natio­nen an der Abstim­mung betei­lig­ten und bekannt­lich pro Nati­on meist viel mehr Men­schen anru­fen als im Semi, reich­te es für die bei­den Dream-Team-Bei­trä­ge dann nur noch fürs Mit­tel­feld. Auch hier stamm­ten die drei Top-Jury­be­wer­tun­gen für Nata­lia aller­dings aus Russ­land und Bul­ga­ri­en (je 12 Punk­te) sowie Grie­chen­land (10 Punk­te). Ste­fa­nia kas­sier­te jeweils acht Punk­te aus Bul­ga­ri­en und Mol­da­wi­en sowie sie­ben aus Russ­land. Auf die Anfra­ge eines Jour­na­lis­ten des schwe­di­schen Afton­bla­det, ob die EBU zu die­sen Auf­fäl­lig­kei­ten eine Unter­su­chung pla­ne, gab es die Ant­wort: “Die Stim­men aller Jurys und des Publi­kums beim Euro­vi­si­on Song Con­test wur­den von unse­rem Voting­part­ner Diga­me und unse­rem Audi­to­ren EY geprüft und veri­fi­ziert und wir sind zufrie­den, ein vali­des Ergeb­nis vor­wei­sen zu kön­nen”. Hat Kirk­o­rov also auch in Genf einen dis­kre­ten Geld­kof­fer hinterlassen?

Weder Feu­er noch Flam­me waren die Juror:innen für die däni­schen Modern Talking.

Als Opfer der fischi­gen Abstim­mung im zwei­ten Semi ist das put­zi­ge däni­sche Duo Fyr & Flam­me und ihre fabel­haf­te Acht­zi­ger­jah­re-Pas­ti­che ‘Øve os på hin­an­den’ zu ver­mel­den. Jes­per Groth und Lau­rits Ema­nu­el konn­ten im Tele­vo­ting zwar mit 80 Punk­ten genau so vie­le Stim­men kas­sie­ren wie Ste­fa­nia Libe­r­aka­kis und damit beim Publi­kum den ach­ten Platz bele­gen. Aller­dings wur­den sie, wie schon ver­mu­tet, von den ver­trock­ne­ten, hirn­be­frei­ten Spaß­brem­sen der Jury mit jäm­mer­li­chen neun Punk­ten für ihr unver­zeih­li­ches Ver­bre­chen, ein nost­al­gi­sches Lächeln auf die Lip­pen des Kon­ti­nents gezau­bert zu haben, bru­talst­mög­lich abge­straft. Sie schie­den in der Gesamt­wer­tung auf Rang 11 denk­bar knapp aus. Und wei­ter möch­te ich das gar nicht kom­men­tie­ren, denn alles, was mir nun zum The­ma Jury in der See­le brennt, erfüllt diver­se juris­ti­sche Tat­be­stän­de, von denen Belei­di­gung noch der mil­des­te ist. Auch, wenn unser engels­glei­cher Jen­drik das Gegen­teil pre­digt: I just feel Hate. Dabei möch­te ich das gar nicht. Doch das Abstim­mungs­ver­hal­ten die­ses Will­kür-Gre­mi­ums radi­ka­li­siert mich eben­so sehr wie es das Gen­der­stern­chen mit wei­ßen alten Män­nern tut.

Was hängt an der Wand und macht ‘Tick-Tock’ und wenn es run­ter­fällt, ist die Uhr kaputt? (HR)

Auch im ers­ten Semi­fi­na­le haben die Jurys natür­lich den ein­zi­gen Song auf dem Gewis­sen, des­sen Aus­schei­den mich mit Trau­er erfüll­te. Und das bizar­rer­wei­se, obwohl die Kor­rup­ten von der Wer­tungs­front der fabel­haf­ten Albi­na aus Kroa­ti­en sogar vier Punk­te mehr gönn­ten als die Televoter:innen. Deut­lich mehr schanz­ten sie aller­dings dem bel­gi­schen Trio Hoo­ver­pho­nic zu, für das nach dem Wil­len den Zuschauer:innen bereits am Diens­tag Fei­er­abend gewe­sen wäre. Doch so schmug­gel­te die Jury die drei Alterspräsident:innen unter den dies­jäh­ri­gen Teilnehmer:innen hin­ter­rücks an Albi­na vor­bei, die eben­falls auf dem elf­ten Rang im Gesamt­ran­king ver­en­de­te. In die­sem Fall ver­hiel­ten sich die Jurys kon­sis­tent: auch im Fina­le konn­ten Hoo­ver­pho­nic bei ihnen mehr als das 23fachige an Stim­men absau­gen als beim Publi­kum. Wenigs­tens jedoch stan­den hier Geschmacks­fra­gen im Vor­der­grund und nicht der unbän­di­ge Ehr­geiz eines Kom­po­nis­ten, sei­ne Bei­trä­ge auf Bie­gen und Bre­chen ins Fina­le durch­zu­drü­cken. Für die von der EBU durch geziel­tes Weg­se­hen zumin­dest gebil­lig­ten Mani­pu­la­tio­nen wur­de Kirk­o­rov mitt­ler­wei­le dadurch ent­lohnt, dass ihn das rus­si­sche Fern­se­hen dem Ver­neh­men nach als Kom­po­nis­ten des nächs­ten Euro­vi­si­ons­bei­trags anheu­er­te. Womit die nur ein­jäh­ri­ge Fort­schritts­pha­se der Föde­ra­ti­on mit einem Song über die Stär­ke von ‘Rus­si­an Woman’ ein schnel­les und unrühm­li­ches Ende findet.

Eine spaß­ma­chen­de que­er­fe­mi­nis­ti­sche Empower­ment-Hym­ne: das war zuviel für Russ­land kon­ser­va­ti­ve Kräfte.

Statt das Ver­trau­en in die Fair­ness des Wett­be­werbs unter­mi­nie­ren­de Voting-Unre­gel­mä­ßig­kei­ten unter­such­te die EBU unter­des­sen lie­ber die absur­den Vor­wür­fe gegen die sieg­rei­che ita­lie­ni­sche Rock­band Månes­kin, die mal wie­der ein Licht auf die Hys­te­rie unse­rer Medi­en und die Dop­pel­mo­ral unse­rer Gesell­schaft wer­fen. Aus­gangs­punkt bil­de­te eine Sze­ne aus dem Green Room von Sams­tag­nacht, in der es für das unbe­darf­te Auge so aus­se­hen mag, als ob der Lead­sän­ger des römi­schen Quar­tetts gera­de Koks schnup­fen will. Das umge­hend in den sozia­len Netz­wer­ken gepos­te­te Video hielt ich zunächst für einen harm­los-alber­nen Scherz, denn für jede:n eini­ger­ma­ßen Fachkundige:n war sofort klar, dass Dami­a­no David sicher­lich nicht frei­hän­dig und ohne Zuhil­fe­nah­me eines Röhr­chens eine Line direkt von der Tisch­kan­te gezo­gen haben konn­te, son­dern die am sel­ben Abend noch abge­ge­be­ne Erklä­rung, er habe gera­de ein her­un­ter­ge­fal­le­nes Wein­glas auf­he­ben wol­len, schlüs­sig war. Dann jedoch grif­fen selbst angeb­li­che Qua­li­täts­me­di­en den angeb­li­chen Skan­dal auf, und flugs for­der­te der fran­zö­si­sche Euro­pa­mi­nis­ter eine offi­zi­el­le Unter­su­chung. Wie übri­gens auch die Band selbst, die umge­hend beton­te, “nie­mals” Dro­gen zu kon­su­mie­ren und einen frei­wil­li­gen Test auf ver­bo­te­ne Sub­stan­zen anbot, dem sie sich nach der Lan­dung in Rom unter­zog. Der för­der­te nun das Erwart­ba­re zuta­ge: kein Koks im Blut des cha­ris­ma­ti­schen Sängers.

Doch, natür­lich sind da Dro­gen auf dem Tisch: ich sehe min­des­tens eine geöff­ne­te Weinflasche.

Und damit könn­te man das unrühm­li­che Kapi­tel zuklap­pen, blie­be nicht die unbe­frie­di­gen­de Gewiss­heit, dass beim brei­ten Publi­kum nun­mehr der Name Månes­kin für immer untrenn­bar mit Koka­in ver­bun­den bleibt, denn so funk­tio­niert unser Gehirn nun mal. Als noch schwie­ri­ger wiegt für mich aber die Ver­lo­gen­heit im Umgang der Öffent­lich­keit mit dem The­ma “Rausch”. Denn natür­lich kon­su­mier­ten Dami­a­no und sei­ne Kolleg:innen an die­sem Abend Dro­gen, wie im Übri­gen die meis­ten sei­ner Konkurrent:innen. Nur halt offi­zi­ell erlaub­te in Form von Wein oder ande­ren Alko­ho­li­ka. Den deut­schen Ver­tre­ter Jen­drik Sig­wart bei­spiels­wei­se erleb­te man wäh­rend der Green-Room-Schal­te anläss­lich der denk­wür­di­gen Bekannt­ga­be sei­ner Nul Points mit der Sekt­fla­sche in der Hand, und bei der spä­te­ren Schal­te zur wie immer gru­se­li­gen ARD-After­par­ty mit Bar­ba­ra Schö­ne­ber­ger blub­ber­te er zunächst live sei­ne Absicht über den Äther, anschlie­ßend im Dele­ga­ti­ons­ho­tel mit den Römer:innen eine ille­ga­le Coro­na­par­ty fei­ern zu wol­len, was er umge­hend mit sei­ner aku­ten Besof­fen­heit ent­schul­dig­te. Was ihm ja nun nie­mand wirk­lich übel nimmt. Bab­sis non­cha­lan­tes Hin­weg­ge­hen über die­sen Faux-Pas erweist sich im Direkt­ver­gleich mit der hys­te­ri­schen Medi­en-Auf­re­gung über das angeb­li­che Kok­sen des Ita­lie­ners aber als sym­pto­ma­tisch. Zumal unter allen berau­schen­den Sub­stan­zen Alko­hol die weit­aus meis­ten gesund­heit­li­chen und gesell­schaft­li­chen Schä­den anrich­tet, weit vor dem kolum­bia­ni­schen Nasen­pul­ver, des­sen regel­mä­ßi­ger Kon­sum natür­lich den­noch nicht anzu­ra­ten ist.

https://youtu.be/_2P99vf36z8

Die Wis­sen­schaft weiß seit gut zehn Jah­ren, dass die lega­len Dro­gen die schäd­lichs­ten sind. In der Poli­tik hat sich die­se Erkennt­nis lei­der noch nicht durch­ge­setzt (arte-Doku von 2011).

20 Comments

  • Uff. So sehr ich mit der Sicht­wei­se auf den Leib­haf­ti­gen und sei­ne Leib­skla­vin sym­pa­thi­sie­re und es für einen Feh­ler hal­te, dass die EBU da nicht genau­er hin­se­hen will: Däne­mark ver­tei­di­gen? Echt jetzt? Ist das einer die­ser chro­ni­schen Fäl­le von Nost­al­gie, die ich durch die Gna­de der spä­ten Geburt nicht nach­voll­zie­hen kann, so wie wenn Leu­te, die 1980 schon am Leben und bewusst waren, Blon­dies “Ato­mic” mit sei­nen ins­ge­samt vier Zei­len Text zu einer tief­grün­di­gen Betrach­tung des ange­hen­den nuklea­ren Welt­un­ter­gangs erklä­ren? Wenn man mit einem Song, der exakt so auch 1985 hät­te ver­öf­fent­licht wer­den kön­nen (und der all die Din­ge tut, die wir aus sehr guten Grün­den mit dem Ende der 80er aus der Musik ver­bannt haben), zum Wett­be­werb fährt, darf man damit rech­nen, dass nicht nur die Juro­ren das kal­te Grau­sen krie­gen (was ich in die­sem Fall abso­lut nach­voll­zieh­bar fin­de), son­dern auch die meis­ten Tele­vo­ter – ins­be­son­de­re die aus mit­tel- bis ost­eu­ro­päi­schen Län­dern, denen der kom­plet­te kul­tu­rel­le Hin­ter­grund für die­se Nost­al­gie fehlt, weil Pop­kul­tur damals noch längst nicht so grenz­über­grei­fend funk­tio­nier­te wie heu­te – was man auch sehr schön an Polens Ver­such sehen konn­te, das 80er-Nost­al­gie-Erfolgs­re­zept von The Weeknd’s “After Hours” zu kopie­ren, ohne auch nur ansatz­wei­se zu ver­ste­hen, war­um es bei The Weeknd funk­tio­nier­te. Wer Nischen anspricht, bekommt ein ent­spre­chend gedämpf­tes Echo.

  • Ach Mensch! So eine schö­ne Woche und dann so ein Nach­hall. Ja, mir war von vor­ner­ein klar, dass mit der ver­hält­nis­mä­ßig guten Plat­zie­rung von Mol­da­wi­en und Grie­chen­land was nicht stimmt.
    Und zu Ita­li­en ist ja wohl schon genug gesagt. Sex & Rock’n’roll, aber beim bes­ten Wil­len kei­ne (nicht von der EBU im Green Room zuge­las­se­nen) Drugs.

  • @Ospero: also, ich war 1980 schon am Leben und hal­te ‘Ato­mic’ für ein fan­tas­ti­sches Lied, wobei ich mir über die Lyrics noch nie Gedan­ken gemacht habe. Aber tat­säch­lich bin ich halt in den Acht­zi­gern pop­kul­tu­rell auf­ge­wach­sen, habe damals, wie ich zu mei­ner Schan­de geste­hen muss, sämt­li­che Modern-Tal­king-Sin­gles gekauft und mag sol­chen augen­zwin­kern­den Schla­ger­pop wie den von Feu­er & Flam­me halt wirk­lich. Zumal ich die däni­schen Bei­trä­ge ja sonst abgrund­tief has­se und um so erleich­ter­ter bin, wenn die mal was schi­cken, das in mir nicht einen sofor­ti­gen Flucht­reiz aus­löst. Und da beim ESC wohl noch mehr Men­schen dies­seits der 50 zuschau­en, war ich ja bei­lei­be nicht der Einzige. 🙂

  • @Ospero
    “Kopie­ren” ist bei Polen noch sehr nett aus­ge­drückt. Für mich war es ein­fach nur eine ganz mie­se Par­odie des aktu­el­len 80er-Jah­re-Revi­vals in der Pop-Musik durch Leu­te wie The Weeknd oder Dua Lipa.

  • Mei­ne Wut rich­tet sich der­zeit (noch) nicht gegen den unsäg­li­chen Herrn K, son­dern von mir aus gese­hen ziem­lich genau sie­ben­hun­dert Kilo­me­ter Rich­tung Norden.

    Mir wird in Dei­nem Arti­kel lei­der ein biss­chen zu leicht­fer­tig über das Jen­drik-Inter­view drü­ber­ge­wischt. Es gab ja noch ein zwei­tes, näm­lich die­ses hier etwa eine hal­be Stun­de spä­ter: https://www.youtube.com/watch?v=MGsMTJA8xUs (Man beach­te das rote Mikro­fon im Vordergrund!)
    Auch hier redet er sich unter Alkohol‑, Schock- und Adre­na­lin­e­influss um Kopf und Kra­gen, was ihm ein gro­ßer Teil der deut­schen Euro­vi­si­ons­bubble sehr übel genom­men hat (wer auf ESC kom­pakt unter­wegs ist, weiß, wovon ich rede) und wor­auf auch sei­ne Ent­schul­di­gun­gen in den letz­ten Tagen gemünzt waren. Ich habs ihm nicht übel genom­men, ich kann abso­lut ver­ste­hen, dass jemand, der das unbe­dingt will und dem sich die­se Chan­ce bie­tet, die Chan­ce nutzt.

    Aber wisst Ihr, wer die Dame links neben Jen­drik ist? Das ist die deut­sche Dele­ga­ti­ons­lei­te­rin Alex­an­dra Wolfs­last, und wie Ihr seht, tut sie: Nichts. Wozu ver­dammt noch­mal ist die eigent­lich da, wenn sie einen medi­al so uner­fah­re­nen jun­gen Men­schen in einem sol­chen Moment nicht vor sich selbst schützt? Nach dem ers­ten Inter­view gehört er für den Abend von der Öffent­lich­keit abge­schirmt, und sie muss sich vor ihn stel­len! Aber nein, sogar hier wird er wie schon die gan­ze Sai­son über ins offe­ne Mes­ser lau­fen gelas­sen. Der NDR hat in den letz­ten Jah­ren weiß Gott genug Mist gebaut, aber das Ver­hal­ten Jen­drik (und damit zum Teil auch uns Fans) gegen­über ist für mich wirk­lich ein abso­lu­ter Tief­punkt der deut­schen Euro­vi­si­ons­ge­schich­te, drei­mal schlim­mer als Atlan­tis 2000 und Stoned&Stoned zusam­men. Der NDR hat NICHTS gemacht. Die haben einen enga­gier­ten Ama­teur ein­fach machen gelas­sen, waren froh, dass sie den Arsch nicht hoch­krie­gen muss­ten, und haben ihn 190 000 000 Zuschau­ern gna­den­los zum Fraß vor­ge­wor­fen. Und dann krie­gen sie es noch nicht mal hin, ihn so weit auf das vor­zu­be­rei­ten, was auf ihn zukommt, und las­sen zu, dass nicht nur ein, son­dern ZWEI sol­cher Inter­views hin­ten­dran­ge­hängt wer­den. War­um hat ihn kei­ner vom Trin­ken abge­hal­ten? War­um hat ihm kei­ner gesagt, dass hin­ter­her noch Inter­views kom­men könnten?

    Für mich die abso­lu­te Bank­rott­erklä­rung des NDR. Er soll­te die Cho­se abge­ben, so schnell wie mög­lich. Und sich bei Jen­drik und den deut­schen Fans schleu­nigst entschuldigen.

  • @Tamara: oh weh. Das Inter­view hat­te ich bis­lang noch gar nicht gese­hen. Puh. Was soll man sagen: im Wein liegt die Wahr­heit. Ich feie­re Jen­drik ja dafür, dass er hier zugibt, dass sein Song auf den ver­mu­te­ten deut­schen Jury­ge­schmack gemünzt war und damit ein Schlag­licht auf die Untaug­lich­keit des aktu­el­len deut­schen Aus­wahl­ver­fah­rens wirft. Ansons­ten gebe ich dir zu 100% Recht. Auch wenn man berück­sich­tigt, dass Frau Wolfs­last neu in dem Job als Dele­ga­ti­ons­lei­te­rin ist, hät­te sie natür­lich spä­tes­tens nach der Bab­si-Schal­te ein­grei­fen müs­sen. Ihn so ins Mes­ser lau­fen zu las­sen, und dann noch gera­de vor die­sem ekel­haf­ten Drecks­blatt, war unpro­fes­sio­nell. Liegt aber kom­plett auf der Linie des NDR im Umgang mit unse­ren ESC-Vertreter:innen der letz­ten Jah­re. Da merkt man die Schreiber-Schule.

  • @Tamara
    Nur, wel­che Sen­de­an­stalt will den ESC für Deutsch­land über­neh­men? Ich sage dir, egal wel­che Anstalt über­neh­men wür­de, sie wür­de einen Trüm­mer­hau­fen vor sich fin­den und nicht wis­sen, was man dar­aus machen soll, was auch nur als “ok” abge­stem­pelt wird.

    Ich mei­ne, ich habe selbst kei­ne Ant­wort auf die Fra­ge und wenn ich ehr­lich bin, glau­be ich kaum, dass mir auch nur irgend­ei­ne Per­son eine zufrie­den stel­len­de Ant­wort dar­auf abgibt. 

    Soweit ich weiß, hat der NDR nächs­tes Jahr auf jeden Fall noch die Ver­ant­wor­tung inne. Ne inter­ne Vor­ent­schei­dung wie aus den letz­ten zwei Jah­ren wur­de ja schon bereits ange­kün­digt (mei­nes Wis­sens nach). Aber ich bin mir zu 100% sicher, dass man in Ham­burg auch gera­de am ver­zwei­feln ist, was das Gan­ze angeht.

  • Hey hey, nichts gegen alte Leu­te 😉 Ich bin zwar nicht (noch nicht) jen­seits der 50, son­dern genau 50, und mit vie­ler der angeb­lich ach so moder­nen Musik kann ich nichts anfan­gen. Aber das Ergeb­nis des Fina­les zeigt doch, dass offen­bar meh­re­re Leu­te so den­ken: die Hälf­te der Top 10 war nicht auf Eng­lisch gesun­gen! Welch eine Wohl­tat! Das fin­de ich beacht­lich und mir gefällt sehr gut, dass man auch in ande­ren Spra­chen noch gewin­nen kann – bin jetzt zu faul, nach­zu­le­sen, aber ich glau­be das ist seit dem Fall der Sprach­vor­schrift erst drei Mal pas­siert (Jama­la zäh­le ich mal nicht mit).

    Oli­vers Ent­set­zen über das däni­sche Aus­schei­den kann ich gut nach­voll­zie­hen. Ja, anfangs wur­de ich mit der Num­mer gar nicht warm, aber sie gehört für mich mitt­ler­wei­le zu der Kate­go­rie “So schlecht, dass es schon wie­der gut ist”, und das dürf­te eben vol­le däni­sche Absicht gewe­sen sein. Mir hat die Num­mer jeden­falls gro­ßen Spaß gemacht, und dar­um soll­te es doch gehen. Spaß an der Sache, mal wie­der die däni­sche Spra­che – ich hät­te es gern in Fina­le gese­hen. Natür­lich wäre es dort bes­ten­falls Mit­tel­feld geworden.

    Naja, Mit­tel­feld, ich habe für Jen­drik ja wenigs­tens auf eine “1” vor der Plat­zie­rung gehofft, z.B. Platz 19. Die vier Null­punk­ter sind wirk­lich ein Ham­mer. Aber selbst wenn man das Wer­tungs­sys­tem ändert und qua­si nach Rang­fol­ge alle Titel bepunk­tet: egal, letz­ter und vor­letz­ter wären trotz­dem die glei­chen gewor­den. Nur fällt ja schon nicht erst die­ses Jahr auf, wie krass die Unter­schie­de zwi­schen Jury und Publi­kums­stim­men sind. Anders als Oli­ver glau­be ich schon, dass man die Jurys als Kor­rek­tiv braucht (man den­ke an den ver­läss­li­chen Dia­spo­ra-12er aus Deutsch­land an die Tür­kei zu rei­nen Tele­vo­ting-Zei­ten), aber fünf Leu­te wie­der­um sind doch arg wenig. Wie vie­le waren das vor 1996, jeweils 11 Mit­glie­der glau­be ich?

    Tja, der NDR, der NDR. Lokal­pa­trio­tis­mus als Nord­deut­schem hilft da nicht wei­ter. Ich den­ke, es ist auch egal, wel­chem ARD-Sen­der man die Auf­ga­be gibt, die ARD als Gan­zes muss aber Druck aus­üben, dass man da auch Leu­te mit Herz­blut ran­setzt. So wie der­zeit geht es wirk­lich nicht wei­ter. Und, so leid es mir tut, die Auf­ga­be einer Frau Wolfs­last ist mir dann wirk­lich nicht klar, wenn sie in einem Inter­view nur gelang­weilt zur Sei­te schaut. Schlimm. Pein­lich. Naja, war für sie wohl eine net­te Dienst­rei­se, so mit­ten in Covid-19-Zeiten…

  • Ja, das muss man der Fair­ness hal­ber natür­lich auch sagen. Der NDR steht da ja auch inner­halb der ARD auf ver­lo­re­nem Pos­ten mit dem ESC, von den ande­ren Sen­de­an­stal­ten will sich da wohl auch kei­ner enga­gie­ren, zumal ange­sichts der Kos­ten und des Risi­kos. Da ist es wie­der, das deut­sche Dilem­ma: unse­re föde­ra­le Struk­tur und unse­re Wer-sich-zuerst-bewegt-hat-ver­lo­ren-Men­ta­li­tät füh­ren halt zu einer kol­lek­ti­ven Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit, wo es immer nur dar­um geht, den Schwar­zen Peter schnell genug wei­ter­zu­rei­chen. Das konn­te man ja gera­de auch beim desas­trö­sen Ver­sa­gen der Regie­rung in der Coro­na-Kri­se beobachten.
    Was den Vor­ent­scheid angeht, wäre ich ja mitt­ler­wei­le für eine öffent­li­che Nach­wuchs-Ver­an­stal­tung wie sei­ner­zeit die Wild­card-Run­de im Edel­fett­werk. Aber als allei­ni­ge Ver­an­stal­tung, ohne eta­blier­te Namen. Nur jun­ge, hung­ri­ge Acts. Aus­wahl allei­ne durch inter­na­tio­na­le Jury ohne eine:n einzige:n Deutsche:n, und das bereits in der Vor­auswahl der Teilnehmer.innen für die End­run­de! Plus anschlie­ßen­des pro­fes­sio­nel­les Sty­ling og Con­sul­ting mit rich­ti­gem Bud­get für d. Sieger:innen.

  • Jetzt mal ganz ehr­lich. Was wäre denn der ESC ohne sein kor­rum­pier­ba­res und blind­na­tio­na­les Punk­te­ge­scha­che­re. Ich sor­ge bei mei­nen ESC-Fei­ern immer für Lacher und gro­ßes Erstau­nen, wenn ich die 12 Punk­te Wer­tung bestimm­ter Län­der rich­tig vor­her­sa­ge. Das ist mir sogar beim ESC 2018 in Bezug auf Deutsch­land gelun­gen (nur Nor­we­gen hat­te ich nicht kom­men sehen). Das die Macht von Olig­ar­chen und von eini­gen Blind agie­ren­den Natio­nen beim Tele­vo­te dann doch begrenzt ist zeigt ja auch das dies­jäh­ri­gen Ergebnis.
    @ Oli­ver: Vor allem dürf­te es Dich sehr mit Genug­tu­ung erfüllt haben, dass letzt­end­lich das Publi­kum ent­schie­den hat und so das Down­vo­ting der Jury dem ita­lie­ni­schen Bei­trag nicht gescha­det hat. Was den däni­schen Bei­trag angeht, muss ich ganz ehr­lich sagen, dass beim ers­ten Anhö­ren und ‑sehen mir der Song auch nicht gefal­len hat, da waren die 80 Punk­te aus dem Tele­vo­te ja schon sen­sa­tio­nell gut und das Ergeb­nis der Jurys wäre auch ohne eine Kirk­o­rov-Betei­li­gung nicht anders ver­lau­fen, wenn selbst die islän­di­sche und fin­ni­sche Jury dem Bei­trag nicht zuge­neigt waren. Das ich mich spä­ter auch von Hype um den Bei­trag habe anste­cken las­sen resul­tier­te zum Teil dar­aus, dass er mich zum einen woh­lig-nost­al­gisch an die ESCs der 80er Jah­re erin­nert hat und weil ich weiß, dass die Dänen nun wahr­schein­lich nie mehr einen Song in Lan­des­spra­che nomi­nie­ren wer­den und den Schwe­den und Nor­we­gern Recht gege­ben wird, dies nu ja auch nie­mals mehr zu versuchen.

  • @alle: Viel­leicht könn­te man sich da ein­fach ein paar Leu­te ein­kau­fen, die sich um den ESC küm­mern. Das erscheint mir sinn­vol­ler, als die­se Rie­sen­koh­le für Simon-Kucher raus­zu­bla­sen. Es kann mir doch nie­mand erzäh­len, dass es in Deutsch­land kei­ne Pro­fis gibt, die für den ESC brennen!

    Und, damit wir nicht end­gül­tig vom The­ma abkom­men: Sugar sucks, Kirk­o­rov auch. Die Gor­dien­ko war im Fina­le bes­ser als im Semi, aber sie hät­te das Fina­le nie­mals von innen sehen dür­fen. Wo ins­be­son­de­re die acht 12-Punk­te-Wer­tun­gen beim Tele­vo­ting her­kom­men, wür­de ich wirk­lich gern wis­sen! Wenn man das mit dem Fina­le ver­gleicht, muss eigent­lich JEDER stut­zig werden.

    Däne­mark hat­te ich nie auf dem Zet­tel, aber der Auf­tritt hat uns hier total mit­ge­ris­sen. War mir schon klar, dass das Ergeb­nis genau so gewe­sen sein muss.

  • So vie­le klu­ge und aus­führ­li­che Kom­men­ta­re (und natür­lich der Arti­kel)! Vie­len Dank, ich bin begeistert! 🙂

    Lei­der kein ESC ohne bedenk­li­che Miss­tö­ne. Kirk­o­rovs Punk­te­ma­schi­ne­rie dank Power­vo­tings in aus­ge­wähl­ten Staa­ten sowie kor­rup­ter (oder eben auch nur befreun­de­ter) Jury­mit­glie­der ist aus­ge­spro­chen scha­de. Per­sön­lich fand ich jetzt aber das däni­sche Lied (trotz auf einer mei­ner Lieb­lings­spra­chen) defi­ni­tiv nicht final­wür­di­ger als die mol­da­wi­sche MILF mit Gefrier­lä­cheln und dem fet­ten Backround.

    Das Ver­hal­ten der HoD Ger­ma­ny wäh­rend der Inter­views des deut­schen Ver­tre­ters unter Alko­hol­ein­fluss ist defi­ni­tiv indis­ku­ta­bel. Dan­ke @Tamara für dei­nen Kommentar.

    Mich haben die­ses Jahr nur weni­ge Bei­trä­ge wirk­lich gefes­selt. Froh bin ich, dass dank deut­li­chem Tele­vo­ting­sieg mit Ita­li­en einer davon gewon­nen hat und somit Bei­trä­ge, die doch sehr auf Jury­punk­te getrimmt waren (Schweiz, Frank­reich, Mal­ta, …) zumin­dest am Ende nicht ganz oben ste­hen konnten.

    Allen eine ange­neh­me, depres­si­ons­freie Post-ESC-Zeit!

  • Däne­mark ist sogar 7. (nicht 8.) im Tele­vo­ting gewor­den, das ist schon wirk­lich bit­ter. Vor allem, wenn man nun befürch­ten muss, dass wie zuvor aus Däne­mark nichts “Kan­ti­ges” mehr zu erwar­ten ist. Sehr, sehr schade.

  • Als Freund der Rus­sen­dis­ko muss ich aber etwas ein­wer­fen: Das Dream Team kann viel­leicht das Tele­vo­te in Mol­dau mani­pu­lie­ren, da lan­gen wahr­schein­lich 2000 Extra-SMS für 12-Punk­te im Tele­vo­te. Aber nicht in Frank­reich, Por­tu­gal oder Tschechien.
    Beim ers­ten mal fand auch fast jeder die Num­mer in der Bubble geil, plötz­lich dann nicht mehr. Den Sin­nes­wan­del hab ich nie ver­stan­den, von den Hupf­doh­len neben Ser­bi­en das Bes­te in die­ser Kate­go­rie des Jahrgangs.

  • Ich war am Sams­tag ein­fach nur froh, wie­der einen ESC erle­ben zu dür­fen. Mir hat zwar Jen­drik und sei­nen Song wirk­lich gut gefal­len. Auch sei­nen Auf­tritt am Sams­tag fand ich gut. Aller­dings hat mich sein schlech­tes Ergeb­nis nicht wirk­lich über­rascht. Schuld an der Mise­re hat nicht er, son­dern der NDR. Sie tun nix, um den ESC in Deutsch­land popu­lä­rer zu machen. Wer zum ESC fährt, wird hin­ter ver­schlos­se­nen Türen ent­schie­den. Null Trans­pa­renz. Angeb­lich weil die Zuschau­er kei­ne guten Songs aus­wäh­len kön­nen. Jetzt hat die Jury auch ins Klo gegrif­fen, und nun? Ich bin dafür das der NDR die Ver­ant­wor­tung abgibt. So kann es nicht weitergehen.

  • @aufrechtgehn: Der “Atomic”-Kommentar bezog sich auf die­sen Text: http://freakytrigger.co.uk/ft/2008/10/blondie-atomic/ . Eigent­lich eine wun­der­ba­re Sei­te, die sich chro­no­lo­gisch durch die eng­li­schen Num­mer-1-Hits arbei­tet, aber bei die­sem spe­zi­el­len Arti­kel stell­te sich mir mit fort­schrei­ten­dem Lesen immer stär­ker die Fra­ge, ob wir das glei­che Lied mei­nen, und das glei­che Gefühl hat­te ich halt auch beim däni­schen Bei­trag die­ses Jahr.

  • @Ospero: ein span­nen­der Text, dan­ke! Wobei ich zuge­ben muss, die Inter­pre­ta­ti­on, dass es sich bei ‘Ato­mic’ um eine nihi­lis­ti­sche Reflek­ti­on auf den Atom­krieg han­delt, sogar nach­voll­zie­hen kann. Ich bin ja nun zu Zei­ten des Kal­ten Krie­ges groß­ge­wor­den, die Aus­lö­schung der kom­plet­ten Mensch­heit durch die Atom­bom­be war damals all­ge­gen­wär­ti­ges The­ma, sie­he dazu auch mei­ne Gedan­ken zum deut­schen Bei­trag 1982. Natür­lich kann das auch kom­plet­ter Bull­shit sein: je knap­per und kryp­ti­scher die Lyrics, um so mehr Raum ist halt auch für völ­lig frei­dre­hen­de Inter­pre­ta­ti­on. Das ist ja auch das Schö­ne an Pop­tex­ten, dass man da hin­ein­le­sen kann, was man will. 🙂

  • @Thomas: Ich fand (und fin­de) ‘Sugar’ in der Stu­dio­fas­sung ja auch lei­der geil – es ist mein Guil­ty Plea­su­re die­ses Jahr­gangs. Den Live-Auf­tritt von Nata­lia im Semi fand ich aber sehr unin­spi­riert und wenig über­zeu­gend, zumal es so offen­sicht­lich 95% Voll­play­back war. Daher hat­te mich das Wei­ter­kom­men halt auch gewun­dert. Und ich ver­mu­te schon, dass in Frank­reich, genau wie bei uns, im Semi haupt­säch­lich Migrant:innen (und Hard­core-Fans) zuschau­en. Jeden­falls sind die Unter­schie­de im Tele­vo­ting schon extrem auffällig.

  • Und um die bei­den The­men zu ver­bin­den fin­de ich die­sen Moment im zwei­ten Halb­fi­na­le immer noch schön:
    https://youtu.be/dVICcSLIHCM?t=5732
    Viel­leicht hat er sich aber vor­her auch nur zu tief mit dem Bril­len­bü­gel in der Nase gekratzt.

  • Ich woll­te eigent­lich auf einen pas­sen­den Arti­kel war­ten, aber jetzt muss es dann doch raus:
    Wie groß­ar­tig ist denn der heu­ri­ge ESC-Sieger?
    Ich kann es lei­der nicht in so gute Wor­te fas­sen wie der Haus­herr, aber ein sol­ches Mär­chen hat der ESC seit dem Sieg von Abba vor 47 Jah­ren nicht mehr erlebt!
    Sie stür­men mit diver­sen Songs die Charts auf der gan­zen Welt, jeder Ihrer Auf­trit­te im letz­ten Monat war ein Ereignis…alle 4 haben abso­lu­tes Star-appeal. Und was ist Dami­a­no noch für ein begna­de­ter Sän­ger und Tex­ter! Bei­de eige­nen Alben bestehen fast nur aus Hits, ich höre sie jeden Tag rauf und runter.
    Neben­bei sind sie noch fan­tas­ti­sche Bot­schaf­ter der LGBTQ+ com­mu­ni­ty (z.B. der Auf­tritt in Polen mit star­kem State­ment am Ende), sie­he Video unten.
    Sor­ry für mein off-topic Gefa­sel, aber hier wird gera­de Geschich­te geschrieben.…

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